Der Marsch auf Kabul,13.11.2001
God Bless Afghanistan
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13.11 .2001 | Fuldaer Zeitung |
Nach dem UN-Plan soll die Nordallianz bei einem Treffen mit anderen afghanischen repräsentativen Gruppen den politischen Prozess diskutieren. Dabei sollen konkrete Schritte für die Bildung eines Rates gemacht werden, der den Übergang zu einer neuen Regierung binnen zwei Jahren erörtern soll. Außerdem soll in dieser Übergangsphase die traditionelle afghanische Volksversammlung «Loya Girga» einberufen werden. Diese soll die neue Regierung Afghanistans dann einsetzen.
Nach der Eroberung der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Nordallianz rief UN-Generalsekretär Kofi Annan zu einer raschen politischen Lösung auf, um ein «politisches und ein Sicherheitsvakuum» zu verhindern. «Dringendes Handeln» in der Nach- Taliban-Zeit sei notwendig, sagte Annan im Sicherheitsrat. Wegen ihrer geographischen und historischen Verbindung zu Afghanistan sollten der Iran und Pakistan eine «besondere Rolle» dabei spielen.
Die deutsche Bundesregierung vertrat bei der Sicherheitsratsdebatte in New York die Position, dass militärische Mittel unumgänglich sind, um «den Herd des Terrorismus» in Afghanistan zu zerstören. In einer vorab verbreiteten Rede von Außenminister Joschka Fischer, die der deutsche UN-Botschafter Dieter Kastrup am Dienstagabend an seiner Stelle im Sicherheitsrat verlesen wollte, hieß es: «Die Menschen in Afghanistan brauchen die Solidarität und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.»
Deutschland unterstrich in dem Redetext das Recht der afghanischen Bevölkerung auf freie Selbstbestimmung und eine Regierung, die ihrer ethnischen Vielfalt entspricht. Fischer appellierte an die Nachbarstaaten, «alte Denkansätze über Bord zu werfen und Bereitschaft zum Kompromiss zu zeigen». Ihnen falle ein großer Anteil der Verantwortung für den Erfolg der Friedensbemühungen zu, hieß es weiter in dem Text.
Auf jeden Fall müsse die von Afghanistan gewählte Lösung von den Vereinten Nationen legitimisiert und voll unterstützt werden. Ihre Aufgabe sei es, klare politische, wirtschaftliche und humanitäre Ziele zu definieren und per Resolution das entsprechende Mandat zu geben.
Als Eckpunkte nannte Deutschland die Unterstützung einer repräsentativen Übergangsregierung und regionaler Einheiten zur Selbstverwaltung, schnelle und umfassende humanitäre Hilfe, einen «Marshall-Plan» für Afghanistan und Beiträge zur Sicherheit und Stabilität, für die auch die Nordallianz Verantwortung trage.
_JC_ CAPTION -->A young Afghan woman shows her face in public for the first time after 5 years of Taliban law in Kabul November 14, 2001. The hard-line Islamic rule of Afghanistan's Taliban unraveled, as world leaders focused on a blueprint to restore peace and stability to a weary nation bloodied by two decades of civil war. (Yannis Behrakis/Reuters) |
P O L I T I K, Focus
Die Schlinge zieht sich zu
P O L I T I K
Was kommt nach den Taliban?
ANTI-TALIBAN-KAMPAGNE
D ie Nordallianz hält offenbar an einem Friedensprozess unter Führung des ehemaligen afghanischen Königs fest. Die Nordallianz habe nicht die Absicht, das Land allein zu regieren, sagte Dschunis Kanoni, ein enger Vertrauter des gestürzten afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Rabbani werde nicht nach Kabul kommen und sich auch nicht zum Präsidenten erklären. Möglicherweise werde aber der Verteidigungsminister der Nordallianz, General Fahim, in die Hauptstadt reisen, um dort „die Sicherheit zu gewährleisten“, sagte Kanoni. „Wir stehen immer noch auf der Seite des Rates der Nationalen Einheit, den wir mit dem ehemaligen König Sahir Schah gebildet haben“, fügte er hinzu. Die Nordallianz wolle eine Regierung, die alle Afghanen akzeptieren könnten.
London fordert schnelle Übergangsregierung
Nach der Einnahme von Kabul durch die oppositionelle Nordallianz forderte London die rasche Bildung einer Übergangsregierung. Die internationale Gemeinschaft müsse der neuen Situation ins Auge sehen und sich weiterhin um die Bildung einer Übergangsregierung bemühen, die die Vielfältigkeit der Bevölkerung berücksichtige, erklärte das Außenministerium am Dienstag.
UN arbeiten an Nachkriegsregierung
Die Vereinten Nationen arbeiten bereits intensiv an einem Verfahren zur Bildung einer neuen Regierung in Afghanistan. Vertreter der unterschiedlichen afghanischen Völker und Parteien sollen sich nach Informationen aus dem US-Außenministerium in den nächsten Tagen zu einer Konferenz einfinden, die möglicherweise in Genf, Wien oder Ankara stattfinden könnte, wie es am Dienstag in Washington hieß.
Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, äußerte sich bereits optimistisch, dass „eine repräsentative Auswahl“ des afghanischen Volkes innerhalb weniger Tage zur Bildung einer Nach-Taliban-Regierung zusammenkommen könnte.
Die USA hatten die Nordallianz des 1996 gestürzten Präsidenten aufgerufen, Kabul nicht zu übernehmen. In der Hauptstadt leben vor allem Paschtunen, während in der Nordallianz Usbeken, Tadschiken und Angehörige anderer Minderheiten dominieren.
13.11.01, 11:30 Uhr
"Blut und Feuer"
Von Frank Patalong
Auf 14 markigen Webseiten legt die US-Regierung seit dem Wochenende ihre Sicht des WTC-Massakers und Afghanistan-Konflikts dar - und vermittelt eine Ahnung davon, wie Politik die neue mediale Massenplattform künftig nutzen wird.
"Das Büro für Internationale Informations-Programme (IIP) ist der wichtigste internationale Dienst für strategische Kommunikation. IIP entwirft, entwickelt und setzt eine Vielzahl von Informations-Initiativen und strategischen Kommunikationsprogrammen um. Diese erreichen ein internationales Schlüsselpublikum wie beispielsweise Medien, Regierungsmitarbeiter, Meinungsführer und die Öffentlichkeit in mehr als 140 Ländern in aller Welt."
"Network"-Film: 48 Megabyte geballtes Briefing in amerikanischen Positionen
So steht das auf der Homepage des IIP zu lesen, einer Unterabteilung des US State Department. Ungewöhnlich ist das nicht. Jede Regierung leistet sich solche Dienste. Vergleichbares gibt es seit Jahrzehnten.
Und auch nicht.
Denn es hat sich etwas verändert in der Medienlandschaft. Traditionell war Politik immer angewiesen auf die mediale Vermittlung ihrer Positionen. Weil (gute) Journalisten sich aber nicht als reine Überbringer von Nachrichten verstehen, saß zwischen Publikum und Politiker stets ein Redakteur als "Filter". Dessen Aufgabe im Umgang mit Nachrichten besteht darin, Ereignisse und Behauptungen in Kontexten darzustellen, die ihre Bedeutung und ihren Wahrheitsgehalt für das Publikum erfassbar machen sollen.
Platt gesagt: Die Presse ist kein Postbote der Politik.
Dafür gibt es jetzt das Web
In dem legendären Cartoon vom chattenden Hund, der 1995 in der "New York Times" erschien, fiel erstmals dieser Satz: "Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist." Will heißen: Ob du groß oder klein, mächtig oder nicht, glaubwürdig oder auf Betrug aus bist. Mit dem Web entstand erstmalig in der Mediengeschichte eine Plattform, die zugleich Kommunikationsmedium mit Rückkanal und Veröffentlichungsmedium ist. Jeder kann "Verleger" sein und vergleichsweise kostengünstig veröffentlichen und Menschen erreichen - und das weltweit.
Für Regierungen und andere politische Akteure bedeutet das, dass sie erstmals in der Mediengeschichte der freien Welt auf dieses gehassliebte, aus ihrer Sicht unzuverlässige Bindeglied zur Öffentlichkeit verzichten können: den Journalisten. Sie können ihre Sicht der Dinge ungefiltert und in aller Ausführlichkeit der Öffentlichkeit präsentieren.
Transparenz oder Desinformation?
Seit dem Wochenende informiert die Bush-Administration die Weltöffentlichkeit über "The Network of Terrorism". Vierzehn Fortlaufseiten hat die Rahmenseite, linear zu lesen. Nur dann fügen sich die Inhalte zu einer Argumentation, deren Schluss nur einer sein kann: Die Bombardierung der Taliban ist eine gerechte Sache.
Wohlgemerkt, der Taliban.
IN INTERNET | ||||||||
SPIEGEL ONLINE ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten. |
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Es folgt eine Aufstellung der Bemühungen Amerikas, um der "humanitären Krise" in Afghanistan Herr zu werden. Zum aktuellen Fünf-Punkte-Plan, lernt man, gehören die folgenden Maßnahmen:
Auch für den Fall, dass noch Zweifel oder offene Fragen bleiben, hat das IIP vorgesorgt: Unter Punkt 13, "Aktuelle Nahrungsmittellieferungen an die Menschen Afghanistans", bekommt man zumindest die Informationen zu humanitären Aktionen noch einmal im Detail serviert.
Das alles ist - mit Verlaub, liebe Verbündete - hochgradig zynisch.
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So verlogen und propagandagefärbt diese Schönmalerei auch wirkt, sie ist nicht völlig unehrlich: Immerhin behauptet das IIP ja gar nicht, informieren zu wollen. Sinn der Behörde ist vielmehr die "strategische Information" - und das impliziert, dass man nur gewillt ist, die Dinge mitzuteilen, die einem genehm sind. "Desinformation" oder "Propaganda" nennt man so etwas nur dann, wenn es der Gegner tut.
Die ganze Botschaft auf den Punkt bringt schließlich das Video zur Website, ein 48 Megabyte großer Quicktime-Film. Der zeigt nicht nur den "Day of Blood and Fire" in eindrucksvollen Bildern, sondern eine ganze Abfolge von Terroranschlägen aus dem islamistischen Lager bis zurück in die frühen Neunziger. Die Dramaturgie: Trümmer, Blut, Opfer, Tote, Rauch. Entschlossene Reaktionen. Solidarität in aller Welt. Der Feind: Identifiziert und präsentiert.
Und damit nicht der falsche Eindruck aufkommt, es ginge hier darum, Amerikaner und Verbündete gegen Muslime aufzubringen, bietet die IIP-Seite passend das begütigende Stück Gegeninformation über "Muslimisches Leben in den USA". Kurze Zusammenfassung: Es herrscht eitel Sonnenschein, Integration pur, Friede, Freude, Eierkuchen.
In Zeiten des Krieges, heißt es, bleibt die Wahrheit auf der Strecke. Im vernetzten Zeitalter muss man diese Aussage wohl erweitern, nicht nur für den Kriegs- und Krisenfall, sondern auf alle öffentliche Kommunikation: Wo im Web die Informationsmittler fehlen, bleibt die Wahrheit auf der Strecke.
Denn die hat immer Facetten, die erschlossen werden müssen. Die IIP-Websites "lügen" nicht, sie verschweigen nur wichtige Aspekte der Realität, weil sie (für sich genommen wahre) Infos vermitteln wollen, und unangenehme Wahrheiten verschweigen. Das ist der politischen Behörde IIP nicht vorzuwerfen: Das haben Presseämter nie anders getan, und das werden auch andere Regierungen der westlichen Welt künftig so tun wollen. Eindrucksvoller als mit dem "Network of Terrorism", dem "Informationsangebot" einer US-Behörde für die Menschen in aller Welt, wurde die Notwendigkeit einer freien, meinungsfreudigen Presse auch im WWW also selten belegt.
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P O L I T I K Vielvölkerstaat Afghanistan
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AL-DSCHASIRA-KORRESPONDENT
"Araber sind nicht mehr sicher"
Kairo - Der Korrespondent des arabischen TV-Senders al- Dschasira, Taysir Aluni, ist nach eigenen Angaben aus der afghanischen Hauptstadt Kabul in die Provinz Paktia geflohen. Die Provinz, aus der die Taliban inzwischen vertrieben worden seien, sei für Zivilisten einigermaßen sicher, berichtete er am Mittwoch.
Bei seiner Flucht aus Kabul hätten junge Männer das Feuer auf ihn eröffnet und ihn ausgeraubt, erklärte er. Er habe seinen Wagen später jedoch zurückerhalten. Araber seien in der afghanischen Hauptstadt ihres Lebens nicht mehr sicher. Zur angeblichen Zerstörung des Büros von al-Dschasira in Kabul durch US-Kampfflugzeuge, erklärte er, "ich und die Kollegen, wir hatten das Büro nur wenige Minuten vor dem Angriff verlassen". Über das Ausmaß der Zerstörung könne er nichts sagen. Er habe am gleichen Tag Warnungen erhalten und deshalb die Stadt verlassen.
Aluni, der während der vergangenen Wochen als einziger Ausländer aus der afghanischen Hauptstadt berichtet hatte, sagte, er sei in der Nacht zum Dienstag unter Lebensgefahr aus Kabul geflohen. "Ich habe in Kabul zerbombte Häuser und tote Kinder gefilmt, aber was ich in den letzten drei Nächten und auf meinem Weg von Kabul hierher gesehen habe, war so schrecklich, dass ich nicht darüber sprechen kann", sagte er.
Fischer kündigt rasche Afghanistan-Hilfe an
Bundesaußenminister Fischer hat groß angelegte Hilfe für Afghanistan in Aussicht gestellt. Nach einem Ende der Taliban-Herrschaft sei eine langfristige Unterstützung für das Land geplant.
Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat Perspektiven für die humanitäre Hilfe in Afghanistan skizziert. Die militärischen Erfolge der Nordallianz seien von zentraler Bedeutung für das Überleben vieler Menschen in dem zentralasiatischen Land, sagte Fischer am Mittwoch vor der Presse in Berlin. Nicht nur die UNO und internationale Hilfsorganisationen, sondern auch die Medien hätten nun Zugang zu den von den Taliban befreiten Gebieten.
Dies heiße allerdings nicht, dass die Auseinandersetzungen bereits zu Ende seien.
Zunächst müsse rasch eine Übergangsregierung in Afghanistan gebildet und humanitäre Hilfe geleistet werden, sagte Fischer. Die Bundesregierung werde rund 96 Millionen Mark humanitäre Hilfe bereit stellen. Die internationale Staatengemeinschaft sei sich einig darüber, dass die UNO bei der politischen Neuordnung und beim Wiederaufbau Afghanistans federführend sein solle. Auch die EU solle dabei aber eine sichtbare Rolle spielen.
Die humanitäre Lage sei bereits vor dem 11. September katastrophal gewesen, betonte Fischer. Nach einem Ende der Herrschaft der Taliban könne auf neuer Grundlage Hilfe geleistet werden. Alles Menschenmögliche solle getan werden, um die Zivilbevölkerung vor Übergriffen zu schützen.
UNABHÄNGIGE SCHÄTZUNG
Afghanistan-Krieg könnte zwölf Milliarden Dollar kosten
Während das Pentagon zu den Kosten des Afghanistan-Krieges schweigt, hat ein unabhängiges Forschungsinstitut eine erste Prognose vorgelegt. Demnach gibt die US-Regierung pro Monat mindestens eine halbe Milliarde für Bomben, Marschflugkörper und Flugstunden aus.
Washington - Möglich ist nach der Schätzung des amerikanischen Zentrums für Kostenschätzung (CSBA) auch, dass die Kriegsführung monatlich eine Milliarde kostet. So lange nicht bekannt sei, wie viele Bomben die US-Kampfjets abwerfen und was am Boden vor sich gehe, lasse sich diese Zahl des Zentrums für Kostenschätzung (CSBA) aber nicht weiter präzisieren.
Der für Haushaltsstudien zuständige CSBA-Direktor Steven Kosiak sagt, auf ein Jahr hochgerechnet könnten sich die Kosten des Krieges auf zwölf Milliarden Dollar belaufen - die Hälfte dessen, was die US-Regierung für medizinische Forschung ausgibt.
Zum Vergleich: Für den Kosovo-Krieg gab die USA rund drei Milliarden, für den Golfkrieg etwa 61 Milliarden Dollar aus. Bei letzterem erstatteten die Alliierten aber den überwiegenden Teil der Kosten, und manche Kalkulationen kamen sogar zu dem Ergebnis, dass die USA im Golfkrieg noch Profit gemacht hatten.
Relativ präsize beziffern lässt sich indes, wie teuer der einmalige Einsatz bestimmter Militärtechnologie ist. Eine Flugstunde mit dem FA-18-Kampfbomber der Marine wird mit rund 5000 Dollar veranschlagt. Eine der häufig verwendeten JDAM-Bomben kostet 25.600 Dollar, ein "Tomahawk"-Marschflugkörper zwischen 600.000 und einer Million Dollar.
Allein in der ersten Angriffswelle wurden nach Angaben aus US-Regierungskreisen 50 Cruise Missiles vom Typ "Tomahawk" abgeschossen, darunter einige britische Marschflugkörper. Der "Pave Low"-Hubschrauber, der bei schlechtem Wetter in Afghanistan abstürzte, hatte einen Wert von 40 Millionen Dollar, der in Pakistan abgestürzte Hubschrauber vom Typ "Black Hawk" kostete elf Millionen Dollar.
Das Pentagon hat bisher offiziell erklärt, es werde einige Zeit dauern, die Kosten des Afghanistan-Krieges zu benennen. "Das Verteidigungsministerium wird die Zahlen sammeln, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir sie noch nicht", sagte Pentagon-Sprecherin Susan Hansen.
KOMMENTAR
Der unkontrollierbare Alliierte
Von Matthias Gebauer
Für ihren Kampf gegen den Terror stellten sich die USA mit Bomben und Waffen an die Seite der afghanischen Nordallianz. Meldungen über Mord und Totschlag der aufgerüsteten Krieger zeigen, dass sie längst nach eigenen Interessen agieren und unkontrollierbar sind. Doch das ist keine Überraschung.
Die US-Militärs haben ihren Dienst getan. Mit Bombenteppichen und Spezialkräften erreichte die Weltmacht, was die Nordallianz allein jahrelang erfolglos versuchte: Mit atemberaubender Geschwindigkeit überrollen die Kämpfer in diesen Stunden Afghanistan. Panzer fahren durch die Straßen Kabuls, die Taliban flüchteten bei Nacht und Nebel. Die Nordallianz nimmt das als uneinnehmbar geltende Afghanistan im Sturm. Schon in kurzer Zeit wollen sie auch die Taliban-Hochburg Kandahar stürmen.
Eigentlich müsste also alles in bester Ordnung sein. Doch schon vor dem Sturm auf Kabul ließen George Bush und seine Generäle zum ersten Mal in den mittlerweile sechs Kriegswochen Zweifel erkennen. Die Nordallianz solle vor der Einnahme Kabuls doch noch warten, hieß es bei Pentagon-Pressekonferenzen. Und auch der sonst uneingeschränkt solidarische deutsche Außenminister Joschka Fischer mahnte schon vor der Einnahme Kabuls vor einer vorschnellen Machtübernahme durch die Nordallianz. Die zukünftige Regierung Afghanistans müsse multiethnisch sein, mahnte Fischer.
Die Zweifel waren berechtigt. Kaum sind Masar-i-Scharif und Kabul eingenommen, zeigt sich, wie die Kämpfer der Nordallianz ihren Sieg feiern. Taliban-Anhänger werden massakriert, die Horden der ausgehungerten Kämpfer ziehen plündernd durch die Straßen. Die enthemmte Soldateska rasiert Männern die Bärte ab und fesselt sie auf der Straße für die Schaulustigen. Überraschen tut das nicht. Denn dass der ohnehin als skrupelloser Schlächter bekannte General Dostam in Masar-i-Scharif noch einige Rechungen offen hatte, war bekannt. Aus seinen vorher als friedliebend, schlecht ausgerüstet dargestellten Freiheitskämpfern wurden so in wenigen Tagen echte Kriegsherren und brutale Sieger.
In Afghanistan gilt die Regel eines jeden Krieges: Ein Verbündeter ist so lange ein Freund, wie er Vorteile mitbringt. Nach dem nahen Sieg über die Taliban haben die USA der Nordallianz da nicht mehr all zu viel anzubieten. Waffen haben die Kämpfer mittlerweile genug und Macht obendrein. Und warum sollten die Krieger nach jahrelangem, zehrenden Kampf jetzt plötzlich wieder auf einen anderen hören? Noch dazu, wenn es ein Ungläubiger aus dem fernen Westen ist? Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges haben die diversen Kommandeure nun erst mal ihre Hierarchie zu ordnen. Einmischung von außen stört da nur.
Doch nicht nur wegen der erschreckenden Bilder von den Lynchmorden stellt sich die Frage, was eigentlich hat der Krieg für die USA und ihre Alliierten bisher gebracht? Die Nordallianz-Truppen haben die Hauptstadt Kabul eingenommen, eine zerstörte Stadt. Bald werden sie auch Kandahar stürmen, die Hochburg der Taliban. Doch die Gotteskrieger sind noch lange nicht besiegt, sie haben sich längst in die Berge zurückgezogen und bereiten in aller Ruhe den Guerilla-Kampf vor. Für den Kampf gegen einen übermächtigen Feind haben sie im Krieg gegen die Sowjets reichlich Erfahrung gesammelt: Kleine Angriffe, Hinterhalte und Bombenattacken werden ihre Mittel bleiben - zur Not über Jahre und Jahrzehnte.
Und auch von ihrem Hauptziel ist die internationale Koalition gegen den Terror weit entfernt. Denn von dem vermeintlichen Terror-Drahtzieher Osama Bin Laden fehlt weiterhin jede Spur. Und die wird man weder in Kabul noch in Kandahar finden, auch wenn jeder Stein umgedreht wird. Ohne einen Überläufer aus den Taliban-Reihen wird das auch so bleiben. Solange Bin Laden noch eine Hand voll Kämpfer hat, wird ihn auch eine noch so übermächtige Nordallianz nicht finden oder besiegen, und auch die High-Tech-gestützten Amerikaner werden sich schwer tun.
Aus diesem Grund kann Bin Laden die Lage absolut gelassen sehen. Die Amerikaner sollen die Städte ruhig einnehmen, ließ er noch kürzlich über einen pakistanischen Reporter mitteilen. Der Heilige Krieg gehe trotzdem weiter, stellte der meistgesuchte Mann der Welt trocken fest. Der Sturm der Nordallianz ändere daran nichts. Am liebsten, so ließ er durchblicken, würde er die US-Truppen bald in Afghanistan einmarschieren sehen. In alter Manier, so seine Vorstellung, könne er sie dann auseinander nehmen, wie er es beim Krieg gegen die Sowjets gelernt hat.
Ob es so kommt, vermag niemand zu sagen. Doch ohne eigene Truppen am Boden werden die Amerikaner ihren Hauptfeind kaum finden. Und ohne Kräfte von außen werden sie die außer Kontrolle geratenen Nordallianz-Kämpfer nicht wieder auf Kurs bringen, um ein stabiles Afghanistan zu schaffen. Die Lage ist vertrackt, aber genau davor hatten alle Kenner der Region von vornherein gewarnt.
Jetzt hilft offenbar nur noch eins: Die Uno muss mit Blauhelmen nach Kabul, um die Hauptstadt zu sichern und die alten Rivalitäten im multiethnischen Afghanistan im Zaum zu halten. Und schleunigst muss eine Übergangsregierung gebildet werden, damit die Kämpfer der Nordallianz nicht auch die politische Macht übernehmen wie schon Anfang der neunziger Jahre. Beides muss jetzt sehr schnell gehen. Dass es ohne dies nicht gehen werde, war hingegen schon lange klar.
It was just before dawn that the wild dash for Kabul developed, with thousands of Northern Alliance soldiers intent on capturing the capital.
It seemed to take no time at all to cover the 20 kilometres (12 miles) or so to Kabul.
But as we drew nearer to the city we could see the grim evidence of battle. The roads were littered with the bodies of former supporters of the Northern Alliance who had switched sides and joined the Taleban - no mercy for them.
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The presence of our camera probably saved his life - the man himself was paralysed with terror.
Then came the critical moment. Would the Northern Alliance simply race on and pour into Kabul itself - even though they had undertaken not to?
The commander in charge was determined not to let it happen - he ordered the armoured vehicles to block the way and the great advance was stopped in its tracks.
The journey into Kabul
Kabul lay temptingly close below us now.
The small BBC team decided to head on into the city, on our own, and on foot - so no-one would think we were soldiers.
We ploughed on - radio side-by-side with television.
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As we walked into Kabul city we found no problems around us, only people that were friendly and, I am afraid, chanting "kill the Taleban" - although as we understand it there are not going to be that many Taleban around.
It felt extraordinarily exhilarating - to be liberating a city which had suffered so much under a cruel and stifling regime.
It was 0753 local time (0323 GMT) and Kabul was a free city, after five years of perhaps the most extreme religious system anywhere on earth.
Revenge
Under the Taleban, girls could not be educated, men could be whipped for shaving, all music was banned, it was forbidden to play chess, to sing, to possess a picture of any living creature.
No wonder they were happy - this is the end of the Taleban in Afghanistan.
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But there was an ugly price to be paid for so much repression. In the streets, in the ditches, lay the bodies of foreign volunteers for the Taleban, especially Arabs and Pakistanis.
The foreigners were particularly loathed and so they were killed - lynched and shot.
In the surroundings of the Intercontinental Hotel in Kabul we caught sight of a group of Arab and Pakistani Taleban trying to escape the vengeance of the people of Kabul.
But a group of soldiers with guns were already hunting them down, as another arrived bringing grenades to flush them out.
Brutal treatment
They were surrounded and became trapped inside a building.
Some local people had caught another one of the Taleban - an Arab - who was forced to call out to the others who were hiding, to make them come out and surrender.
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Eventually it worked and the Taleban soldiers were brought out of the building as prisoners - one was a Pakistani, the other an Arab.
The Arab got particularly brutal treatment from his captors - being beaten with rifles and punched.
They were placed in a jeep where they joined other Taleban prisoners - one an Arab, the others Afghans.
Tuesday, 13 November, 2001, 06:05 GMT
It took the Taleban nearly four years to capture much of northern Afghanistan and the capital Kabul - between 1994 and 1998.
It has taken just a few days for the Islamist militia to abandon its hard-fought gains.
There are a number of reasons for this.
First and foremost, of course, is the relentless pounding of Taleban positions by American bombers and Cruise missiles. This, in a sense, is a mirror image of the Pakistani support the Taleban received during their conquest of Kabul and the north in the 1990s.
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But funding, logistics and irregular military support proved crucial for the Islamic students' militia to take territory outside of its ethnic heartland in Kandahar.
With that support from Islamabad withdrawn after the 11 September attacks, the Taleban became vulnerable to Northern Alliance forces they had once repulsed with ease.
Then there is the ethnic factor.
In general, especially in the bitter, warlord-ridden days of the mid-1990s, Pashtun Afghans welcomed the Taleban advance.
Even if they did not share the group's austere and rigid version of Islam, Pashtuns were pleased with the peace and security that accompanied the Taleban.
The group disarmed and often punished local warlords who had plagued Afghans for years.
Restrictions on women
The restrictions on women and other strictures in the name of Islam were not particularly different from tribal and village practice in many of these places.
Only the urban population had ever allowed women a role in public life.
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The Taleban did not consider Kabul a particularly important place. All important decisions were made in Kandahar, the militia's southern stronghold, by Mullah Omar Akhund, the group's reclusive leader.
In fact, Taleban officials sent to be government ministers in Kabul were often seen as slightly suspect, too urban or cosmopolitan, and were often reshuffled or sent back to the provinces.
The machinery of government - ministries, buildings, civil servants - were in the capital, the power lay in Kandahar.
Taleban grip weakens
In the end, the Taleban did what every other group to rule Afghanistan has done - concentrated on a power base and cobbled together support in other areas by using money, military might, terror, and in some cases, improvements in government and development activities - at least, relative to the past. It is not a formula for stable government.
Thus, when the Americans bombed and the Northern Alliance advanced - flush with new weapons and presumably cash from Russia, India, Iran and other allies - the Taleban collapsed.
First Mazar-e-Sharif, a largely Uzbek and Tajik city that was never comfortable with Taleban rule, then other towns like Pul-e-Khumri, Taloqan, Maimana, Dast-e-Qila and Herat.
None of these places were taken by Taleban forces without immense logistical support from Pakistan and funds from Saudi Arabia. Neither of those countries support them anymore.
The question now, and the real fear of neighbouring countries, donor nations, the United Nations and Afghan civilians - is whether the Northern Alliance will be magnanimous in victory or triumphalist and vengeful.
Threat of more chaos
Looting is already being reported. The question is how long it goes on.
Alliance soldiers have fought with minimal resources for years and can hardly be expected to ignore the temptations of a well-stocked bazaar in what was once an enemy-held city.
So far - as American bombs rained down - the political side of the Afghan equation has made little progress.
Attempts to put former King Zahir Shah at the centre of things failed, and attempts to set up a Pashtun alternative to the Taleban are still at an early stage.
Now the advance of the Northern Alliance has added a huge sense of urgency to this process. The coming days will be crucial if Afghanistan is not to sink into another round of warlord-driven civil war.
Or worse - the de facto division of a proud and ancient land into mutually hostile ethnic enclaves.
Tuesday, 13 November, 2001, 17:20 GMT
The Northern Alliance has announced that women in Afghanistan can now go back to work, and girls can go to school - activities that were banned by the Taleban.
A statement issued in Kabul said all Afghan women had the right to pursue education and work in accordance with Islamic teaching and Afghanistan's honourable traditions.
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The treatment of women was one of the issues for which the Taleban became most notorious.
The Northern Alliance, on the other hand, has made much of its record on women's rights. But has this just been anti-Taleban propaganda?
Living in fear
The Taleban always treated Kabul - a relatively sophisticated city - with great harshness. The religious police were particularly strict in the way they enforced their punishments.
For a woman failing to wear the all-encompassing cloak, the burqa, correctly, the penalty was a public flogging.
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But, unlike in Taleban areas, women say it is tradition - not government pressure - that has made them cover themselves from head to foot.
Limited opportunities
At least, though, under Northern Alliance control, women have been able to work, even if the jobs they have been able to choose from are limited - teaching, for example, or working as a midwife.
Under the Taleban, by contrast, women have been largely confined to their homes, squeezed out of every aspect of public life.
Already, people in the northern city of Mazaar-e-Sharif have been celebrating what they hope, with the arrival of the Northern Alliance, will be the re-opening of girls' schools, for the first time in three years.
It may be that most girls leave school in their early teens to get married. But at least, they say, more liberal families will have the choice to keep their older girls on in education. A fortunate few may even go onto university.
USA drücken bei Regierungsbildung in Afghanistan aufs Tempo
Washington (dpa) - Mit einem weinenden und einem lachenden Auge reagieren die USA auf den Vormarsch der Nordallianz nach Kabul. In die Freude über die militärischen Erfolge der Verbündeten mischt sich die Sorge, dass sie das politische Ziel einer großen Koalition aus den bedeutendsten afghanischen Volksgruppen gefährden könnten. Unter Hochdruck laufen daher Konsultationen und Beratungen über die baldige Bildung einer Interimsregierung.
Die USA, Russland sowie die sechs Anrainerstaaten China, Iran, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan sind sich einig im Wunsch nach einer multi-ethnischen, politisch ausgewogenen und frei gewählten Regierung auf breiter Basis. US-Außenminister Colin Powell gab die Losung «Tempo, Tempo, Tempo» aus, um dies zu erreichen. Sein Sonderbotschafter James Dobbins wurde nach Rom in Marsch gesetzt, um mit dem früheren afghanischen König Sahir Schah zu sprechen.
Die Aufmerksamkeit richtet sich gleichzeitig auf die «zweite Front» des Krieges im Süden des Landes - dort, wo die Anhängerschaft der Taliban am stärksten ist. Diese Region gilt für die Planer im Verteidigungsministerium und im Weißen Haus als das eigentlich entscheidende Schlachtfeld. Die wahre Taliban-Hauptstadt sei Kandahar, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.
Im Süden hatte die Anti-Terror-Allianz mit dem Versuch, die Gegner der fundamentalistischen Herrscher zu mobilisieren, bisher keine erkennbaren Erfolge. Der charismatische Oppositionsführer Abdul Hak geriet in einen Hinterhalt und wurde hingerichtet. Ein anderer Anführer, Hamid Kasai, konnte dem Zugriff mit US-Hilfe gerade noch entkommen.
Der Geheimdienst CIA, der die Operation im Süden leitet, sieht Medienberichten zufolge trotzdem Fortschritte. Sie seien nicht so offensichtlich wie im Norden, doch es gebe Anzeichen einer Zusammenarbeit. Die Nordallianz weiter nach Süden vorrücken zu lassen, liegt nicht im Interesse der USA und vor allem nicht ihres Verbündeten Pakistan. Manche Experten meinen schon, früher oder später würden die USA im Süden eigene Bodentruppen einsetzen müssen.
Washington hofft nun vor allem, dass die Nordalliierten nicht in großem Stil in Kabul einmarschieren und damit eine gemeinsame politische Lösung torpedieren. Vor allem der pakistanischen Führung, aber nicht nur ihr, ist die Nordallianz höchst suspekt. Menschenrechtler werfen ihr vor, während ihrer Herrschaft bis 1996 in Kabul zahllose Grausamkeiten begangen zu haben. Die Nordallianz wird von Vertretern der tadschikischen und usbekischen Minderheiten beherrscht. Die 27 Millionen Afghanen bestehen zu 50 bis 60 Prozent aus Angehörigen der Paschtunen-Volksgruppe, aus der auch die Taliban hervorgegangen sind.
Die Erfolge im Norden haben die USA indes in einem wichtigen Punkt vorangebracht. Sie werden die Versorgung der Not leidenden Zivilbevölkerung beträchtlich erleichtern. Die Lieferungen können statt aus der Luft künftig auf dem Land- und Wasserweg erfolgen. Washington hält diesen Teil des Feldzuges für sehr wichtig, um die Lage zu festigen und Vertrauen in die neuen Machtverhältnisse zu schaffen.
Sie feierten sich mit Exekutionen |
13.11 .2001 | Spiegel |
Gelynchte Taliban auf der Straße zwischen Karabach und Kabul |
David Rohde, der Reporter der New York Times in Afghanistan, begleitete Soldaten der Nordallianz beim Marsch auf Kabul. Dabei wurde er Zeuge mehrerer Lynchmorde. SPIEGEL ONLINE dokumentiert Ausschnitte seiner Reportage im Wortlaut.
Qala-i-Nasro, Afghanistan, 12. November - Nahe eines verlassenen Taliban-Bunkers zogen Soldaten der Nordallianz heute einen verwundeten Taliban-Soldaten aus einem Graben. Als der verängstigte Mann um Gnade bat, zerrten ihn die Soldaten der Allianz zu Boden.
Sie durchsuchten ihn und leerten seine Taschen. Dann feuerte ein Soldat zwei Schüsse aus seinem Gewehr in den Brustkorb des Mannes. Ein zweiter Soldat schlug den leblosen Körper mit dem Griff seines Gewehrs. Ein dritter zertrümmerte den Kopf des Mannes mit einer Raketen getriebenen Granate.
Der Mord geschah Minuten, nachdem die Soldaten der Nordallianz, die auf dem Weg nach Kabul waren, tief in Taliban-Gebiet vorgedrungen waren. Sie wollten sich mit Exekutionen feiern
Erst leeren die Soldaten der Nordallianz den wehrlosen Taliban die Taschen, dann erschießen sie sie |
.Neun Meter entfernt lag der Körper eines jungen Mannes, von dem die Nordallianz-Soldaten sagten, er sei Pakistaner. Er lag auf der Seite, die Arme von sich gestreckt. An der Seite seines Kopfes war das Loch einer Kugel.
180 Meter entfernt durchsuchten jene Soldaten, die vorher den alten Mann
erschossen hatten, den Besitz eines regungslosen Taliban-Soldaten. Nachdem sie seine Taschen geleert hatten, feuerte ein Soldat einen Schuss aus seinem Gewehr in den Mann. Die Soldaten zogen schnell weiter, zeigten keine Gefühle. Ein paar Minuten später, legte einer eine ungebrauchte Mörsergranate um den Hals des Mannes.
[...] Dem Kommandeur von 300 Soldaten der Spezial-Einheit Zarbati, Hauptmann Habib, der an dem Sturm (auf Kabul, die Red.) teilnahm, schienen die Berichte von den Tötungen gleichgültig zu sein. "Die Soldaten müssen sehr verärgert gewesen sein", sagte er und zuckte mit den Achseln.
Afghanischer Ex-König kritisierte Einmarsch in Kabul |
13.11 .2001 | Freies Wort |
«Wir wollten, dass die Stadt zunächst entmilitarisiert wird.» Außerdem hätte man sich zuvor politisch auf eine Übergangslösung verständigen sollen. Mit Blick auf Berichte über Plünderungen und Gewalt äußerte sich der Sprecher Abdul Sattar Sirat besorgt über die Sicherheitslage in Kabul.
Zugleich wurde die Einberufung der «Loja Dschergeh», der Großen Ratsversammlung aller afghanischen Stammesführer, gefordert. Ex- General Abdul Wali, ein Verwandter des seit 1973 im römischen Exil lebenden Ex-Königs Sahir Schah, meinte, die Versammlung müsse möglichst bald in Afghanistan selbst zusammentreten.
«Die Loya Girga ist das einzige politische Organ, das unserem Land einen Ausweg aus dem Chaos und der Unsicherheit bieten kann», sagte der 76-jährige Wali der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Die Befreiung der Hauptstadt lasse Hoffnung für die Zukunft des Landes aufkommen.
Der Ex-König stand in den vergangenen Wochen wiederholt im Mittelpunkt diplomatischer Bemühungen für die Bildung einer neuen afghanischen Regierung nach dem Sturz der Taliban. Im Großen Rat sollte nach den Plänen Sahir Schahs auch Platz für «moderate» und übergelaufene Taliban sein. Ein Vermittlungsversuch durch Oppositionsführer Abdul Hak war Ende Oktober gescheitert. Hak wurde von den Taliban festgenommen und als Verräter hingerichtet.
US-Elitesoldaten in Bagram nahe afghanischer Hauptstadt Kabul |
13.11 .2001 | Quelle Reuters |
Bagram (Reuters) - Auf dem Militärflughafen Bagram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Dienstag mit dem Hubschrauber Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheiten angekommen. Von den sechs Elitesoldaten flogen vier wieder ab und ließen ihre beiden Kameraden und Ausrüstung zurück. Die Amerikaner waren in zivil, trugen aber Sturmgewehre des Typs M-16.
Die Nordallianz hatte am Dienstmorgen von Bagram aus Kabul eingenommen, nachdem die USA die Truppen der Taliban-Regierung dort und im Norden mit Luftangriffen zermürbt hatte. Es wird angenommen, dass amerikanische Spezialeinheiten die Offensive der Allianz koordiniert haben, die am Freitag im Norden begann. Die Allianz entstand aus der Koalitionsregierung, die die Taliban 1996 aus Kabul vertrieben, die aber stets von der UNO als rechtmäßige Vertreterin Afghanistans betrachtet wurde.
Taliban-Führer Mullah Omar angeblich geflohen |
13.11 .2001 | Südeutsche Zeitung |
Mullah Mohammed Omar, der Führer der Taliban, hat sich nach Erkenntnissen der afghanischen Exil-Führung nach Pakistan abgesetzt.
Das berichtete ein Diplomat der afghanischen Botschaft in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe, wie die russische Agentur RIA-Nowosti meldete.
Mullah Omar halte sich inzwischen an einem nicht näher genannten Ort auf pakistanischem Gebiet versteckt. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht.
Pakistan gegen Regierung der Nordallianz
Pakistan hat die UN aufordert, bei der Regierungsbildung in Afghanistan zu vermitteln. Pakistan hat nach dem Einmarsch der Nordallianz in Kabul gefordert, aus der afghanischen Hauptstadt eine entmilitarisierte Zone zu machen und unter internationale Überwachung zu stellen.
Eine Gruppe allein könne dem Nachbarland keinen Frieden bringen und seinen Bestand garantieren, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad. Deshalb werde eine Regierung auf breiter Grundlage gebraucht, die von den UN vermittelt werden müsse.
Der Einmarsch der Nordallianz nach Kabul stößt international auf Missbilligung, weil die Nordallianz nur Minderheiten repräsentiert und nicht die Paschtunen, die etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Diese waren das Rückgrat der Taliban- Regierung, die von der Nordallianz aus Kabul verjagt wurde.
Nordallianz übernimmt Kontrolle in Kabul
Die Truppen der Taliban hatten die afghanische Hauptstadt Kabul in der Nacht preisgegeben und sich nach Kandahar zurückgezogen.
US-Präsident George W. Bush hatte davor gewarnt, in die Hauptstadt einzumarschieren. Die überwiegend von Tadschiken und Usbeken gebildete Nordallianz stößt bei einem Großteil der Bevölkerung der Paschtunen in Kabul auf Ablehnung.
Taliban sammeln sich in Kandahar
Nach Einbruch der Dunkelheit waren am Montagabend Panzer, Truppentransporter und andere Fahrzeuge der Taliban beim Verlassen Kabuls gesehen worden. Sie seien in Richtung der Taliban-Hochburg Kandahar gefahren, berichteten Augenzeugen.
Chaos steht möglicherweise bevor
Über die Reaktion der Stadtbevölkerung von Kabul gibt es widersprüchliche Angaben. Westliche Nachrichtenagenturen berichten von vereinzeltem Jubel und verbreiteter Zurückhaltung.
Nach Angaben des Fernsehsenders Al-Dschasira hätten Flüchtlinge aus Kabul von verbreiteten Plünderungen durch Kämpfer der Nordallianz gesprochen. Allerdings könne es auch sein, dass Einwohner mit den Gewalttaten Rechnungen untereinander begleichen wollten.
Taliban geben Kabul auf |
13.11 .2001 | Spiegel |
Die afghanische Nordallianz kann weitere Erfolge vermelden. Einzelne Kämpfer der Allianz sollen in der Nacht bereits in Kabul eingerückt sein. Die Taliban-Milizen befinden sich auf dem Rückzug.
Nordallianz-Kämpfer/ Flagge CENTER/KLEIN |
Islamabad/Washington - In der Nacht hatten die Taliban Augenzeugenberichten zufolge die afghanische Hauptstadt geräumt. Nach Einbruch der Dunkelheit waren am Montagabend Panzer, Truppentransporter und andere Fahrzeuge der Taliban beim Verlassen Kabuls gesehen worden. Sie seien in Richtung der Taliban-Hochburg Kandahar gefahren, berichteten Beobachter. Ein Reuters-Korrespondent sagte, die Büros der Taliban seien verlassen und zum Teil geplündert worden. Anwohner berichteten, aus den Gefängnissen der Stadt seien Häftlinge ausgebrochen.
"Nieder mit den Taliban
. "Wir haben Kabul eingenommen", rief ein Kämpfer der Nordallianz Medienberichten zufolge triumphierend auf einer Straße im Stadtzentrum. Die Nordallianz soll nach eigenen Angaben die wichtigsten Regierungsgebäude besetzt haben. Dies konnte zunächst nicht bestätigt werden.
Die Fahrzeuge der Nordallianz waren mit Fotos ihres vor zwei Monaten bei einem Selbstmordanschlag getöteten Anführers, Ahmad Schah Masud, geschmückt. Die Taliban würden in Richtung Westen getrieben, sagte ein anderer Kämpfer. "Nieder mit den Taliban" und "Willkommen Nordallianz", riefen einige Einwohner. Vereinzelt waren Schüsse zu hören.
Bereits am Montag hatte die Nordallianz die Frontlinien der Taliban vor Kabul durchbrochen. Unterstützt wurde sie durch Artilleriefeuer und Luftangriffe der USA.
"Alles im Fluss
Von der Regierung in Washington gab es zunächst keine Reaktion. Ein hoher Beamter des Weißen Hauses wurde im Fernsehen lediglich mit den Worten zitiert: "Alles ist im Fluss." Die USA hatten die Allianz aufgefordert, nicht in Kabul einzurücken, bevor eine Übergangsregierung eingesetzt ist, die alle Volksgruppen repräsentiert.
In der Nordallianz ist das Mehrheitsvolk der Paschtunen kaum vertreten. Als die heute in der Allianz vereinigten Gruppen Anfang der neunziger Jahre im Land regierten, gingen sie brutal gegen die Paschtunen vor. Die überwiegend von Tadschiken und Usbeken gebildete Nordallianz stößt daher bei einem Großteil der Bevölkerung der Paschtunen in Kabul auf Ablehnung.
Fischer fordert "offene Stadt"
Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte am Montagabend am Rande der Uno-Generaldebatte in New York mit Generalsekretär Kofi Annan über die Lage in der afghanischen Hauptstadt. Annan wolle versuchen, mit den verschiedenen Bevölkerungsgruppen einen Konsens über Kabul herzustellen, verlautete aus Delegationskreisen. Annan und Fischer hätten betont, dass Kabul eine "offene Stadt" bleiben müsse, hieß es. Die Sicherheit und die Versorgung der Bewohner müssten gewährleistet sein.
Nordallianz vertreibt Taliban aus Kabul |
13.11 .2001 | Welt |
Oppositionelle Truppen auf dem Vormarsch nach Kabul |
Offenbar erste Plünderungen
Nach dem Einmarsch der Nordallianz hielt sich der Großteil der Oppositionstruppen weiterhin außerhalb der afghanischen Hauptstadt auf. Der erste Vormarsch in die Stadt habe dazu gedient, den letzten Widerstand der Taliban zu brechen und Plünderungen zu verhindern, sagte Nordallianz-Kommandeur Gul Haider. Bislang hätten seine Kämpfer nicht die Erlaubnis, in die Hauptstadt einzurücken. Ein Reporter der britischen BBC berichtete jedoch, es sei zu ersten Plünderungen gekommen.
USA haben keine Kontrolle über die Nordallianz
Die USA hatten sich entschieden gegen eine Besetzung Kabuls durch die Nordallianz ausgesprochen, um die politische Zukunft Afghanistans nicht zu gefährden. Die US-Regierung wollte noch keine eindeutige Stellung zu dem militärischen Erfolg der Nordallianz nehmen.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, US-Armee und Nordallianz koordinierten ihre Aktionen nicht so eng wie es scheine. Zuvor hatte ein Pentagon-Sprecher eingeräumt, die USA hätten „keinerlei Kontrolle“ über die Nordallianz. Die bewaffnete Opposition hatte in den vergangenen Tagen unter dem Schutz von US-Luftangriffen weit reichende Geländegewinne im Norden des Landes erzielt.
UN-Generalsekretär Kofi forderte rasche politische Gespräche zur Einrichtung einer Taliban-Nachfolgeregierung, um mit den raschen militärischen Entwicklungen Schritt zu halten. Die pakistanische Regierung rief dazu auf, „ein Blutbad“ in Kabul zu verhindern. Pakistan lehnt die alleinige Kontrolle Kabuls durch die Nordallianz strikt ab.
Sind die Taliban am Ende?
Rückzug der Taliban aus Kabul
Die Nord-Allianz hat die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen, nachdem die Taliban zuvor kampflos abgezogen waren. Dabei haben diese, wie es scheint, alle ihre Waffen mitgenommen. Auch andere Städte im paschtunischen Süden und Osten sollen gefallen sein. Bei ihrem Vormarsch im Norden des Landes waren die Taliban-Gegner an vielen Orten ebenfalls auf wenig Gegenwehr gestossen. Zwar gibt es dort noch Widerstandsnester. Dennoch scheint es, dass die Taliban auch im Norden zahlreiche Städte kampflos geräumt haben.
Ist das das Ende der Herrschaft der Taliban? Oder handelt es sich um einen taktischen Rückzug mit dem Ziel, die Truppen neu zu gruppieren und später von den Bergen aus, in denen sich in den achtziger Jahren auch die Mujahedin vor den sowjetischen Truppen versteckt hatten, einen zermürbenden Guerillakrieg zu beginnen? Der Verlust der Schlüsselpositionen bedeutet noch lange nicht, dass die Taliban und die Mujahedin aus arabischen Ländern, die sie unterstützen, endgültig geschlagen sind. Ungewiss ist auch, ob die Nord-Allianz, die nach den Geländegewinnen der letzten Tage ihre Kräfte verzettelt hat, die eroberten Gebiete auf Dauer überhaupt halten kann.
Es stellt sich zudem die Frage, ob die Kriegsherren und Stammesfürsten aus dem Norden aus ihren früheren Fehlern gelernt haben und nicht erneut - wie das nach dem Ende der sowjetischen Besetzung der Fall gewesen war - im Kampf um Macht und Territorien übereinander herfallen. Das gäbe den Taliban eine neue Chance. Entscheidend ist auch, was die Paschtunen angesichts des raschen Zerfalls der politischen Macht der Taliban zu tun gedenken. Die Paschtunen - die grösste Volksgruppe in Afghanistan - haben seit je in Kabul eine dominierende politische Rolle gespielt.
Es gibt Anzeichen dafür, dass paschtunische Stammesfürsten im Süden und Osten bereit sind, sich von den Koranschülern abzuwenden und zu den Siegern überzulaufen. Die Taliban, die in ihrem Herrschaftsbereich kaum staatliche Institutionen geschaffen haben, hatten sich bei ihrem Siegeszug durch Afghanistan Mitte der neunziger Jahre die Loyalität vieler lokaler Stammesführer erkaufen müssen. Die ersten Reaktionen der Bewohner von Kabul zeigen, dass die Menschen genug haben von der Willkürherrschaft der Taliban mit ihrer puritanisch- repressiven Auslegung des Korans und vom täglichen Terror der Religionswächter.
Eine der wichtigsten Aufgaben besteht nun darin, die Nord-Allianz dazu zu bringen, die Macht mit den Paschtunen zu teilen. Ohne deren Einbindung in eine Nachkriegsordnung gibt es keine politische Stabilität in Afghanistan. Die Zeit drängt. Zwar haben Vertreter der Nord-Allianz bereits erklärt, ihre Truppen seien nicht in Kabul einmarschiert, um die Macht zu übernehmen. Sie wollten vielmehr die Voraussetzungen für die Bildung eines Rates aller afghanischen Völker schaffen, der dann eine breit abgestützte Übergangsregierung bilden solle. Das sind sehr schöne Worte. Ob sich die machthungrigen Führer der Nord-Allianz, die Kabul Mitte der neunziger Jahre im blutigen Kampf um die Vorherrschaft in Schutt und Asche gelegt hatten, auch an sie halten werden?
NZZ,Mittwoch, 14. November 2001
Die Nord-Allianz hat die Kontrolle über die afghanische Hauptstadt Kabul übernommen. Zuvor hatten sich die Taliban kampflos zurückgezogen. Berichte, dass die Nord- Allianz auch Kandahar eingenommen habe und der Taliban-Führer, Mullah Omar, nach Pakistan geflohen sei, wurden von einem Taliban-Sprecher dementiert.
By. Delhi, 13. November ,NZZ
Die afghanische Hauptstadt Kabul ist gefallen. In der Nacht auf den Dienstag hatte sich in den Reihen der Nord-Allianz 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt die Nachricht verbreitet, dass die Taliban ihre Frontstellungen aufgegeben und sich in grosser Zahl den Kämpfern angeschlossen hätten, welche Kabul in Richtung Süden verliessen. Dies führte dazu, dass sich im Morgengrauen Soldaten der Nord-Allianz mit schwerem Kriegsgerät ungeordnet in Bewegung setzten. Zuerst hatte es so ausgesehen, als ob sich die Truppen der Nord- Allianz an den Befehl der Kommandanten halten würden, die Stadt nicht zu betreten. Aber offenbar liessen sich immer mehr Soldaten in den ungeordneten Sog in Richtung Kabul hineinziehen.
Im Lauf des Dienstags kam es zu einzelnen Plünderungen, Schusswechseln und Exekutionen. Es sollen in erster Linie ausländische Kämpfer - BBC-Berichte sprachen von Pakistanern und Arabern - gewesen sein, die von den Taliban mit dem Schutz der Stadt beauftragt worden waren. Bei Anbruch der Nacht war die Stadt jedoch relativ ruhig, und es scheint, dass das Gros der Truppen der Nord-Allianz mit den schweren Waffen ausserhalb der Hauptstadt geblieben ist.
Die Taliban zogen sich in südwestlicher Richtung zurück und sollen bei Maydan Shaher zunächst versucht haben, eine neue Verteidigungslinie zu errichten. Doch auch dieser Verkehrsknotenpunkt fiel im Laufe des Tages. Möglicherweise trugen dazu auch unbestätigte Berichte bei, wonach zunächst der Flughafen und später die Stadt Kandahar in die Hände der Nord-Allianz gefallen sein soll. Später kursierten Gerüchte, dass der Taliban-Führer, Mullah Omar, seine Hochburg in Kandahar verlassen und sich nach Pakistan abgesetzt habe. Diese Berichte wurden von einem Sprecher der Taliban gegenüber der Agentur AIP dementiert. Zweifellos wurden die Taliban vom raschen Zusammenbruch ihrer Verteidigungslinien überrascht. Allerdings hatte es in den letzten Tagen in Kabul aber auch Beobachtungen gegeben, wonach die Taliban sich in grossem Stil mit Vorräten einzudecken begannen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Führung vor rund einer Woche den folgenreichen Entschluss gefasst hatte, sich nicht auf eine Schlacht um Kabul einzulassen, sondern einen taktischen Rückzug zu organisieren. So könnten sich die Taliban mit ihren Waffen in den Bergen neu organisieren und sich auf einen Guerillakrieg vorbereiten.
Die kampflose Aufgabe Kabuls hat die internationale Gemeinschaft völlig überrascht. Die Nachricht hat besonders im benachbarten Pakistan wie eine Bombe eingeschlagen. Vereinzelt wurde von einem Verrat durch die USA gesprochen. Pakistan habe der Anti-Terror-Koalition jede Unterstützung gewährt und dafür das Versprechen erhalten, dass in Kabul eine allseits akzeptierte Regierung eingesetzt werde. Nun hätten die Vertreter der nordafghanischen Minderheiten mit der Besetzung der Hauptstadt vollendete Tatsachen geschaffen. Der Sprecher des Aussenministeriums wiederholte die Befürchtung, es könnte zu Racheakten gegen die Paschtunen kommen. Er forderte die Entsendung einer Uno- Friedenstruppe. Auch die Kreise um den früheren König Zahir Shah zeigten sich überrascht und enttäuscht. Die Besetzung Kabuls widerspreche dem Abkommen, das die Nord-Allianz mit dem König geschlossen habe. Dessen Sprecher forderte eine Demilitarisierung der Hauptstadt.
Aber auch die Nord-Allianz wurde vom Abzug der Taliban überrascht. Dies ist kurzfristig von weit grösserem Gewicht, denn es ist die Allianz, welche dafür verantwortlich ist, dass es nicht zu den befürchteten Plünderungen und Racheakten kommt. Bereits zirkulieren Gerüchte, wonach Kommandanten die Stadt in ihre Interessensphären aufgeteilt hätten. Allerdings trat im Lauf des Tages immer deutlicher eine Sicherheitstruppe in Erscheinung, welche damit begann, die Strassenkreuzungen zu kontrollieren und die von den ersten «Eroberern» besetzten Regierungsgebäude zu übernehmen. Am Dienstagabend war die Stadt erstaunlich ruhig. Das befürchtete Chaos ist bisher ausgeblieben.
Die amerikanische Administration hat den Rückzug der Taliban aus Kabul als Durchbruch im Kampf gegen al-Kaida bewertet. Sie sorgt sich aber um die Bildung einer tragfähigen, alle Volksgruppen umfassenden Übergangsregierung.
R. St. Washington, 13. November
Präsident Bush hat den Vormarsch der Nord- Allianz mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Er ermahnte sie aber auch zum Verzicht auf Vergeltung. Am Dienstag hatten die amerikanischen Zeitungen in Wort und Bild über grausame Racheakte von Soldaten der Allianz an den Taliban berichtet.
So erfreulich aus militärischer Perspektive der Vormarsch der Nord-Allianz sein mag - er präjudiziert die Bildung einer Übergangsregierung für Afghanistan. Nach Ansicht des Weissen Hauses sollte sich diese auf eine breite Basis abstützen können und den verschiedenen Völkern und Stämmen des Landes Rechnung tragen. Am Wochenende hatte Präsident Bush die Taliban- Gegner ermahnt, mit der Einnahme Kabuls zuzuwarten, in der Hoffnung, vorher eine politische Lösung zustande zu bringen. Durch die kampflose Preisgabe Kabuls durch die Taliban wurde dieses Konzept überholt.
Am Dienstag wurde der erst vor wenigen Tagen ernannte Vertreter der Vereinigten Staaten bei der afghanischen Opposition, James Dobbins, auf den Weg geschickt. Er soll nach einer Kontaktnahme mit dem früheren König Zahir unverzüglich seine Aufgabe in Islamabad wahrnehmen. Damit will Washington unterstreichen, dass ihm bei der Suche nach einer tragfähigen Regierung an der guten Zusammenarbeit mit Pakistan weiterhin gelegen ist. Der Aussenminister der Nord- Allianz, Abdullah Abdullah, besänftigte in der Zwischenzeit die amerikanische Öffentlichkeit mit Fernsehinterviews, in denen er erklärte, zurzeit befänden sich in Kabul nur 6000 Ordnungskräfte seiner Organisation.
Sowohl das Weisse Haus wie das Aussenministerium sind sich der Schwierigkeiten bewusst, die mit einem einigermassen akzeptablen Interessenausgleich zwischen den Volksgruppen verbunden sind. Die Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice meinte schon vor Wochen, die Zukunft Afghanistans müsse den Vereinten Nationen anvertraut werden. Aussenminister Powell mahnte auf Grund der neuen Situation zur Eile. Nach seiner Auffassung sollten drei Staaten mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung (die Türkei, Bangladesh und Indonesien) unter der Ägide der Uno für politische Übergangsstrukturen besorgt sein. Powell gab in einem Gespräch mit der «New York Times» auch zu erkennen, dass im Kabinett in Washington immer noch keine Einigkeit darüber herrsche, ob Südafghanistan mit Waffengewalt oder durch Überzeugung für eine gemeinsame Aktion gewonnen werden sollte. Der einst höchste General der Vereinigten Staaten vermutet nach dem letzten Geschehen auf dem Schlachtfeld, dass den Taliban die Kraft rasch ausgehe. Mit einem Blick in eine allerdings noch ferne Zukunft meinte Powell, die Vereinigten Staaten würden sowohl mit Indien als auch mit Pakistan «robuste militärische Beziehungen» unterhalten. Das wird notwendig, aber keineswegs einfach sein, ebenso wenig wie die Bildung einer Übergangsregierung in Afghanistan.
(ap) Die Nord-Allianz hat am Dienstag alle Volksgruppen mit Ausnahme der Taliban zu Gesprächen über die Bildung einer neuen Regierung eingeladen. Der Aussenminister der Nord- Allianz, Abdullah, erklärte, damit sollten die Verhandlungen über die Zukunft Afghanistans beschleunigt werden. Abdullah bat um Uno-Teams für den Aufbau einer Übergangsregierung. Zunächst solle der Verteidigungsminister der Allianz, Mohammed Fahim, einen militärischen Sicherheitsrat zur Verwaltung der Stadt leiten. Die Allianz habe aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl gehabt, als Sicherheitskräfte nach Kabul einrücken zu lassen, obwohl dies nicht dem Willen der internationalen Gemeinschaft entsprochen habe. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf forderte die umgehende Entsendung einer Uno- Friedensmission nach Kabul. Ein entmilitarisierter Status für die afghanische Hauptstadt sei dringend notwendig, um Blutvergiessen zu vermeiden, sagte er in Istanbul. An der Friedensmission sollten sich die arabischen Staaten beteiligen, die Türkei und Pakistan könnten dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Der britische Premierminister Blair forderte ebenso wie Musharraf eine schnellstmögliche Uno-Präsenz in Afghanistan, um eine stabile Regierung aufzubauen, die auch ein verlässlicher Partner für die Nachbarstaaten sein müsse.Einladung zu Gesprächen
Genf, 13. Nov. (ap) Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat Anzeichen dafür, dass es während des Vormarsches der Truppen der Nord-Allianz im Norden Afghanistans zahlreiche Todesopfer gegeben hat. Wie eine Sprecherin des IKRK am Dienstag in Genf mitteilte, sind Mitarbeiter in der am Freitag eroberten Stadt Mazar-e Sharif dabei, die Toten behelfsmässig zu begraben. Allein hier liege die Zahl der Toten bei mehreren hundert, sagte die Sprecherin. In vielen Fällen sei unklar, ob es sich bei den Toten um Zivilpersonen oder Taliban-Kämpfer handle. Auch habe sie keine konkreten Informationen oder Schätzungen über das tatsächliche Ausmass der Opfer. Das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) äusserte sich sehr besorgt über das Schicksal von rund 6000 afghanischen Zivilisten, die sich in einem Lager im Südwesten Afghanistans nahe der iranischen Grenze aufhalten sollen. Es sei zu befürchten, dass die Lagerinsassen von Taliban-Kämpfern, die sich unter die Zivilisten gemischt hätten, als Geiseln genommen und als menschliche Schutzschilde benutzt würden. Laut gewissen Berichten haben Truppen der Nord-Allianz das Lager bei Makaki eingekesselt. Im Lager selbst befänden sich schwere Waffen der Taliban. Helfer des UNHCR hätten sich wegen der Anwesenheit der Taliban-Kämpfer geweigert, das Lager zu betreten. Ähnliches gelte auch von anderen Lagern in dem von den Taliban kontrollierten Gebiet. Die Uno berichtete am Dienstag auch über Kriegsverbrechen von Kämpfern der Nord- Allianz. So seien nach der Eroberung von Mazar-e Sharif rund 100 junge Taliban-Rekruten, die sich in einer Schule versteckt gehalten hätten, von Kämpfern der Nord-Allianz erschossen worden. Eine Sprecherin des Welternährungsprogramms berichtete von Meldungen über Plünderungen und Entführungen durch Kämpfer der Nord-Allianz in Mazar-e Sharif.Bericht über Erschiessungen in Mazar
Islamabad, 13. Nov. (Reuters) Das Oberhaupt der Taliban-Bewegung, Mullah Mohammed Omar, hat laut der afghanischen Nachrichtenagentur AIP seinen Truppen über Funk befohlen, sich dem Feind zu stellen und nicht zur Nord- Allianz überzulaufen. «Ich befehle euch, euren Kommandanten rückhaltlos zu gehorchen. Ihr müsst euch neu gruppieren, Widerstand leisten und kämpfen», zitierte AIP am Dienstag den Taliban-Chef.Mullah Omar ruft zum Widerstand auf
Der Sonderbeauftragte der Uno für Afghanistan, der Algerier Brahimi, hat am Dienstag vor dem Sicherheitsrat einen Plan zur Befriedung von Afghanistan nach dem Rückzug der Taliban erläutert. Danach soll so rasch wie möglich in Kabul ein Treffen zwischen der von den USA unterstützten Nord-Allianz sowie Vertretern anderer Gruppen - die Taliban nannte Brahimi nicht - einberufen werden. Ziel sei es, einen provisorischen Rat zu schaffen, der die ethnische Vielfalt des Landes spiegle. Den Vorsitz solle eine eminente Persönlichkeit einnehmen, die als Symbol für nationale Einheit anerkannt sei. Dies dürfte ein Hinweis auf den 87-jährigen, seit 1973 in Rom im Exil lebenden König Zahir Shah sein, der von verschiedener Seite bereits als einigende Figur genannt worden war. Der Rat würde für eine Frist von maximal zwei Jahren eine Übergangsregierung bilden. In der Zwischenzeit sollte ein «Weisenrat» von angesehenen Afghanen eine Verfassung erarbeiten. Daraufhin könnte eine permanente Regierung ihre Tätigkeit aufnehmen.
Bis es so weit ist, wird die Uno zur Wahrung der Sicherheit und des Friedens eine multilaterale Truppe einsetzen. Am Sitz der Uno in New York wurde an der Schaffung dieser Truppe nach der Überstürzung der Ereignisse in Afghanistan fieberhaft gearbeitet. Wie der amerikanische Aussenminister Powell erklärte, haben bis jetzt die Türkei, Bangladesh und Indonesien Kontingente zugesagt. Es herrscht Einmütigkeit darüber, dass nur muslimische Länder teilnehmen sollen. Der Uno- Generalsekretär Annan unterstrich am Dienstag die Dringlichkeit der Massnahmen sowie die absolute Priorität humanitärer Hilfe.
NZZ,14. November 2001, 07:39
Die rot-grüne Koalition in Berlin steht auf dem Prüfstand. Der deutsche Bundeskanzler Schröder will die Abstimmung über einen Bundeswehreinsatz in Afghanistan mit der Vertrauensfrage verknüpfen. Die Abstimmung im Bundestag soll am Freitag stattfinden.
(afp/Reuters) Der deutsche Bundeskanzler habe die Verknüpfung in der Fraktion angekündigt, sagte SPD-Fraktionschef Peter Struck am Dienstagnachmittag. Die SPD-Abgeordneten hätten auf die Ankündigung mit stehendem Applaus reagiert. Er gehe davon aus, dass Schröder eine Mehrheit im Bundestag erhalten werde. Schröder ging anschliessend zur Grünen-Fraktion, wo er versuchen wollte, die mindestens acht Abweichler doch noch zu einer Zustimmung zu bewegen. Mit dem Nein würde die Koalitionsmehrheit verfehlt.
Neben dem Antrag der Bundesregierung auf Bereitstellung von 3900 deutschen Soldaten soll bei der Bundestagsabstimmung auch ein Entschliessungsantrag beschlossen werden. Darin macht die Koalition laut Grünen-Fraktionschefin Kerstin Müller «noch einmal deutlich, dass die militärischen Aktionen in ein Gesamtkonzept» eingebunden sind. Darin werde festgelegt, dass SPD und Grüne auch im Rahmen von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit «ganz starke Anstrengungen unternehmen werden, um zu zivilen Lösungen zu kommen». Sie hoffe, dass dies zusammen mit dem Grünen-Parteiratsbeschluss vom Montag «Brücken baut für Abgeordnete, dem Mandat zuzustimmen». Ausserdem sei sie zuversichtlich, dass es Präzisierungen am Auftrag und am Einsatzort für die Bundeswehr geben werde, sagte Müller weiter.
Der Grünen-Parteirat hatte den Abgeordneten am Montag empfohlen, dem innerparteilich heftig umstrittenen Bundeswehr-Einsatz unter bestimmten Voraussetzungen zuzustimmen.
NZZ,13. November 2001, 22:20
Truppen der Nordallianz stehen auch vor Kandahar
Bangkok - Ohne jede Gegenwehr sind Afghanistans Nordallianz-Rebellen unter dem Jubel ihrer Anhänger in der afghanischen Hauptstadt Kabul einmarschiert. Die Nordallianz errichtete Checkpoints, besetzte Regierungsgebäude und plante nach pakistanischen Berichten die Ausrufung einer Regierung. Stadtteile wurden an ethnische Führer verteilt, die nach Wochen in Schützengräben nicht länger auf die Königsbeute Kabul verzichten wollten. Nach unbestätigten Meldungen sei auch die Taliban-Hochburg Kandahar gefallen - am ersten Tag ohne US-Luftbombardements seit Kriegsbeginn.
Das Weiße Haus nannte die Lage in Kabul "sehr flüssig". UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte "rasche Schritte" in Richtung einer multi-ethnischen Regierung für das Land.
Die Taliban hatten Kabul über Nacht geplündert und waren in Richtung Kandahar geflohen, während in Pakistan wartende Exilkommandeure in Afghanistans südöstliche Provinzen vorstießen und ihre alten Fürstentümer beanspruchten.
Der russischen Agentur Interfax zufolge sei Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar nach Pakistan geflohen. Über den Taliban-Militärfunk habe Omar seine Truppen zuvor in einer achtminütigen Ansprache aufgefordert, "Kommandeuren zu gehorchen (...) und zu kämpfen". Mit auf ihre Flucht in die südliche Hochburg Kandahar hatten die Taliban die acht der Zwangsbekehrung angeklagten westlichen "Shelter-Now"-Entwicklungshelfer genommen - darunter auch die vier Deutschen.
Militärstrategen wiesen auf den Beginn eines klassischen Guerillakrieges hin. Richtung Jalalabad, im Osten des Landes, marschieren derzeit drei Exilkommandeure: Abdul Qadir - ein Bruder des von den Taliban hingerichteten Altmudschahedin Abdul Haq - massiert seine Truppen im Westen Jalalabads. Ein anderer Kommandeur Harzat Ali lagert im Norden und Jalalabads einst mächtiger Hadji Mohammed Zaman steht am Kyberpass im Osten von Jalalabads Provinz Nangrahar.
Nach Augenzeugen lagen entlang der Einmarschroute nach Kabul mehrere Dutzend standrechtlich hingerichteter Taliban-Krieger. Arabische Taliban-Söldner, die den fliegenden Abzug der Taliban verschlafen hatten, seien in den frühen Morgenstunden von Nordallianz-Kriegern aus dem Schlaf gerissen und liquidiert worden.
Entgegen Versicherungen der Nordallianz-Spitze, man warte vor den Toren Kabuls die Bildung einer ethnisch breiten Übergangsregierung ab, war die Nordallianz mit Kalaschnikows und Raketenwerfern in die Stadt durchgebrochen. Zum Einzug ihres "Außenministers" Abdullah Abdullah und "Verteidigungsministers" Mohammed Fahim skandierten Anwohner Anti-Taliban- und Anti-Pakistan-Rufe: Pakistan war bis zum 11. September die stille Schutzmacht der Taliban. Der Einmarsch Abdullahs und Fahims untermauerten den politischen Anspruch der Nordallianz über Afghanistan, obwohl die Rebellenfront nach Außen beteuerte, Kabul lediglich abzusichern. Von Ordnung war wenig zu spüren. Afghanen ließen Hass an Taliban aus. Ein junger Mann in Kabul zeigte voller Stolz eine grüne Jacke. Er habe einen Araber dafür getötet. Nach einem UN-Bericht seien 100 junge Taliban hingerichtet worden, die sich in einer Schule versteckt hätten.
Vereinzelte Schießereien in den Morgenstunden waren nach und nach verstummt - begannen aber zur Dämmerung wieder -, während Plünderungen und standrechtliche Hinrichtungen gestoppt worden seien, was einen äußerst friedlichen Machtwechsel für afghanische Standards bedeuten würde.
Osama Bin Ladens Biograph Hamid Mir dagegen, der den Chefterroristen vergangene Woche in afghanischem Hinterland interviewt hatte, nannte den Taliban-Rückzug eine "Falle". In den nächsten Tagen sei in Kabul mit Kriegsausbruch zu rechnen. Bin Laden habe im Gespräch eingeräumt, die Taliban würden Gebiete im Norden verlassen, der richtige Krieg aber beginne erst nach dem Einmarsch amerikanischer und britischer Truppen. Nach Berichten lagern über Kabuls Aufgabe erzürnte Taliban bei Maidan Shahr, südwestlich von Kabul.
Trotz des Nordallianz-Siegeszuges, der dank unaufhörlicher US-Luftbombardements seit Freitag über die Hälfte des Landes überrannte, bleibt die Lage im Land höchst unübersichtlich. Aus den Provinzen wurden einzelne Gräueltaten der Nordallianz gemeldet. Der arabische TV-Sender El Dschasira berichtete, die Taliban hätten das am Freitag geflohene Masar-i-Sharif zurückerobert. Nach UN-Berichten sind seit der Befreiung der Stadt, über die Waffen und Hilfsgüter aus Usbekistan fließen sollen, über 600 Menschen getötet worden; ein Nordallianz-Kommandeur habe zehn Truck mit Hilfslieferungen konfisziert.
Afghanische Exilkreise in Pakistan meldeten, dass auch der Flughafen des Taliban-Machtzentrums Kandahar in Nordallianz-Hände gefallen sei, was die Taliban zurückwiesen. Unklar blieb, ob sich die Taliban um Kandahar eingraben, oder ob die Fahnenfluchten gemäßigter Krieger die Taliban dermaßen schwächten, so dass auch die letzte Taliban-Stadt falle.
Doch jetzt wachsen beidseits der Fronten Gefahren. Gul Agha, Kandahars ehemaliger Mudschahedin-Gouverneur, berichtete von "unruhigen" Exilkommandeuren wegen der sich "sehr schnell verschlimmernden Lage" im südlichen, paschtunischen Afghanistan, dem Rückgrat der Taliban.
Diese Kommandeure, die nach den Plänen der Weltgemeinschaft mit der Nordallianz das neue, multi-ethnische Afghanistan bilden sollen, warfen der verhassten Nordallianz "Abkommensbruch" vor, Kabul trotz Warnungen Washingtons eingenommen zu haben und aus den US-Bombardements Gewinne zu schöpfen.
Dass der politische Prozess dem militärischen hinterherhinke, dagegen haben die westlichen Kriegsstrategen keine Vorkehrungen getroffen. Pakistan verlangte die Entmilitarisierung Kabuls mit der Entsendung einer UN-Friedenstruppe oder einer multilateralen Friedensmacht.
Islamabad erneuerte Befürchtungen, dass sich Kabuls Chaos zwischen 1991-92 wiederhole. Die Nordallianz jedoch bewies Disziplin. Das Gros der Truppen und Waffen blieb vor Kabuls Toren. Dass aber jene in Kontrolle Kabuls seien, die die Waffen haben, ist ein Trugschluss, den bereits die Sowjets teuer bezahlten.
In Afghanistans Provinzen nehmen derweil Chaos und Anarchie überhand, während in Pakistan verbliebene Exilkommandeure unter wachsendem Druck stehen, in Eile Geld und Waffen zu besorgen, bevor ihre alten Besitztümer von Feinden erobert werden.
Hauptstadt am Hindukusch
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist Kabul die Hauptstadt Afghanistans. Vorher wurde das seit dem zehnten Jahrhundert islamisch geprägte Land von Kandahar regiert. Kabul hat seinen Namen vom gleichnamigen Fluss, der das östliche Zentrum Afghanistans durchquert. In der 1800 Meter hoch gelegenen Stadt leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die Stadt am Hindukusch ist gezeichnet von 22 Jahren Bürgerkrieg. Weitere Schäden richteten die amerikanischen Luftangriffe seit dem 7. Oktober an. Altstadt wie Neustadt sind fast völlig zerstört. Aus dem Stadtbild sind auch viele historische Gebäude verschwunden. In Kabul herrscht ein Steppenklima mit großen Temperaturunterschieden. Im Sommer wird es durchschnittlich 27 Grad warm, im Winter nur um die minus vier Grad. AP
Die Welt,13. November 2001, 22:20
Berlin - Jetzt ist es da, das gefürchtete Machtvakuum in Afghanistan. Die Amerikaner bombten den Weg frei, die Nordallianz rückte nach, und die Taliban flohen fast kampf-, aber kopflos in ihre Mauselöcher in Kandahar und in den unwirtlichen Bergen. Dort bereiten sie nun Hinterhalte vor und richten sich auf einen langen, blutigen Guerillakrieg ein. Das politische Zentrum - oder das, was man im anarchistischen Afghanistan am ehesten so nennen könnte, ist in der Hand der oppositionellen Miliz. Noch am vergangenen Wochenende hatten die USA genau dies vermeiden wollen.
Die Nordallianz behauptet, sie wolle nicht versuchen, jetzt die Macht an sich zu reißen. Stattdessen geben sie sich als Sicherheitsgaranten der Hauptstadt und plädieren für einen Friedensprozess unter Führung des ehemaligen Königs Zahir Schah. Pakistan, der traditionelle Gegner dieser multiethnischen Zweckgemeinschaft, ist dennoch höchst alarmiert. Islamabad fordert eine sofortige Entmilitarisierung der Hauptstadt und internationale Überwachung. Sollte die Nordallianz im Nachbarland im Alleingang das Ruder übernehmen, wäre dies für Islamabad das "worst case szenario". So wiederholt Pakistan seine Forderung nach einer von allen Völkern Afghanistans getragenen Kraft, die das Land regieren soll.
Auch die Bundesregierung und die EU fordern eine zentrale Rolle der UNO in der Übergangszeit. Die Vereinten Nationen bereiten unterdessen ein Verfahren für die Bildung einer neuen Regierung vor. Vertreter der unterschiedlichen afghanischen Völker und Parteien sollen sich nach Informationen aus dem US-Außenministerium in den nächsten Tagen zu einer Konferenz einfinden, die möglicherweise in Genf, Wien oder Ankara stattfinden könnte.
Großbritannien mahnt zur Eile, und auch US-Außenminister Colin Powell gab die Losung "Tempo, Tempo, Tempo" aus. Doch die Vorbereitungen werden viel Zeit in Anspruch nehmen - vielleicht zu viel. In der Zwischenzeit wird es den Milizen der Nordallianz und den amerikanischen und britischen Bodentruppen schwer fallen, die eroberten Städte zu halten und die Ausbreitung von Anarchie zu vermeiden. Dies wird auch das Hauptproblem jedweder Übergangsregierung sein - egal, wie sie sich schließlich zusammensetzen wird.
Alle Beteiligten scheinen nach außen hin das Gleiche zu wollen: eine Regierung, die alle Afghanen akzeptieren könnten. Dennoch sind die Interessen der einzelnen Parteien höchst unterschiedlich. Und in der Zwischenzeit, während die tadschikische Gruppe der Nordallianz vor den Toren Kabuls steht, der usbekische Gangster General Dostum Mazar-i-Sharif kontrolliert, Kommandeur Ismail Khan, ein Tadschike mit paschtunischer Mutter, Herat regiert und die Taliban sich im südlichen Kandahar verschanzen, droht eine weitere riskante Entwicklung: Das Land könnte in vier Teile zerfallen: die Balkanisierung Afghanistans.
Die Welt,13. November 2001, 22:20
Moskau - Die Nordallianz hat die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen. Ist das der Sieg für das von der internationalen Anti-Terror-Koalition unterstützte Bündnis der afghanischen Opposition?
In Washington werden die Erfolge als Bestätigung der bisher verfolgten US-Strategie gewertet: massive Luftunterstützung für die Nordallianz, die die Taliban am Boden bekämpft. Die Planer im Pentagon wollen dieses Modell nun auch auf andere Regionen Afghanistans, vor allem gegen Kandahar, das Kernland der Taliban, anwenden. Voraussetzung dafür ist jedoch die Stationierung von amerikanischen und britischen Spezialeinheiten, die die Bomber leiten.
Der Einzug der Allianz in Kabul markiert indes noch nicht den endgültigen Sieg über das Regime der Mullahs. Selbst wenn sich die Meldung über die Einnahme von Kandahar bestätigt, bleibt die Lage weiterhin brisant. Terroristenchef Osama Bin Laden ist noch immer nicht gefasst, seine Organisation Al Qaida offenbar weiterhin intakt.
Mit ihrem Abzug aus der Hauptstadt haben die Taliban eine strategische Entscheidung getroffen. Sie hatten zwei Optionen: Dort zu bleiben und Kabul zu verteidigen - die Aufgabe der Hauptstadt bedeutet einen großen Prestigeverlust. Doch in Kabul wären sie ein leichtes Ziel für die amerikanisch-britische Luftwaffe gewesen.
Die Taliban wählten die andere Variante, zogen aus anfälligen Städten ab. Damit, so Generaloberst Sergei Majew, ein russischer Afghanistan-Veteran, wollten sie Kämpfer und Kampftechnik retten "und der Nordallianz und den amerikanischen Einheiten einen Partisanenkrieg aufzwingen".
Die Kämpfer haben im zehnjährigen Krieg gegen die Sowjetarmee gelernt. Damals hatten die Okkupanten alle Städte besetzt, konnten aber den permanenten Partisanenkrieg nicht stoppen. Sie blieben anfällig für die Vorstöße der Mudschahedin, obwohl zeitweilig über eine halbe Million Soldaten im Land waren.
Im Norden Afghanistans hat der Partisanenkampf vermutlich schon begonnen. Städte wie Herat, Kundus und Mazar-i-Sharif gingen verloren, aber die Taliban sitzen weiterhin als hochexplosive Einsprengsel in den Bergen.
Wie die Nordallianz mit ihren gerade mal 20 000 Mann das gesamte Land kontrollieren will, ist unklar. Sie ist zudem mit dem "Makel" behaftet, überwiegend aus Usbeken und Tadschiken zu bestehen. Paschtunen, die größte afghanische Bevölkerungsgruppe, gibt es unter ihnen nicht. Ein erster Versuch, unter den Paschtunen zu rekrutieren, endete vor wenigen Wochen mit einem Fiasko. Der nach Afghanistan entsandte Paschtunen-Kommandeur Abdul Haq wurde am 26. Oktober von den Taliban hingerichtet.
Allerdings unterscheidet sich die heutige Situation in einem höchst wichtigen Detail von der damaligen. Während sich die Mudschahedin in den achtziger Jahren auf ausländische Hilfe stützen konnten, sind die Taliban jetzt international isoliert.
Anzeichen für dramatische Abrüstung der Atomwaffen
Washington - Wohl nie zuvor ist die amerikanische Öffentlichkeit einem russischen Staatspräsidenten und den Aussichten dramatischer nuklearer Abrüstung mit so viel wohlwollendem Desinteresse begegnet wie in diesen Tagen. Gerade deswegen könnte die Reise Wladimir Putins nach Washington, Texas und New York einen Durchbruch in der Reduzierung der Atomsprengköpfe um Zweidrittel bringen, der alle bestehenden, zum teil nie ratifizierten Verträge sprengt.
Das entscheidende Grundverständnis eines Gegenschäfts, das vor dem 11. September kaum denkbar gewesen wäre, sieht unter anderem vor: Die Amerikaner verzichten darauf, offen ihren Ausstieg aus dem "obsoleten" ABM-Vertrag von 1972 zu betreiben; die Russen dulden im Gegenzug die bisher als "Vertragsbruch" gebrandmarkten Tests für den US-Raketenschild. Eher ein neuer Stil als neue Positionen. Kein Aufsehen, keine lauten Proteste, ausgediente Reflexe des Kalten Krieges - das alles sei Luxus seit den Anschlägen in New York und Washington. Es gebe, versichern beide Seiten, wichtigeres zu tun im Krieg gegen den Terrorismus. US-Präsident George W. Bush mochte höflicherweise vor seinem ersten Treffen mit Putin die Spekulationen über eine Reduzierung des US-Arsenals auf 1 750 bis 2 300 Sprengköpfe nicht kommentieren. Man werde die Zahlen vergleichen, sagte Bush, aber die Vereinigten Staaten würden einen einseitigen Abbau verfolgen, "gleich ob er es tut oder nicht". Ein Regierungsbeamter wurde in der "New York Times" deutlicher: "Wir glauben, Putin ist zu der Erkenntnis gelangt, dass der ABM-Vertrag nicht überleben kann. Es geht jetzt nur noch um die Form des Begräbnisses." Man möge keine konkreten Vereinbarungen von dem "Crawford-Gipfel" erwarten, riet Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Vollmundige Kommuniques gelten als kontraproduktiv. Für Putin ebenso wie für Bush. Der russische Präsident soll nach seiner Heimkehr versichern können, er habe die Amerikaner von einer übereilten Kündigung des ABM-Vertrags abgehalten.
Für den amerikanischen Präsident, der den Raketenschild für notwendiger hält denn je, wäre es als Erfolg zu verkaufen, die von Moskau über Monate versammelte Protestallianz gegen "Star Wars II" in Europa und Asien aufzulösen. Beide Seiten können politisch und diplomatisch nur gewinnen. Man braucht einander.
Dass diese Erkenntnis gegenseitiger Abhängigkeit in Washington vor dem 11. September ziemlich vergessen schien und einer Haltung hochmütiger Vernachlässigung gewichen war, dürfte eine Genugtuung für Putin sein. Er hat im richtigen Moment das Richtige getan. Moskau versorgte die Nordallianz mit Waffen und duldete die Nutzung von Militärstützpunkten in Tadschikistan und Usbekistan. Wenn die USA sich erkenntlich zeigen können, indem sie eine Aufnahme Russlands in die Welthandelsorganisation befördern und einige Schulden aus sowjetischen Zeiten (angeblich sechs Milliarden Dollar) abschreiben, wäre das nicht Putins Schaden und für Bush nicht überteuert.
Schwieriger dürften schon die Verhandlungen über die Waffenlieferungen der Russen an den Iran werden. Washington verlangt, dass das aufhört. Moskau ist dem Vernehmen nach zu diesem Verzicht nur bereit, wenn man entsprechend entschädigt wird. Uneinigkeit herrscht auch in der Frage der "intelligenten Sanktionen" gegen den Irak, der angeblich mit neun Milliarden Dollar bei den Russen in der Kreise steht.
Wladimir Putin hat also durchaus Grund, in der Verbindung einer drastischen Reduzierung des Nukleararsenals und eines modifizierten ABM-Abkommens "sehr optimistisch" zu sein, wie er am vergangenen Wochenende verkündete. An Ironien herrscht kein Mangel. Amerikas Krieg in Afghanistan verspricht Russland, dem armen Konkursverwalter der in Afghanistan gedemütigten Supermacht, einen Schub an Einfluss und Selbstbewusstsein. In Washington versteht man das durchaus. Und manche Hardliner und Unilateralisten, die schon die ungestüme Umarmung der verachteten Vereinten Nationen samt Schuldentilgung zähneknirschend ertrugen, sehen die Aufwertung der Russen mit Missvergnügen. Aber die Ideologie von der "unverzichtbaren Nation", die alles allein vermag, ist stark gealtert. Stillschweigendes Einvernehmen und leiser Dissens sollen die "neue strategische Beziehung" zwischen Moskau und Washington bestimmen. Dabei könnte es sein, dass die amerikanischen Proteste gegen Russlands Tschetschenien-Politik kaum mehr wahrzunehmen sind. In den fünf bis sechs gemeinsamen Noten, die von den Stäben Bushs und Putins zur Veröffentlichung während des Gipfels vorbereitet wurden, soll auch ein vages Bekenntnis des russischen Präsidenten zur Pressefreiheit im eigenen Land sein. Wladimir Putin hat viel Gelegenheit, sich gut zu verkaufen. Von der gemeinsamen Pressekonferenz im East Room über Reden in der Russischen Botschaft und der Rice-Universität in Houston bis zu "Ground Zero". Dort, auf Schutt und Asche, gründet seine neue Partnerschaft mit Amerika.
Die Welt,13. November 2001, 22:20
In Texas könnten sich schwere Probleme wie von selbst lösen
Shake hands: Kreml-Chef Putin und US-Präsident Bush Foto: AP |
Berlin - Nach den Terroranschlägen vom 11. September versucht Präsident Wladimir Putin, Russland über eine neue Sicherheitsallianz mit den Vereinigten Staaten in die erste Liga der Weltpolitik zurückzuführen. Die USA hatten zunächst, nach der Machtübernahme von George W. Bush, von einer gleichwertigen strategischen Partnerschaft wenig wissen wollen. Putin hatte sich deshalb vornehmlich den Europäern zugewandt. Doch über die EU ließ sich die Mitgestaltung der Weltpolitik für Moskau kaum verwirklichen. Das Warten auf das Interesse aus Washington scheint sich für Putin jetzt gelohnt zu haben.
Nach Putins Ansicht steht Amerika vor einem Krieg mit dem globalen Terrorismus, der über die Bombardements der afghanischen Taliban hinausgehen und am Ende das Gesicht der Welt erneuern wird. Moskau möchte verhindern, dass es bei der Neugestaltung der weltpolitischen Ordnung wieder im Abseits steht - wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Im Vorfeld seines Besuchs hat Putin viele Zugeständnisse an Amerika gemacht. Nach dem Terroranschlag auf die USA stoppte er die gerade begonnenen russischen Militärmanöver, um während des Ausnahmezustandes bei den amerikanischen Streitkräften keine unnötigen Irritationen zu erzeugen. Putin offerierte Washington Überflugrechte über russisches Territorium nach Afghanistan, verordnete seinen Geheimdiensten engste Kooperation mit den USA, drängte die anderen GUS-Staaten im Süden zur konstruktiven Zusammenarbeit mit Washington, schloss russische Militärbasen auf Kuba und Vietnam und deutete zum ersten Mal die Bereitschaft an, nach einer politischen Lösung im Tschetschenien-Konflikt zu suchen. Zudem versprach er den Europäern zusätzliche Energieversorgung, sollte es zum krisenbedingten Ausfall der Öllieferungen aus den arabischen Ländern kommen. Schließlich sagte Putin Hilfe aus Militärlabors im Kampf gegen die Milzbrandattacken in den USA zu.
Vor seinem Abflug nach Washington nannte Putin in einem Interview den Preis, den er für sein breites Entgegenkommen von den USA erhoffte: Unterstützung für Russlands Integration in die Weltwirtschaft durch rasche Aufnahme in die WTO, Ausbau der seit dem Finanzkrach von 1998 eingeschlafenen amerikanisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen, kein einseitiger Ausstieg der Amerikaner aus dem ABM-Vertrag, sondern Verhandlungen über eine gemeinsame Modifizierung des Vertrages, Mitspracherecht Russlands in der gegenwärtigen oder veränderten Nato sowie größere Akzeptanz russischer Politik in der GUS.
Putin glaubt, den Amerikanern und dem Westen ein stabileres Russland präsentieren zu können: Die russische Wirtschaftsentwicklung bleibt viel versprechend, der Reformstau der neunziger Jahre ist aufgelöst, die russischen Auslandsschulden werden pünktlich zurückbezahlt, die Gefahr des inneren Zerfalls Russlands ist beseitigt.
Ohne die Ereignisse vom 11. Septembers hätte Putin auf amerikanisches Entgegenkommen kaum rechnen können. Ob die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Barrieren, wie beispielsweise die Jackson-Vanik-Zusatzklausel zum amerikanisch-russischen Handelsabkommen von 1974, die beide Erzrivalen aus dem Kalten Krieg noch immer trennen, nun aufgehoben werden, hängt davon ab, ob Washington die russische Hilfe im Kampf gegen den internationalen Terrorismus wirklich benötigt oder die Amerikaner mit der derzeitigen Nato auskommen. Präsident Bush scheint eine Öffnung der Nato für Russland nicht mehr auszuschließen, doch viele Skeptiker in Amerika warnen, Russland wäre durch sein ungelöstes Tschetschenien-Problem eher eine Belastung statt ein konstruktiver Helfer im Kampf gegen den Islamismus.
Hinter der neuen Anti-Terror-Allianz stehen noch zu viele Fragezeichen. Kann sich Putin mit seiner radikalen Westöffnung gegenüber Vorbehalten in der eigenen Elite durchsetzen, oder wird er das Schicksal des sowjetischen Reformpolitikers Michail Gorbatschow teilen, der auf Grund seiner einseitigen Zugeständnisse an den Westen in Russland als Verräter gilt? Wird Putin - falls ihm der Schulterschluss mit dem Westen so wichtig ist - von seiner Rüstungskooperation mit Ländern, die im Verdacht stehen, Massenvernichtungswaffen herzustellen, abrücken und auf gerade neu erschlossene Finanzquellen verzichten? Und werden die Amerikaner ihrerseits bereit sein, Russland, das vor zwölf Jahren aus Afghanistan vertrieben wurde, in eine künftige Afghanistan-Lösung einzubeziehen, und mit ansehen, wie Russland - mit amerikanischer Hilfe - seine Einflusssphäre in der kaspischen Ölregion wiederherstellt? Oder wird Washington eher gewillt sein, bei der Wiederherstellung der politischen Ordnung in Afghanistan auf Staaten wie Pakistan und Usbekistan zu setzen?
Das Treffen Bush/Putin könnte dennoch ein historischer Durchbruch in den Beziehungen Russlands zum Westen werden, wenn es gelänge, der neuen Anti-Terror-Allianz eine reale Struktur zu geben. Diese könnte zunächst auf der Grundlage gemeinsamer Aufklärungseinheiten der Nato und Russlands errichtet werden. Von dort könnte der Weg zur Kooperation auf der Ebene der Innenministerien im Kampf gegen Drogen und zum Aufspüren illegaler Geldtransfers terroristischer Organisationen geebnet werden. Anschließend würden Anti-Terror-Einheiten und Friedenstruppen, wie heute auf dem Balkan, entstehen - die gegenwärtige Nato würde einen anderen Auftrag erhalten, sich wandeln. Das potenzielle Feindbild Russland wäre ausradiert. Auch die heutigen Differenzen zur Raketenabwehr, die auf dem amerikanisch-russischen Gipfel eine große Rolle spielen werden, könnten sich - angesichts der beschriebenen Entwicklung - wie von selbst lösen.
Der Autor ist Leiter der Körber-Stiftung bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.Die Welt,Mittwoch, 14. November 2001 Berlin, 10:18 Uhr
Durchs wilde Absurdistan
Leben in Afghanistan, das ist ein Leben in Hütten, Zelten und Höhlen. Mit wenig Hoffnung, viel Zähigkeit und noch mehr Staub - Unser Reporter war eine Woche im Norden des Landes unterwegs
Von Knut Teske
Eine Trauerfeier für die gefallenen Kämpfer der Nordallianz in Afghanistan Foto: dpa
Das Ufer trennt sich von der Fähre. Zurück bleibt ein karstiges, steiniges, leeres Land, in dem gerade wieder Schüsse fallen. Am Ufer steht ein Mann und winkt. Die Schultern hochgezogen. Es ist ein lausig kalter, verregneter Tag, ein deprimierender unter den tief hängenden Wolken. Afghanistan geht dem Winter, seiner schwersten Jahreszeit entgegen. Der Mann, der winkt, ist unser Dolmetscher gewesen und fast so etwas wie ein Freund geworden. Er hat durch uns 100 Dollar am Tag verdient, ein absolutes Spitzengehalt. Als Arzt, der er eigentlich ist, bringt er es auf ganze 80 Dollar - im Jahr. Er wird diesen Bericht nie lesen, nie etwas davon hören; wir leben im 21. Jahrhundert, einem Zeitalter der hochmodernen Kommunikation, und haben doch keine Möglichkeit, mit diesem Land in Verbindung zu treten. Afghanistan ist unzugänglich wie ein verschüttetes Bergdorf. Über die weiten Flächen dieses zentralasiatischen Hochlandes ziehen zwar, nachts gut sichtbar, alle erdenklichen Satelliten ihre Bahn wie tagsüber, gefürchtet, die B-52-Bomber der Amerikaner. Aber während die einen eine Last abwerfen, vor der sich alles duckt, missbrauchen auch die Satelliten das Land nur für ihre diagonale Überquerung.
Eine knappe Woche waren wir zusammen, der Arzt Habib Rostaqui und der Schreiber dieser Zeilen. Eine Woche, die ausgereicht hat, dieses fremde, komplizierte, bedrückende Land ein wenig zu entschlüsseln, seinem mittelalterlichen Status doch eine gewisse Hochachtung abzuringen, vor der Zähigkeit seiner Bewohner Sympathie zu empfinden, das Lächeln hinter den bärtigen Gesichtern seiner Männer zu entdecken. Eine Woche, die ebenso vom Horror über die sanitären Verhältnisse dieses Landes geprägt war wie von seiner landschaftlichen Schroffheit (aber doch nicht ausreichte, auch nur ein einziges unverschleiertes Frauengesicht zu entdecken). Es gibt Länder, deren Mythos einen schon erobert, bevor man sie je betreten hat. Dazu gehört das raue Afghanistan, das einen in den uralten russischen Jeeps durchschaukelt bis auf den Grund seiner Seele, gewiss nicht. Seine Menschen haben es nie geschafft, sich zum Herrscher dieser kargen Gegend aufzuschwingen. Ihr Leben in scheinbarer Einheit mit den Gesetzen und Anforderungen des übergeordneten Ganzen ist ein Trugschluss. Es kommt einer Unterwerfung der schwachen Kreatur unter die Härte einer mitleidlosen Umwelt nahe. Es ist ein Leben in Hütten, Zelten und Höhlen unterhalb des Existenzminimums oder anders ausgedrückt, beweisen die Afghanen, dass man das Existenzminimum noch unter die eigentliche Lebensschwelle drücken kann. Und doch nimmt das alles auf Dauer auch gefangen: Die Wildheit dieser Landschaft, die Fremdheit ihrer ausgemergelten Bewohner und nicht zuletzt die Demut der Esel, der geduldigen Grautiere, die Afghanistan buchstäblich auf dem Laufenden halten.
Wir fahren an Dörfern vorbei, deren Mimikry so perfekt ist, dass man sie schon auf wenige Hundert Meter kaum noch von ihrer Umgebung unterscheiden kann. Dörfer, die mit ihrer flachen Bauweise, den Mauern aus Lehm und der uralten Brunnenkultur schon vor 1000 Jahren nicht anders ausgesehen haben und nachts mit der Dunkelheit zu eins verschmelzen. Nirgends Licht. Afghanistan ist der mittelalterliche Funzelstaat geblieben. Das Maß der Helligkeit bildet die Karbidlampe. Dazu fehlt hier, anders als im ebenfalls verelendeten Afrika, die Lust an leuchtenden Farben. Die Wüsten sind von einem glanzlosen, die Augen nicht blendenden trüben Grau, die Häuser der Städte schotterschwarz wie die Kleidung der Männer. Ein düsteres Land, deren Bewohner sich in einer Elendszug dahinschleppen wie Manfred Hausmanns Moorsoldaten. Und doch sind es unvergessliche Bilder voller Melancholie, wie sie abends heimwärts ziehen in ihre zeitlosen Dörfer - winzige Figuren, alsbald verschluckt von der Weite der Wüste, zäh, zum Siegen nicht fähig, zum Aufgeben nicht bereit: Sieger letztendlich auch sie.
Das Land erstickt im Staub; er quillt unter den Schuhen hervor; er dringt in sämtliche Poren; er verführt zu einem trockenen Husten und verwandelt jeden Neubau ohne Vorwarnung in ein stumpfes Bauwerk sowie die Bombenexplosionen der Amerikaner in ein staubgeladenes, visuelles Inferno - dem Ascheregen eines Vulkanausbruchs gleich.
Das Kunststoffgelb der amerikanischen Hilfspäckchen durchbricht diese Tristesse. Eines Morgens kommt der Doktor mit einem dieser Päckchen an. Es ist 16 x 33 Zentimeter groß, postgelb und wurde in der vergangenen Nacht zu Hunderten über der Provinzstadt Khodschabahoudin abgeworfen, ohne dass jemand die Flugzeuge gehört hätte (oder von einem der Päckchen erschlagen worden wäre). Beim Morgengrauen prügelten sich die Kinder um die milde Gabe der Amerikaner, die allen Berichten zum Trotz gern genommen wurde und sei es nur zum Zweck des Tauschens. Während die Erdnussbutter darin wenig Verwendung findet, schmeckte das Bohnen-Reis-Gericht, selbst kalt gelöffelt, nicht übel. Der Doktor jedenfalls sammelte so viele Päckchen, wie er habhaft werden konnte, für sein Krankenhaus, in dem es an allem fehlt. "Kleinigkeiten" wie eine Blinddarmoperation - das berichteten aus der provisorischen Hauptstadt Feisabad schon die Kollegen der "Bild"-Zeitung - werden auch hier so gut wie ohne Betäubung vorgenommen. Ein benebelndes Gebräu, wahrscheinlich drogenuntersetzt, und eine leichte Lokalanästhesie müssen reichen. Der Junge, der gerade von seinem Appendix befreit wird, ist jedenfalls ansprechbar und überlebt auch.
Diese trostlose Stimmung des Landes überfiel uns schon, als wir vor acht Tagen gegen Mitternacht nach einer schier endlosen bürokratischen Prozedur, vorbei an unzähligen russischen Kommandostellen, Tadschikistan verließen und über den Grenzfluss Pjansch Afghanistan erreichten, ohne zu wissen, wo wir waren: mitten im zivilisatorischen Nichts, abgemildert durch ein zugiges Zelt. In ihm empfing uns im Schneidersitz ein übellauniger Soldat der Nordallianz, den wir nicht verstanden. Obwohl wir sämtliche Papiere besaßen, durften wir nicht passieren. Eine Schlafsacknacht im Freien bei Regen und eiskaltem Wind fehlte noch. Es dauerte, bis wir herausfanden, dass unsere Papiere ohne den Vornamen des Vaters wertlos seien. Danach begann dann die Jagd auf die Fahrzeuge, die uns zu irgendeiner Schlafstätte fahren sollten. Brutal wurden wir mit dem "neoliberalen" afghanischen Währungssystem konfrontiert. Unter 100 Dollar läuft nichts in einem Land, in dem Millionen Menschen nicht einen einzigen im Jahr verdienen. So abstrus diese Währung ist - uns blieb nichts anderes übrig. Diese 100 Dollar gab es (bei der Gier der Journalisten, möglichst schnell an die Front zu kommen) sogar für einen "Dolmetscher", der nur drei Worte englisch beherrschte: Auto, Front, Toilettenpapier. Und für 100 Dollar baut Rupert Neudeck in seinem Lager schon eine Krankenstation. Absurdistan anno 2001.
Inzwischen bleibt unser Dolmetscher auf der anderen Seite des Pjansch immer weiter zurück. Er, der sich sein Englisch in Kabul beim Studium der englischen Fachliteratur angeeignet hatte, besaß das Glück, erst nach seinem Examen vor den Taliban fliehen zu müssen. Aber auch ohne Examen, das darf man in diesem Lande unterstellen, hätte er als Arzt arbeiten können. Jeder wird hier gebraucht. Seine Freistellung als Dolmetscher lassen sich seine drei Kollegen im Haus natürlich üppig bezahlen. Habib Rostaqui winkt immer noch und reckt stolz seine beiden Kugelschreiber in die Höhe, die wir ihm zum Abschied noch schnell zugeworfen haben. Vorher gab es schon die letzten Tabletten.
Als wir auf unserer Pontonfähre zurück in die Gegenwart schippern, wird uns klar: Nie war er so wertvoll wie heute - unser deutscher Pass. Welche Fülle des Lebens, schon in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans - auch sie nicht gerade der Nabel der Welt. "Inschallah" war das Lieblingswort des lächelnden Doktors, der meine Hand immer zwischen seine beiden Hände nahm. "Nächstes Jahr in Kabul", rufe ich ihm zu. "Inschallah", kommt es lächelnd zurück. Ein Lächeln ohne Glauben.Die Welt,Mittwoch, 14. November 2001, Berlin
FAZ,Mittwoch, 14. November 2001, Berlin
Terror und die Folgen
Exekutionen in Kabul / Britische Soldaten zum Einmarsch bereit / Taliban fliehen aus Heimatprovinzen
14. Nov. 2001 Die Menschen in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben nach dem Abzug der Taliban „die Nacht genossen“, berichtet ein Korrespondent der ARD. Größere Plünderungsaktionen gab es offenbar nicht. Allerdings soll es einige Fälle von Lynchjustiz gegeben haben. Die Taliban ziehen sich immer weiter zurück. Nach neusten Informationen von Agenturen sind sie auch aus der Heimatprovinz ihres Anführers Mullah Mohammed Omar nördlich von Kandahar geflohen. Die Taliban beherrschen anscheinend nur noch 10 der 30 Provinzen Afghanistans. Die britische Regierung hat mehrere tausend Soldaten bereitgestellt, um sofort in die afghanischen Städte Kabul und Masar-i-Scharif einrücken können. Ein am Dienstag diskutierter UN-Plan sieht zweijährige Übergangsregierung und multinationale Sicherheitstruppe für Afghanistan vor.
Einen Tag nach der Einnahme von Kabul durch die Nordallianz kehrt in der afghanischen Hauptstadt der Alltag ohne die strengen Vorschriften der radikalislamischen Taliban ein. „Kabul hat die Nacht genossen“, berichtete ein Korrespondent der ARD. Größere Plünderungsaktionen soll es nicht gegeben haben. Allerdings berichten Korrespondenten von Lynchjustiz der Nordallianz an Taliban-Mitgliedern. Zum Teil soll auch die normale Bevölkerung fliehende Taliban-Soldaten massakriert haben. In der gesamten Stadt patrouillierten grau uniformierte Polizisten und bewaffnete Soldaten. Als Zeichen einer neuen Freizügigkeit zeigten viele Männer modische Kurzhaarfrisuren, viele ließen sich die noch von den Taliban vorgeschriebenen Bärte abrasieren. Frauen legten den Ganzkörperschleier, die „Burka“, ab. Die Nordallianz ging auf die internationalen Forderungen nach rascher Einrichtung einer Übergangsregierung ein. Die bewaffnete afghanische Opposition betonte, ihre Truppen hielten in Kabul lediglich die Ordnung aufrecht.
Britische Soldaten zum Einmarsch in Kabul bereit
Die britische Regierung hat mehrere tausend Soldaten bereitgestellt, um sofort in die afghanischen Städte Kabul und Masar-i-Scharif einrücken und dort Ruhe und Ordnung sichern zu können. Dies erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Mittwoch in London. Der Sprecher sagte, bei den Soldaten handele es sich „nicht um Angriffseinheiten, sondern um Stabilisierungstruppen, die der UN die Hilfe beim Übergang zu einer neuer Regierung erleichtern können“.
UN: Afghanistan braucht Regierung auf breiter Basis
Ein am Dienstag diskutierter UN-Plan sieht zweijährige Übergangsregierung und multinationale Sicherheitstruppe für Afghanistan vor. Der UN-Sonderbeauftragte für die Region, Lakhdar Brahimi, betonte, dass alle Vorschläge aus Afghanistan selbst stammten. Seiner Einschätzung nach stimmten die Afghanen darin überein, dass ihr Land „eine Regierung auf breiter Basis braucht, in der alle ethnischen Gruppen genau repräsentiert sind“. Entscheidend sei, dass jetzt alle Vertreter Afghanistans so schnell wie möglich zusammenkämen: Die Nordallianz, jene Gruppen, die in die Verhandlungen von Rom, von Zypern und Peschawar eingebunden seien, und die Stammesführer.
Taliban fliehen aus ihren Heimatprovinzen
Die Taliban sind aus der Heimatprovinz ihres Anführers Mullah Mohammed Omar geflohen. Die Taliban hätten sich am Mittwoch aus Urusgan nördlich von Kandahar zurückgezogen, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. In dieser Region kämpfen lokale Milizen, die in den 80er Jahren den sowjetischen Besatzungstruppen Widerstand geleistet hatten, gegen die Taliban. Außerdem zogen sich die Taliban aus der Provinz Logar südlich von Kabul zurück. Nach dem Vormarsch der mit den USA verbündeten Nordallianz bis Kabul beherrschen die Taliban damit nur noch 10 der 30 Provinzen Afghanistans.
Neue Eroberungen gemeldet
Die afghanische Opposition hat nach eigenen Angaben fünf weitere Provinzen erobert, darunter auch die strategisch wichtige Stadt Dschalalabad. Die Taliban hätten in den Provinzen Nangarhar, Kunar und Laghman im Osten sowie Ghasni und Farah im Westen Niederlagen erlitten, sagte Taliban-Sprecher Junis Kanuni am Dienstag in Kabul. Auch die iranische Nachrichtenagentur Irna meldete, Dschalalabad sei “befreit“ worden und die Taliban seien aus der Stadt geflohen.
EU verspricht großen Beitrag zum Wiederaufbau
Die EU-Präsidentschaft will einen Großen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leisten. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte allerdings: „Wir haben keine große finanzielle Manövriermasse für die Aufgaben, die vor uns liegen“. Für Projekte in ganz Asien stehe jährlich ein Betrag von 400 Millionen Euro (rund 782 Mio DM) zur Verfügung. Ende Januar sollten die EU-Außenminister in Brüssel entscheiden, ob dieses Geld zu Lasten anderer Länder umgeschichtet oder zusätzliche Mittel für Afghanistan bereitgestellt würden.
Ratspräsident Guy Verhofstadt zeigte sich erfreut über die „Fortschritte im Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan“. Die Einnahme von Masar-i-Scharif und Kabul zeige, dass die Taliban zunehmend die Kontrolle über das Land verlören.
Räumen die Taliban auch Kandahar?
Nach ihrem Abzug aus Kabul sollen die Taliban auch damit begonnen haben, die südafghanische Stadt Kandahar zu räumen. Mit Ausnahme uniformierter Milizpolizisten hätten die Truppen die Stadt verlassen, teilte ein Bewohner mit. In der Bevölkerung werde vermutet, dass sich die Taliban in die Berge zurückziehen wollen, um dort den Guerillakrieg aufzunehmen. In von Agenturen verbreiteten Berichten von Augenzeugen ist von Schießereien und Militärsperren in Kandahar die Rede. Die Nordallianz meldete auch die Eroberung des Flughafens von Kandahar im Süden der Stadt.
"Widerstand leisten und kämpfen"
Nach einer Serie von militärischen Niederlagen befahl das Oberhaupt der Taliban-Bewegung der Nachrichtenagentur AIP zufolge seinen Truppen über Funk, Widerstand zu leisten. „Ich befehle euch, euren Kommandeuren rückhaltlos zu gehorchen. Ihr müsst euch neu gruppieren, Widerstand leisten und kämpfen", zitierte die Afghanisch-Islamische Presseagentur (AIP) am Dienstag das geistliche und politische Oberhaupt der radikal-islamischen Bewegung. Omar habe gesagt, er halte sich in Kandahar auf, berichtete AIP über die Ansprache, die acht Minuten gedauert habe. Die Präsidenten der USA und Russlands begrüßten die Eroberung Kabuls durch die Nordallianz.
Rotes Kreuz: Hunderte von Kriegstoten
Das Rote Kreuz hat Anzeichen dafür, dass es während des schnellen Vormarsches der Nordallianz-Truppen in Afghanistan viele Tote gegeben hat. Wie eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag in Genf mitteilte, sind Rotkreuz-Helfer in der am Freitag eroberten Stadt Masar-i-Scharif dabei, die dortigen Toten behelfsmäßig zu begraben. Allein hier liege die Zahl der Toten bei mehreren hundert, sagte die Sprecherin Antonella Notari.
Die Vereinten Nationen berichteten am Dienstag auch über Ausschreitungen und Kriegsverbrechen von Kämpfern der Nordallianz. Eine Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) berichtete von Meldungen über Plünderungen und Entführungen durch außer Kontrolle geratene Kämpfer in Masar-i-Scharif.
Agentur: Taliban verlieren auch Dschalalabad
14.11.2001 09:54 ,Süddeutsche Zeitung
Islamabad (Reuters) - Die Taliban haben nach Informationen der Nachrichtenagentur AIP am Mittwoch auch die ostafghanische Provinzhauptstadt Dschalalabad verloren. Einer der Widerstandskämpfer aus der Zeit der sowjetischen Besatzung, Maulwi Junus Chalis, habe mit seinen Leuten die Kontrolle übernommen, meldete die Islamisch-Afghanische Presseagentur (AIP) und berief sich dabei auf einen Sprecher der neuen Verwaltung Dschalalabads und der Provinz Nangarhar. Die Taliban und Provinzgouverneur Maulwi Abdul Kabir seien abgezogen.
Kabir ist der Stellvertreter des geistlichen und politischen Oberhauptes der radikalislamischen Taliban-Bewegung, die die Koalition der früheren Widerstandskämpfer 1996 aus der Hauptstadt Kabul vertrieben hatte. Seit Dienstag ist Kabul im Besitz der Nordallianz, die sich in Nordafghanistan aus der alten Koalition formierte.
Sie hatte nach zermürbenden Luftangriffen der USA am vergangenen Freitag mit einem Siegeszug begonnen, der sich mit Hilfe neuer Verbündeter bis in die Nähe Kandahars geführt hat, den Sitz Omars. Sie USA begannen am 7. Oktober mit ihren Luftangriffen, um Omar zur Auslieferung des Moslem-Extremisten Osama bin Laden zu zwingen, den sie für die Anschläge am 11. September unter anderem in New York verantwortlich machen.
Datum 14.11.2001 08:27 ,Süddeutsche Zeitung |
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Nordallianz will Omar und Bin Laden den Prozess machenHeadline |
Dubai (Reuters) - Die afghanische Nordallianz will nach Aussage ihres Außenministers Abdullah Abdullah dem Führer der radikal-islamischen Taliban, Mullah Mohammad Omar, und dem moslemischen Extremisten Osama bin Laden den Prozess machen, falls sie festgenommen werden könnten. Abdullah sagte am Mittwoch im Fernsehsender des Emirats Abu Dhabi, sie würden dann als Kriegsverbrecher angeklagt. Bin Laden wird von den USA als Drahtzieher für die verheerenden Anschläge auf das World Trade Center und Pentagon, bei denen etwa 4600 Menschen getötet worden waren, verantwortlich gemacht.
"Natürlich, beide haben Verbrechen gegen das afghanische Volk verübt", sagte Abdullah weiter. Viele unschuldige Zivilisten seien getötet worden. "Wir betrachten sie deshalb als Kriegsverbrecher und sie müssen vor Gericht gestellt werden." Die Nordallianz hat inzwischen große Teile Afghanistans erobert. Auch die Hauptstadt Kabul wird von ihr kontrolliert.
SZ,14.11.2001 ,datum08:04
Taliban-Stellungen heftig bombardiert
Nach dem Einzug in Kabul haben US-Kampfflugzeuge am Mittwochmorgen Stellungen der radikalislamischen Miliz in der ostafghanischen Provinz Nangarhar angegriffen.
Die Provinzhauptstadt Dschalalabad und die Stadt Khost nahe der pakistanischen Grenze seien heftig bombardiert worden, berichtete die afghanische Nachrichtenagentur AIP unter Berufung auf einen Taliban-Sprecher.
Unterdessen sprach ein Nordallianz-Kommandeur von Aufständen im Süden des Landes gegen die Taliban.
3000 Allianz-Kämpfer in Kabul
Nach Angaben der Nordallianz-Befehlshaber wurden mittlerweile 3000 Soldaten in Kabul stationiert, um für Ordnung zu sorgen. Es handele sich nicht um eine Besetzung, hieß es weiter. Der Außenminister der Nordallianz, Abdullah, lud alle afghanischen Gruppen mit Ausnahme der Taliban ein, nach Kabul zu kommen, um dort über die Zukunft des Landes zu verhandeln.
US-Präsident George W. Bush sagte in Washington, dass die USA mit der Nordallianz in Kontakt stehe, um die Wahrung der Menschenrechte in den eroberten Gebieten sicher zu stellen.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, eine kleine Zahl amerikanischer Soldaten halte sich in Kabul auf, die allerdings nicht in der Lage sei, etwaige Übergriffe zu verhindern.
Mit dem bisherigen Kriegsverlauf ist Rumsfeld zufrieden. Vom Ziel, die Führer der Taliban zu stellen, sei man allerdings noch weit entfernt.
Britische Soldaten in Bereitschaft
Das britische Verteidigungsministerium versetzte am Mittwoch mehrere tausend Soldaten für einen Einsatz in Afghanistan in Bereitschaft. Die Soldaten, die größtenteils noch in Großbritannien sind, sollen innerhalb der nächsten 48 Stunden einsatzbereit sein, hieß es. Sie sollen nicht für Angriffe auf die Taliban eingesetzt, sondern als stabilisierende Kräfte in den Städten eingesetzt werden.
sueddeutsche.de, AFP, AP
Afghanistans Zukunft bleibt im Dunkeln
Ungeachtet aller militärischen Triumphmeldungen, die ohne die massiven Luftangriffe der USA und Großbritanniens seit dem 7. Oktober kaum denkbar schienen, zeichnet sich kein politisches Gefüge ab, das allen in dem zersplitterten Vielvölkerstaat gerecht werden könnte, seine Nachbarn nicht zu vergessen. Die zahlreichen Ethnien einbinden müsse es und auf eine breite politische Grundlage gestellt werden, fordert US-Präsident George W. Bush genauso wie Pakistans Militärherrscher Pervez Musharraf. Und beide warnen ebenso dringend vor einem Einmarsch der Nordallianz in die Hauptstadt Kabul. Denn die Anarchie und das Morden, das Kriegsherrentum und der blutige Kampf verfeindeter Gruppen dort ist noch gut in Erinnerung, nachdem die afghanischen Mudschahedin im April 1992 in Kabul Einzug gehalten hatten. Unter der Herrschaft von Burhanuddin Rabbani und seinem Militärstrategen Achmed Schah Massud sank die Hauptstadt im Granatenhagel in Schutt und Asche, waren Menschen der Gnade der Kommandeure ausgeliefert, bis die Taliban 1996 einmarschierten. "Afghanen sollten selbst ihre Entscheidungen treffen“ Schon wird allzu deutlich, dass die Nordallianz bei Leibe kein einheitlicher Block ist, der zum Regierung taugen würde, sondern ein Bündnis verschiedener Völker mit ebensolchen Interessen. Sollte die Macht an sie fallen, werden die Allianz-Fraktionen zuerst versuchen, die Herrschaft in ihren Hochburgen zu sichern, meinen Beobachter. So hat Sibghatullah Zaki, Sprecher des Usbeken-Generals Abdur Raschid Dostum, schon die Kontrolle seiner Fraktion über Masar-i-Scharif erklärt. Die Stadt Talokan wieder gilt als Festung der Tadschiken und Bamian in Zentral-Afghanistan als Hochburg der schiitischen Hasara. Viele setzen indes auf den im im Exil lebenden früheren König Sahir Schah, um zumindest für eine Übergangszeit als Staatsoberhaupt das zerbrechliche Gefüge zusammenzuhalten. Doch erwarten Kenner Widerstand nicht nur von den Taliban, sondern auch von anderen Kräften wie Ghairat Bahirs islamistischer Gruppierung Hizb-e-Islami Afghanistan (HIA). Und nicht wenige glauben, der derzeitige Rückzug der Taliban habe einzig zum Ziel, dass die Milizen in ihren Hochburgen im Süden und Osten ihre Kräfte sammeln, um dann in einen Guerillakrieg gegen jede neue Regierung zu ziehen, die Kabul sehen wird.
Zwar gehört Abbas nicht der Bevölkerungsmehrheit der Paschtunen an, die die Basis der Taliban bilden. Er ist Tadschike, ebenso wie der Führer der Nordallianz, der gestürzte Präsident Burhanuddin Rabbani. Dennoch fürchtet sich Abbas vor einer Einnahme Kabuls durch die Oppositionskämpfer, denn die Erinnerung an die vier Jahre, in denen Gruppen der heutigen Nordallianz die Hauptstadt kontrollierten, ist noch nicht verblasst. Die Mudschaheddin haben ganze Stadtteile in Schutt und Asche gelegt US-Präsident George W. Bush hat die Nordallianz aufgerufen, Kabul nicht einzunehmen, bevor eine neue, alle Volksgruppen umfassende Regierung gebildet werden kann. Doch bei den Kommandeuren der gegen die Taliban kämpfenden Opposition scheint diese Aufforderung nicht auf offene Ohren zu stoßen. Am Montagmorgen meldete die Nordallianz Angriffe auf die zwei wichtigsten Hauptstraßen, die Kabul mit dem Luftwaffenstützpunkt Bagram verbinden, der bereits seit geraumer Zeit nicht mehr von den Taliban kontrolliert wird. "Alles was ich will, ist Frieden in Kabul" "Wir haben kein Geld, wir können nicht weglaufen" Mehrere Männer haben sich mittlerweile versammelt und zugehört. Sie nicken zustimmend mit dem Kopf. Das Gespräch kommt auf Osama bin Laden, der als Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September gilt. „Was da in Amerika passiert ist, ist sehr traurig. Wir wissen, dass sie sehr wütend sein müssen", sagt Schaft Allah, ein grauhaariger Lehrer. „Aber wir wissen nicht, wo Osama ist. Wir wissen nicht, wie sie Osama zu fassen kriegen." Ein anderer, Abdul Kabir, sagt, er habe wenig Hoffnung auf Frieden. „Wir können nirgendwo hin, und es gibt niemand, der unserem Leiden ein Ende bereiten könnte", sagt Kabir. „Unsere Mägen sind leer, unsere Kinder haben keine Zukunft. Was bleibt uns noch?"
"Die Dinge sind nicht scharz oder weiß" Bildet sich eine Koalition für Bin Laden? Im benachbarten Pakistan ist das nicht anders. Dort drückt ein Karikaturist die These Habibs in einer Zeichnung aus: Bush hält triumphierend einen zappelnden Bin Laden an den Beinen und wirft ihn in eine Getreidemühle, um ihn zu zermalmen. Und unten kommen viele kleine Bin Ladens heraus und laufen davon. Es könnte sich ein HAss auf die USA entwickeln Die Kritik an Musharraf wird lauter Der Kashmir-Konflikt verhindert eine Verbrüderung von Indien und Pakistan Vor allem die Moslems halten sich in Indien deshalb mit offener Kritik an den USA und ihrem Freund, dem indischen Regierungschef Atal Behari Vajpayee, zurück, um nicht als vaterlandslose Gesellen zu gelten. „Die Moslems in Indien fühlen sich unsicher. Wer liberal ist, hat Angst, zu den Fundamentalisten gezählt zu werden“, meint der moslemische Anwalt Shams Khwaja. Künstler protestieren gegen den Tod von Zivilisten
"Eher Banditen als Helden" Einem werden Massaker und Massenvergewaltigungen zur Last gelegt. Ein anderer hat schon zwei Mal die Seiten gewechselt und auch schon für die Taliban gekämpft. Ein Dritter rief einst zum Krieg auf, um amerikanische Soldaten von moslemischem Land zu vertreiben. Heute sind sie Amerikas neue Verbündete in Afghanistan, die Anführer der so genannten Nordallianz. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnet sie als eine Gruppe verschiedener Elemente, „die sich nicht immer einig sind, was zu tun ist“. Diese lose Koalition aus Mudschaheddin-Kämpfern, die unterschiedliche ethnische Gruppen vertreten und auf eine lange Geschichte des Misstrauens, der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen zurückblicken, haben während ihrer Herrschaft in Kabul 1992 bis 1996 einen Großteil der afghanischen Hauptstadt zerstört. Interne Streitereien und brutale Kämpfe kosteten Zehntausende das Leben. „Sie sind eher Banditen als große Helden“, sagt Mittelasien-Experte Charles Fairbanks in Washington. Aber sie sind eben auch die einzige Gruppe, die in den vergangenen fünf Jahren gegen das Taliban-Regime gekämpft hat. Und das macht sie zum offensichtlichen Verbündeten der USA in ihrem Kampf gegen die Taliban und gegen den Mann, den die Miliz beschützt, den mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden. Führer der Nordallianz ABDUL MALIK: Der einzige andere bedeutende usbekische Kriegsherr innerhalb der Nordallianz ist Dostums Erzfeind. Malik verriet Dostum im Jahr 1997, lief vorübergehend zu den Taliban über und half ihnen damit, Masar-i-Scharif zu erobern. Doch schon kurz darauf wechselte Malik die Seiten erneut, schloss sich den schiitischen Moslems an und beteiligte sich an Massakern, in deren Verlauf hunderte Taliban-Kämpfer getötet wurden. Bei der Rückeroberung der Stadt rächten sich die Taliban und ermordeten ihrerseits mehrere hundert Menschen. BURHANUDDIN RABBANI: Einst Gelehrter für islamisches Recht an der Universität in Kabul, war Rabbani von 1992 bis zu seinem Sturz 1996 afghanischer Präsident. Er vertritt Afghanistan vor den Vereinten Nationen. Rabbani ist tadschikischer Abstammung und hat nach wie vor enge Verbindungen zu Tadschikistan, einem der Nachbarländer Afghanistans. Sein kurz vor den Anschlägen vom 11. September ermordeter Militärchef Achmed Schah Massud soll zahlreiche Gräueltaten verantwortet haben, unter anderem Massenvergewaltigungen in Kabul im Jahr 1995. Rabbani fordert die Wiedereinsetzung seiner Regierung nach einem Sturz der Taliban. Im Ausland wird dies allerdings abgelehnt und stattdessen eine breite multi-ethnische Regierung angestrebt. ABDUL RASUL SAJAF: Rabbanis stellvertretender Ministerpräsident ist Kopf der einzigen überwiegend paschtunischen. Anti-Taliban-Gruppe. In der Vergangenheit hat Sajaf wiederholt die Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Saudi-Arabien kritisiert, die auch als Quelle des Hasses Bin Ladens auf die USA angesehen wird. Sajaf bot in diesem Zusammenhang an, in den Krieg zu ziehen, um die US-Truppen zu vertreiben. Sajaf ist darüber hinaus für seine Rivalität mit den schiitischen Hasara bekannt, die rund zehn Prozent der afghanischen Bevölkerung ausmachen und ebenfalls in der Nordallianz vertreten sind. In den 90er Jahren waren beide Gruppen in blutige Kämpfe um Kabul verwickelt, in deren Verlauf mehrere tausend Menschen starben. Augenzeugen berichteten damals, Sajafs Truppen hätten in den eroberten schiitischen Gebieten gemordet und vergewaltigt. HADSCHI ABDUL KADIR: Der frühere Provinzgouverneur hieß Bin Laden willkommen, als dieser 1996 Zuflucht in Afghanistan suchte, nachdem er aus Sudan ausgewiesen worden war. Als die Taliban seine Region eroberten, floh Kadir nach Pakistan. Mittlerweile ist er in sein Heimatland zurückgekehrt, um in der Nordallianz gegen die Taliban zu kämpfen. GULBUDDIN HEKMATJAR: Der Paschtune verbündete sich 1994 mit seinem ehemaligen Feind Dostum und startete Raketenangriffe auf Kabul. Die Offensive, bei der zahlreiche Zivilisten in der afghanischen Hauptstadt getötet wurden, rechtfertigte er als islamischen Aufstand gegen Präsident Rabbani. 1995 wurde Hekmatjar vertrieben und flüchtete nach Iran. Kürzlich hat er von seiner Rückkehr nach Afghanistan gesprochen.Sally Buzbee Max,14.11.2001 US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnet sie als eine Gruppe verschiedener Elemente, „die sich nicht immer einig sind, was zu tun ist“. Diese lose Koalition aus Mudschaheddin-Kämpfern, die unterschiedliche ethnische Gruppen vertreten und auf eine lange Geschichte des Misstrauens, der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen zurückblicken, haben während ihrer Herrschaft in Kabul 1992 bis 1996 einen Großteil der afghanischen Hauptstadt zerstört. Interne Streitereien und brutale Kämpfe kosteten Zehntausende das Leben. „Sie sind eher Banditen als große Helden“, sagt Mittelasien-Experte Charles Fairbanks in Washington. Aber sie sind eben auch die einzige Gruppe, die in den vergangenen fünf Jahren gegen das Taliban-Regime gekämpft hat. Und das macht sie zum offensichtlichen Verbündeten der USA in ihrem Kampf gegen die Taliban und gegen den Mann, den die Miliz beschützt, den mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden. "Die Dinge sind nicht scharz oder weiß" Bildet sich eine Koalition für Bin Laden? Im benachbarten Pakistan ist das nicht anders. Dort drückt ein Karikaturist die These Habibs in einer Zeichnung aus: Zwar gehört Abbas nicht der Bevölkerungsmehrheit der Paschtunen an, die die Basis der Taliban bilden. Er ist Tadschike, ebenso wie der Führer der Nordallianz, der gestürzte Präsident Burhanuddin Rabbani. Dennoch fürchtet sich Abbas vor einer Einnahme Kabuls durch die Oppositionskämpfer, denn die Erinnerung an die vier Jahre, in denen Gruppen der heutigen Nordallianz die Hauptstadt kontrollierten, ist noch nicht verblasst. Die Mudschaheddin haben ganze Stadtteile in Schutt und Asche gelegt Please note that some of the opinions expressed within these pages, may not necessarily be that of the Afghan Online Press. These links are provided to enable readers to conduct further research, nothing more! ---------------FIRST ARTICLE BELOW-----------------------------> Northern Alliance will not tolerate War on terrorism: The future By Kim Sengupta The Northern Alliance bitterly accused Pakistan of fomenting the Afghan civil war and insisted that General Pervez Musharraf's regime could have no say in the future of the country. The vehement opposition of the Northern Alliance to Pakistan is a major problem for the US and British governments, which have always said that Islamabad must play a part in deciding on the make-up of the next Afghan government. The Bush administration has also proposed a mainly Muslim "peacekeeping" force from countries such as Turkey, Indonesia and Bangladesh to which Pakistan would like to contribute, but the Northern Alliance said this would lead to another war. As 2,500 of their "policemen" enforced control over Kabul, Alliance officials declared that they held the capital, and were in effect the government until a new one was formed. They also stated their intention to march on the Taliban's ethnic Pashtun heartland in the south. One of the Alliance's most senior diplomats, Wali Masood, the Afghan ambassador in London and the brother of the assassinated leader Ahmed Shah Masood, warned that captured Pakistani and other foreigners fighting with the Taliban risked getting killed. He said: "Mainly, they are being killed by Afghan people because of the terrible things they had done in our country. But they can also get killed by our own fighters because they sometimes lose control." Representatives of the exiled Afghan king, Zahir Shah, yesterday accused the Northern Alliance of reneging on a deal to stay out of Kabul. But Mr Masood, who is expected to return to Afghanistan to represent the Northern Alliance in a future government, maintained that security officials had gone into the capital to keep order. He added that the King would be welcomed back to take part in a Shura, a grand council, where an administration could be formed by consensus. But Mr Masood was adamant that the Northern Alliance would not tolerate Pakistani interference in Afghanistan, or the involvement of any parties backed by the Pakistanis. He said: "The Pakistani government and its secret service, ISI [InterServices Intelligence], has been responsible for what has happened to Afghanistan by backing international terrorism of Osama bin Laden and the tyranny of the Taliban. They have also sent thousands of Pakistani militia into our country, and replaced them at regular intervals. "They are the enemy. How can they have a say in how Afghanistan is governed in the future. It is is like the Soviet Union saying that they wanted to have a say in running Afghanistan after they had been forced to end their occupation." Mr Masood was speaking at the Afghan embassy in London, in reality that of the Northern Alliance, which has suddenly become the focus of media and diplomatic interest. Sitting beside a photograph of his dead brother, who has become an icon for the Alliance in their victorious campaign, Mr Masood claimed the Pakistanis were complicit in the murder. He said: "The ISI had a part in that assassination, they have a record of organising terrorism inside Afghanistan. "The Pakistanis have got to accept that and they have got to admit just how wrong their policy had been in Afghanistan," he said. "Instead General Musharraf continues to try and divide us with his talk of moderate Taliban and extreme Taliban, of Pashtun and non-Pashtun. But we must not let outsiders divide us again." Mr Masood said he believed that Mr bin Laden would be captured or killed "very soon" if he stayed in Afghanistan. He added: "Time has run out for him in our country. But I would not be surprised if he is across the border in Pakistan in the house of some ISI officer." Stronghold of Taliban close to collapse Ewen MacAskill Taliban rule in Afghanistan was in its death throes last night as its stronghold, Kandahar, was on the brink of falling. Having taken Kabul early yesterday morning, alliance fighters pushed on to complete the country's takeover. There were reports of thousands of Northern Alliance fighters having captured Kandahar airport and other troops, Pashtuns who have switched sides, advancing on the city itself. "In Kandahar, there is a chaotic situation as of today," Abdullah Abdullah, the Northern Alliance foreign spokesman, said, predicting the city could fall within 24 hours. A Taliban official, Mullah Najibullah, said at least 200 Taliban fighters had mutinied in Kandahar. Confirming the extent of the disarray, Mullah Omar, the Taliban leader, whose whereabouts is not known, denounced deserters and called on them not to behave like "slaughtered chickens" but to regroup and obey their commanders. Other Taliban were fleeing to the mountains, either to begin a guerrilla war or simply for their own safety. Thousands of Arab fighters allied to the Taliban were preparing to make a last stand in Jalalabad. The Pentagon dispatched more marines to the region yesterday and US planes continued bombing raids. A US government source said the planes were bombing around caves and other areas that could be sheltering Osama bin Laden and his al-Qaida network. With most of the country now under control, including a key staging post in the Khyber Pass, the US and its allies are free to mount operations by special forces to hunt down Bin Laden, who is claimed by US and British intelligence to be in the mountains of either the Kandahar and Oruzgan provinces. There were predictions in both London and Washington that he could be found within weeks. The sudden capture of Kabul by the Northern Alliance, in defiance of President Bush, who only two days ago called on them to stop on the outskirts, has created a host of political problems. The United Nations announced yesterday that it is to take over administration of Kabul until a broad-based coalition government can be created. The US secretary of state, Colin Powell, said a multinational force, almost exclusively Muslim, will be sent to provide security. The force will be made up of soldiers from Turkey, Bangladesh and Indonesia. The problems of creating a coalition were brought into stark relief last night when the Northern Alliance leader, Burhanuddin Rabbani, ruled out a role in government for either the exiled king, Zahir Shah, or elements of the Taliban. Kandahar airport 'captured by Pathans' By Sandra Laville in Quetta The Telegraph (UK) AFGHAN royalists claimed last night that the Taliban's retreat was fanning the flames of revolt in the movement's ethnic heartlands. Hamid Karzai, a tribal leader who has returned from exile to agitate against the Taliban, said from Afghanistan yesterday that his force of tribal fighters had secured the airport at Kandahar. The airport was wrecked by the American bombing and abandoned by the Taliban. The claim was denied by the Islamic militia, although refugees reaching Pakistan confirmed the story and some suggested that 5,000 royalists were heading towards the city. Retreating Taliban troops were reported to be pouring into Kandahar last night, as a security cordon was thrown up around the home city of the militia's leadership. Kamal Hyder, a CNN correspondent, said: "They were coming in from all directions in an onward movement into rural Afghanistan. "There has been a great deal of activity and large numbers of reinforcements were positioned around the city last night." Other refugee accounts from Kandahar said Taliban forces were not visible in large numbers on the streets and that many had moved to the mountains. A spokesman for Abdul Khaliq, a former mujahideen anti-Soviet commander, claimed that Pathan chiefs on the border with Pakistan had taken the village of Spin Boldak after many Taliban fighters defected to them. The extremist Islamic movement may be finished as a government but its demise will not be complete until it collapses in its southern heartland and eastern military strongholds. Its leader, Mullah Mohammed Omar, ordered his troops to stand and fight after opposition forces marched into the capital Kabul, and dismissed reports that he had fled Kandahar, the Pakistan-based Afghan Islamic Press reported. Latest Developments Related to U.S. Strikes in Afghanistan BEIJING, Nov 14, 2001 (Xinhua) -- The following are the latest developments related to the U.S. strikes in Afghanistan. -- Taliban senior intelligence official Mullah Taj Mir on Tuesday said in the eastern Afghan city of Jalalabad that the Taliban forces had decided to defend eastern provinces to the last breath, according to Afghan Islamic Press (AIP). The Taliban official told AIP by phone that the Taliban had full control of the three eastern provinces of Nangarhar, Laghman and Kunar, where security arrangements had been made to fight against any opposition offensives. -- Afghanistan's anti-Taliban Northern Alliance has asked the United Nations to send teams to Kabul to help in the post-Taliban peace process. Northern Alliance's Foreign Minister Abdullah Abdullah said Tuesday at a news conference in Kabul that the alliance invited the United Nations to send teams to the Afghan capital of Kabul to help build a post-Taliban government, according to reports reaching here Tuesday night from Kabul. -- Tajikistan's Kulyab city airport, regarded by American military experts as a landing and maintenance base for their air force, is technically unfit for such functions, Interfax quoted Tajik Defense Minister Sherali Khairulloyev as saying on Tuesday. Khairulloyev said in Dushanbe that the capacities of the air control equipment of Kulyab airport, located near the Tajik-Afghan border, could not ensure the safety of intensive flights, and its takeoff and landing terminal could not support heavy aircraft such as transports and bombers. -- French Foreign Minister Hubert Vedrine on Tuesday said it is urgent to set up a transition government representing all factions in Afghanistan. "Our political position is that an authority, a government must be set up in coming days that represents in an equitable way the Pashtuns, the Uzebeks, the Tajiks, the Hazaras and all others in Afghan society," said Vedrine in an interview with French television France 2. -- U.S. spotters wearing civilian clothes were among advancing Afghan opposition troops, a senior opposition diplomat said here in an interview to be published on Wednesday's Izvestia newspaper. Maj. Gen. Abdoul Gayur, First Secretary of the Afghan Embassy in Russia, which represents the opposition Rabbani government, thanked the U.S. for its air support in its recent fighting against the ruling Taliban. -- U.S. Defense Secretary Donald Rumsfeld said Tuesday that a small number of U.S. troops are inside Kabul, advising the Afghan opposition Northern Alliance leaders. "There are a very small number of U.S. forces inside the city of Kabul," Rumsfeld said at a press conference at Pentagon. "There are not sufficient forces to monitor or police the entire city" to ensure retribution killings by the rebels, he said. -- British Prime Minister Tony Blair urged on Tuesday a United Nations presence in Kabul to fill the power vacuum left by the Taliban. In a telephone call to U.N. Secretary-General Kofi Annan, Blair said there was the need to press ahead with efforts to forge a new broad-based government in Afghanistan after the lightning military advances by the opposition Northern Alliance. -- A United Nations special envoy said here Tuesday that the time was not ripe now for sending U.N. peacekeepers into war-torn Afghanistan, but it was important to involve all Afghan factions in peace talks. U.N. Secretary General Kofi Annan's special representative on Afghanistan, Lakhdar Brahimi, told reporters here that it was "not at the stage yet" to consider sending U.N. peacekeeping forces into Afghanistan. Alliance troops closing in on Taleban Arabs FROM STEPHEN FARRELL IN PESHAWAR ISOLATED, retreating and vilified Arab fighters loyal to Osama bin Laden are digging in to defend the beleaguered eastern city of Jalalabad, anti-Taleban groups said last night. Former Mujahidin commanders planning to enter Afghanistan from Pakistan are steeling themselves to fight their way into the town, which acts as a gateway between the Khyber Pass and Kabul. They believe that 2,000 Arabs in central Jalalabad have now been reinforced by others fleeing revenge attacks in Kabul, who, because they have nowhere else to go, are most likely to heed Mullah Muhammad Omar’s call yesterday to “regroup yourselves, resist and fight”. Two former Mujahidin leaders are believed to be converging on Jalalabad. Haji Abdul Qadir, the former Pashtun Governor of Nangarhar, who has been with Northern Alliance forces, is thought to have bypassed Kabul by moving down a highway east of the city toward Sarobi, while the former Nangarhar resistance fighter, Commander Hazrat Ali, is moving in from the northeast. In Pakistan another anti-Taleban figure, Haji Muhammad Zaman, former commander of Nangarhar’s 11th division, yesterday sent a three-man delegation across the border to gauge the level of support among his fellow Pashtun Taleban. As he hastily gathered men, weapons and satellite telephones, he was confident that former Taleban allies could be persuaded to switch sides to join their fellow Pashtun opposition and defeat the Arabs. He said that many Arabs had tried to enter Pakistan, but appeared to have failed and were now likely to resist. “The Arabs have two choices: to fight or die. They will definitely fight in Jalalabad,” he said. “Only 2 per cent of the Taleban are left in the city, it has been taken by the Arabs. The Taleban will co-operate with us, I am sure.” His assessment was reinforced by one independent source, who spoke of Jalalabad being “controlled” by a large contingent of Arabs. “We were told there was a huge gathering in the centre of town and they are now deciding what to do,” he said. Mr Zaman is among many Pashtun exiles who are desperate to take the southern and eastern provinces for themselves, but have had to sit in exile and watch impotently as town after town falls to Northern Alliance Uzbeks and Tajiks. “We had an agreement with the Northern Alliance in Rome in September not to enter Kabul, but they didn’t keep it. We will negotiate when we enter Jalalabad. Naturally I am not happy, but generally I am pleased that the Taleban forces have been broken,” he said. “We are first trying to contact the Taleban because I don’t want a drop of blood being shed. “Afghanistan has many widows and orphans and we can’t afford any more.” Jalalabad, a former royal winter capital surrounded by mountains, has been linked to bin Laden and the Arabs for more than a decade. Nearby lies the Tora Bora camp, the former headquarters of a commander known as Engineer Mahmood, who invited bin Laden to Afghanistan. Another camp, Darunta, was suspected of having been a centre for al-Qaeda’s chemical research until it was destroyed by US airstrikes. Another key site is Farmada, on a farm owned by the former commander Yunus Khalis, with whom many senior Taleban leaders fought against the Russians during the 1980s. Although some Taleban fighters contacted in Jalalabad yesterday promised to fight on, the regime’s guards at the Torkham border station near the Khyber Pass were reported to have abandoned their posts. A group of Afghan elders was last night trying to work out who would should take over the key frontier position. Multi-nation Muslim troops for Kabul CHIDANAND RAJGHATTA TIMES NEWS NETWORK WASHINGTON: The United States is rushing to cobble together a multi-national security force from Muslim countries like Turkey, Bangladesh and Indonesia to takeover Kabul following the fall of the Afghan capital to the Northern Alliance on the heels of fleeing Taliban. Defying Washington’s advise to stop at the gates of Kabul, Alliance fighters appear to have entered the city itself to fill the military and political vacuum caused by the quick exit of the Taliban militia. Reports from the city spoke of sporadic fighting and revenge killings of Taliban fighters, many of whom are Pakistanis, Arabs and Chechens. Although Bush administration officials say the fleeing Taliban are headed to their stronghold of Kandahar, latest reports about the fall of the airport in that southern city suggest the Taliban may be driven out of there too. They may regroup in the mountains to carry out a guerrilla war, although there are also reports of large-scale defections. Washington now faces the complex political task of engineering the next government in Kabul. The first step is to put in place an international security force, possibly under the aegis of the United Nation, while it confects an interim government. The rapid fall of Afghan cities appears to caught it short of plans. The military progression has sped ahead of the political process. The Bush administration does not want to commit American troops to stand in Afghanistan. It has secured assurance from at least three moderate Islamic countries – Turkey, Bangladesh, and Indonesia – to send peacekeeping troops while it puts together an interim government. The political process is intricate and daunting. The US, and much of the international community, is committed to a broad-based representative government involving all major tribes. But having rolled into Kabul despite a restraining US hand, the Northern Alliance, which mostly represents ethnic minorities like Uzbeks, Tajiks, Shias and Hazara, is certain to demand a major share in power and proceedings. Given the past record, the Alliance alone cannot be trusted to hold Kabul. Already, there are reports of the city being carved along ethnic lines. Washington has not so far managed to find any non-Taliban Pashtun leadership acceptable to the Alliance. Hopes of a Pakistan-inspired breakway, moderate Taliban have not materialised. In any case, the Alliance, implacably opposed to Pakistan, has said it will not sup with anyone backed by Islamabad. In fact, the fall of Kabul and the rout of the Taliban is a devastating blow to Pakistan despite its professed backing of American war aims. Islamabad now has to wage a rearguard diplomatic battle to retain its political foothold in Kabul, and, in fact, may not be able to do so even if it is backed by Washington. It is hated by the Northern Alliance, and is now disliked and distrusted by the Taliban for the manner in which it abandoned them. The US has so far not mentioned using Pakistani troops in the international force. Events have moved so rapidly that Pakistan's military leader Pervez Musharraf is said to be stopping in Turkey on his way home from Washington in an effort to retain some political and military equity in Kabul. The policy of trying to attain a strategic depth against India by having a proxy government in Kabul now appears to have misfired badly on Pakistan. Islamabad will now have to watch its rear flank, especially if the Pashtun Taliban make common cause with the Pashtuns of Pakistan. Some experts are already beginning to see a cleave in Afghanistan that could have a deleterious effect on Pakistan. If the Northern Alliance, whose political orientation is towards countries to its north and west (Russia, Tajikistan, Uzbekistan, Iran), begins to control the northern half of the country, Islamabad could begin to feel the heat in the provinces bordering the Taliban controlled territories to the south, where its writ is weak in any case. India, along with Iran and Russia, backs the Northern Alliance. The situation is complicated by Russia's insistence that no foreign forces be inducted into Kabul. Russian President Vladimir Putin is in Washington and meeting President Bush at the time of writing. The Afghan situation has developed so rapidly, that the main item on their agenda -- a drastic cutback in nuclear weapons -- has taken a backseat. Meetings at the United Nations are also apace to evolve a peace process for Afghanistan. The US has so far not formally or directly involved India in the political process relating to Afghanistan, despite acknowledging India’s contention that it has a stake because of its historical ties with Kabul. That task is being handled mostly by the so-called “six plus two” – the six countries bordering Afghanistan plus the United States and Russia. Alliance invites all groups to discuss future govt The News: Jang (Pakistan) KABUL: The Northern Alliance on Tuesday invited all Afghan groups to come to Kabul to start negotiations on the future of the country. The invitation was issued by Alliance's Foreign Minister Abdullah Abdullah after its troops swept unopposed into the capital that had been ruled by the Taliban militia since 1996. "We invite all Afghan groups at this stage to come to Kabul and to start negotiations about the future of Afghanistan and to speed up negotiations," Abdullah told a news conference. The United States and its allies, including Pakistan, had urged the Northern Alliance to stay out of Kabul to allow time for the constitution of a broad-based successor government to the Taliban. But the alliance, which dispatched thousands of troops into the capital abandoned by the Taliban, said they were there only to ensure security and there would be no unilateral attempt to run the country. Abdullah rejected giving other countries a pre-eminent role in the formation of a new administration. "The future government of Afghanistan cannot be formed by foreign forces. But the presence of the UN is necessary. It is a totally new situation at this stage in Afghanistan. We are witnessing the collapse of the Taliban very quickly and in a dramatic manner in several provinces. The situation is developing in a dramatic manner and it needs a new evaluation," Abdullah said. But he pledged that any government to be formed would pose no threat to Afghanistan's neighbours. Meanwhile, Northern Alliance said in a statement that it had no plans to rule the country following its march into Kabul and is calling for establishment of a broad-based government. A statement issued by the alliance and comments by a senior official appeared aimed at reassuring the United States and its allies who have been trying to reach a consensus on a successor administration to the Taliban. "Now is the time that through the establishment of a broad-based government in the country we can avoid all kinds of tyranny and injustice and lead ourselves to development," read the statement released in the name of the Islamic State of Afghanistan. Earlier, Younis Qanooni, a key member in the anti-Taliban leadership, said the presence of thousands of alliance troops in Kabul was nothing to worry about. "We are just here to keep security and stop criminals from bothering our citizens," Qanooni said. "We are still committed to the Council of National Unity which we have formed with the former king (Mohammed Zahir Shah)." Qanooni, the former deputy defence minister in the UN-recognised government of president Burhanuddin Rabbani, said Rabbani would not enter Kabul or appoint any ministers to a new government. "Professor Rabbani will not enter Kabul. He will not declare himself as president and will not appoint any ministers," he added. Qanooni said his defence chief, General Mohammad Qasim Fahim, had entered Kabul along with foreign affairs spokesman Abdullah Abdullah. Their main task was organising the security of the city. "We are committed to the establishment of a government which all Afghans will like. UN Gives World's First Blueprint for Afghan Future By Evelyn Leopold UNITED NATIONS (Reuters) - The United Nations outlined the world's first political blueprint for Afghanistan, envisioning a broad-based two-year transitional government and a security force drawn from a variety of nations. ``Things are changing fast on the ground, as we saw over the last few days, especially last night and this morning with the Northern Alliance expanding its control over territory and entering Kabul,'' the U.N. envoy for Afghanistan Lakhdar Brahimi, told the 15-member Security Council on Tuesday. He said U.N. political personnel had been asked to go to Kabul immediately, beginning with his deputy, Francesc Vendrell, a Spanish U.N. career official now in Islamabad. At the same time, he said, he was organizing a conference as soon as possible of all Afghan factions and called on the international community to get food and other supplies to ordinary Afghans, millions of whom risk starvation as the winter snows set in. The meeting is expected to take place in the United Arab Emirates within the next week but no date has been set, U.S. officials said. Other diplomats, however, said the conference may be held in Geneva instead because of objections from Iran, which has a long-standing dispute with the UAE over sovereignty of three Gulf islands Tehran controls. Brahimi, a former Algerian foreign minister, proposed establishing an all-Afghan provisional council. This council would eventually set up a transitional administration, to last up to two years, and draft a constitution for a new government. At the same time, he said, a ``Loya Jirga'', or assembly of tribal elders, should be convened to approve the transitional administration and authorize it to draft a constitution. Afghans have been trying for more than a decade to organize a Loya Jirga without success. The United Nations has been charged by the United States and other countries to try to bring a political solution to Afghanistan so any future government would have international legitimacy and not appear to be imposed by Washington. The United States began bombing Afghanistan five weeks ago in an attempt to stop its Taliban rulers from protecting the al Qaeda organization and its leader, Saudi-born militant Osama bin Laden, whom Washington accuses of planning and financing the Sept. 11 attacks that killed more than 4,500 people in New York, Washington and Pennsylvania. INTERNATIONAL SECURITY FORCE SOUGHT Addressing a number of foreign ministers whose countries have seats in the Security Council, Brahimi said security was of utmost concern, especially around Kabul, the capital. The opposition Northern Alliance, known in the past for gross human rights abuses, captured Kabul on Tuesday. Brahimi said there were three choices, the best of which was an ``all-Afghan'' security force. But he doubted one could be organized quickly. U.N. peacekeepers, he said, would also take too long. Instead Brahimi proposed a multinational force, which diplomats said might include Muslim troops from Turkey and Jordan as well as European troops. Such a force could ``preserve the political space in which negotiations toward the resolution of the many problems ahead could proceed,'' he said. Brahimi said many Afghans were determined to avoid another round of fighting and wanted Kabul to be demilitarized and not controlled by any one faction. ``Without a credible security arrangement, however, no political settlement can be implemented,'' he said. Brahimi said the current ``six plus two'' group of Afghanistan's neighbors, the United States and Russia, should be broadened to 21 nations to monitor the process. U.S. Ambassador John Negroponte told the council Afghan ''liberation forces'' had to exercise restraint. ``Afghanistan does not need another cycle of revenge and retribution as the Taliban collapses,'' he said. A British-French drafted resolution meant to back Brahimi's plans is being rewritten to fit the rapidly changing situation, U.S. officials said. They are proposing a transitional administration in all areas the Taliban has vacated. U.N. Secretary-General Kofi Annan, in his speech to the council, warned Afghanistan's neighbors, who had spent years arming one faction or another, to stop interfering. ``Unless this happens -- on the level of reality rather than just rhetoric -- there can be little hope of lasting stability in Afghanistan,'' he said. Taliban Lose Four Eastern Provinces-Opposition Tuesday November 13 10:37 PM ET KABUL (Reuters) - Four provinces in eastern Afghanistan have fallen from Taliban hands after the local population rose up in revolt, opposition Northern Alliance Interior Minister Yunis Qanuni told Reuters on Wednesday. ``Now the Taliban have less than 20 percent of the territory of Afghanistan,'' Qanuni told Reuters. He said the four eastern provinces of Laghman, Logar, Kunar and Nangahar, which are populated mainly by the majority ethnic Pashtuns who make up the Taliban, had been lost by the fundamentalist militia. But he stopped short of saying his Northern Alliance fighters held the areas, including the eastern city of Jalalabad -- a Taliban stronghold that controls the road from Kabul to the border with Pakistan. ``We are also receiving reports of uprisings in Kandahar,'' he said, referring to the southern powerbase of Taliban supreme leader Mullah Mohammad Omar. Anti-Taliban United Front take Zaranj in SW Afghanistan Tehran, Nov 13, IRNA -- Pressing home the attack, the anti-Taliban United Front Forces seized Monday the town of Zaranj in south western Afghanistan, near the border with Iran, reported Russian news agency Itar-Tass. According to reports, fighting for this capital of Nimrooz province continued for about half an hour. Then Taliban troops were observed fleeing eastward in the direction of Qandahar. Over the past 72 hours, the United Front forces seized more than 40 percent of Afghanistan's territory. Its forces have already entered Kabul, the reports said. NB/AH End ::irna 19:14 Musharraf shocked by 'occupation' Angry general flies home to face critics Luke Harding in Islamabad Pakistan's military ruler, General Pervez Musharraf, last night expressed his dismay that the Northern Alliance had been allowed to seize Kabul and said a UN peacekeeping force should be sent in as soon as possible to stop opposition troops from "occupying" the city. Speaking in Turkey, Gen Musharraf said Kabul should be rapidly "demilitarised" to prevent the "atrocities of the past" from being repeated. The UN force should be made up of troops from Muslim countries. "In the past there has been fighting among these ethnic groups. Pakistan and Turkey must do what they can to prevent this," he added. Earlier, Pakistan's foreign affairs spokesman, Aziz Ahmad Khan, said no single group could bring peace to Afghanistan, and a broad-based multi-ethnic government should take over as soon as possible. "Pakistan holds to the view that the Northern Alliance forces must not occupy Kabul." The Northern Alliance has made little secret of its hostility to Pakistan's military regime, which until two months ago was the Taliban's most crucial ally. Over the past five years Pakistan's powerful ISI intelligence agency has secretly given the Taliban vital military support and advice. Gen Musharraf dumped the Taliban in the wake of the September 11 attacks. In a visit to New York on Monday, he urged President Bush not to allow the Northern Alliance to seize Kabul, a strategy swept away by events. Privately, Pakistani diplomats admit that they feel betrayed by their new allies in Washington, who failed to halt the alliance's advance. Gen Musharraf yesterday pointed to the alliance's barbarous record during its last stint in power in Kabul between 1992-94. He is deeply concerned that unless members of the Pashtun ethnic majority play a leading role in government Pakistan faces the prospect of a hostile neighbour. "Pashtun representation is important," he said in Istanbul last night, before flying back to Islamabad for talks with senior advisers. "The capture of Kabul by the anti-Pakistan opposition alliance will have negative implications for the country," Samiul Haq, a leading Pakistani Islamist cleric and head of the pro-Taliban Afghan Defence Council, said last night. Hameed Gul, former head of Pakistan's intelligence agency, yesterday accused America of deceiving Pakistan, which had "no control of the situation". Gen Musharraf "should do a lot of explaining", he added. Timeline: the fall of Kabul The Afghan capital, Kabul, fell to Northern Alliance fighters today, Staff and agencies October 7 The prime minister, Tony Blair, makes a televised speech praising British forces and saying the Taliban regime was warned it had a choice of "siding with justice or siding with terror". October 10 A October 16 October 17 October 19 October 20 October 22 October 29 November 1 November 4 November 9 November 12 Tony Blair says he expects alliance commanders to honour their commitment not to take city as the international community thrashes out a new settlement for the future government of the country. November 13 Musharraf joined coalition after Source: Hindustan Times (PTI) (Washington, November 14) US Secretary of state Colin Powell has disclosed that Pakistan president General Pervez Musharraf was given an ultimatum of sorts, before he finally decided to support the US in its war against terrorism. In a candid interview to the New York Times on Tuesday, the former chairman of the joint chiefs of staff revealed that within 48 hours of September 11 terrorist strikes, he called up Musharraf and said "General, you have got to make a choice". The choice, The New York Times said, was whether to cast Pakistan's lot with the United States in the imminent war, or remain an isolated and economically beleaguered state, crushed by foreign debt and sliding towards the same Islamic extremism that had brought the Taliban to power in neighbouring Afghanistan. "He (Musharraf) took 24 hours to consult his political leaders and his generals and he made that choice--not just a choice with respect to the Taliban but a strategic choice with respect to where Pakistan was going to be in the future," Powell said. In the wake of the terrorist attacks on the World Trade Centre and the Pentagon, a number of nations are examining the strategic choices they face, he said adding that in this sense disaster has also brought an opportunity on a wide range of diplomatic fronts. In this context, a deepening, long-term American engagement in South Asia and a "robust" military relationship with both India and Pakistan could also be seen, Powell said. Exiled singer returns to free airwaves BY ADAM SHERWIN, MEDIA REPORTER THE exiled Afghan singer whose song became the first piece of music to be broadcast in Kabul for five years described the “proudest day of my life” yesterday. When opposition forces took over Radio Afghanistan, it was a song by Farhad Darya that drifted over the airwaves before any official announcements were made. His long-suppressed voice, singing a lament for Kabul, proved to listeners that the Taleban regime had been banished. “Today is a brand new day in Afghanistan and it began with my voice,” Darya, 40, said. “I have tried all my years in exile to inspire the people and keep their spirits alive. Today the people bestowed upon me the greatest honour any Afghan can receive.” Darya fled the former Communist regime in Kabul in 1990 after constant harassment by the authorities. The family he left behind received the same treatment. His songs, which combine traditional Afghan classical instruments with contemporary folk influences, have led him to be compared with Paul Simon. On songs such as Kabul jaan (My Sweetheart Kabul), he accompanies himself on the rubab, a short-necked flute. Now living in America, Darya performs his songs of exile to up to 10,000 people. In August he played to 1,000 in London. He said: “My songs are about patriotism and duty. I can’t live without my people. The Taleban buried the most essential element of life: the human voice. I have always wanted to return and now I believe I can.” Under the Taleban, musicians were jailed and had their instruments strung up from posts as a warning to others. The latest upheaval brings memories for Darya: “All those years ago, when the Mujahidin entered Kabul they played my song first then. That was a great honour and now history repeats itself.” The return of free radio to Kabul was also marked by the return of female announcers, sacked and ordered to go home and look after their children by the Taleban. Jamila Mujahid, 40, who read the first words on Radio Afghanistan, said: “I don’t believe this. I never thought that a time would come when I would be reading the news again. As I read the news this morning it was like a dream.” Afghan women find new freedom By the BBC's Louise Hidalgo The Northern Alliance has announced that women in Afghanistan can now go back to work, and girls can go to school - activities that were banned by the Taleban. A statement issued in Kabul said all Afghan women had the right to pursue education and work in accordance with Islamic teaching and Afghanistan's honourable traditions. And women in Kabul have already begun tearing off the veils they were forced to wear by the ruling militia. The treatment of women was one of the issues for which the Taleban became most notorious. The Northern Alliance, on the other hand, has made much of its record on women's rights. But has this just been anti-Taleban propaganda? Living in fear The Taleban always treated Kabul - a relatively sophisticated city - with great harshness. The religious police were particularly strict in the way they enforced their punishments. For a woman failing to wear the all-encompassing cloak, the burqa, correctly, the penalty was a public flogging. Yet even in the few areas of Afghanistan which, until a few days ago, the Northern Alliance controlled, most women still choose to wear the burqa. This is a deeply conservative - and patriarchal - culture. But, unlike in Taleban areas, women say it is tradition - not government pressure - that has made them cover themselves from head to foot. Limited opportunities At least, though, under Northern Alliance control, women have been able to work, even if the jobs they have been able to choose from are limited - teaching, for example, or working as a midwife. Under the Taleban, by contrast, women have been largely confined to their homes, squeezed out of every aspect of public life. Already, people in the northern city of Mazaar-e-Sharif have been celebrating what they hope, with the arrival of the Northern Alliance, will be the re-opening of girls' schools, for the first time in three years. It may be that most girls leave school in their early teens to get married. But at least, they say, more liberal families will have the choice to keep their older girls on in education. A fortunate few may even go onto university. Guest Control The Times of India EDITORIAL As Osama bin Laden continues to elude his American pursuers to the delight of the Taliban, it appears that many in Afghanistan are tired of his presence and want him to go away. In fact, even the Taliban, according to some reports, are wanting a way out of the impasse, but it is impossible for them to hand over their guest to the enemy directly, and some face-saving measure is needed to camouflage it. The common Afghans, or many of them, are unable to bear the brunt of American bombing, which would stop only if this ‘‘guest’’ leaves the country. Under normal circumstances, no Afghan would have such feelings about a guest. Their mehmaan-nawazi (hospitality) is legendary. Bengali writer Syed Muztaba Ali who spent a few years in Kabul and wrote an award-winning book on his experiences, fondly recalled the Afghan’s hospitality which leaves the guest almost breathless. The visitor is never allowed to pay for anything as long as he is in an Afghan’s company because he is a mehmaan. Any attempt to reciprocate the courtesy is brushed off disdainfully. But this time, the guest has decided to overstay his welcome and made his hosts miserable. There are stories galore about guest-host relationships in the folklore of every country. There is one about a rich man who had 10 sons-in-law, all of whom decided to exploit his hospitality, tempted by the luxuries available in his place. Sensing that they would not leave on their own, the host began to curtail the luxuries. As standards deteriorated, nine sons-in-law left one by one, but Dhananjaya, the tenth fellow, would not budge. Even near-starvation was no incentive for him to leave. The father-in-law was then counselled by well-wishers to resort to the ultimate measure — a good thrashing. This worked, and the method came to be known in Sanskrit as Praharena Dhananjaya. Osama is the son-in-law of a hero to many in Afghanistan and elsewhere, and is identified with the Afghan cause because he fought the Soviets on their behalf. At that stage, he was also the guest of the CIA, which now rues the day. At the same time, the Americans now want him to be their guest, although theirs will be a hospitality of a different kind. As Mary Howitt wrote, ‘‘Will you walk into my parlour? said a spider to a fly:/ ‘Tis the prettiest little parlour you ever did spy’.’’ Ungeachtet aller militärischen Triumphmeldungen, die ohne die massiven Luftangriffe der USA und Großbritanniens seit dem 7. Oktober kaum denkbar schienen, zeichnet sich kein politisches Gefüge ab, das allen in dem zersplitterten Vielvölkerstaat gerecht werden könnte, seine Nachbarn nicht zu vergessen. Die zahlreichen Ethnien einbinden müsse es und auf eine breite politische Grundlage gestellt werden, fordert US-Präsident George W. Bush genauso wie Pakistans Militärherrscher Pervez Musharraf. Und beide warnen ebenso dringend vor einem Einmarsch der Nordallianz in die Hauptstadt Kabul. Denn die Anarchie und das Morden, das Kriegsherrentum und der blutige Kampf verfeindeter Gruppen dort ist noch gut in Erinnerung, nachdem die afghanischen Mudschahedin im April 1992 in Kabul Einzug gehalten hatten. Unter der Herrschaft von Burhanuddin Rabbani und seinem Militärstrategen Achmed Schah Massud sank die Hauptstadt im Granatenhagel in Schutt und Asche, waren Menschen der Gnade der Kommandeure ausgeliefert, bis die Taliban 1996 einmarschierten.
PERSPEKTIVE,Stern,14.11.2001
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Erst bereiteten wochenlange US-Bombardements den Weg, dann fiel die strategisch wichtige Stadt Masar-i-Scharif, jetzt kontrolliert die Nordallianz den größten Teil Nord-Afghanistans. Unter dem andauernden militärischen Druck scheint nun die Herrschaft der Taliban am Hindukusch wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Doch inmitten des Siegesjubels der oppositionellen Milizen mischt sich immer lauter die Frage, wohin Afghanistan steuert, wenn die radikal-islamischen Taliban erst einmal abgelöst sind.
© AFP
Wohin steuert das Land am Hindukusch?
Manche schlagen vor, die Vereinten Nationen sollten ähnlich wie derzeit in Ost-Timor die Kontrolle über Kabul übernehmen, wenn sie erst gefallen ist. Doch erheben sich schon warnende Stimmen. „Jede aufgezwungene Lösung wird keine Stabilität für Afghanistan bringen“, urteilt der ehemalige Mudschahedin-Anführer Ghairat Bahir. „Die Afghanen sollten selbst ihre Entscheidungen treffen.“ Seiner Ansicht nach mischten sich schon „zu viele Länder“ in die Belange des Landes am Hindukusch, und er meint damit die ausländische Militärhilfe.
EINMARSCH
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Menschen zählen nicht, nur die Macht!
Said Abbas hat Angst, dass der Krieg bald vor seiner Haustür tobt. Der Afghane sitzt auf einem Holzstuhl vor seinem Laden für Fahrradersatzteile in einem nördlichen Viertel von Kabul. Nachdem die Taliban im Norden Afghanistans offenbar geschlagen sind werde es nicht mehr lange dauern, bis die Nordallianz in die Hauptstadt vorstößt, glaubt Abbas. „Wir hören jede Nacht die Bomben fallen, und wir wissen, dass sie bald kommen werden", sagt er.
© AFP
Die Nordallianz rückt immer weiter vor in Richtung Kabul
Von 1992 bis zur Machtergreifung der Taliban 1996 war Kabul Kriegsgebiet. Verschiedene Mudschaheddin-Gruppen kontrollierten verschiedene Teile der Stadt. Ganze Viertel wurden in Schutt und Asche gelegt, weite Gebiete vermint. Abbas greift nach einer der beiden Krücken, die neben seinem Stuhl liegen. „Davon werden wir noch mehr brauchen", sagt der Händler, der seinen linken Unterschenkel bei der Explosion einer Mine verloren hat. „Ich war kein Soldat. Ich ging einfach von einem Teil der Stadt in einen anderen, und da passierte es", sagt Abbas und zeigt auf sein amputiertes Bein.
Die Nordallianz repräsentiert größtenteils die ethnischen Minderheiten des Landes: Tadschiken, Usbeken, Hasara. Sie dominieren den Norden Afghanistans. Das Rückgrat der Taliban dagegen bilden die Paschtunen. „Mir ist es egal, wer Tadschike, Paschtune oder Usbeke ist", sagt Abbas. „Alles was ich will, ist Frieden in Kabul."
Seine Furcht teilen viele in der eine Million Einwohner zählenden Hauptstadt. „Wir haben kein Geld. Wir können nicht weglaufen", sagt Abdul Ahad, der einen kleinen Laden im Stadtviertel Chair Chana betreibt. Einer seiner Kunden an jenem Tag ist Said Ghana. Er hört eine Weile zu, und dann beginnt er zu erzählen. Er sei Pilot gewesen, habe während der sowjetischen Besatzung für die prokommunistische Regierung russische MiG-21 geflogen. „Ich hätte weglaufen sollen, als ich es noch konnte", sagt er, und seine Stimme klingt resignierend. „Ich hab’s nicht getan, und jetzt kann ich es nicht mehr." Die Kämpfe hätten Afghanistan in eine Wüste verwandelt, klagt Ghana. „Ein Führer ist wie der andere. Die Menschen sind nicht wichtig, nur die Macht."
ANTI-AMERIKANISMUS
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Gärungsprozesse in Indien und Pakistan
Die Regierungen Indiens und Pakistans stehen im Kampf gegen den Terrorismus zu den USA. Im Volk aber gärt es in beiden Ländern, und der Anti-Amerikanismus wächst jeden Tag. „Osama bin Laden ist ein guter Mann, der über das Wohlergehen der Moslems nachdenkt. Aber wenn ich weiterrede, wird man uns als Terroristen beschimpfen“, sagt der indische Student Ansar Ahmed vorsichtig.
© AFP
Die Pakistanische Bevölkerung sieht die Welt nicht schwarz oder weiß
Ahmed ist Moslem, aber auch Hindus äußern sich zunehmend kritisch über die US-Angriffe in Afghanistan. „Die Dinge sind nicht schwarz oder weiß“, sagt der Filmstar Sharmila Tagore zum Anspruch des US-Präsidenten George Bush, wer nicht für die USA sei, sei für die Terroristen. Den Schuh zieht sich in Indien und Pakistan niemand an. Der Terror vom 11. September stößt auf einhellige Ablehnung, das Leid der einfachen Bevölkerung Afghanistans aber auch.
Der indische Historiker Irfan Habib befürchtet, dass sich die Koalition gegen den Terror einer Koalition für Bin Laden gegenüber finden könnte. „Unglücklicherweise gewinnen ein Individuum wie er und ein barbarisches Regime wie die Taliban in der öffentlichen Meinung an Legitimität, weil sie den USA die Stirn bieten“, sagt Habib.
In Pakistan wie in Indien drückt sich der Unmut eher subtil aus. Die schreienden und Puppen verbrennenden Radikalen seien überhaupt kein Problem, meinen Beobachter, sie stellten nur eine Minderheit dar. Langfristig gefährlich sei die Abneigung gegen die Machtpolitik der USA, die sich zum Hass steigern könne.
Da berichtet eine pakistanische Zeitung auf ihrer ersten Seite fast neutral über die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan, als gebe es keine Kritik am US-freundlichen Kurs von Militärmachthaber Pervez Musharraf. Neben dem Artikel prangt jedoch ein Foto von einer in Tränen aufgelösten palästinensischen Familie, die um einen toten Angehörigen trauert. Die Schlagzeile darüber: „Staatsterrorismus“.
Das ist genau die Durchbrechung der Schwarz-Weiß-Sichtweise, die Intellektuelle wie Arundhati Roy auch in Indien fordern. Dabei kommt es aber zu keiner Verbrüderung über die pakistanisch-indische Grenze hinweg. Das verhindert der Kaschmir-Konflikt. Denn viele Inder machen Pakistan für den Untergrundkrieg der moslemischen Separatisten dort verantwortlich.
Diese Angst schwindet aber mehr und mehr. Die Schauspielerin Tagore gehört zur hinduistischen Mehrheit, und sie hat zusammen mit 100 anderen Prominenten - Musiker, Maler, Filmstars - einen Protest gegen den Tod von Zivilisten in Afghanistan unterschrieben. Sogar die Globalisierungsgegner aus Gewerkschaften und linken Parteien, die vor kurzem nach als ewig gestrig galten, können sich in ihrer kritischen Haltung gegenüber den USA wieder zur Mehrheit rechnen.
NORDALLIANZ,Stern,14.11.2001
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© AFP
Die Nordallianz - eine lose Koalition aus
Mudschaheddin-Kämpfern
Im Süden Afghanistans gibt es keine vergleichbare Rebellenbewegung, auch wenn der US-Geheimdienst CIA versucht, Überläufer der Paschtunen für sich zu gewinnen. Die Paschtunen, rund 44 Prozent der 24 Millionen Einwohner Afghanistans, sind die größte Bevölkerungsgruppe des Landes und die Basis der Taliban. In der Nordallianz sind in erster Linie ethnische Minderheiten wie Tadschiken, Usbeken und Hasara vertreten. Selbst wenn die Truppen der Nordallianz über die Taliban siegen sollten, müssten die Paschtunen, darauf bestehen die Vereinten Nationen ebenso wie die USA und andere Länder, an einer künftigen afghanischen Regierung beteiligt werden. Wie das gelingen soll, weiß niemand.
© AP
Dostum und Rabbani
RASCHID DOSTUM. Der Usbeke war General der kommunistischen Streitkräfte, die Afghanistan nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen 1989 kontrollierten. Dostums Kämpfer waren für ihre Rücksichtlosigkeit und Härte bekannt. Als die Kommunisten 1992 von islamischen Rebellen geschlagen wurden, wechselte Dostum die Seiten. Seine Soldaten sollen in Kabul getötet, vergewaltigt und geplündert haben. Dostum wird außerdem vorgeworfen, Raketenangriffe auf Kabul angeordnet zu haben, bei denen tausende Menschen getötet wurden. Auch für Gräueltaten in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif, die er von 1992 bis 1997 unter seiner Kontrolle hatte, wird Dostum verantwortlich gemacht. Unterstützt von US-Luftangriffen führt Dostum nun den Vormarsch der Nordallianz auf Masar-i-Scharif an.
Taliban kämpfen um letzte Hochburgen - Nordallianz greift an
Islamabad (dpa) - Die Taliban kämpfen um ihre letzten Hochburgen Kandahar und Dschalalabad im Süden und Osten Afghanistans. Die Nordallianz lieferte sich nach eigenen Angaben am Mittwoch mit den Taliban schwere Kämpfe am Tera-Pass, der die Straße nach Dschalalabad nahe der Grenze zu Pakistan kontrolliert.
Ein gefangener Taliban-Kämpfer wird von Angehörigen der Nordallianz verhört.
Außerdem verloren die Taliban nach Angaben der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP die Provinz Orusgan, die Heimat von Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar.
Auch aus der Provinz Logar südlich von Kabul flohen die Taliban. Nach Angaben der Nordallianz wurden die Taliban außerdem aus Paktia vertrieben. Damit beherrschen die Taliban nur noch 9 der 29 Provinzen. Die Gebiete, in denen sich Omar und der Terroristenchef Osama bin Laden verstecken können, werden immer kleiner. In Orusgan und Kandahar kämpfen lokale paschtunische Milizen gegen die Taliban, die ebenfalls Paschtunen sind.
Die Taliban-Gebiete in der Grenzregion zu Pakistan sind ähnlich wie die Nordallianz-Regionen an der Nordgrenze dicht besiedelt. Etwa die Hälfte der fruchtbaren landwirtschaftlichen Flächen ist noch unter Taliban-Kontrolle. In den Taliban-Provinzen leben mehrheitlich Paschtunen, das größte Volk in Afghanistan, während im Gebiet der Nordallianz vor allem Tadschiken, Usbeken und Hasara leben
Einem werden Massaker und Massenvergewaltigungen zur Last gelegt. Ein anderer hat schon zwei Mal die Seiten gewechselt und auch schon für die Taliban gekämpft. Ein Dritter rief einst zum Krieg auf, um amerikanische Soldaten von moslemischem Land zu vertreiben. Heute sind sie Amerikas neue Verbündete in Afghanistan, die Anführer der so genannten Nordallianz.
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Die Nordallianz - eine lose Koalition aus
Mudschaheddin-Kämpfern
Die Regierungen Indiens und Pakistans stehen im Kampf gegen den Terrorismus zu den USA. Im Volk aber gärt es in beiden Ländern, und der Anti-Amerikanismus wächst jeden Tag. „Osama bin Laden ist ein guter Mann, der über das Wohlergehen der Moslems nachdenkt. Aber wenn ich weiterrede, wird man uns als Terroristen beschimpfen“, sagt der indische Student Ansar Ahmed vorsichtig.
Ahmed ist Moslem, aber auch Hindus äußern sich zunehmend kritisch über die US-Angriffe in Afghanistan. „Die Dinge sind nicht schwarz oder weiß“, sagt der Filmstar Sharmila Tagore zum Anspruch des US-Präsidenten George Bush, wer nicht für die USA sei, sei für die Terroristen. Den Schuh zieht sich in Indien und Pakistan niemand an. Der Terror vom 11. September stößt auf einhellige Ablehnung, das Leid der einfachen Bevölkerung Afghanistans aber auch.
Der indische Historiker Irfan Habib befürchtet, dass sich die Koalition gegen den Terror einer Koalition für Bin Laden gegenüber finden könnte. „Unglücklicherweise gewinnen ein Individuum wie er und ein barbarisches Regime wie die Taliban in der öffentlichen Meinung an Legitimität, weil sie den USA die Stirn bieten“, sagt Habib.
Said Abbas hat Angst, dass der Krieg bald vor seiner Haustür tobt. Der Afghane sitzt auf einem Holzstuhl vor seinem Laden für Fahrradersatzteile in einem nördlichen Viertel von Kabul. Nachdem die Taliban im Norden Afghanistans offenbar geschlagen sind werde es nicht mehr lange dauern, bis die Nordallianz in die Hauptstadt vorstößt, glaubt Abbas. „Wir hören jede Nacht die Bomben fallen, und wir wissen, dass sie bald kommen werden", sagt er.
Von 1992 bis zur Machtergreifung der Taliban 1996 war Kabul Kriegsgebiet. Verschiedene Mudschaheddin-Gruppen kontrollierten verschiedene Teile der Stadt. Ganze Viertel wurden in Schutt und Asche gelegt, weite Gebiete vermint. Abbas greift nach einer der beiden Krücken, die neben seinem Stuhl liegen. „Davon werden wir noch mehr brauchen", sagt der Händler, der seinen linken Unterschenkel bei der Explosion einer Mine verloren hat. „Ich war kein Soldat. Ich ging einfach von einem Teil der Stadt in einen anderen, und da passierte es", sagt Abbas und zeigt auf sein amputiertes Bein.
In Pictures: Opposition Takes Kabul
Courtesy of BBC News
Pakistani 'interference' in Afghanistan, says diplomat
The Independent (UK)
14 November 2001
Wednesday November 14, 2001
The Guardian (UK)
and Alex Spillius in Peshawar
November 14, 2001
THE TIMES (UK)
NOVEMBER 14, 2001
THE TIMES OF INDIA
NOVEMBER 14, 2001
November 14, 2001
Tuesday November 13 10:01 PM ET
Wednesday November 14, 2001
The Guardian (UK)
just over a month after American and British forces began bombing the country
Source: The Guardian (UK)
Tuesday November 13, 2001
First reports of explosions over the Afghan capital. President Bush speaks to the American people, confirming "carefully targeted" air strikes and announcing that the war on terrorism is under way. Ruling Taliban officials say they are "ready for jihad" - holy war.
fghanistan's ruling Taliban regime is showing signs of cracking under the strain of coalition air strikes, British defence sources claim. As US warplanes began a fourth straight night of bombing raids on Taliban defences, officials in London said the regime could collapse without the need to send in ground troops.
US officials confirm for first time that AC-130 Spectre gunships have been in action attacking Taliban military bases. The lumbering AC-130 - adapted from the Hercules transport aircraft - is typically used to support special forces troops on the ground, intensifying speculation that such units are already operating inside Afghanistan.
The US-led coalition begins to turn its firepower on Taliban troops fighting the rebel Northern Alliance, in an effort to turn the screws on the Afghan regime. Northern Alliance fighters are reported to be close to capturing the key northern city of Mazar-i-Sharif and to be threatening the capital, Kabul.
The Taliban continue to voice defiance after it emerges that US special forces are now operating behind the lines inside Afghanistan.
US special forces are parachuted into enemy territory, killing Taliban troops and destroying key targets in ground attacks. It is later reported that the US raids did not go as smoothly as was claimed initially, with accounts of troops coming under fierce fire from Taliban forces and one US soldier losing a foot.
The defence secretary, Geoff Hoon, confirms that US warplanes have now turned their attention to Taliban positions facing Northern Alliance forces around Kabul and the northern city of Mazar-i-Sharif.
The Pentagon says US warplanes have begun systematically bombing the cave complexes where terrorist leader Osama bin Laden and his key lieutenants are believed to be hiding. It also discloses that it has begun supplying ammunition to the rebel Northern Alliance.
Bin Laden issues new call to arms to Muslims to defeat the "infidels" attacking Afghanistan.
More elite US special forces troops are deployed into Afghanistan as America claims the Taliban have ceased to function as an effective government. Northern Alliance rebel fighters say they have mounted a major offensive on Mazar-i-Sharif.
Northern Alliance warlord Rashid Dostum says his forces have smashed through Taliban defences and recaptured Mazar-i-Sharif.
Northern Alliance fighters take the western city of Herat and arrive at the gates of Kabul.
Limited numbers of Northern Alliance soldiers enter Kabul after Taliban troops are reported to have fled.
an ultimatum: Powell TV Parasuram
THE TIMES (UK)
NOVEMBER 14, 2001
Tuesday, 13 November, 2001, 17:20 GMT
November 14, 2001
Erst bereiteten wochenlange US-Bombardements den Weg, dann fiel die strategisch wichtige Stadt Masar-i-Scharif, jetzt kontrolliert die Nordallianz den größten Teil Nord-Afghanistans. Unter dem andauernden militärischen Druck scheint nun die Herrschaft der Taliban am Hindukusch wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Doch inmitten des Siegesjubels der oppositionellen Milizen mischt sich immer lauter die Frage, wohin Afghanistan steuert, wenn die radikal-islamischen Taliban erst einmal abgelöst sind.
Afghanistan
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In Kabul kam es Anwohnern zufolge vor dem Einmarsch der Nordallianz zu Plünderungen durch Einheimische und die abziehenden Taliban. Eine französische Hilfsorganisation berichtete, sie habe ihr Lagerhaus verteidigen müssen.
Die Bewohner der Stadt sind jedoch offenbar erleichtert über den Abzug der Taliban, rasieren sich teilweise die Bärte, tragen wieder Jeans und hören laut Musik. Dies alles war von den radikal-islamischen Taliban aus religiösen Gründen verboten worden. In der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif war es nach UNO-Informationen zu Plünderungen und Hinrichtungen durch die Nordallianz gekommen, nachdem die Stadt am Freitag von Truppen des von der Bevölkerung gefürchteten Usbeken-Generals Abdul Raschid Dostum erobert worden war. Eine UNO-Sprecherin sagte, es gebe unbestätigte Berichte über gewaltsame Übergriffe, Hinrichtungen und Entführungen. Auch ein Lagerhaus des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) sei geplündert worden. Befürchtungen haben sich bestätigt Die internationale Gemeinschaft hatte Dostum aufgefordert, die Einhaltung von Recht und Ordnung in Masar-i-Scharif zu gewährleisten. Die USA haben den Vormarsch der Nordallianz mit Luftangriffen unterstützt. Die UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson sagte, es habe jedes Mal „schreckliche Massaker an Zivilisten, Vergewaltigungen von Frauen und Racheakte der Zerstörung“ gegeben, wenn in Afghanistan Gebiete an neue Herrscher gefallen seien. Ihre Befürchtungen haben sich offenbar bereits bestätigt. (sueddeutsche.de/Reuters) , 13.11.2001 :datum 18:00
Minority Hazaras rejoice at Mazar-e-Sharif's recapture
Rout of Taliban may not trigger ethnic reprisals Fariba Nawa, Chronicle Foreign Service Islamabad, Pakistan -- The Northern Alliance's capture of Mazar-e-Sharif last night was a sweet victory for the opposition and United States, but for the Taliban's most persecuted victims -- Afghanistan's ethnic Hazara minority -- it was overdue revenge. Among the opposition soldiers who seized Mazar-e-Sharif were some 2,500 Hazaras, a Shiite group whose members were massacred by the Taliban when they took the city three years ago. "Hazaras have been massacred more than anybody in Mazar, and this (victory) means more to them than any other Afghans," said Abdul Karim Khalili, the Hazaras' factional leader. Khalili, who heads Hezb-e-Wahdat (the Party of Unity), spoke via satellite telephone from his native Hazarajat in central Afghanistan. Populated mostly by ethnic Uzbeks, Tajiks and Hazaras hostile to the ruling ethnic Pashtun Taliban, Mazar-e-Sharif has witnessed horrific bloodshed between the warring clans that filled the void after the Soviets retreated in 1989. The Taliban briefly seized the city in 1997, only to be ousted by the brutal Uzbek warlord Abdul Rashid Dostum and other tribal generals, whose forces slaughtered some 2,000 Taliban fighters. Many died in ghastly ways -- sealed into truck containers and left to bake in the desert sun, or thrown down deep wells with grenades tossed in after them. A year later, Taliban troops retook Mazar-e-Sharif and exacted revenge by shooting scores of boys and old men and slitting the throats of hundreds of other mostly Hazara residents. As many as 7,000 residents reportedly died.
THE CYCLE OF REVENGEThe apparent defeat of the Taliban yesterday could usher in another round in the vicious cycle. But the Hazaras have been surprisingly tolerant of their Sunni archrivals of late, giving rise to hopes that the cycle is breakable. Ahmed Rashid, an expert on Afghanistan and a Pakistani journalist who has written a book on the Taliban, said of the situation in Mazar-e-Sharif: "It's going to be a huge test for the Northern Alliance and the U.S. because there's a fear for what's going to happen to the minorities and what will happen to the Pashtuns. "But I believe that this time, they have learned their lesson from the past, " Rashid said. Hazara commanders have said repeatedly that they will limit the killing to the battlefield. Khalili took that one step further yesterday by saying that he supports the formation of a broad-based postwar government that would include moderate members of the Taliban. The Hazaras could turn out to be a linchpin of that process. Other Pashtun factions working with American efforts to reinstall former Afghan king Mohammed Zahir Shah have included Hazaras in their meetings. Pir Sayed Ahmed Gailani, a Pashtun royalist based in Peshawar, Pakistan, invited a Hezb-e-Wahdat representative to speak at his peace and unity conference three weeks ago.
TALIBAN SHOULD JUST LEAVEWar-weary Hazara refugees in Pakistan say they want the Taliban and Osama bin Laden and his al Qaeda fighters ousted without bloodshed. They oppose the U.S.-led bombings. "We don't know how this (can) happen, but we want the Taliban to leave peacefully so we can go back to our country," said Abdul Wali Khidri, a 50- year-old shoemaker in Rawalpindi, Pakistan, where many Hazara refugees have found a second home. Dr. Ghulam Hussain, a Hazara physician in Rawalpindi, has formed a movement called Wahdat Islami Shia-Sunni (Islamic Unity of Shiites and Sunnis). Its goal is to bring together members of Islam's two major sects and reduce tensions among Afghanistan's ethnic groups. Hussain says his faction wants Hazaras to receive proportional representation in a future government, but no more than that. "We're for the Tajiks or Pashtuns to rule, but with justice," he said. "We will work by their side. We want to be left to work in our businesses and carry out our everyday life." While Hazaras have expressed their views quietly and behind the scenes, their role in the peace process and a future Afghan government is not assured. Analyst Rashid said, "The Hazaras will always be vulnerable, and any kind of settlement will have to have clauses to protect Shiites and Hazaras." Compared to the ethnic Uzbek and Tajik troops in the Northern Alliance, Hazara troops have received the least attention and military aid from the United States, according to their commanders. But they are patiently awaiting their turn -- in the form of a U.S.-backed blitzkrieg to take back from the Taliban their mountainous home region, known as Hazarajat. For several days, the Americans have been bombing the freezing, inhospitable area, located about 125 miles from Mazar-e-Sharif, opening routes for alliance ground troops, Khalili said.
OLD TENSIONS, NEW HEIGHTSHazaras, who account for 19 percent of Afghanistan's 21 million people, are descendants of Genghis Khan, and their Mongol features distinguish them from other Afghans. As the country's largest Shiite minority, they have been historically oppressed -- working as servants, vendors and sheep herders. Tensions between the majority Sunnis and Shiites are old in Afghanistan, but the Taliban heightened them to a new level. The militia, made up of hard- core Sunnis, consider Shiites religious hypocrites and have carried out an ethnic cleansing of the Hazara population. International human rights groups documented a single four-day massacre in January, when 150 to 300 civilian Hazara men were killed by Taliban troops in Yakalang. "We invite the world to come and see for themselves at least 120 kilometers (75 miles) of ashes and dust that used to be bustling with life," Khalili said of areas the Taliban have allegedly ransacked. The Hazara leaders' willingness to cooperate with moderate Taliban does not mean they forgive the militia, experts say. But it reflects the recognition by the Northern Alliance that it cannot rule Afghanistan without the support of the Pashtun majority. Hazara refugees said they support Taliban inclusion in a future government only because Pashtuns are the dominant ethnicity in Afghanistan, while Hazaras are a small minority. ''The Taliban have been cruel, but what can we do?'' said Patra Sakhidar, a 63-year-old fruit seller in Rawalpindi. Afghanistan's ethnic diversity -- Pashtuns -- An overwhelming majority of the Taliban are Pashtuns; the group makes up 38 percent of the nation's 21 million people. -- Tajiks -- 25 percent; they account for a majority of the forces fighting the Taliban. -- Hazaras -- 19 percent; the largest Shiite minority, they oppose the Taliban. -- Turkmens -- Less than 10 percent; they side mainly with the Northern Alliance. -- Uzbeks -- 8 percent; many rally around alliance warlord Abdul Rashid Dostum. Source: New York Times
Kalai Nasro, Afghanistan -- Near an abandoned Taliban bunker yesterday, Northern Alliance soldiers dragged a wounded Taliban soldier out of a ditch. As the terrified man begged for his life, the alliance soldiers pulled him to his feet. They searched him and emptied his pockets. Then, one soldier fired two bursts from his rifle into the man's chest. A second soldier beat him with his rifle butt while a third repeatedly smashed a rocket-propelled-grenade launcher into the man's head. Ten yards away lay the body of a younger man who soldiers said was a Pakistani. He was on his side with his arms extended. In the side of his head was a bullet hole. Two hundred yards away, the soldiers who had minutes earlier shot the older man searched the possessions of a motionless Taliban soldier on the ground. After emptying his pockets, a soldier fired a burst from his rifle into the man. The soldiers moved on, showing no emotion. Minutes later, someone laid an unused mortar round across the man's throat. A fourth body a mile away had a bullet wound in the side of the head. The Taliban soldier, flat on his back, had his hands up, as if he had been surprised or surrendering when shot. Looting was widespread. Alliance soldiers, who have received extensive air support from the United States, plundered Taliban bodies and bunkers, stealing shoes, bags of sugar, flashlights and anything else that they could find. "I got 700,000 afghani!" a soldier who was leaving an abandoned Taliban bunker shouted, flashing a wad of bills worth $20. The events here were ominous. Northern Alliance forces had indicated that they would heed American advice not to enter Kabul. But by early today alliance troops were seen moving into the capital, and the killings here suggested they may prove hard to control. U.N. officials have also expressed concern over unconfirmed reports of summary executions and abductions of civilians in Mazar-e-Sharif, the northern city that fell to the opposition Friday night. The looting and executions here were an ugly ending to what began as a well- executed tank and infantry assault against Taliban lines near the Bagram Air Base. Alliance soldiers reacted to the corpses in different ways. Nearly all stopped and gazed at the dead. Some searched for valuables. One, in a more dignified gesture, placed a cloth over a corpse. Capt. Habib, a commander of 300 elite soldiers who participated in the attack, seemed unconcerned when told of the killings. "The soldiers must have been very angry," he said, and he shrugged.
'Good' Afghan warlord offers hope Many residents of the western city of Herat rejoiced yesterday after Ismail Khan, their former governor and a Northern Alliance commander, captured the town from Taliban forces. Although many Afghans resent the alliance, a ragtag coalition that once pillaged the capital of Kabul, Khan is probably the one commander they are willing to give a second chance. When the Tajik commander ruled Herat from 1992 to 1995, some residents even called him the "good warlord." "Young Heratis glorify him because he disarmed civilians," said Fazul Rahim Ansari, a Herat merchant who fled U.S. air attacks several weeks ago and is now a refugee living in Islamabad. "We could have picnics, play music, go to proper schools." While other opposition commanders such as Ahmed Shah Massood and Gulbuddin Hekmatyar were shelling Kabul, Khan set up a peaceful fiefdom as emir of six western provinces after a decade-long war with the Soviet Union ended in 1992. Khan, 55, built a university, paved roads, created jobs and opened trade links with Pakistan and Iran under moderate Islamic law. Women were required to cover their hair but were allowed to work and go to segregated schools. Justice was dispensed at open air hearings in villages. When the Taliban seized Herat, Afghanistan's cultural capital in 1995, Khan fled his hometown for exile in Iran. In 1997, he returned, vowing to recapture Herat. Instead, a local commander switched sides and handed him over to the Taliban. He spent nearly three years in prison, mostly chained to a pipe before escaping to Iran last year with the help of a loyal supporter. He returned from Iran in May to set up a base in mountainous Ghor province to the east of Herat. Since U.S. bombing has weakened the enemy, Khan has been able to seize neighboring Badghis province before taking Herat. Speaking via satellite telephone, he said he now plans to move south, using negotiating tactics to bring Taliban commanders to his side. He claims that 33 Taliban commanders and 840 of their soldiers from Badghis province have joined his forces. Shiite Muslim Herat sits along a main road to Kandahar which, some 300 miles to the southeast, is a Taliban stronghold and home of the Islamic regime's supreme leader Mullah Mohammed Omar. The veteran warlord known as the "Lion of Herat" is also careful to distance himself from the United States, which he says has not given him any military aid. But he hopes Washington has learned a lesson and will help reconstruct the nation after the fall of the Taliban. "We fought their war against the Soviets and then they (United States) abandoned us," he said. Khan, however, seems more tolerant when discussing the Taliban. He argues that those who have not committed atrocities should be included in any future government and should join the loya jirga, the grand assembly being organized by the ex-king, Mohammad Zahir Shah, in Rome. "The Taliban are part of our nation. They have wives and children," said Khan. "I'm not interested in killing them. We need them because they are a part of us. We can't persuade all Afghans to believe in a coalition government without them." Despite Khan's past as a comparatively progressive leader, some Herat refugees in Pakistan have mixed feelings about another administration by the "good warlord." They say he gradually lost touch with the populace as he became more preoccupied with the civil war in the rest of the country. Merchant Ansari, who says he will go back as soon as the roads are safe, hopes "he won't make the same mistakes again." Many Herat refugees say the mayor in Khan's administration took bribes, money was collected for electricity that never appeared and Khan's conscript army often went unpaid. "We didn't know how to feed our families," said Nassar Ahmad, one of Khan's former soldiers. "He lost our support after that." And some are unsure whether or not he can once again bring peace to Herat. "We don't know when Ismail Khan comes, what will happen," said a former teacher and mother of four who asked not to be named. "Will it be safe? These mujahids (Northern Alliance) are so divided, you can't predict." Abdulali Ahrary, an economics adviser during Khan's administration who now lives in exile in Fremont, concedes that the warlord made mistakes but says he cares about Afghanistan more than any other alliance commander. "There was no law before he came and he had many challenges, not all of which he could overcome," he said. When the war is over, the soft-spoken Khan says, he wants representative democracy on a national and local level with ex-king Zahir Shah as the figurehead. And if Herat residents vote him into power, he plans to build a top-rated university and establish shuras or councils of advisers on such matters as politics, economics and defense. "We are an educated and cultured people," said Khan. "I want to see us shine." P O L I T I K,focus,13.11.2001
„Jedermanns Freund“ ohne Skrupel
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Afghanischer Ex-König zählt die Tage: Abwarten, Taktieren, Hoffen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rom (dpa) - Eigentlich müsste "Seine Majestät" in Hochstimmung sein. Nach 28 Jahren im italienischen Exil, nach all dem Bangen und den Ängsten der vergangenen Wochen, müsste der afghanische Ex-König Sahir Schah hörbar aufatmen. Doch von Erleichterung ist in seiner Botschaft an "seine geliebten Söhne" nichts zu spüren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Statt Freude über den unerwartet raschen Fall der Taliban zu zeigen, äußert sich der 87-Jährige besorgt, warnt die Nordallianz vor Vergeltung und Rache, mahnt sie, ihre Gefangenen gut zu behandeln. Zwar verspricht er eine "sehr baldige" Rückkehr in die Heimat - doch spricht man mit seinen Helfern im römischen Exil, steht der genaue Termin noch in den Sternen. Auch im "Hotel Fleming" am nördlichen Stadtrand Roms, wo das Gefolge die "zweite Chance" des 1973 gestürzten Monarchen vorbereitet, knallen keine Sektkorken. "Das größte Problem in Afghanistan sind gegenwärtig die Sicherheit, die Bombardierungen (der USA) und das schnelle Vordringen der Nordallianz", meint etwa Abdul Sattar Sirat. Der Professor für Islamische Studien, der auch in Deutschland ein Verbindungsbüro unterhält, war bereits in den 60er Jahren Justizminister unter Sahir Schah; er zählt noch heute zu seinen engsten Beratern. Zurückhaltend und ernst skizziert der Professor die Lage. Bevor "Seine Majestät", wie hier alle den Ex-König nennen, zurückgehe, müssten noch einige Bedingungen geklärt werden. So müsse die Sicherheit garantiert sein, möglichst durch UN-Truppen; auch die Modalitäten für den politischen Übergang müssten feststehen. Nicht einmal, wohin der König in der Heimat gehen könne, wisse man im Augenblick so genau. "Vielleicht nach Kabul, möglicherweise aber auch in eine andere Stadt." Seinen Ärger, dass die Nordallianz trotz aller Warnungen der USA in Kabul längst Fakten geschaffen hat, kann er kaum verbergen. "Die Nordallianz ist kein legitimer Vertreter der Afghanen", wiederholt der Professor immer wieder. Für die Anhänger Sahir Schahs gibt es nur eine einzige Lösung: "Seine Majestät, die Vater-Figur. Er allein kann das Land einigen." Als eine erste Lösung sollten bereits in Kürze ein "Hoher Rat aller politischen und religiösen Kräfte" gebildet werden, um eine Übergangsregierung unter dem Ex-König zu bilden. Erst danach könne die "Loja Dschirga", die Große Ratsversammlung aller afghanischen Stammesführer, zusammengerufen werden. Auch der weitere Verlauf steht für die Exil-Politiker schon in vagen Umrissen fest: "Wahlen in eineinhalb oder zwei Jahren." Wenigstens darin stimmen die Männer im römischen Exil mit der Nordallianz überein. Burhanuddin Rabbani, von den Taliban entmachteter Präsident und einer der Führer der Nordallianz, hat zwar auch schon das Kommen des Ex-Monarchen in einem Interview begrüßt - "aber bitte nur als Staatsbürger". |
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Chronik Von den Anschlägen bis heute
Von Birgit Lutz 11. September
Im Abstand von 18 Minuten lassen Terroristen zwei Flugzeuge ins World Trade Center in New York rasen. Die beiden Wolkenkratzer stürzen ein und begraben mehr als 5000 Menschen unter sich. Ein weiteres Flugzeug bringen die Terroristen über dem Pentagon zum Absturz, kurz daurauf stürzt eine vierte Maschine im US-Bundesstaat Pennsylvania ab. |
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12. September
Die Nato betrachtet die Terroranschläge auf die USA als Angriff auf alle Mitglieder und stellt den Verteidigungsfall fest, unter der Prämisse, dass die Anschläge im Ausland geplant |
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13. September
US-Außenminister Colin Powell nennt den islamischen Extremisten und Terroristen Osama bin Laden als Hauptdrahtzieher der Anschläge. US-Präsident George W. Bush spricht vom ersten Krieg des 21. Jahrhunderts und kündigt einen Feldzug gegen die Terroristen |
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14. September
US-Präsident Bush ruft den nationalen Notstand aus und ermächtigt damit das Verteidigungsministerium, 50.000 Reservisten einzuberufen. Der US-Kongress stimmt für einen Militäreinsatz. In der ganzen Welt wird mit Schweigeminuten der Opfer |
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16. September
Powell stellt die Taliban vor die Wahl, Osama bin Laden auszuliefern oder mit Vergeltung zu rechnen. Bush kündigt einen "Kreuzzug" gegen den Terrorismus |
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17. September
An der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan werden die Truppen verstärkt. Eine pakistanische Delegation bemüht sich beim Taliban-Regime um die Auslieferung Osama bin |
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19. September
Das Verteidigungsministerium ordnet die Entsendung von Kampfflugzeugen auf Stützpunkte in der Golfregion an. Bush bittet die Regierungen in aller Welt um Unterstützung im geplanten Feldzug gegen den |
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20. September
In einer Rede vor dem Kongress fordert Bush die Auslieferung Osma bin Ladens und seiner Gefolgschaft. Er ruft zum internationalen Kampf gegen den Terrorismus auf. Zugleich kündigt er die Schaffung eines Amts für Heimatschutz an. Zu dessen Chef ernennt er den Gouverneur von Pennsylvania, Tom |
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26. September
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigt eine langfristige Kampagne gegen den Terrorismus |
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30. September
Der britische Premierminister Tony Blair erklärt, absolut schlagkräftige und unwiderlegbare Beweise für die Beteiligung Osama bin Ladens an den Anschlägen gesehen zu haben. Er droht der Taliban mit einem |
1. Oktober
Bush zeigt sich zufrieden mit den Fortschritten der Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Terroristen. Ein Militärschlag gegen Afghanistan wird immer wahrscheinlicher. 29.000 amerikanische Soldaten befinden sich in |
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2. Oktober
Die Nato sieht die Schuld Osama bin Ladens als erwiesen an und ruft den Bündnisfall |
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3. Oktober
Die USA bitten die Nato um Hilfe und legen den Nato-Staaten eine Liste mit Wünschen für eine Unterstützung |
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4. Oktober
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wirbt um Verbündete im Nahen Osten. Bei Besuchen im Oman und Saudi-Arabien erörtert er die Lage. Der erste Fall von Milzbrand tritt auf. Der infizierte Mann arbeitet als Fotograf in einer Medienredaktion in Boca Raton in Florida. |
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6. Oktober
Bush warnt die Taliban: "Die Zeit läuft ab". Der mit Milzbrand infizierte Mann stirbt. Eine weitere Erkrankung eines Arbeitskollegen des Verstorbenen wird |
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7. Oktober
Die USA beginnen ihre Angriffe auf Afghanistan. Die USA attackieren die Taliban vor allem aus der Luft, greifen aber auch mit Marschflugkörpern an. Ziele sind Terroristenausbildungslager der al-Qaida-Organisation Osama bin Ladens. In Pakistan, Indonesien, dem Irak und auf den Philippinen kommt es zu heftigen Protesten gegen die USA. Kurz nach den ersten Militärschlägen ruft Osama bin Laden in einer Videoansprache zum Heiligen Krieg auf und rechtfertigt die Anschläge gegen die USA. |
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9. Oktober
Die al-Qaida-Organisation kündigt weitere Anschläge mit entführten Flugzeugen an. Das FBI übernimmt die Ermittlungen wegen möglicher terroristischer Anschläge mit Milzbrandbakterien in |
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10. Oktober
Deutsche und italienische Polizisten nehmen in München einen islamischen Extremisten fest, der zusammen mit anderen Terroristen einen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt geplant hatte. |
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11. Oktober
Der dritte Milzbrandfall tritt auf. Die Betroffene ist, wie die beiden zuvor Infizierten, Mitarbeiterin der Firma American |
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15. Oktober
In einem Schreiben an den demokratischen Mehrheitsführer im US-Senat, Tom Daschle, werden Milzbrand-Spuren gefunden. Zwei Tage später werden bei 33 Mitarbeitern Anthrax-Sporen festgestellt. Die Zahl der infizierten US-Journalisten erhöht sich auf |
17. Oktober
George W. Bush kündigt den Beginn einer neuen Phase des Krieges mit Bodentruppen an. |
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25. Oktober
Die USA geben zu, dass sie bei ihrem militärischen Vorgehen in Afghanistan auf erhebliche Gegenwehr stoßen. Laut US-Verteidigungsminister erweisen sich die Taliban als zähe Gegner. Zudem äußert er sich skeptisch, ob es den USA gelingen werde, Osama bin Laden zu ergreifen. Ein Mitarbeiter in der Poststelle des US-Außenministeriums erkrankt an Milzbrand. |
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26. Oktober
Großbritannien gibt bekannt, dass sie die USA mit 200 Elitesoldaten unterstützen |
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1. November
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigt eine Verstärkung der amerikanischen Bodentruppen in Afghanistan an. Erstmals setzen die USA auch den Langstreckenbomber B-52 ein. Eine Feuerpause während des islamischen Fastenmonats Ramadan lehnen die USA |
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9. November
Die afghanische Nordallianz nimmt die strategisch wichtige Stadt Masar-i-Scharif im Nordosten des Landes ein. Beim Kampf um die Stadt werden 90 Soldaten der Taliban getötet. Zuvor waren die Taliban durch schwere Luftangriffe der USA geschwächt worden. |
12. November
Über dem New Yorker Stadtteil Queens stürzt ein Airbus der American Airlines mit 260 Menschen an Bord ab. Erste Vermutungen über einen weiteren bestätigen sich nicht, vielmehr gilt ein Triebwerksschaden als wahrscheinliche |
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13. November
Die Truppen der Nordallianz nehmen Kabul ein. Pakistan fordert die UN auf, die Bildung einer neuen Regierung in Afghanistan zu unterstützen. Der Führer der Taliban, Mullah Omar, ist angeblich nach Pakistan geflohen. |
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A woman lifts the veil on her burqa in downtown Kabul November 14, 2001 the day after Taliban forces vacated the Afghan capital. First lady Laura Bush will deliver the weekly presidential radio address on Nov. 17, using the airwaves to launch an international campaign for women's rights in Afghanistan. (Sayed Salahuddin/Reuters) |
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Osama Bin Laden
Arte
Afghanistan: Die Diktatur der Gotteskrieger Rückkehr ins Mittelalter
Buch
Ahmed Rashid: Taliban : Islam, Oil and the New Great Game in Central Asia GB, 2001 ISBN 1860644171 | ||
Albrecht Metzger: Lamuv Verlag, Göttingen 2000 DM 29,80 |
Bassam Tibi: Piper, München 1996 | ||
Rudolf Radke: Lübbe, Bergisch-Gladbach 1996 DM 16,90
INFORMATIVE BOOKS
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Afgha - Press agency, Afghanistan Azadi Afghan Radio Payam-e-Mujahid Omaid Weekly WAPHA - Women's Alliance for Peace and Human Rights in Afghanistan | |||||||||||||||||||||
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Mohammeds zornige Erben |
ISLAM |
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Mohammeds zornige Erben
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Es sieht ganz so aus, als hätte Osama bin Laden die erste Schlacht bereits gewonnen. Da mögen amerikanische Bomber Nacht für Nacht die Flugabwehr-Stellungen der Taliban demolieren und Hubschrauber die Verstecke der Al-Qaeda-Kämpfer unter Beschuss nehmen. Da mag George W. Bush so viel Zustimmung im eigenen Land erfahren wie kaum ein Präsident je vor ihm. Mit jedem Tag, an dem die Alliierten Afghanistan noch mehr in Schutt und Asche legen, wächst die Kluft zwischen Morgenland und Abendland, zwischen Dritter Welt und Erster Welt, zwischen Islam und Christenheit. Genau darauf hat Osama bin Laden von Anfang an gesetzt. Schon sein erster erfolgreicher Gegenangriff, Stunden nach Beginn der Luftschläge vor drei Wochen, brauchte keine Waffen, sondern nur ein Video. Denn sein Heiliger Krieg zielt nicht auf die Eroberung eines Landes, er zielt auf die Eroberung von Hirnen und Herzen.
Fast jeder Muslim kennt eine Szene wie diese von Kindheit an: Osama bin Laden vor einer Felsenhöhle, umgeben von den Treuesten der Treuen, bedrängt von seinen Feinden, in der Stunde größter Not auf einer Art Gebetsteppich kniend, die Stimme voller Zuversicht - wie Mohammed, der Prophet der Propheten, im Jahre 622, als er vor den Ungläubigen aus Mekka geflohen war. In einer Grotte hatte er mit seinem engsten Gefährten Abu Bakr Unterschlupf gefunden und war damit den Mörderbanden knapp entgangen. Es war der Moment der größten Gefahr für den Propheten, eine Bedrohung durch die Kräfte des Bösen, aus der er bald siegreich hervorgehen sollte. Es war der Beginn einer neuen, der islamischen Zeitrechnung.
Proteste gegen US-Militäraktion in Jakarta/Indonesien (Foto: afp) |
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Kuala Lumpur/Malaysia: "No war" (Foto: ap) |
"Wir lehnen den Terror islamischer Fundamentalisten vollkommen ab, aber der Terror Israels ist für uns genauso schlimm", sagt Abdulaziz, ein junger Mann in Katar, der wie viele andere junge Araber aus den Golfstaaten bis zum 11. September in Amerika studiert hat. Tags drauf kam das FBI und fragte ihn, ob er Bin-Laden-Leute kenne. Abdulaziz verkaufte überstürzt seinen Lexus, flog nach Hause und diskutiert seither mit den ebenfalls zurückgekehrten Freunden jenes Thema, um das sich seit Wochen jedes Gespräch, jede Talkshow und jeder Zeitungskommentar in arabischen Staaten dreht: Amerikas Doppelmoral.
Selbst in den Zeitungen der arabischen Alliierten der USA ist das Thema präsent. So zitiert die saudische Zeitung "Riyadh Daily" Präsident Bush, weil er vom "einsamen Pfad" der Taliban-Terroristen redet, und fügt im nächsten Satz hinzu: "Israel verfolgt diesen einsamen Pfad seit Gründung des Staates."
"Politisches Manöver"
Nach Umfragen des arabischen Fernsehsenders "Al Jazeera" sind 90 Prozent der arabischen Bevölkerung gegen eine Beteiligung islamischer Staaten am westlichen Anti-Terror-Krieg. Nur knapp ein Zehntel sieht in den Bemühungen des US-Präsidenten, einen unabhängigen Palästinenser-Staat zu schaffen, eine Kursänderung. Für 90,3 Prozent ist es ein "politisches Manöver".
Eisern versuchen viele arabische Staaten, die antiamerikanische Stimmung unter der Decke zu halten. So sind in den Golf-Staaten, im Jemen und in Saudi-Arabien Demonstrationen gegen das US-Bombardement in Afghanistan verboten. Aus Angst vor Unruhen im eigenen Land will kein islamischer Staat Basis alliierter Militäroperationen sein. 80 Prozent der Bevölkerung im Nato-Land Türkei sind grundsätzlich gegen die Aktion. In den meisten anderen islamischen Ländern gibt es keine Umfragen; wahrscheinlich, weil man die Ergebnisse scheut. Denn allabendlich sehen Millionen Muslime zwischen Nigeria und Indonesien im Fernsehen, wie amerikanische Flaggen und Bush-Puppen in Flammen aufgehen.
"Amerika ein Hort des Bösen"
Zwar distanzieren sich die wankelmütigen arabischen Eliten vom Protest des Pöbels, doch in den Unterschichten herrscht vielfach blinder Hass. "Afghanistan ist gut, Amerika ist ein Hort des Bösen", sagt ein Gemüsehändler auf dem Markt von Doha. Genüsslich verfolgt ein libanesischer Ingenieur auf CNN die Berichte über die Angst vor Anthrax in Manhattan. "In New York geht es jetzt zu wie in Israel", sagt der CNN-Reporter. Da freut sich der Libanese: "Amerikaner haben lange genug auf der Welt den lieben Gott gespielt, endlich haben die auch mal so richtig die Hosen voll."
Die Genugtuung kommt nicht von ungefähr. Seit jeher fühlen sich vor allem arabische Muslime vom Westen erniedrigt, ausgegrenzt, nicht ernst genommen. "Wir alle", befand während der Islamischen Weltkonferenz der katarische Außenminister Hamad al-Thani, "sollen uns jetzt am Krieg gegen den Terrorismus beteiligen, weil die Amerikaner attackiert wurden. Aber wenn es Opfer unter den Palästinensern gibt, kümmert das niemanden."Es ist vor allem die selektive Art amerikanischer Außenpolitik, hier Menschenrechte einzufordern und dort korrupte Potentaten an der Macht zu halten, mal von Demokratie zu reden und dann wieder knallhart die Interessen der Öl-Industrie zu unterstützen, die viele bis aufs Blut reizt. Der Frust ob all der Ohnmacht, gepaart mit kulturellem Stillstand und dem Fehlen jeglicher Demokratie im eigenen Land, bildet den idealen Nährboden für den islamischen Extremismus. Und für Verschwörungstheorien.
"Eine amerikanischjüdisch-indische Weltverschwörung"
Immer wieder sind in diesen Tagen zwischen Dubai und Damaskus die unglaublichsten Geschichten zu hören: Mal hat Israels Geheimdienst die Anschläge in den USA geplant, und seine Agenten haben die Flugzeuge gesteuert. Dann haben jüdische Geschäftsleute das World Trade Center zum Einsturz gebracht. Und im fernen Pakistan erklärt Sayed Khalid Ahmed Banori, Leiter einer der größten Koranschulen, in bestem Englisch und zwischen Schlucken von Coca-Cola, dass die USA kein Recht hätten, Afghanistan anzugreifen, weil bin Laden nicht hinter den Anschlägen vom 11. September stecke. "4000 Juden, die in den beiden Türmen arbeiteten, sind an diesem Tag zu Hause geblieben! Das Ganze ist eine amerikanischjüdisch-indische Weltverschwörung!"
Niemand profitiert von diesem Gemisch aus Unterlegenheitsgefühl und Rachlust mehr als Osama bin Laden. In seinen Videos tritt er als Herold der unterdrückten Palästinenser auf, wohl wissend, dass ihm dies viel neuen Zulauf beschert. Dann wieder
spricht er von den "mehr als achtzig Jahren Erniedrigung und Schande" in der muslimischen Welt - eine Erinnerung an die Friedenskonferenz von 1920, als die Siegermächte des Ersten Weltkriegs, Großbritannien und Frankreich, den Arabern nicht den versprochenen eigenen Staat gaben. Sie teilten den Nahen Osten lieber unter sich auf. Die Bemerkung bin Ladens mag Zuhörern in Amerika und Europa weit hergeholt scheinen. Die Menschen in Arabien haben ein längeres Gedächtnis, als vielen im Westen lieb ist.
Kein Wort davon
Wenig ist allerdings in arabischen Medien davon zu erfahren, dass sich der Gotteskrieger in der Vergangenheit kaum je um die Nöte der eher weltlichen Palästinenser gekümmert hat. Selten auch weisen arabische Zeitungen darauf hin, dass die Terroranschläge vom 11. September zu einer Zeit geplant wurden, als in Nahost nicht die Intifada wütete, sondern ein Frieden in greifbarer Nähe schien. Kein Wort davon, dass die Träume von der panarabischen Nation nicht bloß am bösen Westen, sondern auch an den Widerständen im eigenen Lager gescheitert sind. Umso mehr wirkt bin Laden wie der Prophet im Besitz der Wahrheit.
"Die arabischen Regime befinden sich in einer sehr schwierigen Lage", sagt Ahmed Salama, Kolumnist der Kairoer Zeitung "Al Ahram", "bin Laden macht sich eine Problemzone nach der anderen zunutze: Palästina, Irak, die US-Präsenz in Saudi-Arabien." Damit könnte er manches Land aus dem Gleichgewicht bringen.
Aus den Reihen des "Ägyptischen Islamischen Dschihad" und der "Gamaat al-Islamiya" stammen etwa ein Drittel jener Terroristen, die das amerikanische FBI seit den Anschlägen vom 11. September sucht. Einige sind mit Osama bin Laden in Afghanistan abgetaucht. Denn im eigenen Land sind die Führer der radikalen Bewegungen entweder zerstritten oder sitzen, zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt, im Gefängnis. Dafür hat Präsident Hosni Mubarak gesorgt, als er mit "außergewöhnlicher Brutalität" (so der Kairoer Soziologe Mohamed Said) das Netzwerk der Terroristen zerschlagen ließ.
Seither herrscht Ruhe im Land. Doch der innenpolitische Druck auf Mubarak - von den USA als verlässlicher Verbündeter mit jährlich zwei Milliarden Dollar Militär- und Wirtschaftshilfe belohnt - wächst. Ein Großteil seiner Untertanen lebt weiter in bitterer Armut und spürt kaum Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung - genau die rechte Mischung für islamistische Eiferer.
Größte Gefahr für das Regime
Die fundamentalistischen Muslimbrüder, 1928 vom ägyptischen Lehrer Hassan al-Banna gegründet, sind gut organisiert und stellen für das Regime heute die größte Gefahr dar. Ihre Kritik an der wuchernden Korruption und Unfähigkeit von Behörden und Regierung findet immer mehr Zuspruch, vor allem im Bürgertum. Deshalb versucht Staatschef Mubarak mit einer riskanten Doppelstrategie, den Erfolg der Islamisten zu unterlaufen. Einerseits stellt er seine Herrschaft als die wahre islamische dar, andererseits gibt er manchen ihrer Forderungen nach. Und lässt Mitglieder der Muslimbruderschaft als unabhängige Kandidaten zur Wahl zu.
So wurde auch Jihan El-Halafawi ins Parlament in Kairo gewählt. Ungeschminkt, das Gesicht von einem grauen Kopftuch umhüllt, nippt die 50-Jährige in einem Caf? an der Strandpromenade von Alexandria am Mangosaft. Neben ihr liegt ein Handy. Sie ist mit dem Hautarzt Mohamed El-Zaafarani verheiratet und hat fünf Kinder. Ihr Mann war bei den Wahlen als unabhängiger Kandidat der Muslimbrüder angetreten. Kurz vorher wurde er vom Geheimdienst verhaftet und ohne Anklage drei Monate eingesperrt. Da entschloss sich die studierte Volkswirtin und Theologin Jihan, statt seiner anzutreten. Gleich im ersten Wahlgang erhielt sie über 50 Prozent der Stimmen. Doch der Staat annullierte, angeblich wegen Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenzählung, den Entscheid. Nun müsste es laut Verfassung eine Nachwahl geben. Die ist aber auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
"Spüren immer mehr brennenden Zorn"
Dass es in Ägypten außer einigen Studentendemonstrationen weitgehend ruhig geblieben ist, könnte sich bald ändern, sagt sie. "Wir spüren immer mehr brennenden Zorn", ergänzt ihr Mann. Zorn über den Westen, der "uns Islamisten nun weltweit in die Ecke des Terrorismus stellt, obwohl wir strikt gegen Gewalt sind". Zorn über die autoritären Herrscher im Nahen Osten, die sich "nur mit Hilfe des Westens an der Macht halten, islamische Werte verraten und uns Gläubige nun für ihre Sünden bestrafen lassen." Und Zorn über die "Dummheit und Arroganz Amerikas und seiner Verbündeten, die mit ihren unbewiesenen Behauptungen Osama bin Laden erst zum großen Helden gemacht haben".
Auf dem Basar von Peshawar verkaufen Kinder T-Shirts mit Bin-Laden-Bild. An den Kiosken in Beirut, Kairo oder Sanaa gibt es bunte Blätter, in denen der Terrorist als Robin Hood verherrlicht wird. So ist auf der ägyptischen Postille "al-Hawadeth" ein mild dreinblickender bin Laden zu sehen, Gebetskette zwischen den Fingern, bewaffnet mit einem armseligen Geschütz auf Holzrädern. Im Hintergrund fallen amerikanische Bomben. Dabei, heißt es in den Basaren, habe es der reiche Gotteskrieger gar nicht nötig, sich im rauen Afghanistan zu plagen. Aber der fromme Mann scheue keine Entbehrung, um die Belange des Islam zu fördern.
Propaganda zeigt Wirkung
Die Freitagsgebete der orthodoxen Geistlichen und die Propaganda ihres neuen Propheten zeigen Wirkung. Nach einer Online-Umfrage des TV-Senders "Al Jazeera" ist Osama bin Laden nur für 8,7 Prozent der 4600 Befragten ein Terrorist. Den meisten gilt er als "Mudschaheddin" - ein Kämpfer im Heiligen Krieg.
Bernd Dörler, Hans-Hermann Klare, Tilman Müller, Uli Rauss, Christoph Reuter
AFGHANISTAN |
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Beendet der Winter die Militäraktion in Afghanistan? |
US-Außenminister Powell |
Ein Kampf der "niemals endet"?
US-Vize-Präsident Richard Cheney sagte dagegen der "Washington Post", dass der Krieg gegen den Terrorismus möglicherweise "niemals enden" werde. "Wenigstens nicht zu unseren Lebzeiten", betonte Cheney. Generalstabschef Richard Myers sprach dagegen nur von einer langen Kampagne, die bis nächstes Jahr dauern könnte.
Mordauftrag für die CIA
US-Präsident George W. Bush hat nach Presseberichten dem Geheimdienst CIA die Befugnis erteilt, den internationalen Terrorführer Osama bin Laden zu töten. Wie die "Washington Post" am Sonntag berichtete, gab Bush der CIA die Anweisung, Bin Laden aufzuspüren, zu töten und seine Terrororganisation El Kaida zu zerschlagen. Es sei der umfassendste Auftrag an die CIA in ihrer 54-jährigen Geschichte. Seit 1973 war es der CIA offiziell verboten, Anschläge auf ausländische Politiker zu verüben. Dies gilt jedoch nicht in Kriegszeiten oder zur Selbstverteidigung der USA.
Army Rangers beim Absprung aus einem Hubschrauber |
Anthrax-Spur zu Bin Laden?
Powell schließt nicht aus, dass die in den USA aufgetauchten Anthrax-Briefe das Werk des Terroristenführers Bin Laden sind. Die Behörden hätten die Absender aber bislang nicht ausgemacht, sagte Powell am Sonntag dem Fernsehsender CBS.
Erste Einsatz von Bodentruppen
Am Samstag war ein größeres Kontingent von US-Spezialkommandos mit bis zu 200 Elitesoldaten erstmals bei Kandahar mit Fallschirmen abgesprungen und in Bodenkämpfe mit Talibanmilizen verwickelt worden. Dabei erlitten die Amerikaner erste Verluste. Zwei Soldaten kamen beim Absturz eines Kampfhubschraubers ums Leben, der die Aktion von Pakistan aus unterstützen sollte. Fünf Soldaten wurden verletzt. Die Taliban behaupten, den Hubschrauber abgeschossen zu haben, was die USA energisch bestreiten. Auch die Luftangriffe auf Ziele in Afghanistan gingen weiter.
Afghanisches Flüchtlingsmädchen in einem pakistanischen Camp |
Russische Waffen für die Nordallianz
Zwei Wochen nach Beginn der Luftangriffe gegen die Taliban nahmen US-Kampfjets am Sonntag auch Frontlinien der radikal-islamischen Milizen unter schweren Beschuss. Damit soll der Vormarsch der oppositionellen Nordallianz begünstigt werden. Vertreter der russischen Militär- und Geheimdienstführung trafen mit Politikern der Nordallianz in Tadschikistan zusammen. Moskau will die Nordallianz verstärkt aufrüsten.
MILITÄRAKTION |
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Weiterkämpfen auch im Winter |
Taliban-Kämpfer in Torkham nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze |
Die US-Militäraktionen gegen Ziele in Afghanistan werden sich vermutlich in den bevorstehenden Winter hineinziehen. Es sei unwahrscheinlich, dass der Krieg vor Wintereinbruch abgeschlossen sein werde, sagte US-Konteradmiral John Stufflebeem aus dem Generalstab nach Angaben des Nachrichtensenders CNN. In den USA wurden erstmals geringe Mengen Anthrax-Sporen in einer Poststelle des Weißen Hauses entdeckt. Diese liegt allerdings einige Kilometer von dem Regierungsgebäude entfernt.
Stufflebeem kündigte an, das radikal-islamische Taliban-Regime müsse sich auf weitere Bombenangriffe in den kommenden Monaten vorbereiten. Zudem deutete er den Einsatz zusätzlicher Bodentruppen gegen die Taliban und die Terror-Organisation El Kaida des Moslem- Extremisten Osama bin Laden an. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, die Entscheidung über den möglichen Einsatz von britischen Bodentruppen werde "in Kürze" getroffen.
Bei den jüngsten US-Luftattacken auf die afghanische Hauptstadt Kabul wurden nach Medienberichten 22 Mitglieder einer militanten pakistanischen Moslemgruppe getötet. Bei den Opfern handelt es sich nach Berichten pakistanischer Medien um Anhänger der Harkatul Mudschahedin, die für den Anschluss Kaschmirs an Pakistan kämpfe.
Nach Angaben der britischen Regierung wurden zudem alle neun Trainingslager von El Kaida zerstört. Die USA und Großbritannien hätten auch neun Flugplätze in Afghanistan größtenteils zerstört. Die Luftwaffe der Taliban existiere "praktisch nicht mehr", sagte Verteidigungsminister Hoon.Die Bombenangriffe der USA auf Ziele in Afghanistan gingen auch in der Nacht zu Mittwoch weiter. Dabei wurden nach Berichten des arabischen Fernsehsenders El Dschasira in der Taliban-Hochburg Kandahar 93 Menschen getötet. Eine unabhängige Bestätigung dieser Darstellungen gibt es nicht. Auch Frontlinien nödlich von Kabul und bei der Stadt Masar-i-Scharif im Norden des Landes wurden demnach erneut bombardiert. Die Taliban-Milizen und die Nordallianz seien dort in heftige Gefechte verwickelt gewesen, meldete CNN.
Bomben verfehlten Ziel
Das US-Verteidigungsministerium gab unterdessen zu, dass mindestens drei Bomben in den vergangenen Tagen ihr Ziel verfehlten. Zwei davon seien in einem Wohnviertel der Hauptstadt Kabul eingeschlagen. Eine dritte Bombe sei nahe einem Altersheim in der Stadt Herat detoniert. Informationen über Opfer gebe es nicht.
In den USA werden an immer neuen Stellen Spuren von Anthrax bekannt. Bislang starben drei Menschen an Milzbrand. Erst
am Wochenende waren zwei Mitarbeiter der zentralen Sortierstelle Brentwood nördlich vom Kapitol an Lungenmilzbrand gestorben. Über die Sortierstelle Brentwood, wo alle Infizierten arbeiteten, ging der Anthrax-Brief an Senator Tom Daschle. Wie die Anthrax-Sporen in die Poststelle des Weißen Hauses gelangten, war zunächst unklar.
Regierungssprecher Ari Fleischer betonte, die Poststelle liege mehrere Kilometer vom Weißen Haus entfernt auf einem Militärgelände. Nach seinen Angaben wurden die Sporen am Dienstagvormittag (Ortszeit) an einer Maschine entdeckt, die Briefe automatisch öffnet. Er zeigte sich zuversichtlich, dass niemand im Weißen Haus selbst mit den gefährlichen Sporen in Kontakt gekommen sei. «Ich habe kein Anthrax», sagte US-Präsident George W. Bush dazu kurz und bündig. Wo die Sporen genau herstammen, sei noch unklar. Der Anthrax-Alarm in der kenianischen Metropole Nairobi von der vergangenen Woche hat sich mittlerweile als falsch herausgestellt.
In Kabul verteilte das Rote Kreuz erstmals seit Beginn der US-Bombenangriffe vor zweieinhalb Wochen wieder Hilfsgüter. Während einer Testphase sollen drei bis sechs Tage Lebensmittelpakete an rund 8000 Haushalte verteilt werden. Damit würden rund 50 000 Menschen erreicht, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK)
Vorbereitungen für neue afghanische Regierung
Die Vorbereitungen für eine neue afghanischen Regierung nach dem geplanten Sturz des Taliban-Regimes nehmen konkretere Formen an. Mehrere hundert im Exil lebende Anführer gesellschaftlicher Gruppen Afghanistans trafen sich in Pakistan zu Beratungen über die Zukunft ihres Landes. Die Vereinten Nationen sprachen sich in New York für eine Regierung aus Vertretern aller afghanischen Parteien aus. Der afghanische Ex-Präsident Sibghatullah Mudschaddidi befürwortete ebenfalls eine demokratische islamische Übergangsregierung, die von allen Afghanen akzeptiert werde.
PRESSESCHAU |
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23.10.: Poker um den Sturz der Taliban |
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„The Financial Times“: Auf Rückschläge einstellen
Die britische Wirtschaftszeitung „The Financial Times“ schreibt am Dienstag zum Krieg gegen den Terror: „Die Öffentlichkeit muss sich darüber im Klaren sein, dass Kriege unbeabsichtigte Folgen haben können. Die zwei schwächsten Glieder in der von den USA geführten Koalition sind Pakistan und Saudi-Arabien. Das eine ist eine Nuklearmacht und ein unberechenbarer Verbündeter, das andere eine nervöse Monarchie, die auf den wichtigsten Ölfeldern der Menschheit sitzt. Die schweigende Mehrheit in beiden Ländern ist nicht notwendigerweise empfänglich für Anliegen der USA. Es wäre unbesonnen, den Sturz der saudischen Regierung vorherzusagen, obwohl dies vermutlich das ist, was Bin Laden am meisten am Herzen liegt. Aber wir wären gut beraten, uns auf weniger dramatische Rückschläge einzustellen.
Kämpfer der Nordallianz beobachtet US-Angriffe aus sicherer Entfernung |
„The Financial Times“: Auf Rückschläge einstellen
Die britische Wirtschaftszeitung „The Financial Times“ schreibt am Dienstag zum Krieg gegen den Terror: „Die Öffentlichkeit muss sich darüber im Klaren sein, dass Kriege unbeabsichtigte Folgen haben können. Die zwei schwächsten Glieder in der von den USA geführten Koalition sind Pakistan und Saudi-Arabien. Das eine ist eine Nuklearmacht und ein unberechenbarer Verbündeter, das andere eine nervöse Monarchie, die auf den wichtigsten Ölfeldern der Menschheit sitzt. Die schweigende Mehrheit in beiden Ländern ist nicht notwendigerweise empfänglich für Anliegen der USA. Es wäre unbesonnen, den Sturz der saudischen Regierung vorherzusagen, obwohl dies vermutlich das ist, was Bin Laden am meisten am Herzen liegt. Aber wir wären gut beraten, uns auf weniger dramatische Rückschläge einzustellen.
Der Kalte Krieg hatte Hochs und Tiefs, bis er mit dem Fall der Berliner Mauer endete. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus erfordert Geduld, Mittel und politischen Willen. Diese Dinge halfen dem Westen, 1989 die Oberhand zu gewinnen. Sie sind heute nicht weniger wichtig.“
„The Times“: Niederlage der Taliban gehört zum Poker
Die konservative britische Zeitung „The Times“ schreibt am Dienstag zur US-Außenpolitik und der US-Strategie für Afghanistan: „Der Krieg ist bisher für Außenminister Powell nicht besonders gut verlaufen. Er ist ein zu konventioneller Denker, um sich mit den besonderen Gefahren einer Kampagne zum Suchen und Zerstören von Zielen mit speziell ausgebildeten Einheiten anzufreunden, deren Erfolg schwer messbar ist. Aber das sollte die Strategie nicht bestimmen. Die Priorität ist, Bin Ladens Fähigkeit zum Organisieren des Terrors auszuschalten. In einem entscheidenden Aspekt gibt es wirklichen Fortschritt, obwohl El Kaidas Netze im Ausland vermutlich noch funktionieren: Afghanistan hat schnell aufgehört, eine funktionierende Basis für Bin Ladens Terroroperationen zu sein. Aber die Streitkräfte der El Kaida und Taliban, die die Nordallianz blockieren, sind kaum angegriffen worden. Nur deren sichtbare Niederlage wird Desertionen auslösen. Das ist militärisches Poker. Und die USA müssen in diesem Spiel alle Trümpfe in der Hand behalten.“
„De Volkskrant“: Im Propagandakrieg um Afghanistan führen die USA
Zum Propagandakrieg um den Konflikt in Afghanistan meint die niederländische sozialdemokratisch orientierte Zeitung „Volkskrant“ am Dienstag: „Bisher war das amerikanische Vorgehen erfolgreich. Die Koalition ist trotz ihrer heterogenen Zusammenstellung nicht auseinander gefallen.
Der Aufruf Bin Ladens an die Moslems zum Aufstand gegen die Regime in ihren Ländern hat noch keine Wirkung gezeigt. Die erste Schlacht im Propagandakrieg hat er verloren. Die größte Gefahr für die USA liegt aber darin, dass das Bild eines aussichtslosen Kriegs entsteht. Vielleicht hat Minister Powell deshalb die Hoffnung geäußert, dass noch vor Beginn des Winters alles geregelt sein wird. Das ist nicht klug gewesen, denn wenn sich die Erwartung nicht erfüllt, wird sich Zweifel breit machen. Und dieser Zweifel würde sich publizistisch nicht so ohne weiteres beseitigen lassen.“
„Iswestija“: Streit um die Zukunft Afghanistans wird lange andauern
Die russische Tageszeitung „Iswestija“ (Moskau) sieht einen deutlichen Widerspruch in der Haltung Russlands und der USA zur Zukunft Afghanistans nach dem Taliban-Regime. Die Zeitung schreibt am Dienstag: „Die Zusammensetzung der zukünftigen afghanischen Regierung sorgt schon im Vorfeld für Streit. Die Amerikaner stehen in intensiven Beratungen mit den Machthabern im benachbarten Pakistan und Vertretern der afghanischen Opposition. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass man auch in Zukunft nicht ohne die Taliban auskommen wird. Russland dagegen lehnt eine Beteiligung der Taliban an der Macht kategorisch ab. Die Radikalislamisten hätten sich durch ihre Zusammenarbeit mit dem internationalen Terrorismus bloßgestellt, lautet das Argument Moskaus. Die Verhandlungen um dieses strittige Thema werden noch lange andauern. Und die Hauptakteure des Konflikts wissen das nur zu gut.“
„The Times“: Niederlage der Taliban gehört zum Poker
Die konservative britische Zeitung „The Times“ schreibt am Dienstag zur US-Außenpolitik und der US-Strategie für Afghanistan: „Der Krieg ist bisher für Außenminister Powell nicht besonders gut verlaufen. Er ist ein zu konventioneller Denker, um sich mit den besonderen Gefahren einer Kampagne zum Suchen und Zerstören von Zielen mit speziell ausgebildeten Einheiten anzufreunden, deren Erfolg schwer messbar ist. Aber das sollte die Strategie nicht bestimmen. Die Priorität ist, Bin Ladens Fähigkeit zum Organisieren des Terrors auszuschalten. In einem entscheidenden Aspekt gibt es wirklichen Fortschritt, obwohl El Kaidas Netze im Ausland vermutlich noch funktionieren: Afghanistan hat schnell aufgehört, eine funktionierende Basis für Bin Ladens Terroroperationen zu sein. Aber die Streitkräfte der El Kaida und Taliban, die die Nordallianz blockieren, sind kaum angegriffen worden. Nur deren sichtbare Niederlage wird Desertionen auslösen. Das ist militärisches Poker. Und die USA müssen in diesem Spiel alle Trümpfe in der Hand behalten.“
„De Volkskrant“: Im Propagandakrieg um Afghanistan führen die USA
Zum Propagandakrieg um den Konflikt in Afghanistan meint die niederländische sozialdemokratisch orientierte Zeitung „Volkskrant“ am Dienstag: „Bisher war das amerikanische Vorgehen erfolgreich. Die Koalition ist trotz ihrer heterogenen Zusammenstellung nicht auseinander gefallen.
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Die US-Militäraktionen gegen Ziele in Afghanistan werden sich vermutlich in den bevorstehenden Winter hineinziehen. Es sei unwahrscheinlich, dass der Krieg vor Wintereinbruch abgeschlossen sein werde, sagte US-Konteradmiral John Stufflebeem aus dem Generalstab nach Angaben des Nachrichtensenders CNN. In den USA wurden erstmals geringe Mengen Anthrax-Sporen in einer Poststelle des Weißen Hauses entdeckt. Diese liegt allerdings einige Kilometer von dem Regierungsgebäude entfernt.
Stufflebeem kündigte an, das radikal-islamische Taliban-Regime müsse sich auf weitere Bombenangriffe in den kommenden Monaten vorbereiten. Zudem deutete er den Einsatz zusätzlicher Bodentruppen gegen die Taliban und die Terror-Organisation El Kaida des Moslem- Extremisten Osama bin Laden an. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, die Entscheidung über den möglichen Einsatz von britischen Bodentruppen werde "in Kürze" getroffen.
Bei den jüngsten US-Luftattacken auf die afghanische Hauptstadt Kabul wurden nach Medienberichten 22 Mitglieder einer militanten pakistanischen Moslemgruppe getötet. Bei den Opfern handelt es sich nach Berichten pakistanischer Medien um Anhänger der Harkatul Mudschahedin, die für den Anschluss Kaschmirs an Pakistan kämpfe.
bnn. Jawulsarash, 27. September
Auf dem Basar in Golbahar erwacht morgens um 5 Uhr das Leben. Die afghanische Provinzstadt liegt nördlich von Kabul in der Jamali-Ebene, durch die sich die afghanische Bürgerkriegsfront zieht. Das frühe Dämmerlicht spiegelt sich in aufwirbelnden Staubfahnen. Aus den Schatten der gedrungenen Lehmhäuser huschen Frauen in der alles verhüllenden Burqa zum Basar. Der Muezzin ruft zum Morgengebet. Alte Männer gehen langsam zur Moschee. Händler schliessen die Holzverschläge ihrer Läden auf und sortieren die Waren. Neben Weintrauben und Keksen aus iranischer Fabrikation werden Autobatterien angeboten. Batterien und Dieselgeneratoren sind die einzigen Stromspender im Jamali.
Die Marktauslagen sind nicht mehr so reich, wie man es von afghanischen Basaren gewohnt ist. Eine drei Jahre währende Dürre hat die Reis- und Weizenernte empfindlich beeinträchtigt. Die durch die Frontlinien zerschnittenen Handelswege machen es für die Händler immer schwieriger, Güter in die Region zu bringen. Nur der 5000 Meter hohe Anjuman-Pass über den Hindukusch verbindet die Versorgungsbasis der Nord-Allianz an der afghanisch-tadschikischen Grenze in der nördlichen Provinz Takhar mit dem Panjshir-Tal und der Jamali-Ebene.
Mehr als drei Tage müssen sich die Lastwagen mit Treibstoff, Mehl, Reis und Kriegsmaterial über die halsbrecherischen Pisten quälen. Mit dem Wintereinbruch wird der Schnee diesen einzigen Versorgungsweg schliessen.
Das Panjshir-Tal zieht sich wie ein Weinschlauch von den Hochgebirgen des Hindukusch bis vor die Ebene von Jamali. Der Ausgang des Tales verengt sich zu einem felsigen Nadelöhr, durch das sich der Fluss Panjshir und eine enge Schotterpiste zwängen. Dank einer anhaltenden Schönwetterperiode fliegen seit vier Tagen ausgediente sowjetische Mi-6-Helikopter in das Tal.Einer von ihnen bringt an einem sonnigen Morgen frisch gedruckte afghanische Geldscheine indas Gebiet der Nord-Allianz. Die Kämpfer erhalten ihren Sold. Ein 43-jähriger Händler auf dem Geldmarkt freut sich auf das frische Geld, denn dann werden auch mehr Waren nach Jamali kommen.
Die neue Strasse, die über Charikar direkt nach Kabul führt, ist durch den Frontverlauf gesperrt. Gleichwohl rufen die privaten Fuhrunternehmer auf dem Basar in Golbahar «Kabul, Kabul». Said, ein junger Afghane, steht auf seinem zerbeulten Pick-up und preist das Fahrziel, das er mit seinem Auto jedoch nicht erreichen wird, für 200 000 Afghani an, knapp 7 Schweizerfranken. Die Busse befördern ihre Passagiere, der alten Strasse nach Kabul folgend, nur bis zum Dorf Durnama, dann müssen die Reisenden zu Fuss das Herrschaftsgebiet der Nord-Allianz verlassen. In dem Dorf Giawa steigen sie im Taliban-Gebiet wieder in ein anderes Gefährt und fahren über Takab und Sarobi nach Kabul. Vor den angedrohten Vergeltungsschlägen der USA auf die Taliban hätten dieFahrer mit dieser Busroute ein gutes Geschäft erzielen können, erzählt Said. Dutzende von Kleinbussen bedienten noch vor einigen Wochen täglich die Strecke. «In Kabul sind die Waren billiger, es gibt mehr zu kaufen, und viele Einwohner im Jamali haben Familie und Verwandte in der afghanischen Hauptstadt», weiss der junge Afghane zu erzählen.
An diesem Morgen füllt sich der Wagen nur langsam. Erst nach zwei Stunden startet Said das zerbeulte Vehikel. Acht Männer haben auf der Ladebrücke Platz genommen. Einer will seine Familie aus Kabul holen, denn er befürchtet, dass die Amerikaner bald die Stadt bombardieren. Ein Rentner will in Kabul für seinen Laden Waren erstehen. Angst habe er keine, es sei eben schon immer Krieg gewesen und er müsse schliesslich an sein Geschäft denken, erzählt er.
Über eine löchrige Strasse holpert der Pick-up im Schritttempo nach Osten und durchquert ein kleines Dorf aus Lehmhäusern. Kinder spielen auf den Wegen, und die Männer ziehen zur Feldarbeit. Reis, Weizen und Melonen werden angebaut. In dem Dorf sind kaum Kriegsschäden zu sehen. «Wir ziehen einfach den Kopf ein und machen weiter wie bisher», sagt ein Schreiner, der hölzerne Fensterrahmen herstellt. Er lädt die Reisenden des Pick-up zu einem Tee ein, als ein geplatzter Reifen eine Pause erzwingt. Nach zwei Stunden erreicht das Gefährt völlig verstaubt das Grenzdorf. Die Passagiere gehen nun zu Fuss zwei Stunden über den Bergrücken zu den Taliban. Der Weg ist zwar mit Panzerminen bewehrt, doch Personen können gefahrlos passieren.
Gegen Mittag überqueren Reisende aus Kabul kommend den Bergrücken. Ein Mann trägt seinen kleinen Sohn auf den Armen, seine Frau reitet auf einem Esel hinterher. Vier Jahre hat die Familie in Kabul gewohnt, der Mann als Taxifahrer gearbeitet. Er fürchte nun die Angriffe der Amerikaner, erzählt er, und wolle so lange bei seinen Verwandten im Panjshir-Tal leben, bis die Gefahr vorüber sei. Der Grenzwächter, ein schlaksiger Kämpfer, der gelangweilt mit seiner Kalaschnikow Kreise in den Sand zeichnet, erzählt, dass hauptsächlich nur Tadschiken aus Kabul die Grenze queren, die im Panjshir und im Jamali Verwandte und Familie hätten.
Während zweier Stunden kommen ungefähr 100 Reisende aus Kabul an. Aber nicht alle sind Flüchtlinge. Einige wollen nur Verwandte besuchen oder ein Geschäft tätigen und dann wieder nach Kabul zurückkehren. «Wir hätten auch nicht die Möglichkeit, eine grössere Zahl Flüchtlinge hier unterzubringen», sagt der stellvertretende Gouverneur von Golbahar. Die Nahrungsmittelreserven reichen kaum aus, um die örtliche Bevölkerung über den kommenden Winter zu bringen. Die Geschichten, die die Menschen aus Kabul mitbringen, sind vielfältig. Sie erzählen, dass die Taliban alle jungen Männer zwangsrekrutieren. Zwei junge Männer aus dem Panjshir-Tal waren gleichwohl vor über zwei Wochen in Kabul, konnten sich anscheinend dort frei bewegen und wieder zurückkehren. Einige erzählen, dass die Reisenden auf dem Fussweg ausgeraubt würden. Eine Frau trägt jedoch, für alle sichtbar, goldene Ringe an der Hand.
Zwischen den Taxifahrern in dem Grenzdorf und aus Golbahar ist es derweil zu einem Handgemenge gekommen. Die Fahrer aus Golbaharwollen ebenfalls die aus Kabul kommenden Reisenden transportieren, da es für die Passage in Richtung der afghanischen Hauptstadt kaum mehr Kundschaft gibt.
Neue Zürcher Zeitung, 29. September 2001
INFORMATIONSZENTREN |
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Kritik zwingt USA zu Propagandaoffensive |
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US-Informationszentren auf drei Kontinenten
Das Weiße Haus wird zwar nicht müde zu bekräftigen, dass die Operationen nach Plan verliefen und sich die USA keineswegs den Schuh anziehen müssten, die Taliban unterschätzt und die Stärke der Anti- Terror-Koalition überschätzt zu haben. Aber die Tatsache, dass sich Washington zur Einrichtung von rund um die Uhr arbeitenden Informationszentren auf drei Kontinenten bemüßigt sah, spricht Bände. Hinzu kommt eine Serie von Ansprachen an die Nation und das Ausland von Präsident George W. Bush in der nächsten Woche.
Pressekonferenzen gleichen Tribunalen
Pentagon-Pressekonferenzen glichen in den vergangen Tagen zunehmend kleinen Tribunalen. Zweidrittel der Frage-Antwort-Zeit mussten Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und hohe Militärs damit verbringen, Reporter von angeblich erreichten Fortschritten zu überzeugen.
© REUTERS |
US-Verteidigungsminister Rumsfeld beteuert, die Militäroperation verliefe nach Plan |
US-Informationszentren auf drei Kontinenten
Das Weiße Haus wird zwar nicht müde zu bekräftigen, dass die Operationen nach Plan verliefen und sich die USA keineswegs den Schuh anziehen müssten, die Taliban unterschätzt und die Stärke der Anti- Terror-Koalition überschätzt zu haben. Aber die Tatsache, dass sich Washington zur Einrichtung von rund um die Uhr arbeitenden Informationszentren auf drei Kontinenten bemüßigt sah, spricht Bände. Hinzu kommt eine Serie von Ansprachen an die Nation und das Ausland von Präsident George W. Bush in der nächsten Woche.
Pressekonferenzen gleichen Tribunalen
Pentagon-Pressekonferenzen glichen in den vergangen Tagen zunehmend kleinen Tribunalen. Zweidrittel der Frage-Antwort-Zeit mussten Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und hohe Militärs damit verbringen, Reporter von angeblich erreichten Fortschritten zu überzeugen.
Da Informationen aber nur extrem spärlich fließen und kein Journalist in der Lage ist, sie zu überprüfen, tappt die Öffentlichkeit praktisch im Dunkeln.
"Auflösung" der Taliban blieb aus
Nach jüngsten Pentagon-Berichten ist es gelungen, die Kommunikation innerhalb der Taliban-Miliz und der El Kaida erheblich zu stören. Auch mit Nachschub und Verstärkungen soll es nach vier Wochen Luftangriffen erhebliche Probleme geben. Unabhängige Beobachter in Pakistan schildern aber, dass die erhoffte „Auflösung“ der Taliban bisher ausgeblieben ist, es keinerlei Anzeichen für eine Demoralisierung gebe.
Nordallianz beklagt mangelnde Unterstützung
Nachdem auch die afghanische Nordallianz immer lautstärker mangelnde Unterstützung durch die USA an den Frontlinien beklagt hat, scheint sich nun eine Strategie-Veränderung anzubahnen. Die USA bauen offenbar nicht mehr länger darauf, dass sich in absehbarer Zeit die Grundvoraussetzungen für eine Koalitionsregierung in Kabul schaffen lassen - eine Hoffnung, die sie offensichtlich zur Zurückhaltung bei den Bombenangriffen zur Unterstützung der Nordallianz veranlasste.
Flächenbombadierungen nehmen zu
Inzwischen werden an den Frontlinien auch schwere Langstreckenbomber eingesetzt. Flächenbombardierungen werden immer häufiger. Im Pentagon wird als Ziel genannt, der Nordallianz nunmehr ein rasches Vorrücken zu ermöglichen und die Voraussetzungen für den Einsatz von weitaus mehr US-Spezialkommandos als bisher in Afghanistan zu schaffen.
Es gibt Berichte, nach denen der US-Oberbefehlshaber im Afghanistan-Krieg, Tommy Franks, bei seinem kürzlichen Besuch in Zentralasien mit Nordallianz-Vertretern ein besseres militärisches Zusammenspiel vereinbarte. Spekulationen gehen dahin, dass Rumsfeld bei seiner Visite in der Region am Wochenende versuchen wird, an Afghanistan grenzende Staaten zur Nutzung von Flugplätzen zu bewegen, von denen aus Jets und Soldaten auf den Weg geschickt werden können.
USA wollen Druck auf Taliban erhöhen
Das alles deutet darauf hin, dass die USA ihr Tempo und den Druck auf Taliban und El Kaida nun erhöhen wollen - und unbedingt müssen, wie Militärexperten meinen. Der Winter steht vor der Tür. Und da sind nicht nur US-Bodentruppen gegenüber den Taliban im Nachteil, sondern auch die von hohem Gebirge aus operierenden Nordallianz-Kämpfer.
KNOTENPUNKT |
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Der Schlüssel zum Sieg |
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Mehr als ein Jahrhundert lang war Masar-i-Scharif das Zentrum der Baumwoll- und Agrarregion Nordafghanistans, zunächst als Zentrum örtlicher Herrscher, später als wichtigste Garnisonsstadt der Sowjets. Seit Wochen haben sich die Kämpfer der oppositionellen afghanischen Nordallianz in Stellungen rund um die strategisch wichtige Stadt eingegraben, denn ihre Einnahme gilt als Schlüssel für den Sieg über die herrschenden Taliban.
Doch die Kommandeure der Nordallianz sind untereinander zerstritten und den Taliban militärisch unterlegen. Die USA hoffen trotzdem, dass es dieser Zweckgemeinschaft gelingt, den Taliban die entscheidende Niederlage zuzufügen und Masar-i-Scharif einzunehmen. Am Mittwoch flogen US-Kampfjets Angriffe auf die Stadt, doch ohne massive militärische Unterstützung wird diese kaum an die Taliban-Gegner fallen. Seit Tagen schon bombardieren die Amerikaner verstärkt Frontstellungen der Taliban zur Nordallianz, seit Tagen kündigt die Nordallianz den Beginn der Offensive auf Masar-i-Scharif an - doch bislang ohne sichtbaren Erfolg. Unter der Hand gestehen selbst die Kämpfer der Nordallianz ein: Die Stadt ist uneinnehmbar - bislang jedenfalls.
„Masar wird nicht bald fallen“, prophezeite Nordallianz-Führer Mohammed Hascham Saad dieser Tage in Usbekistan und fügte an: „Wir brauchen Zeit.“ Die bisherige Strategie der Nordallianz, die Taliban um Masar-i-Scharif direkt anzugreifen, brachte kaum Erfolg. Schwerere Waffen wie Panzer und Artillerie brachten den Taliban immer wieder Vorteile. Zudem sind ihre Truppen geeint. Seit mehreren Tagen ändert die Nordallianz ihre Taktik und zieht einen Belagerungsring um die Stadt, in der Absicht, die Versorgung des Gegners abzuschneiden. 5.000 Kämpfer hat die Nordallianz dazu zusammengezogen, Schätzungen zufolge kämpfen auf Taliban-Seite in diesem Gebiet aber deutlich mehr Soldaten.
Mehr als ein Jahrhundert lang war Masar-i-Scharif das Zentrum der Baumwoll- und Agrarregion Nordafghanistans, zunächst als Zentrum örtlicher Herrscher, später als wichtigste Garnisonsstadt der Sowjets. Seit Wochen haben sich die Kämpfer der oppositionellen afghanischen Nordallianz in Stellungen rund um die strategisch wichtige Stadt eingegraben, denn ihre Einnahme gilt als Schlüssel für den Sieg über die herrschenden Taliban. Doch die Kommandeure der Nordallianz sind untereinander zerstritten und den Taliban militärisch unterlegen. Die USA hoffen trotzdem, dass es dieser Zweckgemeinschaft gelingt, den Taliban die entscheidende Niederlage zuzufügen und Masar-i-Scharif einzunehmen. Am Mittwoch flogen US-Kampfjets Angriffe auf die Stadt, doch ohne massive militärische Unterstützung wird diese kaum an die Taliban-Gegner fallen. Seit Tagen schon bombardieren die Amerikaner verstärkt Frontstellungen der Taliban zur Nordallianz, seit Tagen kündigt die Nordallianz den Beginn der Offensive auf Masar-i-Scharif an - doch bislang ohne sichtbaren Erfolg. Unter der Hand gestehen selbst die Kämpfer der Nordallianz ein: Die Stadt ist uneinnehmbar - bislang jedenfalls. „Masar wird nicht bald fallen“, prophezeite Nordallianz-Führer Mohammed Hascham Saad dieser Tage in Usbekistan und fügte an: „Wir brauchen Zeit.“ Die bisherige Strategie der Nordallianz, die Taliban um Masar-i-Scharif direkt anzugreifen, brachte kaum Erfolg. Schwerere Waffen wie Panzer und Artillerie brachten den Taliban immer wieder Vorteile. Zudem sind ihre Truppen geeint. Seit mehreren Tagen ändert die Nordallianz ihre Taktik und zieht einen Belagerungsring um die Stadt, in der Absicht, die Versorgung des Gegners abzuschneiden. 5.000 Kämpfer hat die Nordallianz dazu zusammengezogen, Schätzungen zufolge kämpfen auf Taliban-Seite in diesem Gebiet aber deutlich mehr Soldaten. |
Einige Experten prophezeien bereits, dass die Nordallianz Masar-i-Scharif nicht wird einnehmen können. „Sie sind vielleicht stark genug, um einige Versorgungslinien abzuschneiden aber nicht, um einen Belagerungsring um die Stadt zu ziehen“, sagt Charles Herman, Redakteur von „Jane’s World Armies“ in London, „sie haben nicht genug Soldaten, sind nicht gut genug ausgebildet und haben nicht die notwendige Logistik.“ Die Einnahme von Masar-i-Scharif gilt deshalb als entscheidend, weil dies einen Landweg für den Nachschub schwerer Waffen aus Usbekistan eröffnen würde. 55 Kilometer nördlich der Stadt verläuft die Grenze zu der früheren Sowjetrepublik.
Normaler Alltag im „Grab der Heiligen“
Während sich vor den Toren von Masar die Kämpfer seit Wochen einen Stellungskrieg liefern, hat sich am Alltag der Bewohner wenig geändert. „Die Stadt ist von den Kämpfen kaum betroffen“, sagt Mahoob Scharif vom Kinderhilfswerk UNICEF. Noch immer gebe es Wasser und Strom, selbst die Telefonleitungen funktionierten noch. Scharif musste wie alle ausländischen UN-Mitarbeiter Afghanistan am Tag nach den Anschlägen in New York und Washington verlassen. Nun bleibt ihm nur noch der Telefonkontakt zu den afghanischen UN-Mitarbeitern.
Masar-i-Scharif bedeutet so viel wie „Grab der Heiligen“, hier soll auch Kalif Ali, Schwiegersohn des Propheten Mohammed, begraben liegen. Im Zentrum des schiitischen Wallfahrtsortes stehen zwei Moscheen. Im Gegensatz zur Hauptstadt Kabul wurde Masar-i-Scharif im Bürgerkrieg der vergangenen Jahre kaum zerstört. Zwei Mal nahmen die Taliban die Stadt ein. 1997 wurden sie nach kurzer Zeit an der Macht vertrieben, mindestens 2.000 Kämpfer wurden anschließend umgebracht. Ein Jahr später kehrten die Gotteskrieger zurück und rächten sich: Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen töteten sie 2.000 Tadschiken, Usbeken und Schiiten.
Louis Meixler
ZWISCHENBILANZ |
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Ein Monat ist um, und nichts hat sich geändert |
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Die Taliban wollen den Landkrieg
Die US-Streitkräfte haben die Militärtechnik der Taliban zerstört, einige alte russische Flugzeuge und Flugabwehrkanonen. Doch die Taliban selbst, etwa 50.000 Mann, die über ein Land größer als Frankreich verteilt sind, bieten nur wenig Ziele für die millionenteuren US-Raketen. "Ein Monat ist um und nichts hat sich geändert", sagte ein Offizier in Pakistan. "Den Taliban ist das egal - was ist schon zu zerstören?", fügt er hinzu, "sie wollen den Landkrieg." Für die Afghanen, die seit Jahrzehnten Invasionen und Bürgerkriege erleben, hat sich das Leben längst wieder "normalisiert". Auf den Märkten herrsche ein reges Treiben, berichten Reporter aus Kabul, Kandahar und Dschalalabad. Die Taliban haben einige Büros und Lager an Hilfsorganisationen zurückgegeben, deren Einrichtungen sie zu Beginn der Angriffe beschlagnahmt hatten.
© AP |
Auch die Kämpfer der Nordallianz kommen nicht voran wie geplant |
Die Taliban wollen den Landkrieg
Die US-Streitkräfte haben die Militärtechnik der Taliban zerstört, einige alte russische Flugzeuge und Flugabwehrkanonen. Doch die Taliban selbst, etwa 50.000 Mann, die über ein Land größer als Frankreich verteilt sind, bieten nur wenig Ziele für die millionenteuren US-Raketen. "Ein Monat ist um und nichts hat sich geändert", sagte ein Offizier in Pakistan. "Den Taliban ist das egal - was ist schon zu zerstören?", fügt er hinzu, "sie wollen den Landkrieg." Für die Afghanen, die seit Jahrzehnten Invasionen und Bürgerkriege erleben, hat sich das Leben längst wieder "normalisiert". Auf den Märkten herrsche ein reges Treiben, berichten Reporter aus Kabul, Kandahar und Dschalalabad. Die Taliban haben einige Büros und Lager an Hilfsorganisationen zurückgegeben, deren Einrichtungen sie zu Beginn der Angriffe beschlagnahmt hatten.
Die zunehmende Anzahl ziviler Opfer und die Aussichten auf eine Katastrophe unter jenen Menschen, die nur durch die Hilfe internationaler Organisationen überleben können, setzen die USA unter Druck, nicht die Taliban. Diese scheinen selbstbewusster zu sein als zu Beginn der Angriffe und laden auch wieder ausländische Journalisten ein. Demgegenüber kann die von den USA unterstützte Anti-Taliban-Allianz im Norden des Landes kaum Erfolge vorweisen. Bislang ist sie noch keinen Meter in Richtung der Hauptstadt Kabul vorangekommen.
Die Zahl der Deserteure ist geringer als erwartet
"Den Amerikanern scheinen die Schwierigkeiten der Lage immer deutlicher bewusst zu werden", sagte Fazal-ur-Rahman vom pakistanischen Institut für Strategische Studien. Die USA hätten erwartet, dass viele Taliban-Kämpfer desertieren würden, dass die Nordallianz schnell vorstoßen würde und dass sich die von den Taliban unterdrückten Menschen wehren würden. Nichts davon ist geschehen.
Eine politische Lösung ist nicht in Sicht
Die Bombardements gehen weiter, und eine politische Lösung ist nicht in Sicht. Die Bemühungen, eine Alternative zur Taliban-Regierung zu finden, die für das Mehrheitsvolk der Paschtunen akzeptabel ist, blieben bislang erfolglos. Der UNO- Sondergesandte für Afghanistan, Lakhar Brahimi, sagte nach intensiven Gesprächen mit Afghanen und Pakistanern vergangene Woche, eine Übereinkunft sei schnell möglich, wenn der politische Wille vorhanden ist. Er ist es aber offensichtlich nicht.
Ohne eine politische Lösung bleibt die Aussicht auf einen lang anhaltenden Krieg, selbst wenn die Taliban aus den großen Städten vertrieben werden. Sie sind keine zentralisierte Truppe, die ein gutes Ziel abgibt, sondern einzelne Männer mit Kalaschnikows, die an raue Bedingungen gewöhnt sind.
Zehntausend extrem gut organisierte Taliban sind kampfbereit
Die USA unterschätzten möglicherweise deren Fähigkeiten, sagte der Chef des pakistanischen Instituts für Politik-Forschung, Pervais Iqbal Cheema. "Es ist ein zerstörtes Land, und sie wissen, wie man unter solchen Bedingungen existieren kann."Die Taliban seien etwa 50.000 Mann, von denen man 40.000 vernachlässigen könne. "Aber es gibt 10.000, die gut organisiert, diszipliniert und erfahren sind", sagte Cheema, "und diese werden erbitterten Widerstand leisten." Wenn Kabul fallen sollte, würden sie sich in die Berge zurückziehen und von dort kämpfen. "Ein Mann mit einem Gewehr, einem Esel und ein paar Lebensmittel - und er kann Wochen überleben."
AFGHANISTAN |
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Die Hoffnung auf einen schnellen Sieg zerbröselt |
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Nach über drei Wochen amerikanischen Luftkriegs gegen die Taliban-Machthaber in Kabul und die von ihnen beherbergten Terroristen sind die Hoffnungen auf einen schnellen Sieg über die fanatischen islamischen Krieger zerbröselt. Für ein Nachlassen der Kräfte oder ein Ende der Ressourcen der Mullah-Milizen gibt es keinerlei Anzeichen. Die oppositionelle Nordallianz, die die USA gern zu ihren Bodentruppen gemacht hätten, kommt dagegen mit ihren Bemühungen, die Taliban zurückzudrängen, nicht voran.
Trotzdem wollen die Allianztruppen schon in den nächsten Tagen eine neue Offensive zur Eroberung von Masar-i-Scharif, der strategisch wichtigen Hauptstadt der Provinz Balch, beginnen. Aber ohne verstärkte US-Luftunterstützung dürfte das nicht zu
© AFP |
Gefechtsstellung der Nordallianz |
Nach über drei Wochen amerikanischen Luftkriegs gegen die Taliban-Machthaber in Kabul und die von ihnen beherbergten Terroristen sind die Hoffnungen auf einen schnellen Sieg über die fanatischen islamischen Krieger zerbröselt. Für ein Nachlassen der Kräfte oder ein Ende der Ressourcen der Mullah-Milizen gibt es keinerlei Anzeichen. Die oppositionelle Nordallianz, die die USA gern zu ihren Bodentruppen gemacht hätten, kommt dagegen mit ihren Bemühungen, die Taliban zurückzudrängen, nicht voran.
Trotzdem wollen die Allianztruppen schon in den nächsten Tagen eine neue Offensive zur Eroberung von Masar-i-Scharif, der strategisch wichtigen Hauptstadt der Provinz Balch, beginnen. Aber ohne verstärkte US-Luftunterstützung dürfte das nicht zu
machen sein, wie der erste gescheiterte Versuch eines Vormarsches auf Masar-i-Scharif gezeigt hat, der vor einer Woche von den Taliban zurückgeschlagen wurde.
Allianz-Sprecher Aschraf Nadim erklärte denn auch, ohne verstärkte Luftunterstützung der USA sei das Ziel, Masar-i-Scharif bis zum Beginn des Fastenmonats Ramadan Mitte November zu erobern, nicht zu verwirklichen. Es gibt mittlerweile erste Anzeichen dafür, dass die USA dazu bereit sind. So erklärte die Pentagon-Sprecherin Victoria Clark, die Luftstreitkräfte würden ihre Aktionen bis zur afghanisch-tadschikischen Grenze nördlich von Masar-i-Scharif ausdehnen. Dort stoßen die Kämpfer der Nordallianz auf besonders heftigen Taliban-Widerstand.
Viele Ursachen für mangelnden Erfolg
Der mangelnde Erfolg der Nordallianz hat nach Ansicht von Landeskennern und Beobachtern viele Ursachen. Während die Taliban zu allem entschlossene Gesinnungstäter sind, setzt sich die Nordallianz aus vielen rivalisierenden Gruppen zusammen, die eigentlich nur die gemeinsame Gegnerschaft gegen die Taliban eint. Mit Grausen erinnern sich noch viele Afghanen an die Zeit, als die Gruppen, die heute die Nordallianz ausmachen, das Land beherrschten und es mit den unablässigen Kämpfen untereinander in weit größeres Chaos stürzten, als der zehn Jahre währende Guerillakrieg gegen die sowjetische
Besatzungsmacht und die von ihr geschützte Regierung das vermocht hatte. Dass heute in Kabul kaum noch ein Stein auf dem anderen steht, ist weder dem Wüten der Taliban noch den amerikanischen Luftangriffen zuzuschreiben, sondern den Straßenkämpfen der selbst ernannten Gotteskrieger, die sich so lange um den Besitz der Hauptstadt schlugen, bis die schwer heimgesuchte Bevölkerung sogar die zelotischen Taliban als Befreier begrüßte.
Paschtunen in der Nordallianz unterrepräsentiert
Kein Wunder also, dass sich in Kabul niemand die Warlords der Nordallianz zurückwünscht und lieber weiter den religiösen Terror der Koranschüler erträgt. Dazu kommt, dass in der Nordallianz die Paschtunen, mit 40 Prozent der Bevölkerung die stärkste Volksgruppe des Landes, stark unterrepräsentiert sind. So hat sich auch die Hoffnung der USA auf größere Mengen von Überläufern auf Seiten der Taliban bisher nicht erfüllt, die im Gegensatz zur Nordallianz dazu noch Zulauf aus dem Ausland erhalten. Dennoch muss der Westen weiter auf die Nordallianz setzen, wenn er weiter am Ziel des Sturzes der Taliban festhält. Denn sie ist die einzige Alternative zu einem Einsatz ausländischer Bodentruppen, den im Grunde niemand will, wie der Afghanistan-Experte Anthony Davis kürzlich in der Fachzeitschrift „Jane’s Defense Weekly“ schrieb.
Steven Gutkin
DSCHIHAD |
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Das letzte Hemd für eine Kalaschnikow |
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Wie viele Kämpfer unterwegs nach Afghanistan sind, vermag keiner zu sagen. Dass es um eine beträchtliche Zahl geht, scheint indes klar. Bilder von kampfbereiten Massen sind vor allem aus Pakistan bekannt. Beim Krieg gegen die einmarschierenden Sowjettruppen vor rund 20 Jahren kamen Tausende, die sich an die Seite ihrer moslemischen Glaubensbrüder stellten.
Die Kämpfer warten auf den Einsatz der US-Bodentruppen
Die willigen Kämpfer folgen dem Aufruf von Moslemführern aus der Region und in ihren Heimatländern - und dem von Osama bin Laden. Ein Sprecher des mutmaßlichen Topterroristen bat Moslems in aller Welt, sich bei der Verteidigung Afghanistans einzusetzen. Noch werden sie zwar nicht gebraucht, erklären die Taliban. „Wir müssen ihre Bitten abschlagen, weil die Schlachten am Boden noch nicht begonnen haben“, hat der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, dieser Tage erklärt. Das aber kann sich ändern. Und dann kann das Regime in Kabul auf zahlreiche Freiwillige zurückgreifen.
© AFP |
Weltweit machen sich Muslime auf, um ihren Glaubensbrüdern beizustehen |
Wie viele Kämpfer unterwegs nach Afghanistan sind, vermag keiner zu sagen. Dass es um eine beträchtliche Zahl geht, scheint indes klar. Bilder von kampfbereiten Massen sind vor allem aus Pakistan bekannt. Beim Krieg gegen die einmarschierenden Sowjettruppen vor rund 20 Jahren kamen Tausende, die sich an die Seite ihrer moslemischen Glaubensbrüder stellten.
Die Kämpfer warten auf den Einsatz der US-Bodentruppen
Die willigen Kämpfer folgen dem Aufruf von Moslemführern aus der Region und in ihren Heimatländern - und dem von Osama bin Laden. Ein Sprecher des mutmaßlichen Topterroristen bat Moslems in aller Welt, sich bei der Verteidigung Afghanistans einzusetzen. Noch werden sie zwar nicht gebraucht, erklären die Taliban. „Wir müssen ihre Bitten abschlagen, weil die Schlachten am Boden noch nicht begonnen haben“, hat der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, dieser Tage erklärt. Das aber kann sich ändern. Und dann kann das Regime in Kabul auf zahlreiche Freiwillige zurückgreifen.
Nicht nur lange Reisen nehmen sie auf sich, um für die Taliban in den Heiligen Krieg ziehen zu dürfen. Sie müssen sich auch gegen Vorschriften und scharfe Sicherheitsmaßnahmen ihrer Heimatländer durchsetzen - oder sie umgehen. In Jemen reagierte die Regierung auf Massenbewegungen gen Afghanistan mit neuen Kontrollposten an den Flughäfen und Grenzen. Der Hafen von Aden wurde teilweise geschlossen, die Küstenwache kontrolliert den Zugang zum Roten Meer.
Festnahmen auf dem Weg zum Dschihad
Saudi-Arabien nimmt alle fest, die verdächtigt werden, auf dem Weg in den Dschihad in Afghanistan zu sein. Erst kürzlich seien 40 Personen gestoppt worden, sagt ein Behördensprecher. Ebenso wie Jemen hat sich Saudi-Arabien in die Anti-Terror-Allianz um die USA eingereiht.
Wer die richtigen Leute kennt, kommt über die Grenze
Dennoch schaffen es nicht wenige. Aus Pakistan ist es offiziell nicht möglich, nach Afghanistan zu gelangen. Die Grenzen sind geschlossen. Aber wer die richtigen Leute kennt, kommt trotzdem durch. Tausende sind auf dem Weg, mit Gewehren und Raketenwerfern, mit Äxten und Schwertern. „Meine Mutter hat mich in den Dschihad geschickt, damit ich für unseren Glauben kämpfe“, sagt Farooq Shah in Temergarah. Die Mutter hat ihren Schmuck verkauft, um dem Sohn dafür eine Kalaschnikow zu erstehen.
Auch in westlichen Ländern opfern Moslems ihre aufgebaute Existenz dem Dschihad. Akbar Ebrahim verkauft sein Fast-Food-Restaurant im Johannesburger Vorort Melville, um Geld für die Reise nach Afghanistan aufzutreiben. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen will er in den Krieg ziehen. „Wir sind bereit zu gehen“, sagt er. „Wenn man Moslem ist und einen starken Glauben hat, dann muss man dorthin.“ Nach Darstellung der südafrikanischen Organisation Moslems gegen Illegitime Führer haben sich bereits 2.500 Südafrikaner für den Kampf an der Seite der Taliban gemeldet.
Die moslemischen Brüder müssen im Kampf zu unterstützt werden
200 Briten sollen in den vergangenen Wochen als Unterstützer für das Regime in Kabul nach Afghanistan gezogen sein. Ein Brite in Pakistan behauptet, er habe die Männer ausgebildet und über die Grenze geschmuggelt. „Wir ermutigen die Menschen, ihren islamischen Verpflichtungen gerecht zu werden“, erklärt ein Sprecher der fundamentalistischen Gruppe al-Muhajiroun in London in einem BBC-Interview. „Alle in der moslemischen Gemeinschaft haben die Pflicht, ihren moslemischen Brüdern und Schwestern beizustehen, wenn sie angegriffen werden.“ Die britische Regierung drohte mit rechtlichen Konsequenzen.
Extremisten auch aus den USA
Sogar aus den USA sind offenbar Moslemextremisten in Afghanistan, um gegen ihr eigenes Land zu kämpfen. Zwei seien in der vergangenen Woche bei US-Luftangriffen getötet worden, sagt ein Sprecher von al-Muhajiroun. „Sie starben als Märtyrer im amerikanischen Bombardement.“
Tote wurden auch in den Reihen weiterer ausländischer Kämpfer gemeldet. Bei einem Angriff in Kabul trafen Bomben auf ein Haus, in dem Ustad Farooq und 21 weitere Pakistaner gemeinsam mit den Taliban Militärstrategien entwarfen. Farooq hat nicht überlebt. Das aber schreckt die Gotteskrieger nicht ab. Für sie war Farooqs Einsatz ein Erfolg. „Mein Bruder hat sein Leben für den Islam geopfert“, sagt Abdul Rahim in der pakistanischen Stadt Karachi. „Wir bedauern seinen Tod nicht. Wir sind bereit, seine Mission fortzusetzen.“
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Der geheime Krieg |
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„Wenn sie jemanden fassen, der auf der Liste der meistgesuchten Terroristen steht, dann geben sie das vielleicht zu", sagt der Washingtoner Militär- und Geheimdienstexperte John Pike. „Aber nicht gleich“, fügt er hinzu. Zunächst werde jeder Festgenommene im Geheimen verhört, um möglicherweise noch andere Gesuchte zu fassen. Und wenn amerikanische Soldaten bei solchen Einsätzen ums Leben kommen? „Das werden sie uns sagen“, glaubt Pike. „Allerdings werden sie nicht sagen, wo und wie es passiert ist.“
Gerade bei der derzeitigen Militäroffensive, in deren Verlauf Sondereinsatzkommandos eine wichtige, vielleicht beispiellose Rolle spielen, geschieht vieles im Verborgenen. „Über einige der unsichtbaren Operationen werden wir informieren, über
© AFP |
"Praktisch alles passiert im Verborgenen" |
„Wenn sie jemanden fassen, der auf der Liste der meistgesuchten Terroristen steht, dann geben sie das vielleicht zu", sagt der Washingtoner Militär- und Geheimdienstexperte John Pike. „Aber nicht gleich“, fügt er hinzu. Zunächst werde jeder Festgenommene im Geheimen verhört, um möglicherweise noch andere Gesuchte zu fassen. Und wenn amerikanische Soldaten bei solchen Einsätzen ums Leben kommen? „Das werden sie uns sagen“, glaubt Pike. „Allerdings werden sie nicht sagen, wo und wie es passiert ist.“
Gerade bei der derzeitigen Militäroffensive, in deren Verlauf Sondereinsatzkommandos eine wichtige, vielleicht beispiellose Rolle spielen, geschieht vieles im Verborgenen. „Über einige der unsichtbaren Operationen werden wir informieren, über
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Kampf um die öffentliche Meinung
Doch bei alldem müssen Regierung und Streitkräfte die öffentliche Meinung auf ihrer Seite behalten. Zwar sind die meisten Amerikaner nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon so außer sich, dass sie vorerst keine permanente Rechenschaft von den Streitkräften fordern. Aber das wird sich ändern, sagt Dan Goure, Verteidigungsexperte am Lexington-Institut. „Wenn die Leute nicht das Gefühl haben, dass sich etwas bewegt, dass Dinge in diese oder jene Richtung gehen, dann werden sie äußerst unruhig werden.“
Ihre Erfolge, so glauben die meisten, wird die Armee verkünden, vielleicht ohne die Einzelheiten ihres Vorgehens zu nennen. Doch Geheimhaltung erlaubt zugleich die Vertuschung schlechter Nachrichten, zumindest vorübergehend. Der Tod von Soldaten beispielsweise könnte erst dann bekannt gegeben werden, wenn die Streitkräfte gleichzeitig Positives zu vermelden haben.
Viele Militäroperationen würden oft erst dann bekannt, so Goure, wenn Kriegsveteranen ihre persönlichen Geschichten erzählen - manchmal Jahrzehnte später. Was sich im Juli 1950 in No Gun Ri abgespielt hatte, kam erst ans Tageslicht, als die Nachrichtenagentur AP 1999 nach Gesprächen mit Überlebenden und US-Veteranen das bis dahin verschwiegene Massaker an koreanischen Flüchtlingen öffentlich gemacht hatte.
Die verdeckte Rolle des CIA bei der Wiedereinsetzung von Mohammed Resa Pahlawi als Schah von Persien 1953 wurde erst vor zwei Jahren bekannt. Das Ausmaß der CIA-Unterstützung bei der Ausbildung und Bewaffnung von Mudschaheddin-Gruppen in Afghanistan während der sowjetischen Besatzung in den 80er Jahren ist nach wie vor unklar. Noch immer nicht bekannt ist beispielsweise auch, wo die NATO während des Kosovokriegs überall Apache-Kampfhubschrauber stationiert hatte. Und in Afghanistan, so urteilen Beobachter, passiere momentan praktisch alles im Verborgenen.
BERICHTERSTATTUNG |
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Reporter im Auftrag der Taliban |
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„Ich hatte weder etwas mit den Taliban zu tun noch mit Osama bin Laden. Aber jetzt werde ich aus Rache gegen Amerika kämpfen, denn meine drei Brüder sind hier umgekommen“, sagt der Händler Nias Mohammed, dessen Geschäft zerstört wurde.
Welche Trümmer stammen von wann?
Für die ausländischen Reporter ist es unmöglich zu überprüfen, wie authentisch die Aussagen sind. Kandahar war auch im Krieg gegen die Sowjetunion in den 80er Jahren schwer zerstört worden. Welche Trümmer aus jener Zeit stammen und welche tatsächlich durch US-Angriffe verursacht wurden, lässt sich schwer sagen.
Die Wut auf die USA wächst
Ebenso schwierig ist es herauszufinden, ob die Gesprächspartner echte Zeugen oder von den Taliban bestellt sind, denn die Reporter können sich nicht frei bewegen. Experten sind aber sicher, dass der generelle Eindruck stimmt, dass die Wut auf die USA wächst.
Das spiegelt sich auch in Gesprächen mit afghanischen Flüchtlingen in Pakistan wider, die nicht unter Aufsicht der Taliban stattfinden.
„Nachdem die USA mit ihrem Bombardement der Taliban gescheitert sind, zielen sie jetzt auf Zivilisten“, meint Abdul Habib, „ich werde bis zum Ende meines Lebens gegen Amerika kämpfen.“ Die USA selbst haben eingestanden, dass auch Zivilisten ums Leben gekommen sind und irrtümlich ein Lager des Roten Kreuzes angegriffen wurde.
Wer hat die Opfer zu verantworten?
Aber US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld macht die Taliban und die Terrorgruppe Bin Ladens für die zivilen Opfer verantwortlich. Er warf ihnen vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. „Die Verantwortung für jedes einzelne Todesopfer in diesem Krieg liegt bei den Taliban und El Kaida“, sagte Rumsfeld.
In Afghanistan scheint diese Botschaft nicht anzukommen. In Salehan am Stadtrand von Kandahar steht Wali Dschan vor einem Haufen Balken und Lehm, die einmal ein Haus waren. „Hier sind keine Terroristen. Warum hat Amerika hier Bomben abgeworfen?“, fragt er. Zwölf Menschen seien umgekommen, fünf von ihnen kleine Mädchen.
Attacken lösen Panik aus
Im nahe gelegenen Dorf Durghani erzählt der 70 Jahre alte Haschmetullah, welche Panik die Attacken auslösten. Bomben schlugen ein, die Luft war voller Staub, und erst als er sich setzte, hätten sie sieben Tote entdeckt, sagt Haschmetullah.
Ansonsten achten die Taliban darauf, dass die Journalisten nicht viel von Angst und Panik mitbekommen. Der Madad-Platz in Kandahar ist umgeben von Geschäften. Zehn von ihnen sind zerstört, ein benachbartes Gebäude, in dem die Taliban ein Ministerium untergebracht hatten, wurde schwer beschädigt. Aber in den Läden, die noch stehen, geht das Leben weiter, Menschen sind auf den Straßen unterwegs. Die Botschaft, die das Taliban-Regime offensichtlich vermitteln will, lautet: Die Afghanen sind an Krieg gewöhnt, das Leben geht seinen normalen Gang, nur der Hass auf den Westen wächst.
KABULS FALL
Lynchjustiz der Eroberer
Von Uwe Klußmann, Kabul
Die Taliban sind geflohen. Kabul ist in der Hand der oppositionellen Nordallianz. Doch die Einnahme der afghanischen Hauptstadt verlief alles andere als friedlich: In der Nacht kam es zu blutigen Lynchmorden.
Kabul - Mit Hupkonzerten und Fahrradgeklingel feiert der männliche Teil der Bevölkerung Kabuls den Abzug der Taliban. Frauen, völlig verschleiert, sind nur vereinzelt auf den Straßen zu sehen. Begeistert begrüßen Jugendliche Kämpfer der Nordallianz, die vorbei an verlassenen Ministerien zum Präsidentenpalais im Stadtzentrum fahren.
AP
Nordallianz-Kämpfer nehmen einen Mann als Kriegsgefangenen - die Szene spielt in der Stadt Kuruk
Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen, nur vereinzelt offerieren Marktstände ein mageres Angebot an Granatäpfeln, Kürbissen und Bananen. Die Atmosphäre in der Stadt ist entspannt, den Gesichtern der Menschen ist die Erleichterung darüber anzusehen, dass ihre gemarterte Metropole nicht abermals zum Schlachtfeld wurde.
Taliban fliehen mit Millionen Dollar
Vorbei sind die fünf Wochen dauernden US-Luftangriffe, die nicht nur Militärobjekte trafen, sondern auch zahlreiche Zivilisten verletzten und töteten. Über Nacht sind die Taliban, die fünf Jahre lang Kabul terrorisierten, fluchtartig aus der Stadt abgerückt, unter Mitnahme von mehreren Millionen Dollar aus Wechselstuben. Am Montagabend waren die Streitkräfte der Nordallianz mit mehr als 6000 Soldaten bis an den Rand der afghanischen Hauptstadt vorgerückt.
Rache an den Besetzern
Mehrfach kam es in der Nacht zu Plünderungen. Auch Racheakte blieben nicht aus. In verschiedenen Stadtteilen liegen erschlagene junge Kämpfer der Taliban am Straßenrand, einige von ihnen viehisch gelyncht. In einer Mischung aus Schauder und Neugier umringen Gruppen Halbwüchsiger die Leichen.
Sultan Muhammad, 39, der in einer Menschenmenge vor dem leeren Gebäude des Industrieministeriums steht, spricht aus, was viele Kabuler empfinden: "Wir sind froh, dass die Freiheit da ist." Vorbei, sagt er, sei die Angst vor der Religionspolizei, die mit Strafe drohte, wenn der Bart zu kurz war, und die Unterhaltungsmusik ebenso verbot wie Fernsehen und Kino. "Wir haben", sagt Sultan Mohammad, "jahrelang in einem Gefängnis gelebt".
Die Hoffnung auf eine offene Gesellschaft
Ingenieur Schamir, der nach fünf Jahren Flüchtlingsdasein aus dem Norden Afghanistans heimgekehrt ist in die Hauptstadt, "kann es noch gar nicht fassen, dass ich wieder hier bin". Der gebildete Jurist hofft auf Demokratie und eine offene Gesellschaft im neuen Afghanistan, "in der Frauen unverschleiert spazieren gehen dürfen".
Doch der Weg dahin ist weit. Noch ist der Krieg in Afghanistan nicht zu Ende. Wenige Kilometer südlich der Hauptstadt errichten die Taliban derzeit neue befestigte Stellungen. Noch immer kontrollieren die Extremisten, die mit der Terrororganisation al-Qaida des Osama Bin Laden verbandelt sind, rund die Hälfte des afghanischen Territoriums.
Für einen weiteren Vormarsch nach Süden fehlen der Nordallianz nicht nur Truppen, Benzin und Munition. Im Süden Afghanistans leben zudem vor allem ethnische Paschtunen, aus denen die Taliban ihre Anhänger rekrutieren. Die Nordallianz stützt sich dagegen auf die Tadschiken, Hazara und Usbeken in den nördlichen Provinzen des Landes.
Das brüchige Bündnis
Überdies ist der ungleiche Bund zwischen der Dritte-Welt-Armee der Nordallianz und der Hightech-Weltmacht USA gerade durch den Fall Kabuls brüchig geworden. Inständig hatten die Amerikaner die Nordafghanen seit Ende letzter Woche gebeten, die Hauptstadt vorerst nicht einzunehmen. Doch die Mudschahidin, die schon die Weltmacht UdSSR zur Verzweiflung trieben, argwöhnten, Washington wolle sie bei der Verteilung der Macht in Afghanistan austricksen.
Zwar beteuert Nordallianz-Minister Abdullah Abdullah, seine Truppe erstrebe "eine breite politische Übereinkunft über die Zukunft des Landes". Doch gerade der Fall Kabuls zeigt, dass in Afghanistan nach 24 Jahren Bürgerkrieg eher die Maxime des chinesischen Revolutionärs Mao Tse-tungs gilt: Der lehrte die politische Macht aus den Gewehrläufen.
NORDALLIANZ
Einzug in Kabul, Verluste bei Masar-i-Scharif
Kabul ist fast eingenommen. Entgegen der Abmachungen mit den USA haben die Oppositionstruppen der Nordallianz damit begonnen, die afghanische Hauptstadt zu besetzen. Unterdessen vermelden auch die Taliban Erfolge: Sie wollen die Stadt Masar-i-Scharif zurückerobert haben.
Islamabad/Washington - Die oppositionelle Nordallianz hat am Dienstag die Hauptstadt Kabul eingenommen. Ungeachtet der Forderung der USA, eine politische Lösung abzuwarten, zogen am Vormittag die politischen Vertreter der Allianz in die Stadt ein, begleitet von Hunderten von Kämpfern und Militärpolizei.
DPA
Kämpfer der Nord-Allianz beim Einzug in Kabul
Verteidigungsminister Mohammad Fahim und Außenminister Abdullah Abdullah seien in einem Geländewagen in der Stadt eingetroffen, berichteten Augenzeugen. Berichten der Opposition zufolge eroberten ihre Truppen am Morgen auch den Flughafen der Taliban-Hochburg Kandahar im Süden des Landes.
Dem Geländewagen der Minister seien in kurzem Abstand bewaffnete Militärpolizei in dunkelgrünen Uniformen sowie Hunderte von Soldaten in Tarnanzügen gefolgt. Sie führten Granatwerfer und Sturmgewehre mit.
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Nach Angaben des TV-Senders al-Dschasira sollen US-Streitkräfte auf dem Militärstützpunkt Baghram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul gelandet sein. Der Sender berichtete weiter, die Nordallianz habe erklärt, sie wolle nach dem Einmarsch in Kabul nicht die Macht an sich reißen. Die Nordallianz werde nicht versuchen, das Land alleine zu regieren.
Taliban auf der Flucht
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Die acht ausländischen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now wurden von den Taliban offenbar mitgenommen. Sie sollen offenbar nach Kandahar gebracht werden. Das Gefängnis, in dem die Shelter-Now-Helfer zuletzt festgehalten wurden, blieb verlassen zurück. Bei den Gefangenen handelt es sich um vier Deutsche, zwei Amerikaner und zwei Australier, denen die Taliban christliche Missionstätigkeit vorwerfen.
"Nieder mit den Taliban"
"Wir haben Kabul eingenommen", rief ein Kämpfer der Nordallianz Medienberichten zufolge triumphierend auf einer Straße im Stadtzentrum. Die Fahrzeuge der Nordallianz waren mit Fotos ihres vor zwei Monaten bei einem Selbstmordanschlag getöteten Anführers, Ahmad Schah Masud, geschmückt. Die Taliban würden in Richtung Westen getrieben, sagte ein anderer Kämpfer. "Nieder mit den Taliban" und "Willkommen Nordallianz", riefen einige Einwohner. Vereinzelt waren Schüsse zu hören.
Bereits am Montag hatte die Nordallianz die Frontlinien der Taliban vor Kabul durchbrochen. Unterstützt wurde sie durch Artilleriefeuer und Luftangriffe der USA.
Dagegen haben die Taliban nach eigenen Angaben die Stadt Masar-i-Scharif zurückerobert. Das berichtete der arabische Sender al-Dschasira am Dienstag aus der Taliban-Hochburg Kandahar. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.
Einzug in Kabul, Verluste bei Masar-i-Scharif (2)
Zurück zum 1. Teil
Der frühere afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatjar erklärte unterdessen in einem Telefoninterview mit al-Dschasira aus der iranischen Hauptstadt Teheran, er verhandele derzeit über einen Zusammenschluss mit den radikal-islamischen Taliban. Die Nordallianz könne das Land nicht alleine regieren, sagte Hekmatjar.
Außerdem meldete al-Dschasira, ein US-Kampfflugzeug habe in der Nacht zum Dienstag das Büro des Senders in der afghanischen Hauptstadt Kabul bombardiert. "Es gibt derzeit für uns keine Möglichkeit, unseren Korrespondenten Taysir Aluni zu erreichen", sagte ein Nachrichtensprecher des in Katar ansässigen Senders.
Aluni war in den vergangenen Wochen der einzige ausländische TV- Korrespondent, der weiter aus der afghanischen Hauptstadt berichten konnte. Der Korrespondent von al-Dschasira in Kandahar sagte, zum Zeitpunkt der Bombardierung habe sich kein Mitarbeiter des Senders im Büro aufgehalten.
"Alles im Fluss"
Von der Regierung in Washington gab es zunächst keine Reaktionen auf die aktuelle Entwicklung. Ein hoher Beamter des Weißen Hauses wurde im Fernsehen lediglich mit den Worten zitiert: "Alles ist im Fluss." Die USA hatten die Allianz aufgefordert, nicht in Kabul einzurücken, bevor eine Übergangsregierung eingesetzt ist, die alle Volksgruppen repräsentiert.
Bush hatte am Wochenende gesagt, dass es nicht wünschenswert sei, wenn eine einzige Gruppe wie die Nordallianz die Stadt kontrolliere. Doch an diese Vorgaben fühlen sich die Kommandeure der siegreichen Truppen nicht gebunden. Bereits vor dem Einmarsch in Kabul wurde eine Polizeitruppe aus 7500 Sicherheitskräften zusammengestellt. "Wir haben einen Sicherheitsring vorbereitet", sagte der Botschaftsrat der Nordallianz in Berlin, Abed Nadjib, gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Nach dem Abzug der Taliban müsse die Nordallianz die Verantwortung für die Sicherheit in der Hauptstadt übernehmen. Sonst würde ein gefährliches Machtvakuum entstehen. Bushs Forderung sei eine Rücksichtnahme auf Pakistan. Diese sei zwar politisch richtig, "aber das ist keine dauerhafte Lösung für Afghanistan", so Nadjib, "Wir können nicht warten, das ist unmöglich."
Die Nordallianz steht unter Führung des ehemaligen Präsidenten Rabbani. Das Mehrheitsvolk der Paschtunen ist kaum in ihr vertreten. Die damalige afghanische Regierung hatte sich vor fünf Jahren mit der Nordallianz aus Kabul zurückgezogen, blieb jedoch international als Vertreterin des Landes anerkannt.
Fischer fordert "offene Stadt"
Über die Zukunft Kabuls hatten auch Bundesaußenminister Joschka Fischer und Uno-Generalsekretär Kofi Annan am Montagabend am Rande der Uno-Generaldebatte in New York gesprochen. Annan wolle versuchen, mit den verschiedenen Bevölkerungsgruppen einen Konsens über Kabul herzustellen, verlautete aus Delegationskreisen. Annan und Fischer hätten betont, dass Kabul eine "offene Stadt" bleiben müsse, hieß es. Die Sicherheit und die Versorgung der Bewohner müssten gewährleistet sein.
PAKISTAN
Entmilitarisierter Status für Kabul
Islamabad - Nach dem Ende des Taliban-Regimes in Kabul hat die pakistanische Regierung einen entmilitarisierten Status für die afghanische Hauptstadt gefordert. Dies sei dringend notwendig, um Blutvergießen zu verhindern und die Bildung einer multiethnischen Regierung zu gewährleisten, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Islamabad, Asis Ahmed Khan.
Pakistan hat die Taliban in den vergangenen Jahren massiv unterstützt, sich nach den Terroranschlägen vom 11. September aber auf die Seite der USA gestellt.
Die überwiegend von Tadschiken und Usbeken gebildete oppositionelle Nordallianz stößt bei einem Großteil der Bevölkerung der Paschtunen in Kabul auf Ablehnung. Grund: In der Nordallianz ist das Mehrheitsvolk der Paschtunen kaum vertreten. Als die heute in der Allianz vereinigten Gruppen Anfang der neunziger Jahre im Land regierten, gingen sie brutal gegen die Paschtunen vor.
UNABHÄNGIGE SCHÄTZUNG
Afghanistan-Krieg könnte zwölf Milliarden Dollar kosten
Während das Pentagon zu den Kosten des Afghanistan-Krieges schweigt, hat ein unabhängiges Forschungsinstitut eine erste Prognose vorgelegt. Demnach gibt die US-Regierung pro Monat mindestens eine halbe Milliarde für Bomben, Marschflugkörper und Flugstunden aus.
Washington - Möglich ist nach der Schätzung des amerikanischen Zentrums für Kostenschätzung (CSBA) auch, dass die Kriegsführung monatlich eine Milliarde kostet. So lange nicht bekannt sei, wie viele Bomben die US-Kampfjets abwerfen und was am Boden vor sich gehe, lasse sich diese Zahl des Zentrums für Kostenschätzung (CSBA) aber nicht weiter präzisieren.
Der für Haushaltsstudien zuständige CSBA-Direktor Steven Kosiak sagt, auf ein Jahr hochgerechnet könnten sich die Kosten des Krieges auf zwölf Milliarden Dollar belaufen - die Hälfte dessen, was die US-Regierung für medizinische Forschung ausgibt.
Zum Vergleich: Für den Kosovo-Krieg gab die USA rund drei Milliarden, für den Golfkrieg etwa 61 Milliarden Dollar aus. Bei letzterem erstatteten die Alliierten aber den überwiegenden Teil der Kosten, und manche Kalkulationen kamen sogar zu dem Ergebnis, dass die USA im Golfkrieg noch Profit gemacht hatten.
Relativ präsize beziffern lässt sich indes, wie teuer der einmalige Einsatz bestimmter Militärtechnologie ist. Eine Flugstunde mit dem FA-18-Kampfbomber der Marine wird mit rund 5000 Dollar veranschlagt. Eine der häufig verwendeten JDAM-Bomben kostet 25.600 Dollar, ein "Tomahawk"-Marschflugkörper zwischen 600.000 und einer Million Dollar.
Allein in der ersten Angriffswelle wurden nach Angaben aus US-Regierungskreisen 50 Cruise Missiles vom Typ "Tomahawk" abgeschossen, darunter einige britische Marschflugkörper. Der "Pave Low"-Hubschrauber, der bei schlechtem Wetter in Afghanistan abstürzte, hatte einen Wert von 40 Millionen Dollar, der in Pakistan abgestürzte Hubschrauber vom Typ "Black Hawk" kostete elf Millionen Dollar.
Das Pentagon hat bisher offiziell erklärt, es werde einige Zeit dauern, die Kosten des Afghanistan-Krieges zu benennen. "Das Verteidigungsministerium wird die Zahlen sammeln, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir sie noch nicht", sagte Pentagon-Sprecherin Susan Hansen.
UNO-GENERALVERSAMMLUNG
Fischer fordert Uno-Friedenslösung für Afghanistan
Außenminister Fischer hat vor der Uno-Generalversammlung eine Friedenslösung für Afghanistan unter dem Dach der Vereinten Nationen angemahnt. Nur unter dem Schutz der Weltorganisation werde es gelingen, "ausländische Einmischung für die Zukunft auszuschließen und eine friedliche Zukunft des Landes im Konsens mit seinen Nachbarn zu sichern".
New York - Als "fatalen Fehler" bezeichnete es Fischer in seiner Rede vor der 56. Uno-Generalversammlung in New York, dass Konfliktprävention in Afghanistan niemals stattgefunden habe. Seit 20 Jahren spiele sich dort ein humanitäres Desaster ab, unter dem besonders Frauen und Kinder zu leiden hätten. Bürgerkrieg, Menschenrechtsverletzungen und bitteres Elend seien auch der Nährboden für "die Entstehung einer beispiellosen Symbiose zwischen den Terroristen der al-Qaida und dem Taliban-Regime" gewesen.
DPA
Joschka Fischer vor der Uno: "Ausländische Einmischung ausschließen"
Von dort führten die Spuren direkt zu den Terrorangriffen vom 11. September. Wie dramatisch die Gefahr sei, zeige die Drohung des Topterroristen Osama Bin Laden, auch vor Atomwaffeneinsatz nicht zurückzuschrecken. Zivile Mittel reichten "leider nicht immer aus, um Gewalt und Terror zu beenden". Dies sei auch die Lektion auf dem Balkan gewesen, sagte Fischer.
Eine Friedenslösung mache es erforderlich, dass Afghanistan "nicht noch einmal mit seinen Problemen alleine gelassen" werde. Für die nächste Zukunft komme es darauf an, Flüchtlingen und Zivilbevölkerung zu helfen. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass die Taliban humanitäre Hilfe behinderten und die Bevölkerung als Schutzschild missbrauchten.
Der Grünen-Politiker warf die Frage auf, ob es dazu nicht "humanitäre Schutzzonen" geben sollte. Er forderte die Staatengemeinschaft auf, ernsthaft zu prüfen, ob diese Zonen in Gebieten errichtet werden könnten, aus denen die Taliban vertrieben worden seien und aus Kabul eine offene Stadt zu machen. Alle Staaten müssten jetzt eine "große humanitäre Anstrengung für das geschundene afghanische Volk" leisten, forderte Fischer.
Terror und die Folgen
Amerikanische Elitesoldaten in Kabul / Taliban ziehen sich angeblich in die Berge zurück
13. Nov. 2001 Die Vereinten Nationen bereiten nach dem Ende des Taliban-Regimes in Kabul ein Verfahren für die Bildung einer neuen Regierung vor. Die Nordallianz in Afghanistan hatte sich über die Warnungen der USA hinweggesetzt und marschierte in die Hauptstadt Kabul ein. Die Taliban haben sich scheinbar ohne Widerstand aus der Hauptstadt zurückgezogen. Auf dem Militärflughafen Bagram nahe Kabul sind angeblich bereits Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheiten eingetroffen. Die Taliban haben bei ihrem Abzug die von ihnen festgehaltenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now offensichtlich mitgenommen. Pakistan forderte nach dem Ende des Taliban-Regimes in Kabul einen entmilitarisierten Status für die afghanische Hauptstadt.
Nach der Einnahme Kabuls strömten tausend Kämpfer der Nordallianz, Polizisten und Angehörige der Nationalgarde seien auf Lastwagen, gepanzerten Fahrzeugen und zu Fuß im Norden der Stadt Kabul angekommen. Kommandeur Amanulah Gusar bestätigte den Einzug seiner Kämpfer in die Hauptstadt. Wenige Stunden zuvor war eine rund 60 Mann starke Einheit der Nordallianz mit Geländefahrzeugen nach Kabul eingerückt. Die radikalislamischen Taliban gaben die Hauptstadt offenbar kampflos auf. In Kabul kam es am Morgen zu Freudenkundgebungen von Einwohnern. Die USA hatten die Nordallianz ausdrücklich aufgefordert, nicht in die Hauptstadt einzumarschieren.
Amerikanische Soldaten in Kabul
Trotzdem sind auf dem Militärflughafen Bagram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul mit dem Hubschrauber angeblich zwei Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheiten eingetroffen. Inzwischen wird angenommen, dass amerikanische Spezialisten die Offensive der Allianz seit Freitag koordiniert haben.
Taliban nehmen Shelter-Now-Mitarbeiter mit
Die acht ausländischen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now sind beim Abzug der Taliban aus Kabul von diesen offensichtlich mitgenommen worden. Sie sollen offenbar nach Kandahar gebracht werden. Das Gefängnis, in dem die Shelter-Now-Helfer zuletzt festgehalten wurden, blieb verlassen zurück. Bei den Gefangenen handelt es sich um vier Deutsche, zwei Amerikaner und zwei Australier. Sie wurden am 3. und 5. August wegen angeblicher christlicher Missionstätigkeit verhaftet.
Pakistan fordert entmilitarisierten Status
Nach dem Ende des Taliban-Regimes in Kabul hat die pakistanische Regierung einen entmilitarisierten Status für die afghanische Hauptstadt gefordert. Dies sei dringend notwendig, um Blutvergießen zu verhindern und die Bildung einer multiethnischen Regierung zu gewährleisten, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Islamabad, Asis Ahmed Khan.
UN schaltet sich in Regierungsbildung ein
Die Vereinten Nationen bereiten nach dem Ende des Taliban-Regimes in Kabul ein Verfahren für die Bildung einer neuen Regierung vor. Vertreter der unterschiedlichen afghanischen Völker und Parteien sollen sich nach Informationen aus dem US-Außenministerium in den nächsten Tagen zu einer Konferenz einfinden, die möglicherweise in Genf, Wien oder Ankara stattfinden könnte.Der frühere afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatjar erklärte unterdessen in einem Telefoninterview mit El Dschasira aus der iranischen Hauptstadt Teheran, er verhandele derzeit über einen Zusammenschluss mit den radikal-islamischen Taliban. Die Nordallianz könne das Land nicht alleine regieren, sagte Hekmatjar.
Räumen die Taliban auch Kandahar?
Nach ihrem Abzug aus Kabul sollen die Taliban auch damit begonnen haben, die südafghanische Stadt Kandahar zu räumen. Mit Ausnahme uniformierter Milizpolizisten hätten die Truppen die Stadt verlassen, teilte ein Bewohner mit. In der Bevölkerung werde vermutet, dass sich die Taliban in die Berge zurückziehen wollen, um dort den Guerillakrieg aufzunehmen. In von Agenturen verbreiteten Berichten von Augenzeugen ist von Schießereien und Militärsperren in Kandahar die Rede. Angeblich sind Soldaten der Nordallainz schon in die Stadt eingezogen.
Deutscher Reporter fällt Kämpfen zum Opfer
Bei dem toten deutschen Reporter handelt es sich um Volker Handloik. Der 40-jährige freie Journalist war auf dem Gebiet der Nordallianz zusammen mit fünf weiteren ausländischen Reportern auf einem Panzerwagen unterwegs und geriet offenbar in einen Hinterhalt der Taliban. Neben Handloik kamen zwei französische Kollegen bei dem Granat- und Gewehrfeuer-Angriff ums Leben. FAZ
Dienstag, 13.11.2001 - 10:02 Uhr | (Quelle: dpa) |
Büro von El Dschasira in Kabul von US-Armee bombardiert | |
Kabul (dpa) - Ein US-Kampfflugzeug hat in der Nacht nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira das Kabuler Büro des Senders bombardiert. Man könne den Korrespondenten vor Ort nicht erreichen, gab der in Katar ansässige Sender bekannt. Unterdessen ist das Schicksal der in Afghanistan gefangen gehaltenen "Shelter Now"- Helfer unklar. Das Auswärtige Amt in Berlin geht nach eigenen Angaben Gerüchten nach, wonach die Taliban die Ausländer bei ihrem Abzug aus Kabul in Richtung Kandahar mitgenommen haben. |
US-Elitesoldaten in Bagram nahe afghanischer Hauptstadt Kabul |
13.11 .2001 | Quelle Reuters |
Bagram (Reuters) - Auf dem Militärflughafen Bagram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Dienstag mit dem Hubschrauber Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheiten angekommen. Von den sechs Elitesoldaten flogen vier wieder ab und ließen ihre beiden Kameraden und Ausrüstung zurück. Die Amerikaner waren in zivil, trugen aber Sturmgewehre des Typs M-16.
Die Nordallianz hatte am Dienstmorgen von Bagram aus Kabul eingenommen, nachdem die USA die Truppen der Taliban-Regierung dort und im Norden mit Luftangriffen zermürbt hatte. Es wird angenommen, dass amerikanische Spezialeinheiten die Offensive der Allianz koordiniert haben, die am Freitag im Norden begann. Die Allianz entstand aus der Koalitionsregierung, die die Taliban 1996 aus Kabul vertrieben, die aber stets von der UNO als rechtmäßige Vertreterin Afghanistans betrachtet wurde.
Taliban-Führer Mullah Omar angeblich geflohen |
13.11 .2001 | Südeutsche Zeitung |
Mullah Mohammed Omar, der Führer der Taliban, hat sich nach Erkenntnissen der afghanischen Exil-Führung nach Pakistan abgesetzt.
Das berichtete ein Diplomat der afghanischen Botschaft in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe, wie die russische Agentur RIA-Nowosti meldete.
Mullah Omar halte sich inzwischen an einem nicht näher genannten Ort auf pakistanischem Gebiet versteckt. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht.
Pakistan gegen Regierung der Nordallianz
Pakistan hat die UN aufordert, bei der Regierungsbildung in Afghanistan zu vermitteln. Pakistan hat nach dem Einmarsch der Nordallianz in Kabul gefordert, aus der afghanischen Hauptstadt eine entmilitarisierte Zone zu machen und unter internationale Überwachung zu stellen.
Eine Gruppe allein könne dem Nachbarland keinen Frieden bringen und seinen Bestand garantieren, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad. Deshalb werde eine Regierung auf breiter Grundlage gebraucht, die von den UN vermittelt werden müsse.
Der Einmarsch der Nordallianz nach Kabul stößt international auf Missbilligung, weil die Nordallianz nur Minderheiten repräsentiert und nicht die Paschtunen, die etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Diese waren das Rückgrat der Taliban- Regierung, die von der Nordallianz aus Kabul verjagt wurde.
Nordallianz übernimmt Kontrolle in Kabul
Die Truppen der Taliban hatten die afghanische Hauptstadt Kabul in der Nacht preisgegeben und sich nach Kandahar zurückgezogen.
US-Präsident George W. Bush hatte davor gewarnt, in die Hauptstadt einzumarschieren. Die überwiegend von Tadschiken und Usbeken gebildete Nordallianz stößt bei einem Großteil der Bevölkerung der Paschtunen in Kabul auf Ablehnung.
Taliban sammeln sich in Kandahar
Nach Einbruch der Dunkelheit waren am Montagabend Panzer, Truppentransporter und andere Fahrzeuge der Taliban beim Verlassen Kabuls gesehen worden. Sie seien in Richtung der Taliban-Hochburg Kandahar gefahren, berichteten Augenzeugen.
Chaos steht möglicherweise bevor
Über die Reaktion der Stadtbevölkerung von Kabul gibt es widersprüchliche Angaben. Westliche Nachrichtenagenturen berichten von vereinzeltem Jubel und verbreiteter Zurückhaltung.
Nach Angaben des Fernsehsenders Al-Dschasira hätten Flüchtlinge aus Kabul von verbreiteten Plünderungen durch Kämpfer der Nordallianz gesprochen. Allerdings könne es auch sein, dass Einwohner mit den Gewalttaten Rechnungen untereinander begleichen wollten.
Mit dem Fall weiterer Regionen im Norden und Westen Afghanistans wächst der Druck, einen Angriff auf Kabul zu beginnen. Allerdings gibt es noch keine politische Lösung, sollte die Hauptstadt eingenommen werden. Solange die Taliban Kabul beherrschen, werden die Dominosteine im Süden und Osten des Landes nicht fallen.
By. Delhi, 12. November
Der Zusammenbruch der Taliban-Fronten im Norden Afghanistans geht weiter. Am Montag soll Kunduz, der Hauptort der gleichnamigen Provinz östlich von Mazar-e Sharif, in die Hände von Truppen der Nord-Allianz gefallen sein. Südlich davon kontrolliert die Anti-Taliban-Front nach eigenen Angaben den Verkehrsknotenpunkt von Pol-e Khomri. Zuvor sei ein lokaler Kommandant übergelaufen. Falls dies zutrifft, würde der Rückzug der Taliban-Truppen in Richtung Kabul erheblich erschwert. Hinzu kommt, dass mit dem Fall der Städte Bamian und Yakowlang weitere Zufahrtsstrassen in die Hauptstadt blockiert sind. Im Gegensatz zum Osten gaben die Taliban die Provinzen Faryab und Badghis kampflos preis. Sie zogen ihre Truppen zurück, wohl auch deshalb, um deren Gefangennahme oder Überlaufen zu verhindern. Vermutlich liessen sie dabei - wie früher auch - einzelne Kampfgruppen zurück, die später als Widerstandsnester oder als Keimzellen für Aufstände dienen können. In der Stadt Herat wird laut Berichten von lokalen Vertretern des Uno-Flüchtlingswerks weiterhin gekämpft. Das Zentrum der Westregion ist für die Taliban ebenso wichtig wie Mazar-e Sharif für die Nord-Allianz, da von Herat aus die Zufahrtsstrassen nach Turkmenistan und Iran kontrolliert werden.
Auch in anderen Regionen beginnen die Frontlinien fliessend zu werden. In den zentralen Provinzen Ghor und Uruzgan wird weiterhin gekämpft. Sollte mit Tirin Kot der Hauptort von Uruzgan in die Hände der Nord-Allianz fallen, wäre diese nur noch rund hundert Kilometer von Kandahar entfernt. Beobachter in Afghanistan nehmen aber an, dass der Fall der Dominosteine immer mehr durch die ethnischen Bruchlinien verlangsamt und schliesslich aufgehalten wird. Dies trifft namentlich auf Kabul zu, das die Taliban nicht zuletzt wegen des grossen Anteils von Paschtunen an der Bevölkerung nicht kampflos preisgeben werden. Zudem würde eine wahllose Beschiessung der Hauptstadt Erinnerungen an die Greueltaten von Mitgliedern der Nord-Allianz Mitte der neunziger Jahre wachrufen. Eine solche dürfte daher rasch von den Amerikanern unterbunden werden. Laut Abdullah Abdullah plant die Allianz keinen Angriff auf die Stadt selber.
Mit dem Näherrücken der Front an die Hauptstadt wächst der Druck zu einer Lösung des politischen Übergangs. Diese ist in den letzten Wochen nicht vom Fleck gekommen. Nach Meinung pakistanischer Beobachter war es die frühe Bildung einer «unheiligen Allianz zwischen einem rachsüchtigen Sieger und einem bedeutungslosen Ex-Monarchen», welche eine breite Suche nach einer Lösung unter der Führung der Uno und unter Einschluss Pakistans blockierte. Selbst die von der Nord-Allianz und dem früheren König Zahir Shah vereinbarte Formierung eines Interimsausschusses von 120 Persönlichkeiten, welche die bedeutend umfangreichere Konstitution einer «Loya Jirga» an die Hand nehmen sollte, steht immer noch aus _ ein Zeichen dafür, dass bereits hier heftige Rivalitäten zum Tragen kommen.
Allerdings zwingen der ins Land ziehende Winter und die näher kommende Front die internationale Diplomatie zu einer rascheren Gangart. Dies gilt selbst für Lakhdar Brahimi, den Afghanistan-Beauftragten des Uno-Generalsekretärs, der kein Hehl aus seiner Auffassung macht, dass sich ein dauerhaftes Fundament nur mit einer langwierigen und mühsamen Kleinarbeit im komplexen ethnischen Teppich des Landes legen lässt - eine Bedingung, die dem gegenwärtigen Zwang zum Handeln entgegensteht. Entscheidend für Fortschritte wird zweifellos das Verhalten der Nord-Allianz in den von ihr zurückeroberten Regionen sein. Es wird sich zeigen, ob sie fähig ist, Entscheide zu fällen und dazu zu stehen, oder ob die Regionalfürsten erneut ihre Territorialansprüche abstecken werden unter Missachtung der etablierten Machtstrukturen in den eroberten Gebieten. Ein besonders scharfes Auge wird dabei auf General Rashid Dostom fallen, der sich als Herr von Mazar-e Sharif fühlt und früher wenig Lust zeigte, sich diszipliniert in ein Kollektiv einzufügen. Aber es gibt auch zahlreiche lokale Kommandanten, die es gewohnt sind, dass man ihnen - als Preis für ihre Unterstützung - freie Hand lässt.
Brahimi liess bisher nichts über die Gespräche anlässlich seiner Reise in die Region verlauten. Auch Pakistan hat sich Zurückhaltung auferlegt und vermeidet es nun, offen gegen die Nord-Allianz zu polemisieren, wohl wissend, dass es in den Augen vieler Afghanen der eigentliche Spielverderber ist. Präsident Musharraf wird es auch leichter fallen, sich aktiv an einer Lösung zu beteiligen, nachdem ihm seine Reise nach Paris, London und New York auch innenpolitisch den Rücken gestärkt hat. Die finanziellen Versprechen Frankreichs, Grossbritanniens und vor allem der USA sind wichtige Argumente in einem Land, das in einer tiefen wirtschaftlichen Krise steckt. Und mit der cleveren Art, in der ihr Präsident vor der Uno-Generalversammlung eine feine Trennlinie zwischen Terrorismus und dem Freiheitskampf in Kaschmir zog, stärkte er eine breite nationale Plattform, die Terrorismus ablehnt, aber den bewaffneten Kampf in Kaschmir unterstützt.
12. November 2001, 20:08
Kampfeinheiten der Nord-Allianz sowie ihre politischen Vertreter sind am Dienstag in Kabul eingerückt und haben ihren Vormarsch im Süden und Westen von Afghanistan fortgesetzt. Die Taliban verliessen die Hauptstadt kampflos. Der britische Premierminister Blair forderte unterdessen die schnellstmöglichste Uno-Präsenz, um das Machtvakuum zu füllen.
ap/dpa/Reuters) Fünf Wochen nach Beginn der amerikanischen Luftangriffe auf Afghanistan haben die Taliban die Hauptstadt Kabul fluchtartig verlassen. Unter dem Druck der vorrückenden Nord-Allianz zogen die Soldaten der Taliban-Miliz am Dienstagmorgen aus ihren Kasernen in Kabul ab. Erste Einheiten der von den USA unterstützten Nord-Allianz rückten in Kabul ein und übernahmen die verlassenen Militärstützpunkte. Vom Dach des Intercontinental-Hotels in Kabul berichtete eine Reporterin der Nachrichtenagentur AP, dass die Taliban in langen Militärkonvois abgezogen seien. Trotz Forderungen der USA, eine politische Lösung abzuwarten, zogen am Vormittag die politischen Vertreter der Allianz in Kabul ein, begleitet von Hunderten von Kämpfern und Militärpolizei. Verteidigungsminister Mohammad Fahim und Aussenminister Abdullah Abdullah seien in einem Geländewagen in der Stadt eingetroffen, berichteten Augenzeugen.
Dem Geländewagen der Minister seien in kurzem Abstand bewaffnete Militärpolizei in dunkelgrünen Uniformen sowie Hunderte von Soldaten in Tarnanzügen gefolgt. Sie führten Granatwerfer und Sturmgewehre mit. Die USA hatten die Allianz aufgefordert, nicht in Kabul einzurücken, bevor eine Übergangsregierung eingesetzt ist, die alle Volksgruppen repräsentiert. Vor dem Einzug der Regierungsvertreter hatte ein Allianz-Kommandant angekündigt, mit dem Einmarsch nach Kabul wegen der Sicherheitslage in der Stadt nicht warten zu wollen. Die Taliban hatten Kabul offenbar im Schutz der Nacht geräumt. In den Strassen lagen am Morgen Leichen mehrerer Taliban-Kämpfer. Die wichtigsten Regierungsgebäude seien von Kämpfern der Allianz besetzt, sagte einer ihrer Soldaten.
Einwohner Kabuls reagierten nach Angaben der AP-Korrespondentin mit Freudenkundgebungen auf die überraschende Entwicklung. Passanten riefen sich Glückwünsche zu, Autofahrer fuhren hupend und Fahrradfahrer klingelnd durch die Strassen. Männer liessen sich den Bart rasieren, was ihnen bisher verboten war. Die Taliban hatten im September 1996 die Macht übernommen und ihr islamisches Regime mit Gewalt und Unterdrückung umgesetzt.
Die Taliban nahmen die acht gefangenen ausländischen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now offenbar mit nach Süden. Vor ihrem Gefängnis in Kabul sagte ein einziger zurückgebliebener Wachmann, die Shelter-Now-Mitarbeiter - unter ihnen auch vier Deutsche - seien nicht mehr da. Die Ausländer waren Anfang August unter dem Vorwurf verhaftet worden, sie hätten christliche Missionsarbeit betrieben.
Dass der Flughafen von Kandahar im Süden des Landes gefallen sei, hätten Chefs mehrerer Stämme bestätigt, sagte ein Sprecher der Nord-Allianz. Die Situation der Taliban in Kandahar habe sich zudem am Dienstag schnell verschlechtert. Die Stadt werde bald fallen, kündigte er in Quetta, einer pakistanischen Grenzstadt südlich Afghanistans, an, wo sich die Anführer mehrer Stämme versammelt hatten. Auch der arabische TV-Sender al-Jazira aus Katar berichtete von der Einnahme des Flughafens. Der amerikanische Nachrichtensender CNN berichtete, die Nord-Allianz habe zudem im Südwesten Afghanistans die Provinz Nimrus an der Grenze zu Iran eingenommen. Tags zuvor hatten die Truppen bereits die nahe gelegene Stadt Herat erobert.
Mit Unterstützung der seit 7. Oktober andauernden Bombardements durch die amerikanische Luftwaffe hatte die gegnerische Allianz am Wochenende die nordafghanische Stadt Mazar-e Sharif eingenommen. Ihre Einheiten stiessen danach weiter in Richtung Süden vor. Am Montag wurden die Verteidigungslinien der Taliban um Kabul durchbrochen.
Das Oberhaupt der Taliban, Mullah Mohammad Omar, befahl seinen Truppen über Funk, sich dem Feind zu stellen und nicht zu ihm überzulaufen. «Ich befehle euch, euren Kommandanten rückhaltlos zu gehorchen. Ihr müsst euch neu gruppieren, Widerstand leisten und kämpfen», zitierte die Afghanisch-Islamische Presseagentur (AIP) am Dienstag den Taliban-Führer. Omar habe gesagt, er halte sich in Kandahar auf, berichtete AIP über die Ansprache, die acht Minuten gedauert habe.
Der britische Premierminister Blair forderte unterdessen die schnellstmögliche Präsenz der Vereinten Nationen. Blair sagte am Dienstag, die Uno müsste das Machtvakuum füllen, das nach dem Rückzug der Taliban aus Kabul entstanden sei. Es müsse alles daran gesetzt werden, eine stabile Regierung zu bilden.
Vertreter der unterschiedlichen afghanischen Völker und Parteien sollen sich nach Informationen aus dem amerikanischen Aussenministerium in den nächsten Tagen zu einer Konferenz einfinden, die möglicherweise in Genf, Wien oder Ankara stattfinden könnte. Der Uno-Sicherheitsrat erwartete am Dienstag den Bericht des Uno-Sondergesandten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi.
NZZ,13. November 2001, 16:24
http://institute-for-afghan-studies.org/
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Troops were backed by rockets and US bombing |
Evidence emerges of massacres by retreating Taleban forces in the central town of Bamiyan, which they totally destroyed | |
Northern Alliance forces capture an airport near Kandahar, al-Jazeera television says - but the Taleban deny the report | |
Northern Alliance forces are reported to have captured 50 kilometres (31 miles) of the road to the eastern town of Jalalabad | |
The Taleban take eight foreign aid workers accused of preaching Christianity from Kabul to Kandahar | |
The White House describes the situation in Kabul as "very fluid" - but a senior Pentagon official says the Taleban departure is "great news" | |
Pakistan says it hopes no single group will occupy Kabul and calls for a demilitarised zone there | |
UN Secretary General Kofi Annan says the UN must move quickly to help set up a representative government in Afghanistan | |
BBC correspondent William Reeve survived a bomb blast in Kabul |
Ismail Khan's forces have entered Herat |
Putin signs declaration with ex-Afghan president Rabbani |
Russia to join forces with Iran and Tajikistan against Taliban |
Northern Afghans oppose any Taliban role in next government |
Deal to oust Taleban sealed The opposition met the ex-king in Rome Afghanistan's former monarch, Mohammad Zahir Shah, and members of the opposition have reached an agreement aimed at ousting the country's ruling Taleban regime. The two sides have agreed to form a supreme council of Afghan leaders which in turn would convene a traditional Loya Jirga, or Grand Council. The Loya Jirga is a centuries-old institution which brings together representatives of all the main ethnic groups, and is composed of tribal chiefs, intellectuals and religious leaders. In an apparent move to counter the opposition, the Taleban announced that it had reached a power-sharing arrangement with tribal leaders in three southern provinces. Anti-Taleban alliance Leaders of the opposition Northern Alliance have been meeting with Zahir Shah in the former king's residence in exile, in the Italian capital Rome.
The former king has been at the centre of international efforts to forge an alliance to replace the Taleban. Over the weekend, he met with United States congressmen from both the Democrat and Republican parties. On Monday, senior US officials quoted by The New York Times said President George Bush had approved covert efforts to help the opposition, including possible military funding. "The purpose is to enhance their ability to move against the Taleban," the paper quoted an unidentified US official as saying. "It is not limited to political support." The US sees the 86-year-old former king - who belongs to the largest ethnic group in Afghanistan, the Pashtuns - as a critical figure in setting up any unity government to replace the Afghan regime, which has been sheltering Osama Bin Laden since 1996. Taleban But in a swift move, the Taleban said they would share power with leaders in the Khost, Paktika and Paktia provinces in the south, in an announcement carried by the Pakistan-based Afghan Islamic Press.
"Tribal elders and Jihadi commanders or their representatives will be included in the government machinery," Rehmad Wahid Yar was quoted as saying. It is the first time the Taleban have agreed to any form of power-sharing since they captured Kabul in 1996. But in a sign of growing pressure on the hardline regime, Pakistani President Pervez Musharraf told the BBC that it appeared the Taleban's days were numbered. Pakistan has been the Taleban's strongest supporter and is the only country to still maintain diplomatic ties with Afghanistan. The opposition Northern Alliance holds about 10% of Afghan territory. Its forces have been engaged in fierce fighting with the Taleban in an effort to advance on Kabul, and they have been emboldened by the growing US military build-up in the region. |
Erbitterter Kampf um Taliban-Bastion |
16.11 .2001 | Spiegel Online |
Kundus ist die letzte wichtige Stadt in Nordafghanistan, die noch von den Taliban gehalten wird. Verzweifelt wehren sie sich gegen die Angriffe der mit den USA verbündeten Nordallianz.
Talokan - "Es gibt etwa 20.000 Taliban in Kundus, viele von ihnen Araber, und sie versuchen auszubrechen", sagte ein Sprecher der Allianz. "Sie sind verzweifelt. Sie haben gesehen, was mit Arabern passiert, wenn die Nordallianz sie in die Finger bekommt."
Der Vertreter der Allianz in Tadschikistan, Said Ibrahim Hikmat, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir haben sie aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, aber sie wollen sich nicht ergeben."
Die Nordallianz hat innerhalb von wenigen Tagen die Taliban aus fast allen Teilen Nordafghanistans vertrieben. Die Taliban sprechen dagegen von einem strategischen Rückzug. Kundus ist die letzte Stadt, die die Taliban und die mit ihnen verbündete al-Qaida-Organisation von Osama Bin Laden noch im Norden des Landes halten.
Zahlreiche Ausländer - darunter Pakistaner, Tschetschenen und Araber - kämpfen für die al-Qaida. Viele von ihnen sind nach den Siegen der Nordallianz getötet oder zusammengeschlagen worden. Am Dienstag waren zahlreiche arabische und pakistanische Kämpfer aus der belagerten Stadt ausgeflogen worden.
Afghanistan: Soldaten der Nordallianz auf einem Hügel südlich von Kabul |
Al-Qaida-Anführer bei Bombenangriff getötet?
Hikmat bestätigte Berichte nicht, nach denen die Nordallianz schwere Verluste bei einer versuchten Einnahme von Kundus erlitten habe. Seinen Angaben zufolge sind 29 Kämpfer der Allianz getötet worden. "Es gab gestern Kämpfe und heute wurden sie bombardiert", sagte er. "Es gibt für sie keine Möglichkeit zu entkommen - keine Möglichkeit, sich freizukämpfen, und keine Chance, sich zurückzuziehen."
Auch Kampfflugzeuge der Amerikaner sollen Taliban-Stellungen in der Umgebung Kundus angegriffen haben. Die Taliban-Hochburg Kandahar soll ebenfalls bombardiert worden sein. Dabei wurden nach einer Meldung der unabhängigen Nachrichtenagentur AIP acht Zivilisten getötet und 22 verletzt. US-Bomber zerstörten im Taliban-kontrollierten Teil Afghanistans angeblich ein Gebäude, in dem sich mehrere Anführer des Terrornetzwerks al-Qaida befanden. Sie sollen bei der Attacke getötet worden sein.
Im Osten Afghanistans gab es Berichte über einen Sturz der Taliban in Dschalalabad. Der stellvertretende Uno-Gesandte Francesc Vendrell sagte, die Stadt sei "eindeutig nicht in der Hand der Taliban, aber es ist etwas verwirrend festzustellen, in wessen Hand sie sich befindet". Auch Nordallianz-Kommandeur Said Hussein Anwari sagte, der Status von Dschalalabad sei unklar. Die Provinzen Paktika, Paktia und Teile der Provinz Logar sind nach seinen Angaben in der Hand paschtunischer Gruppen, die sich gegen die Taliban erhoben haben.
Bush erneuert Kampfansage
US-Präsident George W. Bush bekräftigte unterdessen seine Kampfansage an die Taliban und an al-Qaida. Es sei das gemeinsame Ziel der USA und Russlands, den Terrorismus überall auf der Welt auszurotten, sagte Bush am Donnerstag bei einem Auftritt mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in der High School von Crawford in der Nähe seiner Ranch im Bundesstaat Texas.
Die erste Forderung der USA an Afghanistan sei mit der Freilassung der internationalen Helfer erfüllt worden, sagte Bush. Jetzt gehe es noch um al-Qaida und ihre Helfer. "Täuschen Sie sich nicht, (...) al-Qaida wird zur Rechenschaft gezogen. (...) Wir werden nicht einhalten, bis wir das erreicht haben."
Das vierte Gipfeltreffen mit Putin habe die Regierungen der USA und Russlands enger zusammengebracht, sagte Bush. Putin sei ein "starker Partner im Kampf gegen den Terrorismus" und ein Mann, der gemeinsam mit den USA die Welt sicherer machen werde. "Wir stimmen nicht in jeder Frage überein, aber ich respektiere ihn und mag ihn als Menschen."
Der russische Präsident nannte Bush einen "Mann, der tut, was er sagt". Wenn der Kurs des gegenseitigen Vertrauens fortgesetzt werde, seien Lösungen in den umstrittenen Fragen gewiss möglich.
Britische Bodentruppen in Afghanistan gelandet |
15.11 .2001 | Die Welt |
Unterdessen hat das Pentagon heftige Kämpfe zwischen Oppositionskräften und Taliban in der Umgebung der nordafghanischen Stadt Kundus bestätigt. 2000 bis 3000 Taliban seien dort eingeschlossen, darunter auch zahlreiche Kämpfer der Terrororganisation El Kaida, sagte der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Afghanistan-Krieg, General Tommy Franks.
Beobachter aus der Region hatten berichtet, nach den Niederlagen und dem Rückzug der Taliban seien im Norden Afghanistans bis zu 20 000 Taliban-Kämpfer eingeschlossen. Sie hätten sich aus den benachbarten Provinzen Samangan, Tachar, Baghlan und Bamian dorthin zurückgezogen.
Stammesführer wollen mit Taliban verhandeln |
16.11 .2001 | Süddeutsche Zeitung |
In den kommenden Tagen solle eine Friedensdelegation aus sechs Provinzen in die Taliban-Hochburg Kandahar geschickt werden, erklärten die Stammesführer nach ihrem Treffen. „Wir sind ein Afghanistan und sollten einen Anführer haben und das ist Ex-König Mohammad Sahir Schah“, sagte Chalik.
Stammesführer Mullah Malung sagte, die Taliban wüssten, dass sie geschlagen seien. Er sei daher zuversichtlich, dass der Plan angenommen werde.
Taliban wollen nicht aufgeben
Der Taliban-Vertreter Maulwi Nadscheebullah lehnte bei einem Besuch in Pakistan die Friedenspläne und ein Treffen der Stämme zur Bildung einer Übergangsregierung ab. „Wir werden unseren Heiligen Krieg fortsetzen, wir werden am islamischen Recht festhalten“, sagte er. Kandahar sei noch unter Kontrolle der Taliban.
Dagegen sagte der Stammesführer Hamid Karsai, die Bewohner der Stadt hätten sich gegen die Taliban erhoben. „Die Bürger von Kandahar gehen auf die Straße. Die Taliban ziehen schweres Gerät aus Kandahar ab.“ Nicht-Regierungsorganisationen berichteten von Flüchtlingen, die wegen anhaltender Kämpfe aus der Region um Kandahar geflüchtet seien.
USA verstärken Suche nach Bin Laden
Die Stammesführer erklärten die Absicht, Bin Laden an die USA auszuliefern. „Er ist nicht nur ein Mörder von Amerikanern, sondern auch ein Mörder der afghanischen Nation“, sagte Malung.
Unterdessen verstärkten US-Spezialtruppen ihre Suche nach Osama bin Laden. Die USA bereiteten sich darauf vor, mit ihren Truppen das südafghanische Bergland und die dortigen Höhlensysteme nach dem Islamistenführer zu durchkämmen, hieß es in Regierungskreisen. Die afghanische Nachrichtenagentur AIP zitierte einen Taliban- Sprecher mit den Worten, Bin Laden sei an einem sicheren Ort. Er werde lieber sterben, als von den USA gefangen genommen zu werden.
Gefahr aus den Bergen Pentagon befürchtet Beginn eines langen Guerillakrieges |
16.11 .2001 | JungeWelt |
Ein Soldat der U.S. Special Forces in Nordafghanistan |
Ob es ein »strategischer Rückzug oder der totale Kollaps« der Taliban sei, wurde US-Admiral John Stufflebeem bei der Presseeinweisung des Pentagon gefragt. Im Gegensatz zum Londoner Premier Tony Blair, der vor dem britischen Parlament von einem totalen Zusammenbruch der Taliban gesprochen hatte, wollte sich Stufflebeem jedoch nicht festlegen. Er warnte sogar vor der »gefährlichen Annahme«, daß der Widerstand der Taliban gebrochen sei. Zugleich verwies er darauf, daß die Taliban traditionell einen Guerillakrieg geführt hätten. »Im Kampf gegen die Sowjetunion lebten sie in den Höhlen im Süden, die sie als Basis für ihre Überfälle nutzten. Es könnte also sein, daß sie sich wieder dorthin zurückziehen, um sich neu zu gruppieren. Wir haben noch einen schwierigen Job vor uns, der noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird«, so Stufflebeem.
In der Tat würde es für die Taliban wenig Sinn machen, gegen die materielle Übermacht der von den USA unterstützten Nordallianz Positionen in Städten und feste Fronten zu verteidigen. Diese würden ohnehin nur von der US-Air Force zerschlagen. Die Tatsache, daß die Taliban sich so gut wie kampflos zurückgezogen haben und ohne größere Verluste in den Bergen verschwunden sind, zeugt von taktischer Flexibilität der Talibanführer und deutet auf einen jahrelangen Kleinkrieg hin.
Derweil bekamen die USA von der siegreich in Kabul eingerückten Nordallianz einen Vorgeschmack auf weiteren Ärger. Nicht genug, daß die Nordallianz die Weisungen Washingtons ignoriert hat, die Hauptstadt Kabul nicht einzunehmen. Auch alle weiteren Versuche westlicher Einflußnahme wurden ignoriert. So auch die Aufforderung aus den USA, Großbritannien und aus der UNO, eine breitgefächerte Regierung »unter Einbeziehung gemäßigter Taliban« zu bilden. Von einer solchen Konstruktion erhoffte sich Washington eine Einbindung der über 20 Paschtunen-Klane im Süden Afghanistans und eine entsprechende Isolierung der Taliban. Statt dessen haben in Teilen des Südens einige lokale Klanführer die Gunst der Stunde genutzt, um sich als unabhängige Warlords zu etablieren, die weder den Taliban noch der Nordallianz in Kabul Folge leisten. Diese Entwicklungen und die Nachrichten von Massenexekutionen von gefangenen Taliban und politischen Gegnern durch die Nordallianz dürften die anfängliche Hochstimmung, die in Washington und London wegen des schnellen Falls von Kabul geherrscht hat, schnell gedämpft haben.
Die USA und Großbritannien sind sehr bemüht, Kabul so schnell wie möglich unter die Kontrolle einer internationalen Militäreinheit zu stellen. Auf den Wunsch von Washington und London hin haben die Vereinten Nationen bereits Vorbereitungen für die Bildung einer multinationalen Truppe getroffen. Dies sieht jedoch die Nordallianz als ausländische Einmischung. Ihr Sprecher Abdullah Abdullah will daher höchstens unbewaffnete UNO-Beobachter ins Land lassen. »Wenn wir erst die Taliban los sind, dann gibt es keinen Krieg mehr, und dann bedarf es auch keiner internationalen Friedenstruppen«, sagte er am Mittwoch.
Seit einem Jahr kein Lebenszeichen von der Mutter |
16.11 .2001 | HARKE Nachrichten |
Auch in Nienburg leben Afghanen in Sorge um Freunde und Verwandte / Jüngste Entwicklungen machen jedoch Hoffnung auf Zukunft in
Von Anne Wüstemann
Jede freie Minute nutzen Leila und Sarwar Ibrahim aus Nienburg, um aus dem Fernsehen etwas über die neuesten Entwicklungen in ihrem Heimatland Afghanistan zu erfahren. Als am Dienstagabend die Bilder der befreiten und feiernden Kabuler Bevölkerung in den Nachrichten liefen, da fühlten auch sie erste Erleichterung. „Jetzt müssen wir abwarten“, sagt Leila Ibrahim. „Aber egal was kommt – alles ist besser als die Taliban.“
Als Leila und Sarwar Ibrahim aus Afghanistan flüchteten, herrschte dort bereits Krieg. Das war 1985. Ihr ältester Sohn war damals sechs Monate alt. „Unser Leben war bedroht. Wir hatten unheimliche Angst“, erinnert sich Sarwar Ibrahim. Er und seine Frau haben in Kabul Jura studiert und gehörten zu den Studenten, die für ein demokratisches Afghanistan eintraten. Sarwars Vater besaß Ländereien. So war das junge Ehepaar beiden um die Regierungsmacht kämpfenden Seiten ein Dorn im Auge: Den Gotteskriegern, weil sie hinter demokratisch eingestellten Gebildeten Verräter des Islam vermuteten. Den Sowjets (die damals das Land besetzt hielten) und ihren Anhängern, weil die Familie zu den Großgrundbesitzern zählte. „Wir mussten weg“, schildert Ibrahim. Wie sie sahen Tausende keinen anderen Ausweg. Wer konnte, flüchtete nach Europa oder in die USA.
Seit dem 7. Oktober, dem Tag an dem das Bombardement auf Afghanistan begann, steht Ibrahim in regelmäßigen Kontakt zu anderen Exil-Afghanen. Die Telefonate drehen sich um Lösungen für einen Frieden in der Heimat und Sorgen um Verwandte und Freunde, die in Afghanistan geblieben sind. So wie Ibrahims Mutter und einer seiner Brüder. Vor einem Jahr konnte Ibrahim seine Mutter in Pakistan treffen – 15 Jahre hatten sie einander nicht gesehen. „Ich habe sie kaum erkannt – Krieg, Hunger und nur noch ein Kind in der Nähe zu haben, das hat sie gezeichnet.“ Seit diesem Treffen hat er kein Lebenszeichen mehr von ihr bekommen: „Briefe erreichen ihr Ziel selten, telefonieren ist unmöglich“, sagt der 43-Jährige.
„Bin Laden und Mullah Omar müssen schnellstmöglich gefasst und vor Gericht gestellt werden“, betont der Familienvater. Dann brauche Afghanistan eine Übergangsregierung, in der möglichst viele der zahlreichen Bevölkerungsgruppen vertreten werden. Und Sicherheit. „Die Menschen sind müde von Krieg und Hunger“, weiß Ibrahim. „Deswegen hoffe ich so sehr, dass eine schnelle und zukunftsfähige politische Lösung gefunden wird.“ Dass das Volk nicht aus islamischen Fundamentalisten bestehe, dass hätten die Bilder aus Kabul bewiesen: „Frauen trauen sich wieder auf die Straße, sogar unverschleiert. Männer rasieren ihre Bärte ab, die Leute hören Musik. Endlich – nach fünf Jahren Unterdrückung – dürfen sie wieder Mensch sein.“ Ein Afghanistan, in dem die guten Seiten westlicher und islamischer Kultur miteinander vereinbart werden können, das ist Ibrahims Traum. Genauso, wie eines Tages in die Heimat zurückzukehren. Das Land aufzubauen und in dem Beruf zu arbeiten, den er und seine Frau studiert haben. „Wenn ich mir vorstelle, wir fliegen nach Kabul – es ist Frieden, und wir treffen meine Mutter und all unsere Freunde und Verwandte“, Sarwar Ibrahim bekommt glänzende Augen. „Noch ist alles unsicher“, holt Leila ihren Ehemann in die Wirklichkeit zurück. „Wir müssen abwarten.“
Hekmatyar seeks visa for Afghanistan
DAWN (PAKISTAN)
NOVEMBER 16, 2001
KOHAT, Nov 15: Chief of his own faction of Hezb-i-Islami Afghanistan, Gulbadin Hekmatyar has requested Pakistan to allow him to enter Jalalabad through Torkham to take part in the future UN-sponsored peace initiatives for a broad-based and multi-ethnic future setup in the country.
He regretted that despite his repeated appeals the authorities in Pakistan were not allowing him legal entrance and rejected his requests for visa. He claimed that commanders and politicians loyal to Hezb in Laghman, Kunar and Jalalabad were waiting for his arrival to play their role in the formation of a interim setup, which would transfer power to a broad-based government in a specific time frame under the auspices of the UN.
A special messenger of Hekmatyar, Sana Gul Sangri who arrived here from Iran on Thursday, told Dawn that the Hezb chief was planning to cross into Afghanistan directly from Iran if a formal permission or a visa was not granted to him by Pakistan.
He quoted Hekmatyar as saying that for a durable peace in Afghanistan the participation of all the factions, groups and tribal elders in the UN-sponsored talks was necessary. He said all such groups who fought against the USSR should not be neglected in any talks.
Bush's Message on Ramadan
Thursday, November 15, 2001 9:02 PM EST
Source: The Associated Press
As the new moon signals the holy month of Ramadan, I extend warm greetings to Muslims throughout the United States and around the world.
The Islam that we know is a faith devoted to the worship of one God, as revealed through the holy Quran. It teaches the value and importance of charity, mercy, and peace. And it is one of the fastest growing religions in America, with millions of American believers today.
The American Muslim community is as varied as the many Muslim communities across the world. Muslims from diverse backgrounds pray together in mosques all across our great land. And American Muslims serve in every walk of life, including our armed forces.
The holy Quran says: ``Piety does not lie in turning your face to the East or West. Piety lies in believing in God.'' (2:177).
Americans now have turned to acts of charity, sending relief to the Afghan people, who have suffered for so many years. America is proud to play a leading role in the humanitarian relief efforts in Afghanistan, through airdrops and truck convoys of food, medicine, and other much-needed supplies. And today we are committed to working for the long-term reconstruction of that troubled land.
We send our sincerest wishes to Muslims in America and around the world for health, prosperity, and happiness during Ramadan and throughout the coming year.
Taleban: Who's who
Source: BBC News
Thursday, 15 November, 2001, 12:47 GMT
International efforts to build a broad-based coalition to govern Afghanistan continue. Some say the Taleban should be completely excluded from the process. Others, such as Pakistan, insist moderate Taleban members have to be included. BBC News Online profiles some of the movement's most influential figures.
Mullah Mohammed Omar
The religious leader of the Taleban movement. He was given the title of Amir al-Mo'menein or Commander of the Faithful - after he cloaked himself in a gown said to be that of the Prophet Mohammed - after the fall of Kabul in 1996.
Originally a village mullah, he joined Gulbuddin Hekmatyar's Hezb-e Islami and was blinded in one eye, possibly in factional fighting.
He helped to found the Taleban movement and presided over its military operations all over the country from his base in Kandahar until the beginning of the US bombing raids.
He is now believed to be in his stronghold of Kandahar and has called on his troops to continue fighting in the face of opposition advances.
The Taleban leader told the BBC that he refused to co-operate in the formation of a new government for Afghanistan and that his men would "prefer death than to be part of an evil government."
Wakil Ahmed Mutawakkil
Press spokesman of Mullah Omar, he has swiftly risen through the ranks of the Taleban after being a driver and food taster.
He is widely seen as heading the moderate element within the Taleban.
Reports suggest that he disagreed with the destruction of the ancient pre-Islamic Buddhas at Bamiyan in central Afghanistan in May.
The moderate element also lost out with the death last year of Mullah Rabbani, who was second-in-command within the regime.
He is believed to have held secret talks in Pakistan with representatives of former King Zahir Shah.
Abdul Hakim Mujahid (Pashtun)
Acts as a point of contact between the Taleban and the United Nations in New York. The UN does not officially recognise the regime.
One report from Islamabad says he defected and entered Pakistan secretly after the capture of Kabul.
He was said to be accompanied by two other Taleban officials.
Amir Khan Muttaqi
A high-ranking member of the Taleban regime, he has held various posts, including minister of information and culture.
Mullah Hassan Akhond
As acting head of the Taleban council in Kabul, he replaced Mullah Rabbani, the movement's deputy leader, after he died of cancer earlier this year.
A radical, he was reportedly being targeted to lead a faction that would challenge Mullah Omar's leadership and replace him.
But observers say he lacks the charisma and political support to do so.
Commander Jalaluddin Haqqani
Minister for borders and a commander in the Taleban armed forces.
A close aide to Mullah Omar, Haqqani led the Taleban assault on Kabul in 1996.
He recently travelled to Islamabad to discuss a post-Taleban government, according to a Pakistani foreign ministry spokesman.
UK Prime Minister Tony Blair told parliament that Haqqani had reportedly surrendered.
Mullah Abdul Salam Zaeef
The only recognised Taleban ambassador, represented the movement in Pakistan.
During the last few weeks, Mullah Zaeef was giving daily press briefings to foreign journalists on the US-led attacks on Afghanistan.
Observers say he is on the moderate wing of the Taleban.
He is rumoured to have met Pashtun tribal elders along the border near Baluchistan before leaving Pakistan to go to Kandahar.
The Taleban has been strongly supported by Pakistan since its creation in 1994. Karachi recognised the Taleban as the government of Afghanistan in 1997.
The Taleban has also been backed by Saudi Arabia and the United Arab Emirates, but both states cut their ties with the regime following recent international pressure.
The Taleban has refused to hand over Osama Bin Laden, who the US blames for a string of attacks including the 11 September suicide hijackings.
Der Sicherheitsrat hat bestätigt, dass die Uno die Schlüsselrolle in der politischen Neufindung Afghanistans spielen muss. Er hat sich voll hinter den Plan Brahimis gestellt, wonach sofort eine Konferenz der Nord-Allianz und anderer afghanischer Gruppen einberufen werden soll, um eine Übergangsregierung zu bilden.
Cls. New York, 15. November
Der Uno-Sicherheitsrat hat einmütig den Plan des Sonderbeauftragten für Afghanistan, Brahimi, gutgeheissen, wonach so rasch wie möglich eine Konferenz einberufen werden soll, um eine neue politische Ordnung für Afghanistan zu finden. In der Resolution 1378 wird auf die Dringlichkeit der zu ergreifenden Schritte hingewiesen, um ein politisches Vakuum und ein mögliches Chaos in Afghanistan zu vermeiden. Brahimi hatte am Dienstag in der Erläuterung seines Fünfstufenplanes vor dem Sicherheitsrat Kabul als Konferenzort nicht ausgeschlossen. Mittlerweile scheint man sich aber doch eher auf Dubai oder auf Katar zu konzentrieren. Dubai hat seine Bereitschaft signalisiert, als Gastgeber zu fungieren. Die Konferenz, an der die Nord-Allianz und andere Gruppen teilnehmen sollen, könnte bereits in den nächsten Tagen anberaumt werden. Diese Bestrebungen kollidieren zunächst aber noch mit dem Wunsch der Nord-Allianz, ein solches Treffen ohne Mithilfe der Uno in Kabul zu veranstalten. Bei der Uno wird grösster Wert auf den Punkt gelegt, dass es nicht darum gehe, Afghanistan eine politische Lösung aufzuzwingen; die neue Ordnung müsse vielmehr vom afghanischen Volk selbst gefunden werden.
Brahimis Plan sieht vor, dass an der Konferenz ein provisorischer Rat geschaffen wird, welcher die ethnische Vielfalt Afghanistans spiegeln und dem eine eminente Persönlichkeit vorstehen soll, die als Symbol nationaler Einheit anerkannt wird. Dafür kommt eigentlich nur der seit 1973 in Rom im Exil lebende, 87-jährige König Zahir in Frage, der seine Bereitschaft auch schon bekundet hat. Zahir gehört den Paschtunen, der grössten ethnischen Gruppe, an. Demgegenüber hat der frühere Präsident Afghanistans und jetzige Führer der Nord-Allianz, Rabbani, erklärt, Zahir sei lediglich als privater Bürger willkommen. Während Rabbani sich gegen eine politische Zusammenarbeit ausgesprochen hat, erklärte sein Abgesandter an der Uno, Farhadi, die Nord-Allianz habe nicht die Absicht, die Macht zu monopolisieren. Farhadi bekräftigte in einer Adresse an die Generalversammlung der Uno die hier einmütig geäusserte Meinung, dass alle ethnischen Gruppen gleichermassen politisches Mitspracherecht haben und an einer künftigen Regierung beteiligt sein müssten.
Der provisorische Rat würde eine Administration für eine Übergangsphase von maximal zwei Jahren bilden. In der Zwischenzeit soll ein «Weisenrat» eine Verfassung schreiben, die dann von einer zweiten Konferenz gutzuheissen ist. Diese Konferenz soll zugleich eine endgültige Regierung einsetzen. In der Resolution 1378 werden alle Länder aufgefordert, diesen Plan zu unterstützen und Afghanistan nach Kräften Hilfe, besonders auch humanitärer Art, angedeihen zu lassen. Alle Streitkräfte in Afghanistan werden aufgerufen, von Vergeltungsmassnahmen abzusehen, die Menschenrechte sowie internationales Recht zu beachten und die Sicherheit und Freiheit der Uno-Hilfskräfte und der Vertreter anderer humanitärer Organisationen zu gewährleisten.
Resolution 1378 nimmt keinen expliziten Bezug auf die mögliche Entsendung von Uno-Blauhelmen oder eine multilaterale Friedenstruppe. Sie gibt aber nach der Interpretation von Diplomaten politische Rückendeckung für die Präsenz ausländischer Truppen in Afghanistan. Gemäss dem amerikanischen Uno-Botschafter, Negroponte, hat der Sicherheitsrat die Alliierten, die bereits militärisch präsent oder aber im Begriff sind, mit Truppen beizustehen, ermuntert, für Frieden und Sicherheit zu sorgen. Für die Einsetzung einer Uno-Friedenstruppe fehlt die Zeit. Auch von der Idee, dass ausschliesslich muslimische Länder Truppen entsenden sollen, scheint man mittlerweile abgekommen zu sein. Vielmehr dürfte es sich aus praktischen Gründen um eine multilaterale Anstrengung handeln, an welcher sowohl die Alliierten als auch muslimische Staaten (Türkei, Indonesien) und westliche Länder (Frankreich, Italien, Kanada, Australien) beteiligt sein könnten.NZZ,1511.2001