MULLAH OMAR

Vorliebe f�r Pepsi und Pink

Der Palast Mullah Omars am Rande von Kandahar bietet interessante Einblicke in das Leben des Talibanf�hrers. Der islamische Fanatiker hat offensichtlich ein Faible f�r amerikanische Softdrinks und kitschige Badearmaturen.

Residenz des Mullah Omar: Pepsi-Dosen im Garten
AFP/DPA
Residenz des Mullah Omar: Pepsi-Dosen im Garten

Ein schwer bewaffneter Mann mit Turban und einem gewaltigen Schie�pr�gel steht inmitten einer kargen Berglandschaft auf Ruinen. In der Hand h�lt er einen kleinen Weltempf�nger und lauscht versonnen den Nachrichten. "BBC Paschtu-Service. War alles verboten", sagt der Soldat und grinst. Tr�ge genie�t er die w�rmenden Sonnenstrahlen an diesem Wintertag in Kandahar, hinter seinem R�cken ragt ein Berggipfel himmelw�rts, Baba's Mountain.

Die Tr�mmer sind die zerst�rten Teile der Residenz von Mullah Mohammed Omar, Anf�hrer des untergegangenen Reiches der islamistischen Taliban. Sein Wohnsitz war eines der ersten Ziele amerikanischer Pr�zisionswaffen. Nach dem Fall von Kandahar am Freitag vorvergangener Woche zogen K�mpfer der Anti-Taliban-Allianz in die geheimnisumwitterte Feste ein.

Die Sieger pl�nderten nach der Flucht des ein�ugigen Mullahs so ziemlich alles, was die Wunderwerke menschlicher Vernichtungskunst noch heil gelassen hatten. Und wo Omar einst �ber die h�chste Vollendung des Werkes Allahs auf Erden meditierte, riecht es jetzt nach F�kalien. Mancher Anti-Taliban-Krieger erleichterte sich mit Inbrunst im ehemaligen Hort der Macht.

Erinnerungen an den tr�ben Charme der DDR

Das Anwesen des obersten Steinzeit-Islamisten liegt in einem hoch gelegenen Endtal am Rande der Stadt. Abgeschieden herrschte er dort, autark und schwer bewacht. Das Areal hei�t Kotal Imorcha ("Felsenbunker"), es ist so gro� wie zehn Fu�ballfelder und umgeben von einer erdfarbenen Mauer. Sie versperrt den Blick auf die Residenz jenes Bauernsohnes, der sich 1996 den Mantel des Propheten Mohammed umh�ngte und zum Befehlshaber der Gl�ubigen aufstieg.

    
IN SPIEGEL ONLINE
 
�  Talibanf�hrer Omar: Ende eines Gotteskriegers (07.12.2001)
�  Omar-Auslieferung: USA drohen Nordallianz (07.12.2001)

 
 
Die Bomben des Erzfeindes Amerika und die Krieger der Anti-Taliban-Front beendeten Mullah Omars Mission, die f�r die Menschen in Afghanistan zur H�lle wurde. Er muss geahnt haben, dass es einmal so kommen w�rde: Die Geb�ude, die er mit seinen drei oder vier Frauen bewohnte, hatten meterdicke Stahlbetonw�nde, sie waren als Bunker konzipiert und wecken, bei allem Protz und Gigantismus, Erinnerungen an den tr�ben Charme der DDR.

Dem Durchschnittsb�rger, der zwischen einem und f�nf Dollar im Monat verdient, w�re das Leben hinter diesen Mauern m�rchenhaft erschienen. Es gab K�hlschr�nke und Tiefk�hltruhen, Eisw�rfelmaschinen und Wasserk�hler. In den mit Klimaanlagen versehenen Stallungen au�erhalb des Wohntraktes hatten sogar die K�he eigene Wasserh�hne. "Dem Vieh ging es besser als uns", klagt ein Sieger - denn w�hrend die Taliban-F�hrung dem Volk Verzicht auf jegliche Annehmlichkeiten predigte, lebte sie selbst in ziemlich �ppigem Stil.

�berall auf dem weitl�ufigen Gel�nde liegen leere Pepsi-Cola-Dosen herum. Der Mullah, sagen die Leute hier, liebte Pepsi. Und noch ein Faible hatte er offenbar: f�r Keramik und Armaturen in Pink. Die finden sich in nahezu jedem Badezimmer. Immer wieder dasselbe BilEin un�bertrefflich kitschiger Brunnen empf�ngt Besucher des Palastes im �dland, ein Monument aus Drahtgewebe und Zement, ein kleines Gebirge mit aufgemalten Wasserf�llen, an dessen Fu� sich h�fthohe Palmen gruppieren. Keine Frage aber, die Moschee mit ihren vier Minaretten zur Linken ist das sch�nste Geb�ude im Tal, mit viel Marmor, bunten Malereien, Klimaanlage und Ventilatoren.

Ihr gegen�ber, getrennt durch eine Mauer, steht noch das G�stehaus des Mullahs. Omar traf sich mit arabischen Freunden, mit G�nstlingen und Bewunderern. Da nur Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate das Taliban-Regime anerkannt hatten, waren Staatsbesuche selten.

Vergangenen Mittwoch tagte hier bereits Afghanistans k�nftiger Interims-Premier Hamid Karzai, der den "Terroristen" Omar so schnell wie m�glich vor Gericht stellen m�chte. Wenn er ihn denn kriegt. Die Narbe auf Karzais linker Wange ist ein Andenken an so genanntes freundliches Feuer im Rahmen der amerikanischen Luftunterst�tzung, die drei GIs und f�nf Afghanen das Leben kostete. Beinahe h�tte die U. S. Air Force den frisch gek�rten Regierungschef in die Luft gesprengt.

Es geht um Pfr�nde, Opium und Entwicklungshilfe

Ob Karzai und Gul Agha, der neue Gouverneur der Provinz Kandahar, sich vertragen? Vorvergangene Woche, kurz nach dem Fall der Stadt, hatte es noch aus Karzais Umfeld gehei�en, der "Hundek�mpfer" Gul Agha k�nne noch nicht einmal auf die Unterst�tzung seines eigenen Stammes, der Barakzai, z�hlen und werde nie den Posten bekommen - Hundek�mpfer, weil der gesch�ftst�chtige Clan-F�hrer fr�her bei�w�tige Hunde f�r zahlendes Publikum aufeinander gehetzt hatte. Dennoch entschied Gul Agha, der bereits vor den Taliban die Macht in Kandahar innehatte, die Konkurrenz f�r sich.

Mullah Naqibullah, dem die Taliban die Stadt �bergeben hatten, besann sich offiziell "auf sein Alter". Er bevorzugt, wenn auch unerwartet, einstweilen den Ruhestand. Das Kommando �ber seine Truppen �bergab er einem Offizier. In zwei Jahren soll gew�hlt werden in Afghanistan, vielleicht taucht Naqibullah dann ja wieder auf - sofern der Frieden nach 23 Jahren Krieg �berhaupt so lange h�lt. Denn bei den Streitereien um Gebiets- und Machtanspr�che zwischen den St�mmen und Warlords f�llt das Wort Krieg nur allzu leicht. Schlie�lich geht es um Pfr�nden und Geld, um Opium, Schmuggel und bald auch um finanzielle Hilfe aus dem Westen.

Wenn seine Besucher derart profane Themen anschnitten, brauchte Mullah Omar nur durch ein Stahltor zu schreiten, und er war in seinen Privatbereich entschwunden. Dort befanden sich Schlafzimmer und B�ros, Garagen f�r seine 21 Gel�ndewagen, separate R�ume f�r die Frauen und deren Kinder, G�rten, St�lle, Werkst�tten und Wirtschaftsr�ume. Die W�nde der Wohnzimmer zieren unbeholfene Landschaftsmalereien, deren naive Harmonie hier und da durch Panzer oder Kampfflugzeuge konterkariert wird. So mochte es der Mullah offenbar.

Wandgem�lde vor Mullah Omars Haus: Kein asketischer Lebensstil
AP
Wandgem�lde vor Mullah Omars Haus: Kein asketischer Lebensstil
Das Zentrum des Geb�udekomplexes bildet Omars Dachgarten mit einer bunten Glaswand. In deren Metallrahmen fehlen jetzt, wegen der US-Bomben, ein paar Scheiben. Und auf dem Dach wacht ein Soldat mit einem AK-47-Schnellfeuergewehr. Seine Mitk�mpfer ruhen sich in Omars Schlafzimmer aus. Sie freuen sich �ber die weiche Royal-Prince-Foam-Matratze. "Hubada, Hubada", sagt einer freundlich grinsend, als er die Federung testet.

Das Schlafgemach des einstigen Hindukusch-Herrschers hat den Woolworth-Look l�ngst vergangener Jahre. Die Schrankwand ist aus Holzimitat-Furnier, an der Decke h�ngen zwei Kronleuchter-Imitate und ein Ventilator, ebenfalls in Kaufhaus-Qualit�t. �sthetisches Glanzlicht ist ein Glasbild von Medina in einem d�nnen Blechrahmen mit Hintergrundbeleuchtung. Das angrenzende Badezimmer: Armaturen und Keramik in Pink. Das gegen�berliegende B�ro: Schreibtische und Aktenschr�nke wie aus Restbest�nden der Sowjetunion.

Die Ober-Taliban sch�tzen westliche Errungenschaften

Falls Osama Bin Laden das alles bezahlte, wie es hei�t, h�tte er ruhig etwas spendabler sein d�rfen. Andererseits - wo h�tte sich der Sinn f�rs weltlich-westlich Sch�ne entwickeln k�nnen? Die Madrassen, die Koranschulen, in denen auch Omar seine Ausbildung genoss, sind in dieser Hinsicht ungeeignet. Immerhin wusste er die Vorteile westlicher Errungenschaften wie Luxusautos, Klimaanlagen und Wassertoiletten zu sch�tzen.

Wer den Verursacher der Wandgem�lde sucht, findet nur noch dessen Werkstatt, wo einige unvollendete Arbeiten auf Sperrholz an den W�nden lehnen und es immer noch nach frischer Farbe riecht. Im Bombenkrater vor dem Atelier liegen zwei por�se Atemschutzmasken aus schwarzem Gummi. Offenbar rechneten Mullah Omar und seine Getreuen mit einem Giftgasangriff.

Die Aufnahmen, die amerikanische Aufkl�rungssatelliten von Omars protzigem Palast zur Auswertung ins Pentagon funkten, waren �u�erst pr�zise. Sie offenbarten zum Beispiel auch die drei Eing�nge zu einem 200 Meter von der Au�enmauer entfernten Tunnelkomplex, der als Luftschutzbunker diente. Jetzt sind deren Stahltr�ger aufgebogen wie Blumendraht, die W�nde drinnen schwarz verkohlt, kalter Rauch h�ngt in der Luft.

"Erbaut im Jahr 1422", steht in arabischer Schrift �ber einem der Eing�nge zur Unterwelt. Das Jahr 1422 bezieht sich allerdings auf die islamische Zeitrechnung und bedeutet 2001 nach Christus. Lange hat es nicht gehalten.


TALIBANF�HRER OMAR

Ende eines Gotteskriegers

Von Christoph Schult

Die US-Regierung will den Taliban-F�hrer Mullah Omar vor Gericht stellen, der aber ist auf der Flucht. Selbst wenn er gefasst w�rde, stellt sich die Frage, in welchem Land ihm der Prozess gemacht werden soll. Eine Verurteilung w�rde Omar ohnehin nicht als R�ckschlag ansehen, wie ein Blick auf seine Biografie zeigt.
 
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Ern�hrt sich von Tee, Fr�chten und N�ssen: Mullah Mohammed Omar
Berlin - In der Not werden auch Gotteskrieger zu Pragmatikern. "Wir bleiben in Kandahar!", t�nte der F�hrer der Taliban, Mullah Mohammed Omar, noch vor gut einer Woche. Er wurde nicht m�de zu propagieren, seine Leute w�rden bis zum letzten Blutstropfen k�mpfen.

Kurz darauf verhandelte der b�rtige Gotteskrieger mit dem neu ernannten Pr�sidenten der �bergangsregierung, Hamid Karzai, �bergab kurzerhand seine Heimatstadt Kandahar, handelte im Gegenzug f�r seine S�ldner freies Geleit aus - und machte sich selbst aus dem Staub. Falls man ihn finde, werde er festgenommen, sagte Karzai am Freitag.

Aber wie findet man einen Mann, von denen die meisten Afghanen nicht mal ein Foto kennen? Einen Mann, den selbst die meisten seiner Anh�nger noch nie mit eigenen Augen gesehen haben?

Sohn eines armen Bauern

Bekannt ist nicht einmal das Geburtsjahr jenes Mannes, der bis vor kurzem noch 90 Prozent Afghanistans kontrollierte. 1958 oder 1959 in dem kleinen Dorf Nodeh nicht weit von Kandahar geboren, wuchs er als Sohn eines armen paschtunischen Bauern auf. Der Vater starb fr�h, so dass Omar als �ltester Sohn zum Ern�hrer seiner Familie wurde. Er studierte an einer Koranschule und wurde Mullah an einer Moschee im Dorf Singesar.

Eines von zwei existierenden Fotos des Taliban-F�hrers
DPA/ BBC TV
Eines von zwei existierenden Fotos des Taliban-F�hrers
Als er zwanzig war, marschierten die Sowjets in Afghanistan ein. Mohammad Omar floh �ber die Grenze nach Pakistan und lebte zun�chst in einem Fl�chtlingslager nahe Peschawar. Dort schloss er sich der Widerstandsgruppe "Hezb-e-Islami" als Mudschaheddin an. Bei einem Gefecht in der Provinz Kunar verlor er das rechte Auge, dessen Lid er sich daraufhin zun�hen lie�.

Den K�mpfen zwischen den zersplitterten Mudschahidin-Gruppen nach dem Abzug der Russen 1989 entzog er sich zun�chst. 1994 dann gr�ndete er zusammen mit anderen Koransch�lern aus Pakistan die Bewegung der Taliban (w�rtlich: "Suchende religi�sen Wissens").

Siegeszug mit Pick-ups und unersch�tterlichem Glauben

"Wir w�hlten Mullah Omar als F�hrer, nicht wegen seiner politischen oder milit�rischen F�higkeiten, sondern wegen seiner Frommheit und seines unersch�tterlichen Glaubens in den Islam", erz�hlte einmal der ehemalige Gouverneur von Kandahar, Mullah Mohammed Hassan. Genauso begann er seinen Siegszug: mit einfachen milit�rischen Mitteln (Toyota-Pick-ups und Granatwerfern), aber mit einer Ideologie, die in Westeuropa an die dunkelsten Zeiten des Mittelalters erinnerte.

Verwandter und Verb�ndeter: Osama Bin Laden
DPA
Verwandter und Verb�ndeter: Osama Bin Laden
Erst Osama Bin Laden, dessen eine Tochter Omar heiratete, �ffnete ihm den Horizont �ber Afghanistan hinaus f�r den globalen Anspruch des Islam. Sein Ehrgeiz wurde so gro�, dass er sich 1996 nach der Einnahme von Kandahar gar die Nachfolge des Propheten und Religionsstifters Mohammed anma�. Aus einem Schrein in Kandahar nahm er einen Mantel, der der Legende nach dem Propheten geh�rte. Er stellte sich auf ein H�userdach, streckte den Mantel vor den Menschen in die H�he und legte ihn sich um. Das war das Signal zum Sturm auf die Hauptstadt Kabul, die kurz darauf an die Taliban fiel.

"Emir von Afghanistan" lie�t er sich nennen und "F�hrer des gesamten Islam" - seit dem vierten Kalifen vor 1000 Jahren hatte sich keiner mehr diesen Titel gegeben, schreibt Tim Weiner in der "New York Times". �hnlich wie der Prophet Mohammed lebte er stets asketisch. Nach Angaben eines ehemaligen pakistanischen Botschafters spricht Omar selten und ern�hrt sich haupts�chlich von Tee, Fr�chten und N�ssen.

Wohnhaus mit Stacheldraht und bombensicherem Dach

Sein Haus in Kandahar war mit Stacheldraht umz�unt und durch ein bombensicheres Dach gesch�tzt. G�ste empfing er auf dem Bett sitzend, ihnen gebot er, sich vor ihn auf den Teppich zu setzen. Brauchten sie Geld, soll er eine Kiste neben seinem Bett hervorgeholt haben - so funktionierte bis vor kurzem die Staatskasse Afghanistans.

Afghanistan unter Mullah Omar: Keine Chance f�r Frauen
REUTERS
Afghanistan unter Mullah Omar: Keine Chance f�r Frauen
Sein Heim hat er nun verlassen. Er ist auf der Flucht - genauso wie sein G�nner Osama Bin Laden, von dem er sich allerdings nach dem 11. September distanziert hatte. Er bot an, Bin Laden auszuliefern, wenn er Beweise f�r seine Schuld erhielte. Die US-Regierung aber weigerte sich, diese Beweise vorzulegen. Bis heute ist unklar, ob sie �berhaupt existieren. Noch d�nner ist die Grundlage, auf der George W. Bush Mullah Omar dingfest machen will.

Welches Gericht soll Omar den Prozess machen?

Leute, die Terroristen Zuflucht gew�hren, m�ssten vor Gericht gestellt werden, lie� Bush durch seinen Sprecher Ari Fleischer verk�nden. Aber wo? In den USA?

Da ihn die US-Regierung der Mithilfe an den Anschl�gen auf New York und Washington verd�chtigen, k�nnte sie versucht sein, ihn in den USA vor Gericht zu stellen. Doch selbst wenn sie ihn der Beihilfe zum Massenmord �berf�hren k�nnte, st�nde sie doch vor einem Dilemma. Denn ein Prozess oder gar eine Hinrichtung in den USA k�nnte selbst diejenigen Muslime gegen die Weltmacht aufbringen, die sich bislang nicht mit dem islamistischen Gotteskrieger identifizieren.

N�her liegend w�re, ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen. Dort s��e er dann Zelle an Zelle mit Slobodan Milosevic.

Dritter m�glicher Gerichtsort w�re ein islamisches Land. Das w�rde unter den Muslimen in der Welt wahrscheinlich am wenigsten Proteste erzeugen. Trotzdem: Welcher islamischer Staat w�re bereit, einen solchen Prozess abzuhalten? Es m�sste ein Land sein, das weder zu sehr in der Gunst der Vereinigten Staaten steht - noch fundamentalistisch gepr�gt ist, damit nicht die Gefahr besteht, dass das Urteil zu mild ausfallen w�rde. Saudi-Arabien scheidet damit aus, Pakistan w�rde in Frage kommen, w�rde aber an den Protesten der Taliban-Anh�nger vermutlich zerbrechen. �gypten w�re eine Option, mit der sich vielleicht sogar die US-Regierung anfreunden k�nnte.

Einen Prozess au�erhalb der USA scheint zumindest die US-Regierung nicht v�llig von der Hand zu weisen. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld versicherte zwar, Mullah Omar m�sse zur Rechenschaft gezogen werden. "Mullah Omar verdient keine Freiheitsmedaille", sagte er, vermied es jedoch, den Begriff Amnestie explizit zur�ckzuweisen, indem er andeutete, Washington k�nne sich mit einer Aburteilung der Taliban durch Drittl�nder durch Drittparteien zufrieden geben, die dem Willen Washingtons entspreche.

M�glich ist aber auch, dass Mullah Omar nie gefasst wird. Dann best�nde das Risiko, dass der Gotteskrieger irgendwann an einer anderen Front wieder auftaucht - oder erneut in Afghanistan.

"Was hat es f�r eine Bedeutung, welches Gebiet wir kontrollieren?", fragte Mullah Omar noch vor gut einer Woche in einem Interview mit dem polnischen Journalisten Henryk Suchar. "Uns reicht ein Fu�breit Erde, um uns zu verteidigen, nicht aufzugeben, bis zum letzten Atemzug zu k�mpfen."

OMAR-AUSLIEFERUNG

USA drohen Nordallianz

Washington - Nach dem Zusammenbruch des Taliban-Regimes in Afghanistan bestehen die USA strikt auf der Festnahme des Milizenf�hrers Mullah Mohammed Omar. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte in Washington, ein Leben Omars in Freiheit sei mit den Zielen der US-Regierung unvereinbar. Falls Omar bei den K�mpfen nicht get�tet werde, m�sse er gefangen genommen und an die USA �berstellt werden.

Der Nordallianz-Repr�sentant in den USA, Haron Amin, sagte, Washington habe damit gedroht, jegliche Unterst�tzung einzustellen, falls dem Taliban-F�hrer eine Amnestie gew�hrt werde. Der designierte Chef der afghanischen Interimsregierung, Hamid Karzai, sagte, er wisse nicht, wo Omar sich aufhalte, wolle ihn aber festnehmen. Die Zeit der Taliban sei abgelaufen.

 

Taliban wollen Kandahar aufgeben - K�mpfe um Tora Bora

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Ein Vorposten der US-Marines im s�dlichen Afghanistan: In der N�he von Kandahar sind 1000 US-Soldaten in Stellung gegangen.

Islamabad/Washington (dpa) - Zwei Monate nach Beginn der US-Milit�raktion in Afghanistan wollen die Taliban angeblich ihre letzte verbliebene Bastion Kandahar aufgeben. Washingtoner Offizielle best�tigten die Meldung zun�chst nicht. Taliban-Anf�hrer Mullah Mohammed Omar wolle die seit Tagen schwer umk�mpfte Stadt in einem oder zwei Tagen an einen Mitstreiter des Ex-Pr�sidenten Burhanuddin Rabbani �bergeben, sagte ein Taliban-Sprecher am Donnerstag der privaten afghanischen Nachrichtenagentur AIP.

�Omar hat die Entscheidung nach Beratungen mit Mitk�mpfern, Islamgelehrten und Stammesf�hrern getroffen�, sagte der Sprecher. Die Stadt solle einem ehemaligen Milit�rkommandeur von Kandahar, Mullah Nakibullah, �bergeben werden, berichtete AIP weiter. Er stehe Rabbanis Dschamiat-i-Islami-Partei nahe.
 
        In Kandahar sind seit Tagen vermutlich mehrere tausend Taliban- K�mpfer und viele El-Kaida-Terroristen eingekesselt. Die Stadt ist durch US-Luftangriffe bereits schwer zerst�rt. In der N�he warten 1000 amerikanische Elitesoldaten auf einen Einsatzbefehl. Erst am Mittwoch waren nahe Kandahar drei US-Soldaten beim Fehlabwurf einer amerikanischen Bombe get�tet und rund 20 weitere verwundet worden.
 
        Vertreter Omars hatten sich bereits am Vortag mit dem k�nftigen Chef der afghanischer �bergangsregierung, Hamid Karsai, zu Gespr�chen �ber Kandahar getroffen. Karsais Milizen k�mpfen seit Tagen um die Kontrolle des Flughafens vor der Stadt.
 
        Das Pentagon wollte die Berichte �ber einen bevorstehenden Fall Kandahars zun�chst nicht best�tigen. �Wir haben dar�ber keine Informationen�, sagte eine Sprecherin. Der Nachrichtensender CNN berichtete, US-Flugzeuge h�tten die Innenstadt von Kandahar am Donnerstag nicht wie an den Vortagen massiv bombardiert. Dies k�nnte Zeichen einer bevorstehenden Kapitulation sein, hie� es.
 
        Die K�mpfe um die Bergfestung Tora Bora im Osten des Landes, in der Terroristenanf�hrer Osama bin Laden vermutet wird, spitzten sich zu. Vorr�ckende Einheiten der Anti-Taliban-Allianz stie�en eigenen Angaben zufolge auf heftigen Widerstand von K�mpfern der Terror- Organisation El Kaida. Die Anti-Taliban-Einheiten k�nnten sich trotz US-Luftunterst�tzung �nur Meter f�r Meter vork�mpfen�, berichtete ein CNN-Korrespondent. Sie h�tten mehrere Tote zu beklagen. Die Festung verf�gt �ber ein ausgedehntes System von H�hlen und Tunnelanlagen und gilt als �beraus schwer einnehmbar.
 
        Nach Angaben der Organisation ��rzte ohne Grenzen� sind bei Tora Bora in den vergangenen Tagen mindestens 80 Menschen get�tet und 50 weitere verletzt worden. Darunter seien viele Frauen und Kinder. Seit Beginn des Krieges haben die Taliban bereits die Hauptstadt Kabul und die Bastionen Kundus, Herat und Dschalalabad so gut wie kampflos aufgegeben. Allerdings gilt Kandahar als die entscheidende Hochburg und �Geburtsstadt der Taliban-Bewegung�. US-Milit�rs hatten mehrfach deutlich gemacht, eine Eroberung werde nicht ohne Verluste verlaufen. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sprach von einer �schmutzigen Aufgabe�.


 

 


Vormarsch der Paschtunen bei Kandahar

Unklarheit �ber die Strategie der Taliban

Paschtunische Taliban-Gegner sind am Montag mit amerikanischer Luftunterst�tzung weiter gegen die s�dafghanische Stadt Kandahar vorger�ckt. Es ist nach wie vor nicht klar, ob die eingeschlossenen Taliban bereit sind, auch ihre letzte Hochburg zu r�umen. �ber den Aufenthaltsort von Usama bin Ladin kursieren zahlreiche Ger�chte.

By. Delhi, 26. November,NZZ

W�hrend in der Nacht auf den Montag in der nordafghanischen Stadt Kunduz letzte Strassenk�mpfe stattfanden, sind in der W�ste s�dlich von Kandahar mehrere hundert amerikanische Marines gelandet. Sie nahmen Besitz von einem Flugfeld rund 60 Kilometer ausserhalb der Stadt, das paschtunische Taliban-Gegner unter der F�hrung von Gul Agha am Sonntag besetzt hatten. Zuvor war es dieser Gruppe auch gelungen, die Strassenverbindung zwischen Kandahar und der pakistanischen Grenze beim Ort Takhtapul zu unterbrechen. Am Montag sollen sich diese K�mpfer bis auf sieben Kilometer der Stadtgrenze von Kandahar gen�hert haben. Sie erhielten keine direkte Unterst�tzung durch die Marines, deren Aufgabe offenbar die Vorbereitung f�r die Ankunft weiterer Verb�nde ist. Der Vormarsch der Paschtunen wurde begleitet von stundenlangen amerikanischen Luftangriffen auf die Stadt.

Koordination mit den Mujahedin

Gleichzeitig mit den Milizen von Gul Agha wurden K�mpfer eines zweiten Mujahedin-F�hrers in der N�he des Grenzorts Spin Boldak aktiv, offenbar in der Absicht, mit der �bernahme des wichtigsten Grenz�bergangs den Taliban-F�hrern den Fluchtweg nach Pakistan abzuschneiden. Am Montag liefen zwischen den beiden Parteien noch Verhandlungen �ber eine kampflose �bergabe. Die gleichzeitigen Aktionen weisen auf eine Koordinierung der Aktionen zwischen den Amerikanern und paschtunischen Taliban-Gegnern hin. Dahinter k�nnte Hamid Karazai stehen, ein Anh�nger des fr�heren K�nigs Zahir Shah, der bereits seit drei Wochen im Innern Afghanistans den Aufstand gegen die Taliban organisiert. Seine Anh�nger waren am Wochenende auch in Quetta in Pakistan aktiv. An einer Zusammenkunft von 65 Stammesf�hrern, ehemaligen Milit�rkommandanten und afghanischen Exil-Politikern soll der F�hrer der Taliban, Mullah Omar, heftig kritisiert worden sein. Die Teilnehmer sollen diesen aufgefordert haben, Kandahar zu r�umen.

Von Omar wird angenommen, dass er sich noch immer in seiner wankenden Bastion Kandahar aufh�lt und - wenn man sich auf seine Charakterz�ge und seine �usserungen abst�tzt - wohl eher dort den M�rtyrertod suchen d�rfte als zum gehetzten Fl�chtling zu werden. Die j�ngste Phase des Kriegs, die mit dem ersten Br�ckenkopf im S�den des Landes am Sonntag begonnen hat, hat aber nicht nur zum Ziel, die Taliban aus ihrer letzten Festung zu vertreiben. Die Suche nach Usama bin Ladin tritt nun in eine entscheidende Phase. Zwar gibt es zahlreiche Ger�chte, die bin Ladin in den letzten Wochen bei Jalalabad, im zentralen Bergland von Bamian sowie in der �stlichen Provinz Paktia gesehen haben wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich weiterhin in der Region von Kandahar aufh�lt, wo er zahlreiche Verstecke hat und auf ein Netz von Anh�ngern z�hlen kann, ist aber mindestens ebenso gross. Dies war jedenfalls die Meinung von Abdullah Abdullah, dem Aussenminister der Nord-Allianz. Er erkl�rte am Sonntag, bin Ladin und Mullah Omar bef�nden sich wahrscheinlich in der Region Kandahar. Der Fall der Stadt sei nun �eine Frage von Tagen�.

Falls die Taliban beschliessen, die Stadt zu verteidigen, k�nnten sie den Angreifern aber hartn�ckigen Widerstand entgegensetzen. Pakistanische Zeitungen behaupten, dass sich die 55. Brigade, die �Elite-Einheit� ausl�ndischer K�mpfer in den Reihen der Taliban, vor zwei Wochen von Kabul mit ihren schweren Waffen nach Kandahar habe zur�ckziehen k�nnen. Allerdings ist es m�glich, dass die Koransch�ler die Stadt aufgeben, um sich in den Bergen auf den Guerilla-Krieg vorzubereiten. Dort k�nnten sie aber auf die - auf rund tausend Mann gesch�tzten - amerikanischen Spezialeinheiten stossen, die bereits in der Region vermutet werden. Zudem haben die nun eingeflogenen amerikanischen Bodentruppen, die laut Abdullah nicht durch Verb�nde der Nord-Allianz verst�rkt werden sollen, nicht als einziges Ziel, Kandahar einzunehmen. Sie werden auch das milit�rische R�ckgrat bei der Jagd nach den Urhebern der Terrorattacken in den USA bilden.

 

Aufbau einer US-Basis in S�dafghanistan

Landung eines Voraustrupps von Marine-Infanteristen

In der N�he von Kandahar hat ein Vorauskommando von ungef�hr 500 amerikanischen Marine-Infanteristen ein Flugfeld in Besitz genommen. Dieses soll zu einem St�tzpunkt f�r einen Angriff auf die letzte Bastion der Taliban ausgebaut werden. Die Vorg�nge bei der Gefangenenmeuterei von Mazar-e Sharif sind derzeit noch unklar.

R. St. Washington, 26. November

Seit Montag beschr�nkt sich die milit�rische Pr�senz der Vereinigten Staaten in Afghanistan definitiv nicht mehr auf Sp�htrupps und Sonderkommandos. Am Vormittag besetzten 500 Marine-Infanteristen eine Flugzeugpiste in der Umgebung von Kandahar, dem letzten R�ckzugsgebiet der Taliban. Die Aktion wurde durch �usserst massive Luftangriffe auf Kandahar gedeckt. Nach General Tommy Franks, dem Oberbefehlshaber der milit�rischen Operationen, ging es f�r die Vereinigten Staaten darum, eine Basis innerhalb Afghanistans zu erlangen, um die langen Anflugwege zu vermeiden. Sie soll sukzessive ausgebaut werden und mit 1200 bis 1500 Mann best�ckt werden. Die Ankunft sei gelungen, hiess es in einer offiziellen Verlautbarung des Pentagons in Washington.

Allerdings nimmt man in Washington nicht an, die vollst�ndige Kapitulation der Taliban stehe unmittelbar bevor. Der Taliban-F�hrer Omar sei nicht der Typ des Kapitulanten, meinte Verteidigungsminister Rumsfeld, der Kampf k�nne sich ohne weiteres in die L�nge ziehen. Man rechnet in Washington damit, dass sich der harte Kern der Taliban, die eigentlichen Besch�tzer von al- Kaida, eingraben und in den vielen nat�rlichen H�hlen verstecken wird. Nach amerikanischer Erkenntnis befinden sich Usama bin Ladin und seine engsten Gefolgsleute noch im Lande. Als eine wichtige Aufgabe der Marine-Infanteristen schilderte Verteidigungsminister Rumsfeld die Verhinderung von Ausbruchs- und Fluchtversuchen der Kaida.

�ber den Aufstand der zwischen Mazar-e Sharif und Kunduz gefangen gehaltenen Taliban kann man sich noch kein abschliessendes Bild machen. Nach amerikanischen Presseberichten gelangten in der als Kriegsgefangenenlager dienenden Festung Taliban und pakistanische sowie arabische Mitstreiter an ein Munitionsdepot und begannen darauf eine Revolte gegen die das Lager verwaltenden Truppen der Nord-Allianz. An Ort und Stelle befanden sich auch ein halbes Dutzend amerikanischer Soldaten, eventuell ein Agent der CIA und laut dem Nachrichtenmagazin �Time� etwa ein halbes Dutzend britischer Soldaten. Berichte, wonach der CIA-Agent ums Leben gekommen sei, wurden von der Zentrale in Washington dementiert. Dagegen sind nach General Myers, dem Vorsitzenden der vereinigten amerikanischen Generalst�be, f�nf amerikanische Soldaten von einer eigenen Bombe getroffen und zum Teil schwer verletzt worden. Sie sollen so schnell wie m�glich in ein amerikanisches Milit�rspital in Deutschland �bergef�hrt werden.

Am Sonntag hatte es geheissen, Flugzeuge der Air Force h�tten den Aufstand zu ersticken versucht. Am Montag erkl�rte ein pensionierter General, er halte die Berichte f�r unglaubw�rdig, da die Vereinigten Staaten nicht in v�lkerrechtswidriger Weise gegen Kriegsgefangene vorgingen. Ebenso �usserte sich der suspendierte afghanische Pr�sident Rabbani. Die verantwortlichen Stellen haben die Bombardierung des Lagers zugegeben, sagen aber, sie seien dazu gezwungen worden, weil der Feind die Kampfhandlungen wieder aufgenommen habe. Der Vorfall, bei dem mehrere hundert K�mpfer ums Leben kamen, bedarf noch der Abkl�rung.

In einem kurzen Auftritt vor dem Pressekorps des Weissen Hauses forderte Pr�sident Bush den irakischen Diktator Saddam Hussein nachdr�cklich auf, die Waffeninspektionen in seinem Land wieder zuzulassen. Die Uno-Inspektoren waren Ende 1998 von Bagdad ausgewiesen worden. Ein Jahr sp�ter lehnte Saddam Hussein deren R�ckkehr ab, obschon der von ihm besonders gef�rchtete bisherige Leiter Richard Butler der Delegation nicht mehr angeh�rte und die Uno eine Suspension der Sanktionen in Aussicht gestellt hatte. �ber die Opportunit�t eines massiven Schlags gegen den Irak w�hrend des Kriegs gegen die Taliban oder kurz danach sind die Meinungen in Washington weiterhin geteilt. Das auf die Wahrung der internationalen Koalition bedachte State Department bleibt zur�ckhaltend, insbesondere m�chte man dort die im arabischen und islamischen Raum gewonnenen Sympathien nicht aufs Spiel setzen. Aussenminister Powell versuchte am Montag, seinen russischen Kollegen Iwanow zu einer Versch�rfung des politischen Drucks auf Bagdad durch strengere Sanktionen zu gewinnen; Moskau war daf�r noch nicht zu haben. F�r das Pentagon stehen die rein milit�rischen �berlegungen im Vordergrund; dort h�lt man die guten Beziehungen zu islamischen Freunden nicht unbedingt f�r lebenswichtig und stellt das amerikanische Interesse in den Vordergrund. Das Weisse Haus will zuerst die Drohung wirken lassen und dann weiter sehen. Dass Saddam Hussein zu den Beg�nstigern des Terrorismus gez�hlt wird, steht nach dem Pr�sidentensprecher Fleischer ausser Zweifel, und aus dieser Einsch�tzung kann im weltweiten Kampf zur Ausrottung des Terrorismus jederzeit die entsprechende Konsequenz gezogen werden.

US-Helikopter im Einsatz bei Kandahar

(ap) Nur wenige Stunden nach der Landung der Marine-Infanteristen in der N�he der Taliban-Hochburg Kandahar ist es dort zu Kampfhandlungen gekommen. Amerikanische Helikopter nahmen am sp�ten Montagabend in der N�he ihrer neu errichteten Basis eine Kolonne von Panzern und Panzerwagen unter Beschuss, wie ein Offizier berichtete. NZZ

 

VERHANDLUNGEN

Wollten die Taliban Bin Laden loswerden?

US-Diplomaten haben sich in den vergangenen drei Jahren mindestens 20-mal mit Abgesandten des Taliban-Regimes getroffen, um �ber eine Auslieferung von Osama Bin Laden zu verhandeln.

 
Washington - Die Treffen fanden bis kurz vor dem 11. September statt. Dabei h�tten die Taliban angeboten, Bin Laden auszuliefern, wenn ihre Bedingungen akzeptiert w�rden. Es sei auf amerikanischer Seite allerdings umstritten, wie die Angebote der Taliban zu bewerten gewesen seien, berichtet die" Washington Post".

 

Einige Experten argumentieren, dass die USA nie wirklich auf das Problem der Taliban eingegangen seien, Bin Laden an ein westliches Land auszuliefern und gleichzeitig ihr Gesicht zu wahren. "Wir fanden keine gemeinsame Sprache. Unsere Position war: 'Liefert Bin Laden aus'. Sie sagten: 'Tut etwas, um uns zu helfen Bin Laden auszuliefern'", zitiert die "Washington Post" Milton Bearden, einen ehemaligen CIA-Zweigstellenleiter in Afghanistan.

Im US-Au�enministerium wird allerdings bezweifelt, dass die Angebote der Taliban wirklich ernst gemeint waren. Die USA h�tten die Verhandlungen "sehr, sehr geduldig" begonnen, sagt ein Mitarbeiter des Au�enministeriums. Nach vielen Treffen h�tten die amerikanischen Abgesandten aber die Geduld verloren, da die Taliban "immer gesagt haben, sie tun etwas, aber im Endeffekt �berhaupt nichts gemacht haben".

 

Die Treffen fanden dem Bericht nach in Taschkent, Kandahar, Islamabad, Bonn, New York und Washington statt. Es habe auch �berraschende Anrufe und Besuche der Taliban gegeben. So habe der Taliban-F�hrer Mohammed Omar einmal im US-Au�enministerium angerufen und 40 Minuten mit einem Beamten der mittleren Verwaltungsebene gesprochen. Ein anderes Mal sei ein Vertreter der Taliban nach Washington gereist und habe einen Teppich f�r Pr�sident Bush mitgebracht.

    
IN SPIEGEL ONLINE
 
�  Pakistan: Geheimdienst ISI kooperiert mit al-Qaida
�  Anti-Terror-Kampf: CIA erw�gt gezielte T�tungen
�  Der US-Geheimdienst CIA auf der Jagd nach Osama Bin Laden: Auftrag: Mord

 
 
Die Versuche der Amerikaner, Bin Ladens habhaft zu werden, h�tten bereits 1996 begonnen, so die "Washington Post". Nach den Bombenanschl�gen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania seien sie besonders intensiv gef�hrt worden. Anfang 1999 sei eine US-Delegation nach Islamabad gereist und habe dem stellvertretenden Au�enminister der Taliban Beweise f�r die Mitt�terschaft Bin Ladens an den Terroranschl�gen auf die Botschaften vorgelegt. Es habe auch eine Einladung an die afghanischen Machthaber gegeben, nach New York zu kommen, um weiteres Beweismaterial zu begutachten. Dies h�tten die Taliban aber abgelehnt.

Die USA h�tten sie nun gewarnt, dass sie die Taliban f�r alle terroristischen Aktionen von Bin Laden verantwortlich machen w�rden.

Daraufhin h�tten die Taliban Bin Laden an einen abgelegenen Ort gebracht und ihm seine Kommunikationsmittel entzogen. �ffentlich sagten die Taliban, sie w�ssten nicht mehr, wo sich der Gesuchte aufh�lt. Dies sei als eine verschl�sselte Botschaft zu verstehen gewesen, dass die Taliban Bin Laden zur Ergreifung freigegeben h�tten, sagt der ehemalige CIA-Mitarbeiter Bearden. "Jedesmal wenn die Afghanen sagen: Wir haben ihn verloren, teilen sie etwas mit. Sie sagen: Er steht nicht l�nger unter unserem Schutz." Das US-Au�enministerium interpretierte die Haltung der Taliban jedoch als mangelnde Kooperation.

Als Antwort auch den verst�rkten Druck durch die Vereinten Nationen haben die Taliban im Oktober 1999 dann offenbar das Angebot gemacht, Bin Laden in einem muslimischen Land vor Gericht stellen zu lassen. Sie h�tten allerdings erneut zus�tzliche Beweise verlangt. Schlie�lich sei das US-Au�enministerium zu der Schlussfolgerung gelangt, die Taliban versuchten nur auf Zeit zu spielen. "Ihr einziges Ziel war es, Bin Laden nicht auszuliefern", sagt Karl Inderfurth, stellvertretender Au�enminister der Clinton-Administration. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Bearden sagt hingegen: "Ich habe keine Zweifel, dass sie ihn loswerden wollten".

Dennoch hat es selbst nach dem 11. September weitere Kontakte gegeben. So rief Bearden im afghanischen Kandahar an und sprach mit dem Taliban-Vertreter, der zuvor in Washington zu Besuch war. Dieser habe ihm gesagt, es bestehe immer noch eine 50-prozentige Chance, dass Bin Laden ausgeliefert werde.

Danach passierte jedoch nichts. F�nf Tage sp�ter begannen die USA mit der Bombardierung Afghanistans.
    
IN INTERNET
 
�  Artikel der "Washington Post"

SPIEGEL ONLINE ist nicht verantwortlich f�r die Inhalte externer Internetseiten.


 

 

 

 

 
 
 
 
 
US-Propaganda: �Taliban, ihr seid verdammt!� 
24.10 .2001 Nordkurier Online

  Von einem Kampfflugzeug aus senden die USA Propaganda nach Afghanistan. Aufrufe im Radio sollen die Taliban zum Aufgeben bewegen. Ihre Botschaft: �Ihr habt euch selbst zum Tode verurteilt!�
�Commando Solo� hei�t das US-Flugzeug vom Typ �EC130�, das �ber Afghanistan kreist - nicht, um Bomben abzuwerfen, sondern um Propagandameldungen nach Afghanistan zu senden. Seit dem vergangenen Wochenende schickt das Pentagon nach eigenen Angaben vor allem eine Botschaft an die Taliban: �Ihr seid verdammt!� Die afghanische Bev�lkerung dagegen soll mit Hilfe der von den US-Flugzeugen abgeworfenen aufziehbaren Radios und Flugbl�ttern erfahren: �Wir sind hier, um euch zu befreien!�  

�Achtung Taliban!� beginnt einer der Aufrufe, die das Pentagon in der englischen �bersetzung im Internet ver�ffentlichte. �Ihr seid verdammt. Wusstet ihr das schon? In dem Moment, als Terroristen unsere Flugzeuge in ihre Gewalt gebracht haben, habt ihr euch selbst zum Tode verurteilt. Hochausgebildete Soldaten kommen, um ein f�r allemal Osama bin Ladens Terroristenring auszuschalten und die Taliban, die seine Handlungen unterst�tzen.�


 

 

CIA agent alleged to have met Bin Laden in July

French report claims terrorist leader stayed in Dubai hospital

Anthony Sampson
Thursday November 1, 2001
The Guardian (UK)

Two months before September 11 Osama bin Laden flew to Dubai for 10 days for treatment at the American hospital, where he was visited by the local CIA agent, according to the French newspaper Le Figaro. The disclosures are known to come from French intelligence which is keen to reveal the ambiguous role of the CIA, and to restrain Washington from extending the war to Iraq and elsewhere.

Bin Laden is reported to have arrived in Dubai on July 4 from Quetta in Pakistan with his own personal doctor, nurse and four bodyguards, to be treated in the urology department. While there he was visited by several members of his family and Saudi personalities, and the CIA.

The CIA chief was seen in the lift, on his way to see Bin Laden, and later, it is alleged, boasted to friends about his contact. He was recalled to Washington soon afterwards.

Intelligence sources say that another CIA agent was also present; and that Bin Laden was also visited by Prince Turki al Faisal, then head of Saudi intelligence, who had long had links with the Taliban, and Bin Laden. Soon afterwards Turki resigned, and more recently he has publicly attacked him in an open letter: "You are a rotten seed, like the son of Noah".

The American hospital in Dubai emphatically denied that Bin Laden was a patient there.

Washington last night also denied the story.

Private planes owned by rich princes in the Gulf fly frequently between Quetta and the Emirates, often on luxurious "hunting trips" in territories sympathetic to Bin Laden. Other sources confirm that these hunting trips have provided opportunities for Saudi contacts with the Taliban and terrorists, since they first began in 1994.

Bin Laden has often been reported to be in poor health. Some accounts claim that he is suffering from Hepatitis C, and can expect to live for only two more years.

According to Le Figaro, last year he ordered a mobile dialysis machine to be delivered to his base at Kandahar in Afghanistan.

Whether the allegations about the Dubai meeting are confirmed or not, the wider leaks from the French secret service throw a worrying light on the rivalries and lack of coordination between intelligence agencies, both within the US and between western allies.

A familiar complaint of French intelligence is that collaboration with the Americans has been essentially one-way, with them happy to receive information while giving little in return.



Analyst (Central Asia Caucasus Institute) 
Wednesday/February 2, 2000 

PAKISTAN'S GENERAL MUSHARRAF AND THE TALIBAN 
by Ahmed Rashid 

After the October 12 military coup in Pakistan, there was increasing speculation that the army's promised agenda to bring about major reforms in Pakistan may also include a change of policy towards the Taliban in an effort to bring peace to war torn Afghanistan. While General Musharraf appears to show greater flexibility toward pressuring the Taliban to accept peace initiatives, the neo-fundamentalist generals on whom Musharraf depended during the coup are blocking such efforts. These same generals have been emboldened in their resistance to policy changes by renewed tensions with India in the aftermath of the Indian Airlines highjacking and by the Taliban's recognition of the Chechen government. 

BACKGROUND: 
During his visit to Iran on December 9, Pakistan Chief Executive General Pervaiz Musharraf's stated that Pakistan supports ''a broad based representative and multi-ethnic government in Afghanistan.'' The statement raised hopes that the Pakistan army may be willing to improve relations with Iran to bring about an Afghan settlement. At the same time Pakistan would use its influence with the Taliban to force them into negotiations with the anti-Taliban Northern Alliance. 

Pakistan has supported the Taliban with military and political support since the movement's inception in late 1994. It is one of only three countries that recognizes the Taliban government and defends it at all international forums, while condemning the Northern Alliance and other peace initiatives. Meanwhile, Iran, Russia, India, Uzbekistan and Turkey support the Northern Alliance. Recently, the army has shown greater flexibility about other Afghan peace initiatives. Pakistan did not condemn and even expressed mild support when former King Zahir Shah of Afghanistan met with a group of Afghan exiles in November. These exiles are pushing for a reestablishment of a Loya Jirga (Grand Assembly), a traditional Afghan institution for resolving conflicts and governing the country. Pakistan also did not negatively react to meetings in Iran between Northern Alliance leaders and Iranian officials. The meetings involved all the major leaders from the Tajik, Uzbek and Hazara ethnic minorities who are part of the Northern Alliance. Iran and Russia are the principle providers of military aid to the Northern Alliance. Meanwhile, the army is attempting to deal with the domestic backlash from the Afghan conflict. The government has held three rounds of talks with the Taliban in an attempt to stop the massive cross-border smuggling of consumer goods, fuel and foodstuffs between Pakistan and Afghanistan. Such smuggling has amounted to US$ 2.5 billion dollars in 1998 and has created a massive loss of revenues and industrial stagnation in Pakistan. 

Meanwhile Pakistan's Interior Ministry has pledged to disarm the Pakistani population, curb military training in the country's thousands of madrassas (religious schools) and rationalize the curriculum of these schools. The Pakistani madrassas provide thousands of Pakistani recruits who fight alongside the Taliban. 

IMPLICATIONS: 
All these measures remain partial and piecemeal. The military has still not undertaken a major review of its policy towards Afghanistan. Despite increasing public calls for a review of Pakistan's ''Jehadi'' foreign policy in Kashmir and Afghanistan and considerable pressure from the United States and other close allies of Pakistan to wind down its support for the Taliban, General Musharraf has been reluctant to do so. 

The reason is that the army remains sharply divided over this issue. Senior generals who form the core group of advisers (junta) around Musharraf and the Inter-Services Intelligence (ISI) are united on Musharraf's agenda for domestic economic and social reforms. But they are profoundly divided on policies towards the Taliban and United States demands for the curbing of Pakistan based terrorism. Musharraf himself is heavily dependent on several neo-fundamentalist generals who helped him during the coup and who believe in maintaining the foreign policy status quo. 

Meanwhile, the Foreign Ministry is reluctant to order a policy review until the army gives the signal that it itself is willing to do so. Since his visit to Iran, Musharraf has hardened his stance on support for the Taliban. He told journalists in Lahore on 24 December that he has "given several proposals to Iran and urged Iran to talk to the Taliban. 

These proposals include a methodology for a settlement but they have to understand that 90% of the ground is held by the Taliban and the other forces only hold 10%, and you have to accept that reality.'' Musharraf also appeared to rule out United Nations or Western mediation in the conflict. He stated, ''There are only four parties that need to get together-Iran, Pakistan, Taliban and the Northern Alliance. There is no need to include the Six-Plus-Two or the Five-Plus-Two or any other such (international) group. They should be cut out.'' This statement was in reference to United Nations initiatives. 

CONCLUSIONS: 
Pakistan's hardline generals and the Islamic parties, who are resisting any policy change, have only been further emboldened by India's hostile attitude toward Pakistan and its demands to declare Pakistan a terrorist state. Without an overall strategic change in policy, the army's piecemeal attempts to curb smuggling or the madrassas cannot succeed. In fact the Taliban, confident of continued Pakistani support, have rejected all Pakistani proposals to end smuggling while the campaign to contain the madrassas is on hold. Moreover, many fundamentalist leaders in Pakistan�s army do not want to antagonize Pakistan's fundamentalist Islamic parties who support the Taliban. 

Should a widescale clampdown on madrassas go forward, they might very well weaken Musharraf's support within his junta. Pakistan's renewed tensions with India in the aftermath of the Indian Airlines highjacking, coupled with United States claims that the hijackers were supported by Pakistan, will indefinitely delay any major review of Pakistan�s foreign policy. The Taliban's recognition of the Chechen government will also strengthen Pakistani Islamic parties support for the Chechens in the form of military supplies, funds and fighters. 

The Taliban now provide a direct link to Chechnya. Hundreds of Pakistani militants fought in Chechnya during the 1994-96 war and continue to do so. Thus, there will be no immediate change in the military's support to the Taliban. Both the Taliban and the Northern Alliance are marshalling supplies from their regional allies and preparing for a renewal of the spring fighting season. Fighting could start as early as March with a major Taliban offensive against Ahmad Shah Masud's forces north of Kabul. 

AUTHOR BIO: 
Ahmed Rashid has covered the war in Afghanistan for 20 years. He is Pakistan, Afghanistan, and Central Asia Correspondent for the Far Eastern Economic Review and author of The Resurgence of Central Asia: Islam or Nationalism? His latest book Taliban: Militant Islam, Oil, and Fundamentalism in Central Asia has just been published. 

 
 
 
 
Doppelspiel des pakistanischen Geheimdienstes
Die USA brauchen Hilfe vom pakistanischen Geheimdienst, k�nnen aber den Wegbereitern der Taliban nicht �ber den Weg trauen.

07.11 .2001 Presse

WIEN. Eines war den Amerikanern nach dem 11. September schnell klar: Wenn sie Osama bin Laden, den mutma�lichen Drahtzieher der Terroranschl�ge auf das World Trade Center und das Pentagon, in Afghanistan fassen wollen, dann werden sie auch h�chst dubiose Hilfe in Anspruch nehmen m�ssen.

Kaum eine Organisation hat wohl mehr Informationen �ber die afghanischen Taliban-Milizen und deren "Gast" angeh�uft als die pakistanische Inter Services Intelligence (ISI). Denn schlie�lich war es Pakistans "unsichtbare Regierung", die von 1979 bis 1988 mit finanzieller Unterst�tzung des US-Geheimdienstes CIA den Dschihad gegen die sowjetischen Invasoren im benachbarten Afghanistan organisiert und ab 1994 entscheidend zum Siegeszug der Taliban beigetragen hatte.

Auf eindringlichen Druck der USA versprach Pakistans Milit�rmachthaber Pervez Musharraf, die ISI neu auszurichten, die Taliban fallen zu lassen und auf geheimdienstlicher Ebene voll zu kooperieren. Um seine Loyalit�t zu den Amerikanern zu demonstrieren, war Musharraf bereit, einen Mann zu opfern, der ihm bei seinem Milit�rputsch im Oktober 1999 treu zur Seite gestanden war: Wenige Stunden vor Beginn der US-Luftangriffe auf Afghanistan setzte der pakistanische Pr�sident den Chef des ISI-Geheimdienstes, General Mahmud Achmed, ab.

Achmed wurde ein besonderes Naheverh�ltnis zum F�hrer der Taliban, Mullah Mohammed Omar, nachgesagt. Nach dem 11. September pilgerte der General zweimal nach Kandahar, um den ein�ugigen Chef der martialischen Koransch�ler zu �berreden, Osama bin Laden auszuliefern. Vergeblich.

Leere Air Force One

Die Amerikaner hatten den pakistanischen Geheimdienst seit l�ngerem mit einiger Skepsis betrachtet. Das Mi�trauen war so gro�, da� dem ehemaligen US-Pr�sidenten Bill Clinton abgeraten wurde, nach Pakistan zu reisen. Es wurde bef�rchtet, da� die ISI von Extremisten infiltriert sei und Daten der Clinton-Tour an Attent�ter, vielleicht sogar aus dem Kreis Bin Ladens, weitergeben k�nnte. Clinton kam im M�rz 2000 trotzdem nach Pakistan, aber nur f�r sechs Stunden und unter ungew�hnlichen Sicherheitsvorkehrungen: Die Air Force One, die in Islamabad landete, war leer - Clinton kam in einer unscheinbaren Maschine angeflogen.

Umso gr��er war die Genugtuung in Washington, als Achmed nun durch den als gem��igter geltenden General Eshanqul Haq abgel�st wurde. Doch mittlerweile dominiert in Washington wieder tiefes Mi�trauen gegen Pakistans Nachrichtendienst, sp�testens seit der Ermordung des Mudschaheddin-Veterans Abdul Haq. Er war auserkoren worden, im S�den Afghanistans eine Revolte gegen die Taliban anzuzetteln. Am 26. Oktober brach Haq in seine Heimat auf - und geriet in einen Hinterhalt der Taliban, die ihn kurzerhand hinrichteten.

In Washington schrillten die Alarmglocken. Wer hatte Haq verraten? Offiziell ist der Fall noch nicht klar. Doch der Verdacht fiel umgehend auf ISI. Sicherheitshalber wurden am Tag nach Haqs Tod die amerikanischen Milit�rs und Geheimdienstleute angeblich angewiesen, k�nftig nur noch die allernotwendigsten Informationen mit den Pakistanis zu teilen.

Hinzu kamen Berichte, wonach der pakistanische Geheimdienst die Taliban immer noch mit Waffen beliefere. Die "Los Angeles Times" schreibt unter Berufung auf diplomatische Quellen in Pakistan, da� nach dem 11. September mindestens sechs LKW-Ladungen mit Waffen die afghanische Grenze �berquerten. In der s�dwestlichen Grenzstadt Chaman ist gar von regelm��igen Konvois in Richtung Afghanistan die Rede. Vermuteter Absender: ISI.


Unkontrollierbare Grenze

Beweise daf�r gibt es nicht. Denn eine unabh�ngige Kontrolle der durchl�ssigen und 2400 Kilometer langen Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan ist praktisch unm�glich. Das mu�te schon die UNO leidvoll erfahren, nachdem der Sicherheitsrat im J�nner dieses Jahres ein Embargo gegen die Taliban verh�ngt hatte. In einer UN-Studie hei�t es, da� f�r eine effektive �berwachung der Grenze mehr als 10.000 Mann notwendig w�ren - die UNO stellte 16 Mann ab.

Es mag sein, da� Pakistans Staatschef Musharraf die ISI an der Spitze tats�chlich umgepolt hat, doch zumindest in den unteren R�ngen finden sich vermutlich nach wie vor Verb�ndete der Taliban. "Auf der operativen Ebene machen die pakistanischen Geheimdienstleute, was sie wollen", sagen Diplomatischen in Islamabad offen.


 
 
P O L I T I K,focus,15.10.2001


Anw�lte verhindern Angriff auf
Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar 

 

T aliban-Chef Mullah Mohammed Omar ist wegen juristischer Bedenken vor einem US-Angriff verschont worden. Die Rechtabteilung der amerikanischen Armee habe vor einem Raketenbeschuss seines Hauses abgeraten, berichtete die Wochenzeitung �The New Yorker� am Montag.

US-Kampfflugzeuge hatten deswegen laut der Zeitung zun�chst nur vor dem Geb�ude abgestellte Fahrzeuge beschossen. Erst als Omar das Haus in Kabul verlassen habe, h�tten die Jets das Geb�ude bombardiert und zerst�rt.

Auch f�r einen Angriff auf den Konvoi, in dem Omar aus der afghanischen Hauptstadt geflohen sei, h�tten die notwendigen Vollmachten gefehlt, berichtete �The New Yorker�. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Vertreter des Geheimdienstes h�tten �vor Wut gesch�umt�, als sie von der verpassten Gelegenheit h�rten.

Omar hatte sich seit dem 7. Oktober zusammen mit etwa 100 Leibw�chtern in Kabul aufgehalten.

 

Kriselt es in der Taliban-Regierung?

 

 

15.10 .2001 Spiegel

Offiziell hei�t es, mit den Taliban werde nicht mehr verhandelt. Nun hat sich US-Au�enminister Colin Powell nach Pakistan aufgemacht, um m�glicherweise auf diplomatischem Weg doch etwas zu erreichen. Schlie�lich gibt es Berichte �ber einen bevorstehenden Bruch innerhalb der Taliban-Regierung.

Washington/Islamabad - Nach Angaben einer arabischen Zeitung will Powell eventuell den Taliban-Au�enminister Wakil Ahmed Mutawakil treffen. Die in London erscheinende Zeitung "Al-Hayat" berichtete in ihrer Montag-Ausgabe, Mutawakil wolle sich m�glicherweise von den Taliban lossagen und sich an Gespr�chen �ber die Bildung einer neuen Regierung in Afghanistan beteiligen. An diesen von Pakistan organisierten Verhandlungen sollten auch Abgesandte des afghanischen Ex-K�nigs Sahir Schah und der Nordallianz teilnehmen, hie� es.

Die offizielle Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate (WAM) meldet, Muttawakil sei am Sonntag in die pakistanische Hauptstadt Islamabad gereist. Dies deute m�glicherweise auf Meinungsverschiedenheiten innerhalb der radikal-islamischen Regierung hin. Das Au�enministerium Mutawakils erkl�rte dagegen, der Minister halte sich nicht in Pakistan, sondern nach wie vor in Kabul auf. Mutawakil gilt als gem��igter Vertreter der Taliban.

Der stellvertretende Botschafter der afghanischen Taliban-Regierung in Pakistan,Sohail Schaheen, wies die Spekulationen zur�ck, wonach es sei seit Beginn der US-Luftangriffe auf das Land vor mehr als einer Woche zu Abspaltungen innerhalb der Taliban gekommen sei. Weiter erkl�rte Schaheen, der von den USA gesuchte muslimische Extremisten Osama Bin Laden sei am Leben. Auch dem Chef der Taliban, Mullah Mohammad Omar, gehe es gut, so Schaheen am Montag in Islamabad.

 

Pakistan

Pakistan blocks Alliance advance

Powell flies out for delicate talks on post-Taliban government

Luke Harding in Islamabad
Monday October 15, 2001
The Guardian

Pakistan will today seek assurances from the US secretary of state Colin Powell that America will not bomb the Taliban's frontline positions north of Kabul, which would allow the opposition Northern Alliance to make a rapid advance on the capital.

Mr Powell arrives in Islamabad this evening for talks with General Pervez Musharraf, Pakistan's military ruler. They are expected to discuss the situation inside Afghanistan, and the crucial question of how the Taliban should be dislodged from power.

Gen Musharraf wants the Northern Alliance to be prevented from capturing Kabul, as it is backed by Pakistan's arch-rival India. Any alliance-led government would be hostile to Pakistan's interests, officials in Islamabad believe.

Such is the degree of suspicion that Gen Musharraf has threatened to close Pakistan's airspace and cancel support for US bombing if Washington reneges on what one source described as a "tacit understanding" not to help the alliance too much.

Despite dropping hundreds of tonnes of bombs and missiles on Afghanistan over the past week, the US has studiously avoided destroying the Taliban's frontline defences, 35 miles north of Kabul, where up to 10,000 Taliban and Arab fighters are encamped. The Northern Alliance has so far refused to launch a counter-offensive until Taliban positions are knocked out.

Yesterday a senior opposition military commander, Gen Haji Almaz Khan, conceded that the Taliban had beefed up their forces at the frontline, near the former Soviet air base at Bagram. More troops had arrived since air strikes began. "Many left Kabul for the front line, thinking it's safer there," Gen Khan said.

The Bush administration now faces an urgent military dilemma: if the Northern Alliance is prevented from taking Kabul, then how are the Taliban to be removed from power? The extremist regime has shown few signs of disintegrating and with the onset of winter only weeks away, the window of opportunity for military action is disappearing.

"If the Northern Alliance is allowed to move towards Kabul then Pakistan will conclude that the US is using Pakistan and ignoring its feelings," Lt Gen Talat Masood, a close friend of General Musharraf's and a former minister, said. "There would be a strong reaction here. Whatever support Gen Musharraf has would completely erode."

Last Wednesday the Pakistani leader held talks in Islamabad with the US ambassador Wendy Chamberlin and the new head of Pakistan's ISI military intelligence service, Lt Gen Ehsan ul-Haq. They discussed how the Pashtun, the ethnic group from which the Taliban are almost exclusively drawn, should play a lead role in any future post-Taliban administration.

Gen Musharraf is expected to raise the tricky subject of the Northern Alliance during his meetings with the US secretary of state. Mr Powell, who visits New Delhi next, will also discuss Pakistan's rapidly deteriorating relations with India. India has threatened to attack training camps in Pakistan used by Islamist militants fighting Indian security forces in Kashmir.

With the Taliban in power, the prospects of capturing Osama bin Laden remain small. But if the US sticks by its understanding with Pakistan not to help the Northern Alliance there seems little prospect of the Taliban being toppled before next year. The only way to get rid of the Taliban quickly appears to be a large-scale American ground invasion, an option that Washington has already rejected.

The Northern Alliance said yesterday that its forces would not advance to Kabul without a political solution in place.

Asked by CNN television if the opposition was in a position to move against Kabul, the Northern Alliance foreign minister Abdullah Abdullah said: "Moving towards Kabul will need a political as well as a military solution."

Commenting on a proposal from the Taliban that opposition fighters join them in their war against the US, Mr Abdullah said that, on the contrary, Taliban forces were defecting to the opposition. "It is the people of the Taliban themselves who are defecting... not vice versa," he said.

Milit�rische Ausr�stung und St�tzpunkte der Taliban.

   

 


Taliban: Military Arsenal

The Taliban is retaliating against U.S. attacks, armed primarily with aging Soviet weapons. Analysts said it is difficult to judge the Taliban's arsenal accurately following decades of war in Afghanistan. They estimate that the Afghan regime has roughly 45,000 troops, but Taliban sources said 250,000 more are being mobilized.

Sources: CIA World Factbook, The Washington Post;-->Jane's Intelligence Review, Military.com, Federation of American Scientists 

Air Defences

SA-2 Guideline Surface-to-Air Missile

Length: 34.7 feet
Diameter: 27.5 inches
Rate of fire: Three missiles per target but limited to one target at a time
Maximum range: Up to 34 miles (varies with model)

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com

 

SA-3 GOA Surface-to-Air Missile

Length: 22 feet
Diameter: 23.6 inches
Rate of fire: One or two missiles per target, capable of tracking six targets
Maximum range: 16 miles

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com

ZU-23 Anti-Aircraft Gun

Lightweight towed 23 mm twin-barrel anti-aircraft gun
Length: 14.85 feet
Width: 5.95 feet
Rate of fire: A maximum of 800-1,000 rounds per minute per gun
Maximum range: 15 miles (horizontal); 11 miles (vertical)

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com

ZSU-23-4 Self-Propelled Anti-Aircraft Gun Systems

Twin 57 mm cannons mounted on a PT-76 light amphibious tank
Length: 21 feet
Width: 10 feet
Rate of fire: 2,000 rounds
Maximum range: 16 miles

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com

     

Ground Vihecles

T-62 Main Battle Tank

Transmission: Automatic
Speed: Maximum 28 mph
Cruising range: Up to 404 miles (with additional fuel tanks)
Crew: Four (loader, driver, gunner, tank commander)
Ammunition: 40 main gun rounds

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com

BMP-1 Armored personnel carrier

Transmission: Manual with five forward gears and one reverse
Speed: Maximum 40-45 mph
Cruising range: 372 miles
Crew: Three (driver, gunner and commander, who is squad leader when the infantry squad dismounts)
Ammunition: 40 73mm cannon rounds; 2,000 7.62mm machine gun rounds


Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com
BMP-2 Armored Personnel Carrier and Combat Vehicle

Transmission: Manual with five forward gears and one reverse
Speed: Maximum 40 mph
Cruising range: 372 miles
Crew: Three (driver, gunner and commander, who is squad leader when the infantry squad dismounts)
Ammunition: 500 30mm cannon rounds; 2,000 7.62mm machine gun rounds

Sources: Jane's Intelligence Review, Military.com
     

 
Im Profil
Maulana Samiul Haq  
F�hrender Fundamentalist in der pakistanischen Opposition 
 
 
   
   
(SZ vom 19.09.2001) - Mullah Mohammed Omar, der unnahbare Chef der afghanischen Taliban, geh�rt nicht zu den Sch�lern von Maulana Samiul Haq, wohl aber ein gro�er Teil der �brigen Taliban-F�hrung: Minister, Provinzgouverneure, Kommandanten.

Samiul Haq ist aber ein gro�er Freund von Mullah Omar. Die beiden stehen miteinander in Kontakt, Mullah Omars Leute gehen bei Samiul Haq ein und aus, und in der Not hat der islamische Gelehrte aus Pakistan den afghanischen Gotteskriegern auch schon ausgeholfen:

Als die Taliban 1997 in Mazari-Sharif, einer strategisch gelegenen Stadt im Norden Afghanistans, eine bittere Niederlage einstecken mussten, schloss Samiul Haq seine madrasa, seine Koranschule in Pakistan, und schickte die Studenten nach Afghanistan, um an der Seite der Taliban zu k�mpfen.

Samiul Haqs Hochburg ist die Haqqania, eine madrasa f�r 3000 Sch�ler zwischen f�nf und 20 Jahren, die schon von seinem Vater gegr�ndet worden war. Unweit der Hauptstra�e zwischen Islamabad und der westpakistanischen Stadt Peshawar, liegt in dem Ort Akora Khattak ein gro�er Geb�udekomplex mit einer Moschee, Schulgeb�uden und Unterk�nften f�r die Studenten.

In seinem B�ro, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden sitzend, h�lt Samiul Haq Hof, ein freundlicher, jovialer Mann mit Turban und hennagef�rbtem Vollbart. Er empf�ngt Besucher, geht seine Post durch, bl�ttert in den neuen Zeitungen und spricht zwischendurch mit dem Journalisten aus dem fernen Europa.

Maulana Samiul Haq, 64 Jahre alt, h�lt nicht nur gro�e St�cke auf Mullah Omar, sondern auch auf Osama bin Laden. Ein gro�er Dschihad, ein heiliger Krieger gegen die Russen, sei bin Laden gewesen. Und jetzt w�rden die USA dieselbe Rolle spielen wie fr�her die Sowjetunion. Sie h�tten sogar Gebiete in Saudi-Arabien besetzt, dem Land der heiligsten Orte des Islam.

Der islamische Gelehrte, der so harmlos und liebensw�rdig wirkt, ist Chefideologe einer aggressiven und fundamentalistischen Interpretation des Islam, die er an tausende Sch�ler aus Pakistan, Afghanistan, aber auch Tadschikistan und Zentralasien weitergibt. F�r ihn ist Amerika der gro�e Shetan, der Satan, den es �berall auf der Welt zu bek�mpfen gilt. �Es muss die oberste Pflicht jedes Muslims sein, gegen Amerika zu k�mpfen�, sagt Samiul Haq.

Samiul Haq ist nicht nur Lehrer und Gelehrter, er spielt auch ein politische Rolle. Er f�hrt einen Fl�gel der in sich zerstrittenen fundamentalistischen Partei Jamiat-e-Ulema Islam (JUI). Viele Jahre war er Mitglied des pakistanischen Parlaments.

Dem pakistanischen Milit�rherrscher Pervez Musharraf stand er urspr�nglich mit distanziertem Wohlwollen gegen�ber. Doch das d�rfte sich inzwischen ge�ndert haben. Musharraf muss aus genau der fundamentalistischen Ecke, f�r die Samiul Haq steht, rabiaten Widerstand gegen seine neue Afghanistanpolitik bef�rchten.

Pakistans Islamisten stehen zu den Taliban. Musharraf wird in diesen Kreisen als Lakai der Amerikaner gesehen. �Die USA behandeln Pakistan wie eine Kolonie�, sagte der Maulana schon vor Musharrafs Kehrtwendung


 
God Bless Afghanistan  

This is an independent Afghan homepage
 

Wie fest sitzen die Taliban im Sattel?

Wichtige Rolle der ausl�ndischen Jihad-K�mpfer

Afghanistan ist ber�chtigt wegen der Machtk�mpfe, Intrigen und Palastrevolutionen. Doch das Taliban-Regime zeigt kaum Zerfallserscheinungen. Liegt der Grund in der Abwesenheit einer st�dtischen Elite, die heute im Exil lebt? Oder st�tzen sich die �Gotteskrieger� auf die Kerntruppen der ausl�ndischen Jihad-K�mpfer?

By. Delhi, 19. September

Eine amerikanische Karikatur aus dem Jahre 1992 zeigt auf der einen H�lfte einen K�mpfer der Mujahedin, der die Arme in die H�he streckt und schreit �Allah sei gepriesen! Afghanistan hat den Kommunismus besiegt, diesen Anachronismus des 20. Jahrhunderts . . .� Die rechte Seite f�hrt den Satz zu Ende: �. . . und es ist frei, ins 11. Jahrhundert zur�ckzukehren�; das Bild zeigt Freiheitsk�mpfer, die sich gegenseitig niedermetzeln. Die Zeichnung kolportiert einen Gemeinplatz: So ber�hmt Afghanistan wegen seinerF�higkeit ist, sich gegen einen �usseren Feind zusammenzuraufen, so ber�chtigt ist es wegen der Intrigen der St�mme und ihrer Zerw�rfnisse. Die Mujahedin stellten dies 1992 unter Beweis, als sie im Streit um die Verteilung der Kriegsbeute nach dem Abzug der Sowjets �bereinander herfielen.

Keine staatlichen Institutionen

Es war die Chance der Taliban. Sie fegten die alten K�mpfer in zwei Jahren vom Platz und installierten sich 1996 in der Hauptstadt Kabul. Wo immer sie aufgetaucht waren, liefen lokale Milizen und Mujahedin, Soldaten und Offiziere der ehemals sowjettreuen Armee zu ihnen �ber. Sie gewannen mehr Gel�nde durch Verrat als durch Eroberung. F�nf Jahre sp�ter sind die Koransch�ler immer noch an der Macht, ohne die geringsten Anzeichen von Palastintrigen oder Fahnenflucht. Sie haben dies ohne gewaltsame S�uberungen erreicht und ohne die Errichtung eines allm�chtigen Staatsapparats. Im Gegenteil: Die wild aussehenden Gesellen mit ihren schwarzen Turbanen, ohne Rangabzeichen und Uniformen, deren einzige milit�rische Formation eine dicht gedr�ngte Schar auf Toyota-Gel�ndewagen zu sein scheint, haben ihre Gewehre nicht mit Pflugscharen vertauscht. Ausgestattet mit der Fahne des Islams, einer drakonischen Selbstjustiz und dem Beschw�ren der Feinde des Islams, beherrschen sie heute 95 Prozent des Landes.

Das Ph�nomen ist umso erstaunlicher, als die Taliban in diesen Jahren kaum staatliche Institutionen errichtet haben. F�hrer ist noch immer der 40-j�hrige Mullah Omar, der, zur�ckgezogen und wortkarg, in Kandahar wohnt, umgeben von rund zwei Dutzend engen Beratern, welche als �Kandahar-Shura� bekannt sind. In der Hauptstadtwaltet die �Kabul-Shura�, ebenso junge wie trotzige K�mpfer, welche in den riesigen leeren B�ros der Ministerien aus der Sowjetzeit sitzen. Die Attribute - AK-47-Sturmgewehr, Bart, Turban - sind immer dieselben, w�hrend ihre Tr�ger st�ndig wechseln. Entweder tauchen sie an der Front im Norden des Landes auf, w�hrenddessen alle Routinegesch�fte in Kabul unerledigt bleiben, oder sie verschwinden ebenso rasch in der Versenkung, wie sie aufgetaucht sind.

Die �Kabul-Shura� hat den Ruf, �liberaler� zu sein als jene in Kandahar, doch ein st�ndiges Personenkarussell sorgt daf�r, dass sich keine Faktionen bilden. Deshalb auch wird jedes Gesch�ft nach Kandahar verwiesen, wo es Wochen dauern kann, bis eine Antwort kommt. Es ist auch nicht so wichtig: Was immer der Taliban-Staat leisten sollte, wird von internationalen Hilfswerken ausgef�hrt - das Betreiben von B�ckereien, die Wiederherstellung von Bew�sserungskan�len, derUnterhalt von Spit�lern, die st�dtische Wasserversorgung. Den Taliban obliegen das Kriegshandwerk und die Polizeiaufgaben, von der Kontrolleder Verschleierung der Frauen bis zur Durchsetzung des Fernsehverbots.

Die Begeisterung f�r die Taliban in der Bev�lkerung hat sich rasch gelegt, seitdem sich gezeigt hat, dass sie den Wiederaufbau der Infrastruktur vollst�ndig vernachl�ssigen. Es gibt weder regionale noch lokale Verwaltungseinheiten. Die traditionellen Strukturen von �ltestenr�ten und Volksversammlung werden von den Taliban mit Misstrauen betrachtet, weil diese sie an die tribalistischen Spaltungen erinnern (auch wenn ihre obersten F�hrer durchwegs Paschtunen sind). Und moderne Verwaltungsstrukturen erinnern sie an die Zeit der Kommunisten. Es bleibt als einziges Machtorgan die Armee, deren Disziplin gew�hrleistet ist durch den religi�sen Appell zum Schutz des �Islamischen Emirats Afghanistan�. Doch selbst der Islam ist nicht wirklich ein einigendes Band. Die Taliban-F�hrer vertreten, ineinem Land mit zahlreichen Traditionen, die sektiererischen Varianten der Deobandi- und Wahhabiten-Schulen innerhalb der sunnitischen Tradition.

Fehlende Eliten

Dennoch fehlt jede �ffentliche Regung von Widerstand. Ein wichtiger Grund ist zweifellos die Kriegserfahrung eines Volkes, das nach 20 Jahren Gewalt einen unverh�ltnism�ssig grossen Anteil an Waisen, Witwen und Alten aufweist. Die st�dtische Mittelklasse, fr�her eine derprogressivsten in der islamischen Welt, ist ausgewandert und mit ihr jede kritische Intelligenz. Es ist eine Gesellschaft, die nicht mehr die Kraft zu haben scheint, sich gegen eine Miliz aufzulehnen, die im Namen der Religion jede Willk�r rechtfertigen kann. Der Exodus aus den St�dten hat bewirkt, dass wieder die strengen Werte einer armenDorfgesellschaft dominieren, die sich in der finsteren Interpretation eines von Stammestraditionen beeinflussten Islams gut zurechtfindet.

Die eigentliche Machtbasis Mullah Omars k�nnte bei den ausl�ndischen Jihad-K�mpfern liegen. Ihr Anteil an der Armee wird auf 12 000 Mann gesch�tzt, bei einem Gesamtbestand von 45 000 K�mpfern, von denen allerdings nur die H�lfte rasch einsatzbereit ist. Die Pakistaner (zwischen 5000 und 7000 Mann), Sudanesen, Usbeken, Tschetschenen und Araber sind nicht nur besser ausgebildet als die eigentlichen jungen Taliban-Krieger. Wie ihr Held - und in vielen F�llen auch ihr Geldgeber - Usama bin Ladin sind sie in dieses unwirtliche Land gekommen, um am �heiligen Krieg� teilzunehmen. Sie bilden sowohl das milit�rische wie das ideologische R�ckgrat Omars, in weit gr�sserem Mass als die jungen Koransch�ler, die aus den Fl�chtlingslagern in Pakistan unter die Taliban-Fahnen gelaufen sind, weil dies ihre einzige �berlebenschance war.

Wichtige Rolle Pakistans

Viele dieser ausl�ndischen K�mpfer bedienen und kontrollieren die schweren Waffen und die Kommunikationsmittel der Taliban, da den Technikern und Piloten aus der alten afghanischenArmee nicht zu trauen ist. Das Kriegsger�t ist umfangreich genug, um den wichtigsten inneren Feind, die etwa 12 000 Mann starke Nord- Allianz, in Schach zu halten. Es handelt sich allerdings durchwegs um alte Waffen aus sowjetischen Arsenalen. Gem�ss Sch�tzungen des Institute of Strategic Studies in London setzen sie sich zusammen aus rund 100 T-55- und T-62-Panzern, 76 Flugzeugen, darunter 15 Kampfjets (MiG-21 und SU-22) und 5 MI-35 Helikopter, Stalinorgeln, SAM-7- und Stinger-Raketen, Granatwerfern und Artillerie. Dagegen sind die pers�nlichen Waffen, allen voran die Kalaschnikows und Maschinengewehre, neu, nicht zuletzt dank der Grossz�gigkeit bin Ladins.

Welches ist die Rolle, die Pakistan f�r die Stabilit�t des Regimes gespielt hat? H�rt man auf die Regierung in Islamabad, beschr�nkt sich die Kommunikation auf diplomatische Kontakte. Glaubt man dagegen pakistanischen Journalisten oder den Taliban-Gegnern im Norden, nehmen pakistanische Funktion�re - meist Paschtunen und daher schwer als Ausl�nder auszumachen - entscheidende Funktionen ein. Angeh�rige von Spezialdiensten stellen die milit�rischen Berater, ihre Techniker sorgen f�r den Unterhalt der Flugzeuge, und der milit�rische Geheimdienst ISI f�hrt die Verbindungsleute der Taliban und hat daher intime Kenntnisse �ber allf�llige oppositionelle Regungen.

Was w�rde geschehen, wenn Pakistan nun die Seite wechselte? Bereits gibt es Berichte, wonach die Regierung ihr Personal mit Ausnahme der eigentlichen Jihad-K�mpfer aus Afghanistan zur�ckbeordert hat - die Schliessung der Flugh�fen vor einer Woche soll der Durchf�hrung dieser Operation gedient haben. Eine amerikanische Strafexpedition nach Afghanistan w�rde aber, so meinen pakistanische Quellen, diese Schw�chung mehr als kompensieren: Zahlreiche ehemalige Mujahedin, die heute beiseite stehen, w�rden sogleich unter die Fahne der Taliban eilen und die alten Zerw�rfnisse vergessen.

Neue Z�rcher Zeitung, 20. September 2001
 
 

 

Islamismus

Die Taliban in Afghanistan fast am Ziel?

Der Blitzkrieg im Norden und seine Folgen

Innerhalb einer einzigen Woche hat die Taliban-Miliz die politische Landkarte Afghanistans radikal zu ihren Gunsten ver�ndert. Wie ein Eisst�ck an der Sonne ist das Territorium ihrer Gegner zusammengeschmolzen. Die Nordallianz kontrolliert nun statt eines Drittels h�chstens noch 15 Prozent des Landes, wobei sie vor allem wichtige Bev�lkerungszentren verlor und auf d�nn besiedelte Berggebiete abgedr�ngt wurde. Von einer Allianz zu sprechen scheint je l�nger, je unangemessener zu sein, nachdem einmal mehr Verrat in den eigenen Reihen die Niederlage beschleunigt hat. Die F�hrer der Vereinigten Islamischen Front zur Rettung Afghanistans, wie sich das B�ndnis bezeichnet, sind mit ihren Truppen in alle Richtungen zerstreut worden und haben in den letzten Tagen keine F�higkeit zu koordiniertem Handeln mehr erkennen lassen.

Der fr�here afghanische Pr�sident Rabbani, sein Milit�rchef Masud und der Schiitenf�hrer Khalili sind in ihre jeweiligen Heimatgebiete im Hindukuschgebirge geflohen. General Dostom, von dem es noch vor anderthalb Jahren hiess, er gebiete �ber eine Armee von hunderttausend Mann, befindet sich an unbekanntem Ort; seine Usbekenmilizen haben sich fast in Nichts aufgel�st. Er, der sowjetisch geschulte Berufsmilit�r, wirkte ratlos angesichts der aus dem S�den heranst�rmenden Koranstudenten.

Was bedeutet all dies f�r die Zukunft Afghanistans? Vor einem Vierteljahrhundert geriet das Land mit dem Sturz der Monarchie in einen Strudel der Gewalt, der es immer tiefer ins Verderben hinabzog. Im Abwehrkampf gegen die sowjetischen Invasoren und in den anschliessenden internen Auseinandersetzungen zahlte Afghanistan einen entsetzlichen Blutzoll und wurde weitgehend zerst�rt. Der Krieg sei nun zu Ende, verk�nden manche Taliban. Der Krieg trete lediglich in eine neue, von Guerilla-Methoden gepr�gte Phase, behaupten dagegen ihre Feinde. In der Tat ist ein Ende des Blutvergiessens nicht abzusehen, solange sich die Taliban nicht als unumstrittene Herren �ber ganz Afghanistan f�hlen und ihre neuen Eroberungen nicht abgesichert haben.

Offen bleibt auch, ob die politisch unerfahrenen �Gotteskrieger� �berhaupt f�hig sind, mit anderen Mitteln als nackter Gewalt Stabilit�t herzustellen. In ihrem �Talibanistan� haben sie sich darauf beschr�nkt, das islamische Gesetz, die Scharia, in der von ihnen interpretierten, menschenverachtenden Form durchzusetzen. Abgesehen von der Sittenpolizei haben sie keine effiziente Verwaltung geschaffen. Wie sie auf dieser Grundlage den Wiederaufbau des Landes in die Wege leiten und damit die Sympathien der Bev�lkerung gewinnen k�nnen, ist ein R�tsel. Allerdings sind seit Jahren ge�usserte Prophezeiungen, die Taliban-Bewegung werde an ihren eigenen Widerspr�chen zugrunde gehen, nicht eingetroffen. Weder sind alte Rivalit�ten unter den paschtunischen St�mmen, die das R�ckgrat der Miliz bilden, offen ausgebrochen, noch ist es zu eigentlichen Volkserhebungen gegen die Anordnungen der neuen Machthaber gekommen. Auch die Annahme, die nichtpaschtunischen V�lkerschaften w�rden die Herrschaft der Taliban niemals dulden, hat sich bisher nicht bewahrheitet.

Wie schon fr�her hatte auch beim j�ngsten Blitzkrieg der Taliban das Nachbarland Pakistan seine Hand im Spiel. Zwar d�rfte die Behauptung des russischen Aussenministeriums, die pakistanische Armee habe mit Kampfflugzeugen und Soldaten offen zugunsten der Taliban interveniert, ins Reich der Propaganda geh�ren; jedenfalls hat Moskau keine Beweise vorgelegt. Inzwischen wurde aber bekannt, dass viele islamische Lehrst�tten in Pakistan auf Wunsch des Taliban-Emirs den Unterricht eingestellt haben. Diese �Ferien� sollen den Religionsstudenten Gelegenheit geben, um nach Afghanistan zu ziehen und die Reihen der Taliban zu verst�rken. Einmal mehr unternimmt die Regierung in Islamabad nichts, um die Freiwilligen - offenbar Tausende - am Grenz�bertritt zu hindern.

A. R.*

Neue Z�rcher Zeitung vom 15./16. August 1998
*Andreas R�esch ist Mitglied der NZZ-Auslandredaktion.

Kasten: Der Ehrenkodex der Paschtunen

Pakistans Wilder Westen

Das Grenzgebiet zu Afghanistan als Islamisten-Hochburg

Die Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan wird nur von einem der beiden Nachbarn anerkannt. F�r die Taliban ist die �Durand-Linie�, die mitten durch das Stammesgebiet der Paschtunen verl�uft, keine internationale Grenze. Eine eigene Rechtsordnung d�mpfte fr�her irredentistische Str�mungen. Doch die Kriegswirren haben die alten Strukturen zerst�rt und einen radikalen Islamismus ins Land gebracht.

Von unserem S�dasien-Korrespondenten Bernard Imhasly

Pakistan, der Staat, der zwischen S�dasien und dem Mittleren Osten, zwischen Zentralasien und dem Indischen Ozean ein strategisches Doppelscharnier bildet, steht ein weiteres Mal im Mittelpunkt der Weltpolitik. Innerhalb Pakistans ist es die North-West Frontier Province (NWFP), die als Anrainer zu Afghanistan nun noch sch�rfer in den Brennpunkt r�ckt. Und wer Landkarten der Region studiert, wird feststellen, dass in der NWFP eine weitere Grenzlinie verl�uft. Sie schneidet einen Landstrich heraus, der 50 bis 80 Kilometer tief entlang der Landesgrenze zu Afghanistan verl�uft. Es ist diese Gegend, die in einem Landkrieg gegen die Taliban - neben einer zweiten m�glichen Front im Norden des Landes - zum wahrscheinlichsten Truppenaufmarschgebiet erkl�rt w�rde. Die Region heisst offiziell �Federally Administered Tribal Areas� (Fata), undim Gegensatz zu den Provinzgrenzen ist der Zugang zu ihr beschr�nkt. Wer etwa die Provinzhauptstadt Peshawar in Richtung Khyber-Pass verl�sst, kommt knapp ausserhalb der Stadtgrenze zu einem Schlagbaum der �Frontier Constabulary�, und nur wenn der Besucher eine Bewilligung vorweisen kann, darf er in das Stammesgebiet reisen.

�berbleibsel aus der Kolonialzeit

Die Bewohner der Fata brauchen keinen Ausweis. Denn sie sind die eigentlichen Herren dieserZone, was am freien Tragen von Waffen augenf�llig wird. Was im restlichen Pakistan ein Deliktw�re, wird hier von den �Frontier Crime Regulations� erlaubt, einem Rechtsinstrument, das den lokalen St�mmen ihre traditionellen Rechte auch im modernen Pakistan garantiert. Die Fata ist ein �berbleibsel aus der Kolonialzeit, als die Briten es m�de waren, die Bergst�mme der Yusufzai, Afridi, Ghilzai, Mohammadzai, Barakzai, Mahsud und Waziri st�ndig zu bek�mpfen oder mitWaffen zu �befrieden�. Zwei kostspielige Niederlagen ihrer Expeditionskorps im 19. Jahrhundert im Rahmen des ber�hmten �Great Game� mit Russland hatten sie an den Verhandlungstisch mit Afghanistan gezwungen. 1893 einigten sie sich mit K�nig Abderrahman Durrani auf eine Grenzziehung. Der englische Unterh�ndler hiess Sir Mortimer Durand, und die neue Ost-, S�d- und Nordgrenze Afghanistans ging als �Durand- Line� in die Geschichte eine. Es heisst, dass der K�nig, ein Paschtune vom Durrani-Clan, einen Teil der Siedlungsgebiete seiner Paschtunen- St�mme der englischen Oberhoheit �berliess, weil er in Durand wegen des Klangs des Namens einen entfernten Angeh�rigen seines Clans vermutete.

Wahrscheinlicher war allerdings ein anderes Motiv: Der schlaue Durrani wollte sicherstellen, dass er auch jenseits der neuen Grenze des indischen Vizek�nigreichs auf die Unterst�tzung seiner Stammesgenossen z�hlen konnte, wenn er sie �berschreiten wollte. Die Briten postierten die �Frontier Scouts� und �Guides� an die Grenze, nicht selten ausgebildete Linguisten und bew�hrte Administratoren aus dem Kader des India Civil Service. Diese brachten es fertig, die lokalen St�mme weitgehend zu beruhigen, indem sie sich, in der unnachahmlichen Formulierung des Foreign Office, in �masterly inactivity� �bten. Pakistan als Nachfolgestaat von British India setzte diese �Politik auf Armesl�nge� fort, indem es die �Frontier� unter die direkte Kontrolle der Zentralregierung stellte. Die �Frontier Regulations� stellten sicher, dass die Clans weiterhin ihrer eigenen Rechtsordnung folgen konnten, mit �ltestenr�ten und Standgerichten (�Jirgas�), mit dem kriegerischen Austragen von Stammesfehden �ber Land und Herden und vor allem mit dem Schmuggel - von Waffen und Waschmaschinen, Drogen und Fernsehern. Noch heute gibt es Gegenden in der Fata, in denen sich das allgemeine Stimmrecht nicht durchgesetzt hat - der Clanchef stimmt im Namen seines Stamms.

Legalisierter Schmuggel

Das grossz�gige pakistanisch-afghanische Abkommen �ber den Transithandel, das in Wahrheit den Schmuggel legalisiert, war eines der Mittel, um den latenten Irredentismus der St�mme zu kontrollieren. Dieser war im Zug der postkolonialen Unabh�ngigkeitsbewegungen auch in dieser Region laut geworden, sei es in der Forderung nach einem unabh�ngigen Paschtunistan oder im Ruf nach dem Anschluss an Afghanistan - mit dem Argument etwa, dass der Durand-Vertrag nach dem Abzug der Engl�nder hinf�llig geworden sei. Doch die �usserst por�se Grenze, mit ihren 200 P�ssen und zahlreichen Talschleusen, und das grossz�gige Transitabkommen, das Pakistan jedes Jahr vier Milliarden Dollar an entgangenen Z�llen kostet, erlaubten einen freien Grenzverkehr und nahmen solchen Bewegungen die Spitze. Bei einer Fahrt von Parachinar in Pakistan nach Khost in Afghanistan im Jahr 1994 wurde dem Besucher die Grenze erst bewusst, als sie bereits �berschritten war - in Form eines entgegenkommenden Lastwagens, der auf der rechten Strassenseite fuhr statt auf der linken. Manwar in Afghanistan angekommen, wo im Gegensatz zu Pakistan der Strassenverkehr auf der rechten H�lfte der Strasse rollt.

Wie ideal sich eine solche Region f�r den Guerillakrieg eignet, wurde nach 1979 offenbar, alssich die St�mme zum Widerstand gegen die kommunistische Regierung in Kabul und die sowjetische Besatzungsmacht formierten. Die durchl�ssige Grenze und die ethnische �berlappungmachten diese Ostflanke Afghanistans zum idealen Aufmarschgebiet der Mujahedin. Die Fata und Belutschistan weiter s�dlich wurden zum wichtigsten Sammlungs-, Ausbildungs- und Versorgungsraum des afghanischen Widerstands, mit Peshawar an der Grenze zur Fata als logistischem Zentrum. Die Mujahedin konnten praktisch �berall entlang der 1400 Kilometer langen afghanisch-pakistanischen Grenze ins besetzte Gebiet vorstossen oder sich von dort zur�ckziehen. Die strategische Lage f�r den Guerillakrieg hatte auch zur Folge, dass der Widerstandskampf noch st�rker unter die Dominanz der Paschtunen geriet, der �bergreifenden ethnisch-linguistischen Kategorie, die alle Grenzst�mme im S�den und Westen bis tief nach Afghanistan hinein verbindet.

Es ist eine Dominanz, die sich in Afghanistan bis heute fortsetzt: Die Taliban sind, auch wenn sie nicht den dominanten Clans entstammen, in ihrer grossen Mehrheit Paschtunen. Zum grossen �rger ihrer pakistanischen F�rderer anerkennen sie die �Durand-Linie� nicht als Staatsgrenze - �der Triumph der Taliban�, sagt der Journalist Ahmed Rashid, �hat die Grenze praktisch aufgehoben.�

Zerst�rte Stammesgesellschaft

Die Koransch�ler m�gen in ihrer grossen Mehrheit ebenfalls aus der North-West Frontier Province kommen, doch aufgewachsen sind die meisten nicht in ihren D�rfern, sondern in den Fl�chtlingslagern, die im Verlauf des zehnj�hrigen Kriegs entlang der Grenze aus dem Boden schossen. Neben dem Elend der Vertriebenen, den verwaisten Familien und den Tausenden von Kriegsinvaliden hat hier der Krieg auch andere Wunden geschlagen. Die Region wurde zum gr�ssten offenen Waffenbasar der Welt - selbst Panzer konnte man in den achtziger Jahren in den Gesch�ftslokalen von Darra kaufen. Und mit der migrationsbedingten Schw�chung von Familien- und Clanstrukturen ging ein Aufbl�hen des Drogenschmuggels einher, sichtbar etwa an den schwer bewachten Festungen der Drogenbarone entlang der Einfallstrassen aus Afghanistan. Neben und als Folge dieser �Heroin- und Kalaschnikow-Kultur� bl�hten schliesslich auch die Koranschulen auf. Heute k�nnen die islamischen Parteien in der Fata ihre gl�hendsten Anh�nger rekrutieren. Nach den Ersch�tterungen des Kriegs wurde die Religion zum einzigen sicheren Existenzgrund.

Damit wird das Aufmarschgebiet des �Great Game� des 19. und sp�ten 20. Jahrhunderts im Falle eines milit�rischen Vorgehens der Vereinigten Staaten gegen Afghanistan erneut zur m�glichen Kampfzone. Zwar verf�gen die pakistanischen Streitkr�fte entlang ihrer Westgrenze �ber ausgedehnte Man�verzonen und eine milit�rische Infrastruktur f�r vier Armeedivisionen. Auch das Gel�nde von Chagai in Belutschistan, wo atomare Versuche stattfinden und Pakistan im Mai 1998 seine ersten nuklearen Sprengk�pfe getestet hat, liegt keine 50 Kilometer von der Grenze entfernt. Doch sowohl Fata wie Belutschistan pochen noch immer auf ihre Sonderrechte. Diese gelten heute allerdings nur mehr beschr�nkt f�r die Aufteilung der jeweiligen Schmuggel- und Weidezonen. Stattdessen haben islamische Sektenf�hrer sie zu befreiten Gebieten erkl�rt, in denen die islamische Scharia in vollem Umfang angewendet wird.

In der n�rdlichen Malakhand-Region hat sich bereits eine solche Partei etabliert. Die Bewegung f�r die Durchsetzung von Mohammeds Gesetz beansprucht die alten Stammesrechte f�r sich und hat an die Stelle der Clanchefs ihren Sektenf�hrer gesetzt. Als die Regierung von Benazir Bhutto 1994 der Autorit�t der Zentralregierung Nachdruck verleihen wollte, kam es auf dem Flugplatzgel�nde von Mingora zu einem Feuergefecht, bei dem zehn Personen erschossen wurden. Die �Frontier Constabulary� ging als Sieger vom Platz, doch es war die Regierung in Islamabad, die schliesslich nachgeben musste. Die Geistlichen durften weiterhin ihre Version der Scharia predigen und durchsetzen, selbst wenn sie den Landesgesetzen widersprach. Falls amerikanische Truppen in der Fata ihre Basislager errichten wollen, werden sie zuerst mit ihrem Freund fertigwerden m�ssen, bevor sie sich dem Feind zuwenden k�nnen.

Das Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan war einmal das wildeste im britischen Weltreich. Der Krieg hat das Aufmarschgebiet einer amerikanischen Strafexpedition aber zu einer Hochburg der Islamisten gemacht - und damit zu Feindesland f�r die Amerikaner.

Der Ehrenkodex der Paschtunen

By. Die Taliban erkl�ren der Aussenwelt ihren Widerstand gegen eine Auslieferung von Usama bin Ladin mit rechtlichen Argumenten oder islamischer Solidarit�t. Doch der wichtigste Grund liegt im �Paschtunwali�, dem Ehrenkodex der Paschtunen, der dassoziale Verhalten innerhalb der egalit�ren Stammesgesellschaft der m�nnlichen Paschtunen bestimmt. Neben dem Paschto, einer iranischen Sprache, ist der Ehrenkodex das Einzige, was die zahlreichen St�mme im S�den und Westen Afghanistans verbindet. �Paschtunwali�, in Geschichten und Volksliedern �berliefert,umfasst Regeln, wie und f�r welche Anl�sse der Paschtune ein Fest ausrichten muss, wie er sich im Kampf verh�lt, die Ehre von Frauen verteidigt, anvertrauten Besitz sch�tzt, wen er nicht t�ten darf (�eine Frau, einen Hindu, einen B�nkels�nger, einen unbeschnittenen Knaben�), wen er begnadigt, was f�r Orte sakrosankt sind, wer den Tod verdient. Der Kodex legt auch Regeln fest f�r die Bestrafung eines Ehebrechers.

Das Gesetz der Blutrache ist unerbittlich, aber ebenso absolut ist sein Gegenst�ck, das Gastrecht. Esschliesst die Pflicht der reichlichen Versorgung mit Festmahlen ebenso ein wie das Asylrecht, das einem verfolgten Fremden gew�hrt wird. Der Afghanistan-Kenner Louis Dupree schreibt in seinem Buch mit dem Titel�Afghanistan�, dass Blutrache und Gastrecht alle anderen Regeln umstossen - sogar die Gebote des Korans. In diesen Tagen wird sich zeigen, ob �Paschtunwali� sogar der Supermacht widersteht.

Neue Z�rcher Zeitung, 22. September 2001


Der Mann ohne Gesicht hat das Sagen
Talibanchef Mohammed Omar

 

19.09 .2001 Stuttgarter - Zeitung


"Einsiedler von Kandahar'' oder "F�hrer der Gl�ubigen''. Dem Chef des Talibanregimes werden viele Etiketten angeheftet. Ihn umgibt eine Aura des Geheimnisvollen, und er beansprucht f�r sich die Nachfolge des Propheten Mohammed.


Von Michael Trauthig


Er gilt als zur�ckhaltend und scheu, doch seine Worte sind kr�ftig, seine Anordnungen grausam, seine Macht ist gro�: Mullah Mohammed Omar hat als religi�ser Fundamentalist Afghanistan ins Mittelalter gef�hrt und trotzt den USA. "Der Tod kommt zu jedem'', sagte er nach den Terroranschl�gen in einer Rundfunkansprache und schwor seine Untertanen so auf den drohenden heiligen Krieg gegen die Supermacht ein.
Der Mann, der kaum Interviews gibt und Auftritte im Fernsehen verweigert, hat im Reich der Taliban das letzte Wort. Auch die Versammlung der Geistlichen, die jetzt �ber die Auslieferung des Terroristen Osama bin Laden entscheiden soll, wird nichts gegen den Willen dessen entscheiden, der den Titel Amir ul Mumenin ("Oberster F�hrer der Gl�ubigen'') tr�gt. Den Anspruch, Statthalter Mohammeds auf Erden zu sein, erhebt Omar, seit er sich eines Tages im Jahr 1996 vor der ihm zujubelnden Menge einen alten Umhang um die Schultern legte. Es war der Mantel des Propheten, der zuvor jahrhundertelang in einem Schrein in Kandahar verehrt wurde.


Den Paschtunen umgibt seitdem eine geheimnisvolle Aura. Kein Foto darf von ihm ver�ffentlicht werden, und gegen�ber den wenigen Besuchern �u�ert er sich kaum. Seinen Lebensweg umranken Legenden. Der heute m�chtigste Mann Afghanistans wurde wohl vor etwa 40 Jahren in der zentralafghanischen Provinz Oruzgan oder in der N�he der alten K�nigsstadt Kandahar geboren. Sein Vater soll ein armer Bauer gewesen sein. Nach dessen Tod ging Omar kurz vor dem sowjetischen Einmarsch Weihnachten 1979 in das Dorf Sanghissar. In Koranschulen erzogen, lebte er dort als Dorfmullah am unteren Ende der sozialen Hierarchie. Diese Geistlichen waren damals quasi Abh�ngige, die von der �rtlichen Bev�lkerung versorgt wurden.
Im Kampf gegen die sowjetischen Besatzer soll Omar erstmals zu den Waffen gegriffen haben. Bei den Mudschaheddin stieg er zum Guerilla-Anf�hrer auf. Dabei soll er viermal verwundet worden sein und das rechte Auge verloren haben. Es wird erz�hlt, er habe es sich selbst aus der H�hle gerissen, nachdem es vom Splitter einer russischen Rakete getroffen worden sei. Nach dem Sieg der Mudschaheddin zog sich Omar an eine Koranschule zur�ck.


Ins Jahr 1994 f�llt Omars Entschluss, gegen die einstigen Kampfgef�hrten vorzugehen. Der Mullah verkl�rte diese Entscheidung zur Berufungsgeschichte: "Ich hatte einen Traum'', erz�hlte er einem pakistanischen Journalisten. Mohammed sei ihm erschienen und habe ihn beauftragt, dem Land Frieden zu bringen und die Tyrannei der Mudschaheddin zu beenden. Mit 33 Gleichgesinnten - eine heilige Zahl - gr�ndete Omar die Taliban-Miliz. Deren Siegeszug m�ndete 1996 in die Einnahme Kabuls.
Heute beherrschen die Taliban etwa 90 Prozent des Landes. Berichte sprechen davon, Omar lebe immer noch unter bescheidenen Umst�nden und sei mit vier Frauen - darunter auch die Tochter bin Ladens - verheiratet. Andererseits hei�t es, der Talibanchef residiere in einem Palast und gebe Audienzen. Sein von religi�sen Sittenw�chtern geknechtetes Volk halte er auch dadurch bei Laune, dass er dann in eine Kiste - die Staatskasse - greife und Geld verteile.

USA zogen afghanische Fundamentalisten mit gro�

19.09 .2001 ZMittelbayerische Zeitung

Bei ihrem Verlangen nach Auslieferung des moslemischen Fundamentalistenf�hrers Osama Bin Laden sto�en die USA auf den erbitterten Widerstand der international ge�chteten radikalislamischen Taliban-Miliz. Kritiker weisen darauf hin, dass die USA selbst ihre heutigen Gegner erst stark gemacht haben: Der US-Geheimdienst CIA hatte w�hrend des Krieges in Afghanistan (1979 bis 1989) die radikalsten der fundamentalistischen afghanischen Mudschaheddin-Krieger in ihrem Kampf gegen die sowjetischen Invasoren unterst�tzt. Gef�rdert wurde vom CIA auch eine aus mehreren arabischen Staaten stammende Freiwilligen-"Legion", an deren Spitze Bin Laden stand.

Rund 80 Prozent seiner Hilfe in Waffen, Material und Geld lieferte der CIA gemeinsam mit dem pakistanischen Nachrichtendienst ISI an die radikalsten Mudschaheddin-F�hrer, allen voran die Hesb-i-Islami von Gulbuddin Hekmatyar und den Fundamentalistenf�hrer Rasul Sayyaf sowie die tausenden Freiwilligen der "Arabischen Legion", die gleichzeitig auch von Saudi-Arabien unterst�tzt wurden. Die pakistanischen Geheimagenten erhielten dabei vom CIA freie Hand, die Verteilung von Gewehren und "Stinger"-Raketen aus US-Produktion nach ihrem Gutd�nken vorzunehmen. Die gem��igten Mudschaheddin unter Achmed Schah Massud wurden von der Waffen-Verteilung ebenso ausgeschlossen wie die pro-westlich eingestellten Nationalistengruppen und die Royalisten.

Schon damals kritisierten europ�ische Experten, die USA spielten den sprichw�rtlichen Zauberlehrling, der leicht die Kontrolle �ber die von ihm entfesselten Kr�fte verlieren k�nnte. Die Unterst�tzung der Mudschaheddin, so warnten Beobachter, k�nnte sich leicht als Zeitbombe erweisen. Die im pakistanischen Peschawar und in Islamabad sitzenden CIA-Mitarbeiter betonten dagegen, die Waffenverteilung werde jeweils per Video gefilmt, es sei daher leicht nachzupr�fen, welches Material wo gelandet sei. Au�erdem k�nnten die gef�hrlichsten Waffen ja wieder eingesammelt werden, wenn der Krieg gegen die Sowjets erst einmal vorbei sei.

Ab Beginn der 80er Jahre k�mpfte an der Seite der Mudschaheddin die "Arabische Legion", die sich aus Freiwilligen aus Saudi-Arabien, Algerien, Tunesien, Marokko, �gypten, Jemen und Somalia zusammensetzte. Diese jungen militanten Moslems unter der F�hrung Bin Ladens profitierten besonders von der Unterst�tzung durch den CIA, den ISI, Saudi-Arabien und die moslemische Br�derschaft. Die islamistischen K�mpfer drangsalierten bereits damals die in Peschawar stationierten Vertreter internationaler Hilfsorganisationen und des Roten Kreuzes.

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan 1989 konnte der CIA tats�chlich einen gro�en Teil seiner Stinger-Raketen zur�ckkaufen und verhindern, dass sie islamistischen Terrorkomamndos in die H�nde fielen. In den folgenden Jahren gewannen die radikalislamischen Taliban-Milizen immer mehr Macht in Afghanistan, 1996 eroberten sie Kabul. Rasch schlossen sich die arabischen Legion�re den Taliban an. Heute stellen sie mit zwischen 8000 und 12.000 Kriegern die Speerspitze der K�mpfer des Taliban-F�hrers Mullah Mohammed Omar.


 

Osamas Freund Omar scheut die �ffentlichkeit

19.09 .2001 Neue Luzerner Zeitung


Er gilt als Schwiegersohn von Osama Bin Laden und f�hrt Afghanistan kompromisslos. Doch Mullah Omar scheut die �ffentlichkeit.
Die Informationen dar�ber, ob und unter welchen Bedingungen das Taliban-Regime bereit ist, Osama Bin Laden auszuliefern, erreichen die �ffentlichkeit derzeit fast ausschliesslich via Pakistan. Afghanistan selber steht zwar dieser Tage im Zentrum des Weltinteresses - doch die F�hrung des Landes bleibt ein R�tsel. Mitverantwortlich daf�r ist die Tatsache, dass sich der Taliban-F�hrer und viele seiner engsten Mitarbeiter der �ffentlichkeit schlicht verweigern.
Mullah Mohammed Omar, der Herrscher �ber einen Grossteil Afghanistans, tritt nie �ffentlich auf. Ein Foto oder Portr�ts von ihm sind nicht vorhanden. Seit er 1994 in Afghanistan erstmals von sich reden machte, gab er kaum Interviews, westlichen Medien schon gar nicht.


Zentrum der Macht in Kandahar


Dass sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein Staatschef beharrlich vor der �ffentlichkeit verbirgt, ist nicht das einzige, das erstaunt und R�tsel aufgibt. So sind in Afghanistan Entscheidungsstrukturen f�r Aussenstehende kaum erkennbar. Omar hat in Kabul eine Regierung eingesetzt, ist selber aber in Kandahar geblieben und zieht von dort aus die F�den. �ber die Resultate von Kabinettssitzungen werden keine Verlautbarungen gemacht, die �ber Floskeln hinausgehen.
Oberstes - oder einziges - Ziel der Taliban ist es, ihre Vorstellung eines radikalen Islam durchzusetzen, der ausschliesslich nach den Kategorien von Rechtgl�ubigkeit und Unglauben funktioniert. Als sich Omar 1996 die in Kandahar aufbewahrte Reliquie des Mantels des Propheten umh�ngen und sich zum �Emir von Afghanistan� ausrufen liess, war die Botschaft klar: weltliche und spirituelle Autorit�t werden im Afghanistan der Taliban nicht mehr unterschieden, weil beide gottgegeben sind.
Deshalb haben die Taliban auch im siebten Jahr ihrer Herrschaft noch kaum staatliche Strukturen etabliert, und die �Regierung� in Kabul ist vollst�ndig abh�ngig vom Emir in Kandahar und dessen Beratern. Das Regieren in Kabul beschr�nkt sich haupts�chlich auf das Verk�nden und Durchsetzen von Verboten und Geboten - und dies mit aller H�rte. Sittenw�chter schikanieren das Volk und ver�ben im Namen der Religion Unfassbares.


Im Kampf schwer verletzt


Mullah Omar indes bleibt f�r die Aussenwelt so etwas wie ein Phantom. In den letzten Jahren kristallisierte sich nur ein vages Bild vom �Anf�hrer aller Gl�ubigen� heraus - wobei nicht immer klar ist, wo die Welt der Legenden beginnt. Omar soll um 1960 auf die Welt gekommen sein und aus einer armen Familie stammen, die um Kandahar lebte. Im �Heiligen Krieg� gegen die sowjetischen Besatzer verlor er ein Auge und wurde an einem Bein verletzt. Aus seinen fr�heren Lebensjahren ist lediglich bekannt, dass er in einer der strengen Koran-Schulen an der pakistanisch-afghanischen Grenze studierte. Als die Sowjetarmee 1989 abziehen musste, zog sich Omar zur�ck und lehrte an einer Koran-Schule.
Im Juli 1994 dann gaben marodierende Mudschahedin im Bezirk Kandahar dem Mullah den Anstoss, sich in die Machtk�mpfe einzumischen. Er rief seine Sch�ler dazu auf, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Bewegung der Taliban-Milizen war geboren. Mullah Mohammed Omar f�hrte sie zum Sieg und �bernahm 1996 die Herrschaft.
Verheiratet mit Bin Ladens Tochter
Zu Osama Bin Laden wird dem Taliban-Chef ein enges Verh�ltnis nachgesagt. Angeblich hat Omar eine von Bin Ladens T�chtern geheiratet. Zur Mitgift, mit der Bin Laden die Braut ausger�stet hatte, geh�rte eine prunkvolle Residenz, die er f�r Omar in Kandahar bauen liess. Bin Laden soll auch die Ausbildungslager in Khost, wo er seine �arabischen Afghanen� ausbildete, finanziert haben. 1997 und 1998 - bei den grossen Offensiven gegen die Nordallianz von Achmed Schah Massud - schickte er seine Leute an der Seite von Omars Taliban in den Kampf. Nicht zuletzt soll Bin Laden dem isolierten Taliban-Regime lange Zeit finanziell unter die Arme gegriffen haben.
Beeindruckt von seinen F�higkeiten, soll Omar den inzwischen weltweit gesuchten Bin Laden zu seinem (inoffiziellen) Verteidigungsminister ernannt haben. Und es gilt als denkbar, dass dieser kr�ftig an der Entwicklung der Taliban-Pl�ne zur Abwehr eines allf�lligen US-Angriffs auf Afghanistan mithilft.

 

Auslieferung w�re ein Gesichtsverlust
Osama bin Laden: das Dilemma der Taliban

19.09 .2001 Bieler Tagesblatt

Die Taliban in Afghanistan und ihren �Gast� Osama bin Laden verbindet mehr als nur der gemeinsame Glaube an die �reine Lehre des Islam�. Eine Auslieferung gilt als unwahrscheinlich.

Peter Isenegger,

Islamabad Wenn es nach seinen Anh�ngern in Pakistan geht, braucht sich niemand um Osama bin Laden Sorgen zu machen. Am Sonntag habe er 500 Mitglieder seiner internationalen Brigade, die er gerne die �Arabischen Afghanen� nennt, um sich versammelt. Und sie h�tten geschworen, �bis zum letzten Mann gegen die Amerikaner zu k�mpfen�. Daraufhin habe sich Osama bin Laden auf sein Pferd geschwungen und sei von dannen geritten. Vermutlich an einen sicheren Platz.
Dieser sichere Platz k�nnte einer jener Stollen sein, die Bin Laden, damals noch ein Verb�ndeter der Mujaheddin, in afghanische Berge getrieben hat. Solche und �hnliche Geschichten erz�hlen Bin Ladens Anh�nger im pakistanischen Peshawar.

Unter Hausarrest


Offiziell - das heisst nach Aussagen der Taliban - befindet sich der 44-j�hrige Osama bin Laden bereits seit letzter Woche unter Hausarrest. Und wenn es nach Talibanchef Mohammad Omar ginge, dann w�rde der �willkommene Staatsgast� nie ausgeliefert. Schon gar nicht an die Amerikaner. Das liess er auch die pakistanische Delegation unter der Leitung von Geheimdienstchef Mahmood Ahmed wissen. Die Delegation hatte sich am Montag von Islamabad nach Kandahar und Kabul aufgemacht. Die Mission war ein letzter verzweifelter Versuch der pakistanischen Regierung, das zu erreichen, was bereits fr�her erfolglos versucht worden war: die Taliban zur Auslieferung Bin Ladens zu bewegen. Die Auslieferung von Osama bin Laden w�re �gleichbedeutend mit der Entfernung eines der Pfeiler unserer Religion�, hatte Mohammad Omar bei fr�herer Gelegenheit erkl�rt.

Zahlmeister


Dass ausgerechnet der Chef des pakistanischen Geheimdienstes (ISI) diese heiklen Gespr�che in Kandahar f�hrt, ist kein Zufall. Denn die Verbindungen zwischen dem ISI und den Taliban gelten als besonders eng. Es war der ISI, der Bin Laden 1996 nach der Eroberung Kabuls durch die Taliban bei Mullah Mohammad Omar einf�hrte. Denn ein verl�sslicher Pfeiler der Taliban war der saudiarabische Million�r nicht von allem Anfang an gewesen.


Doch Bin Laden erkaufte sich seinen Einfluss �ber Omar, der eine von Bin Ladens T�chter geheiratet hat. Zur Mitgift geh�rten eine prunkvolle Residenz, die er f�r Omar in Kandahar bauen liess, sowie die Ausbildungslager in Khost, wo er seine �Arabischen Afghanen� ausbildete, die er 1997 und 1998 - bei den grossen Offensiven gegen die Nordallianz von Ahmed Shah Masud - an der Seite der Taliban in den Kampf schickte. Schliesslich war er auch ein wichtiger Zahlmeister der Taliban. Dies zumindest bis ins Jahr 1998: Nach Bombenanschl�gen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, die Osama bin Laden zur Last gelegt wurden, gab es Bem�hungen, das Verm�gen des islamistischen Million�rs zu konfiszieren. Zu der Zeit allerdings hatte Bin Laden seinen Einfluss �ber die Taliban bereits zementiert. Beeindruckt von seinen F�higkeiten soll ihn Omar zu seinem (inoffiziellen) Verteidigungsminister ernannt haben. Und es gilt als denkbar, dass Bin Laden kr�ftig an der Entwicklung der Taliban-Pl�ne zur Abwehr eines allf�lligen amerikanischen Angriffs auf Afghanistan mitgewirkt hat.
All diese engen Verbindungen zwischen den Taliban und dem aus Saudiarabien stammenden Osama bin Laden machen seine Auslieferung unwahrscheinlich. Kommt hinzu, dass ein solcher Schritt mit einem grossen Gesichtsverlust f�r die Taliban verbunden w�re. Und Gesichtsverlust ist in dieser Gegend gleichbedeutend mit dem Verlust von Ehre. Unter dem Aspekt der Gesichtswahrung muss deshalb das von den Taliban unterbreitete Kompromissangebot betrachtet werden: Die USA m�ssten zuerst schl�ssige Beweise f�r die Verwicklung Osama bin Ladens in die ihm zur Last gelegten Terrorakte vorlegen. Das Verfahren gegen ihn m�sste in einem neutralen Land stattfinden. Und als Gegenleistung verlangen die Taliban die Aufhebung der UNO-Sanktionen gegen Afghanistan, wirtschaftliche Hilfe und die Einstellung der Unterst�tzung und der Waffenlieferungen an die verfeindete Nordallianz.

Nicht annehmbar


Diese Forderungen kann Washington kaum akzeptieren. Eine f�r Dienstag geplante Versammlung von Taliban-Klerikern wurde auf heute vertagt. Diese Sitzung h�tte urspr�nglich eine Fatwa - einen religi�sen Erlass - gegen die USA beschliessen sollen: Die Taliban-Kleriker wollten, im Fall eines amerikanischen Angriffs auf Afghanistan, die Moslems auf einen heiligen Krieg gegen die USA verpflichten. Sp�ter hiess es dann, die Kleriker sollten auch �ber eine allf�llige Auslieferung Bin Ladens diskutieren. 

 

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Geschichte der TalibanPlease click on link!
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Die aktuelle Lage in AfghanistanPlease click on link!
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Portrait 

 


ملا محمد عمر، گفته می شود که اين تنها تصوير موجود از رهبر طالبان  است 

Talibanf�hrer Mullah Mohammed Omar

Keine Bilder, keine Portraits, kaum Interviews -  abgeschottet lebt der F�hrer der Taliban in Kandahar. Den Geheimdiensten bleibt er ein R�tsel.

   

 

   

Der �Amirul Muminin� (Oberster F�hrer der Gl�ubigen) Mullah Mohammed Omar lebt v�llig zur�ckgezogen. Seine Basis liegt in der Stadt Kandahar im S�den Afghanistans. Dort ist das geistige Zentrum seiner herrschenden Taliban.
Zwar wird das Land am Hindukusch von Kabul aus verwaltet, doch letztlich gilt nur ein Wort - das von Mullah Omar. Er hat den Menschen in Afghanistan ein Leben nach fundamentalen islamischen Grunds�tzen verordnet.

Der gro�e Unbekannte

Der Au�enwelt ist der Mann ein R�tsel geblieben. Nun sch�tzt er Osama bin Laden, dessen Tochter er heiratete, und muss deshalb die Supermacht USA f�rchten. Omar, der um 1960 in der afghanischen Provinz Urusgan geboren wurde, empf�ngt keine Ausl�nder.

Ein offizielles Foto oder gar Portr�ts von ihm sind nicht vorhanden. Seit er 1994 in Afghanistan erstmals von sich Reden machte, gab er nur wenige Interviews.

Vom K�mpfer zum Koranlehrer

Im �Heiligen Krieg� gegen die sowjetischen Besatzer verlor er ein Auge und wurde schwer an einem Bein verletzt. Am 24. August 1999 �berlebte er ein Attentat. Eine seiner vier Frauen soll aber get�tet worden sein, als eine Autobombe vor seinem Haus explodierte.

Aus seinen fr�hen Lebensjahren ist nur bekannt, dass er in einer der strengen Koran-Schulen an der pakistanisch-afghanischen Grenze studierte. Als die Sowjetarmee 1989 abziehen musste, und sich die verschiedenen Gruppen von Mudschaheddin (Gotteskrieger) untereinander bek�mpften, zog sich Omar zur�ck und lehrte an einer Koran-Schule.

Aufstieg an die Macht

Im Juli 1994 dann gaben marodierende und vergewaltigende Mudschaheddin im Bezirk Kandahar dem Mullah den Ansto�, sich in die Machtk�mpfe einzumischen. Er rief seine Sch�ler dazu auf, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Bewegung der Taliban-Milizen war geboren. Mullah Mohammad Omar f�hrte sie zum Sieg und �bernahm 1996 die Herrschaft.

Die Bev�lkerung begr��te zun�chst Reformen wie etwa die Abschaffung der Tradition, dass Witwen den Bruder des Mannes heiraten m�ssen. Dies war das Schicksal seiner Mutter gewesen, als Omar vier Jahre alt war und der Vater starb. Die immer strengere Herrschaft nach den Regeln des islamischen Rechts hat inzwischen jedoch Millionen Afghanen ins Ausland fliehen lassen.

05.09.2001

Der Weg zur Macht 
 

   

   

Die ultra-fundamentalistischen Taliban tauchten 1994 auf der politischen B�hne Afghanistans auf.

Einiges spricht daf�r, dass der pakistanische Milit�rgeheimdienst ISI am Aufbau der Miliz wesentlich beteiligt war: von Anfang an waren die Taliban gut bewaffnet und verf�gten �ber schwere Waffen, einschlie�lich Panzer und Flugzeuge. Auch die Spannungen zwischen Pakistan und der Regierung in Kabul legen diesen Schlu� nahe.

Aus Sicht der Taliban hat ihr F�hrer Mullah Omar die Miliz gegr�ndet. Nach dem Sieg des afghanischen Widerstandes hatte sich der fr�here Guerillak�mpfer 1993 in eine Koranschule zur�ckgezogen. Von der Gewaltherrschaft seiner fr�heren Kampfgef�hrten abgestossen, zog er nur ein Jahr sp�ter mit 33 Getreuen - eine heilige Zahl - wieder in den Kampf.

Drei gro�e Vorteile

Die Taliban nutzten gegen�ber den rivalisierenden Mudschaheddingruppen drei entscheidende Vorteile.
 

   

 

   

Erstens verf�gten die Mudschaheddinparteien und ihre zerstrittene Regierung in der Bev�lkerung kaum noch �ber R�ckhalt.

Zweitens waren die Afghanen nach einem Jahrzehnt sowjetischer Besatzung und dem Bruderkrieg zwischen verfeindeten Mudschaheddin-Banden kriegsm�de.

Drittens waren die Taliban eine neue, unverbrauchte Kraft, die f�r die Verbrechen, Korruption und den Krieg keine Verantwortung trugen.

Und schlie�lich war es ein gro�er Vorteil, da� die Taliban nicht nur st�ndig vom Islam redeten, sondern �islamische Studenten� waren - also als �berparteilich, unabh�ngig von der Parteipolitik und selbstlos gelten konnten.

   

 

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Eroberung ohne Krieg

Diese St�rken f�hrten dazu, da� die Taliban in der Anfangsphase ihrer Offensive das halbe Land von S�den aus einnehmen konnten, ohne wirklich Krieg f�hren zu m�ssen: in den meisten F�llen flohen ihre Gegner, oder sie �bergaben die St�dte und Provinzen ohne Widerstand. Dies st�rkte das Prestige der Taliban betr�chtlich.

Auch die Hauptstadt Kabul wurde im September 1996 nicht erobert, sondern einfach in Besitz genommen, nachdem die Einheiten der Regierung Rabbani sie ger�umt hatten.

Rigide Variante des Islam

Diese Serie fast gewaltloser Siege schien zu demonstrieren, da� die neue Kraft nicht nur stark, sondern moralisch �berlegen war. Sie w�rde Schlu� machen mit Krieg und den st�ndigen K�mpfen der korrupten Parteien. Wo diese nur vom Islam geredet hatten, w�rden die Taliban auch Taten folgen lassen.

Dies geschah in Form einer besonders rigiden und reaktion�ren Variante des Islam.

M�nner wurden gezwungen, sich B�rte wachsen zu lassen, Frauen verst�rkt unterdr�ckt. Unter anderem sind Berufst�tigkeit und Schulausbildung f�r Frauen faktisch verboten.

Das Tragen der "burqa" - ein Ganzk�rperschleier - wird den Frauen aufgezwungen. Brutalste Bestrafungsformen und Willk�r sind an der Tagesordnung.

Scharia bildet die Grundlage des Rechtssystems

Wie f�r die ganze Gesellschaft gelten seither auch f�r das Rechtssystem radikal-islamische Normen.

Grundlage der Rechtssprechung ist die Scharia, die Quelle der islamischen Rechtswissenschaft, aus der die islamischen Juristen faktische Normen entwickeln.

Scharia bedeutet w�rtlich �bersetzt "Weg". Gemeint ist der Weg zur Einheit zwischen g�ttlicher Sch�pfungsordnung und dem Handeln der Menschen, wie sie die islamische Glaubens- und Pflichtenlehre darstellt.

Die Scharia regelt alle Lebensbereiche in mehr als 50 Sachgebieten: von rituellen Handlungen �ber Familien-, Erb-, Handels-, Wirtschafts-, Zivil- und Strafrecht.

Auf ihrer Grundlage werden auch drakonische Strafen wie �ffentliches Enthaupten oder Steinigung verh�ngt, die die Welt�ffentlichkeit zuletzt schockiert haben.
 

   

 

16.09.2001 

Das Angriffsziel - ein Tr�mmerhaufen

Afghanistan gilt als wahrscheinlichstes Ziel milit�rischer Vergeltungsschl�ge f�r die Anschl�ge in den USA. Nach Jahrzehnten des B�rgerkriegs liegt das Land schon jetzt in Tr�mmern.


 
 

   

 

   

Der islamische Vielv�lkerstadt Afghanistan wird seit 22 Jahren vom B�rgerkrieg zerrissen. Zeitweise waren rund sechs Millionen Menschen auf der Flucht. Nach dem sowjetischen Einmarsch Ende 1979 k�mpften moslemische Mudschaheddin-Gruppen gegen die Milit�rmacht der UdSSR.

Unterst�tzt wurden sie dabei auch von den USA. So bildete der amerikanische Geheimdienst CIA unter anderem auch den Terroristenf�hrer Osama bin Laden aus. 1989 zogen sich die sowjetischen Truppen zur�ck. An der neugebildeten moskautreuen Najibullah-Regierung wurden die Mudschaheddin nicht beteiligt.

�berraschender Erfolg der Taliban

Die islamischen Widerstandsk�mpfer setzten ihre Angriffe fort und st�rzten 1992 das Najibullah-Regime. Doch die Gotteskrieger zerstritten sich, der B�rgerkrieg dauerte an.

1994 schalteten sich die junge Gruppierung der Taliban von Pakistan aus in den Konflikt ein. Ihr Erfolg war �berw�ltigend. In der Bev�lkerung fanden sie aufgrund der klaren Bez�ge auf den Koran starken R�ckhalt.

R�ckzug der Nordallianz

Nahezu kampflos eroberten sie weite Teile Afghanistans. 1996 marschierten sie unter F�hrung von Mullah Mohammed Omar, einem Schwiegersohn des saudi-arabischen Terroristen Osama bin Laden, in Kabul ein. Achmed Schah Massud, der F�hrer der Nordallianz zog sich mit seinen Truppen in den gebirgigen Nordteil des Landes zur�ck. Massud erlag angeblich am Samstag den Folgen einen Selbstmordanschlages.

Alle anderen Parteien wurden entweder zerrieben oder liefen zu den Taliban �ber, die heute 90 Prozent Afghanistans kontrollieren. Deren geistiges Zentrum befindet sich nahe der pakistanischen Grenze in Kandahar, angeblich ist hier auch das Zentrum der Organisation von bin Laden.

Armut und Hunger bestimmen der Alltag

Wirtschaftlich liegt das Land am Hindukusch am Boden. Die meisten Menschen hungern. Mehr als die H�lfte lebt weit unter der Armutsgrenze. Schuld daran sind nur zum Teil die kriegerischen Zerst�rungen. Auch die weltweite Isolation und die UN-Sanktionen belasten das Land.

Nur Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate erkennen die �Islamischen Emirate Afghanistan� an. In der Moskauer Botschaft beispielsweise sitzen Vertreter der Nordallianz des angeblich verstorbenen Massud.

Einer der gr��ten Drogenproduzenten der Welt

Seit Jahren plagen Naturkatastrophen und D�rren die Menschen. All das hat Afghanistan zu einem der �rmsten L�nder der Welt gemacht.

Nur Drogenanbau und -handel scheinen zu prosperieren, obwohl das Regime unter Taliban-F�hrer Omar dies verboten hat. 1997 stammte, laut UN-Angaben, noch mehr als die H�lfte der Heroin Weltproduktion aus dem Hindukusch.

Strategisch wichtiger Zugang zu �lfeldern

Dabei b�ten reiche Vorkommen an Kupfer, �l und Erdgas durchaus Perspektiven f�r eine wirtschaftliche Entwicklung. Als strategisch extrem wichtig gilt auch die Verbindung zu den zweitgr��ten Erd�l- und Erdgasvorkommen der Welt in Zentralasien. Vor allem amerikanische �lfirmen hatten sich hier stark engagiert.

Mit 650.000 Quadratkilometern ist Afghanistan fast zwei Mal so gro� wie Deutschland. Zwischen dem befreundeten Pakistan im Osten und S�den, Iran im Westen und fr�heren Sowjetrepubliken im Norden leben sch�tzungsweise 15 bis 20 Millionen Menschen.

Immer weniger Einwohner

Die Bev�lkerungszahl hat sich in den vergangenen Jahren verringert. Mehrere Millionen Afghanen, darunter fast alle Intelektuellen, sind aus ihrer Heimat geflohen.

84 Prozent der Einwohner sind sunnitische, 15 Prozent schiitische Moslems. Die gr��te Bev�lkerungsgruppe und St�tze des Regimes sind Paschtunen mit 38 Prozent. Zu ihren Gegnern geh�ren die Tadschiken, die auch in der Nordallianz gegen die Taliban k�mpfen.

(sueddeutsche.de, dpa)

 

17.09.2001

 Wir sind selbst Opfer des Terrorismus�

 Aus Furcht vor einem Vergeltungsschlag der USA sind Zehntausende Afghanen auf der Flucht in Richtung Pakistan und Iran.

   

 

   

Die Lage in den Grenzgebieten hat sich nach den Anschl�gen in den USA aber bereits rapide ver�ndert: Pakistan schloss alle Grenz�berg�nge, rund 1,2 Millionen afghanische Fl�chtlinge durften ihre Lager nicht mehr verlassen. Pakistan und Iran verst�rkten ihre Truppen entlang der 2500 Kilometer langen Grenze.

Nur noch Nahrungsmittellieferungen d�rften passieren, sagte der Beh�rdensprecher Faruk Shah in der pakistanischen Stadt Torkham.

Hunderte Afghanen h�tten erfolglos versucht, nach Pakistan einzureisen. Die Menschen fl�chten aus Angst vor einem bevorstehenden amerikanischen Angriff und stehen vor den mit Stacheldraht gesicherten Grenz�berg�ngen Schlange.

Fl�chtlinge d�rfen Lager nicht mehr verlassen

Die Fl�chtlinge, die sich sonst frei bewegen k�nnen, wurden am Sonntag auf Anordnung der Provinzregierung angewiesen, ihre Lager nicht mehr zu verlassen.

Damit solle sicher gestellt werden, �dass Terroristen und subversive Elemente streng �berpr�ft werden�. Pakistan bef�rchtet, dass die Anh�nger der Taliban unter den Fl�chtlingen Ausschreitungen provozieren, wenn die USA Afghanistan angreifen.

�Nichts tun, was das Leiden unschuldiger Afghanen verschlimmert�

�Wenn wir die Lager nicht verlassen k�nnen, wie sollen wir dann unsere Kinder ern�hren?�, fragte der 43-j�hrige Fl�chtling Asis. �Wir sind Menschen und wollen Pakistan keine Probleme machen.�

Der 56-j�hrige Abdullah Jan aus der afghanischen Hauptstadt Kabul versicherte, Pakistan haben von den Fl�chtlingen nichts zu bef�rchten. �Wir haben mit Terrorismus oder Terroristen nichts zu tun�, erkl�rte er. �Wir sind selbst Opfer des Terrorismus.� Er f�hle mit den Familien, die bei den Anschl�gen in New York und Washington ihre Angeh�rigen verloren h�tten. Jan sagte weiter, die USA sollten �nichts tun, was das Leiden unschuldiger Afghanen verschlimmert�.

Gr��te Fl�chtlingskrise der Welt

In den vergangenen zwei Jahrzehnten litt das Land unter dem Einmarsch sowjetischer Truppen, einem B�rgerkrieg und dem Aufstieg der radikalislamischen Taliban.

Eine langanhaltende Trockenheit und Hunger verschlimmerten die Fl�chtlingskrise in Afghanistan, die von den Vereinten Nationen als die gr��te Welt bezeichnet wird.

Der mutma�liche Drahtzieher f�r die Terrorwelle in den USA, der saudiarabische Million�r Osama Bin Laden, h�lt sich seit 1996 in Afghanistan auf. Die Taliban bezeichnen ihn als Gast und fordern vor seiner Auslieferung Beweise f�r seine Schuld.

(sueddeutsche.de/AP/Reuters)
 

18.09.2001 

 

Herrscher von eigenen Gnaden insert

  Taliban-Chef Mullah Omar hat sich selbst zum �F�hrer der Gl�ubigen� gemacht und gr�ndet darauf seine uneingeschr�nkte Macht

 

 

 

Taliban rufen Freiwillige zum �Dschihad

 

USA halten Milit�rschlag f�r �schwierig� / Taliban sprechen von m�glicher Beteiligung bin Ladens an Terrorakten / Bush will �Allianz gegen Terror� schmieden.
 
 

   

 

   

In Afghanistan hat die Taliban-Bewegung Freiwillige zum Kampf gegen �Ungl�ubige� aufgerufen. Alle kampfbereiten M�nner sollten sich �registrieren� lassen, um im Bedarfsfall eingesetzt zu werden, sagte Taliban-Innenminister Mullah Abdul Rassak nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AIP. �Ich schw�re, dass sogar Frauen uns ihre Bereitschaft zum Dschihad mitgeteilt haben�, f�gte der Mullah hinzu. Zuvor hatte die Taliban-Miliz f�r den Fall eines US-Angriffs auf Afghanistan mit einem heiligen Krieg (Dschihad) gedroht.

Rumsfel <>

Unterdessen hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Probleme bei einem m�glichen Angriff auf Afghanistan einger�umt. Eine Milit�raktion gegen das Land sei schwierig, sagte er. Mehrere Staaten seien bereits mit dem Vorhaben gescheitert, Afghanistan zu besiegen.

Das Land habe �keine Ziele von gro�em Wert, die wir ins Visier nehmen k�nnen�. Trotzdem wollten die USA alles tun, um im Kampf gegen den Terrorismus �den Sumpf trocken zu legen�, sagte Rumsfeld weiter.

Taliban: Bin Laden k�nnte verantwortlich sein.

Erstmals haben die Taliban einger�umt, der Terrorist Osama bin Laden k�nnte an den Terror-Anschl�gen in den USA beteiligt sein. Informationsminister Qudrutullah Jamal sprach von der M�glichkeit, dass bin Laden schuldig sein k�nnte. F�r eine Auslieferung seien jedoch Beweise n�tig.

Die Entscheidung �ber eine m�gliche Auslieferung bin Ladens wurde zun�chst vertagt. Die f�r den Beschluss zust�ndige Versammlung von 1000 Religionsgelehrten in Kabul wurde um 24 Stunden verschoben.


Anti-Terror-Allianz: Arabische Staaten z�gern


Dem von den USA angestrebten Anti-Terror-B�ndnis wollen zahlreiche arabische L�nder fern bleiben, wenn es Israel einschlie�t. Der Generalsekret�r der Arabischen Liga, Amr Mussa sagte, die betreffenden Staaten begr�ndeten dies damit, dass Israel ein Besatzerstaat sei.

Die US-Regierung bem�ht sich als Reaktion auf die Anschl�ge in New York und Washington vom 11. September, ein m�glichst breites B�ndnis gegen den Terrorismus zu schmieden. Wie das Wei�e Haus mitteilte, waren sich US-Pr�sident George Bush und UN-Generalsekret�r Kofi Annan bei einem Gespr�ch einig, dass die Anschl�ge �gegen alle freiheitsliebenden Menschen gerichtet� waren und dass alle Nationen sich dem Kampf gegen den Terrorismus anschlie�en m�ssten.

USA verhandeln mit Kuba und Sudan

Das US-Au�enministerium teilte mit, dass Washington auch auf die Zusammenarbeit mit Kuba und Sudan setzt. Beide Staaten hatten die Anschl�ge verurteilt und Hilfe angeboten, stehen jedoch als �Terrorismus-Unterst�tzer� auf der Schwarzen Liste der USA.

Au�enamtssprecher Richard Boucher sagte, Au�enminister Colin Powell habe am Montag mit seinem sudanesischen Kollegen Mustafa Ismail telefonisch �ber M�glichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen. Mit den Kubanern habe es �hnliche Gespr�che gegeben.

(sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa/Reuters)
 


 

   

 

   

(SZ vom 19. September 2001)

Wer in Afghanistans Hauptstadt Kabul etwas zu sagen hat, der ist an zwei Dingen zu erkennen. Er f�hrt einen japanischen Jeep oder gar eine Mercedes-Limousine, und er hat stets ein Funkger�t zur Hand. Das Kommunikationsnetz des Landes ist ein Opfer des zwei Jahrzehnte w�hrenden B�rgerkrieges geworden, doch die Machthaber wissen sich mit dem Walkie-Talkie zu helfen. So verwalten sie von Kabul aus das Land mit harter Hand.

Doch f�r viele Menschen in der Hauptstadt sind die wichtigen M�nner mit den schwarzen Turbanen so etwas wie eine Besatzungsmacht. Denn die Taliban haben, von S�den kommend, Kabul vor f�nf Jahren erobert. Ihr Ursprung liegt in der Stadt Kandahar, und dort ist auch immer noch das Zentrum ihrer Macht.

Kabul � eine Stadt mit ungef�hr 1,8 Millionen Einwohnern, die gr��tenteils in Ruinen hausen � beherbergt zwar die Regierung. Doch in der Provinzstadt Kandahar mit ihren 200000 Einwohnern residiert Mullah Mohammad Omar, der G�nder und F�hrer der Taliban. Alle wichtigen Entscheidungen werden von ihm getroffen, und weil Mullah Omar nicht gerne reist � in Kabul soll er erst zweimal gewesen sein � m�ssen seine Kabuler Statthalter regelm��ig zum Rapport nach Kandahar.

Luftlinie sind das etwa 450 Kilometer, die von wichtigen M�nnern auch mit den Maschinen der Fluglinie Ariana zur�ckgelegt werden k�nnen. Auf den holprigen und zerschossenen Stra�en dauert die Fahrt zwischen 15 und 20 Stunden.

Das ist m�hsam, doch an Kandahar f�hrt f�r die Kabuler Machtelite kein Weg vorbei. Besucher werden Berichten zufolge von Mullah Omar auf dem Bett sitzend empfangen und haben auf dem Teppich Platz zu nehmen. Auch das Geld soll der Mullah selbst verwalten. Bei Bedarf, so ist �berliefert, greift er in eine Box neben dem Bett. Gef�llt wurde diese Staatskasse in den letzten Jahren vor allem aus Drogengeldern. Afghanistan war unter den strenggl�ubigen Taliban paradoxerweise zum weltweit gr��ten Produzenten von Opium und Heroin geworden.

Seine uneingeschr�nkte Herrschaft gr�ndet Mullah Omar, der �u�erst zur�ckgezogen lebt und f�r au�enstehende wie ein Phantom die F�den zieht, auf einen k�hn usurpierten Titel. Er ist der �Amir ul-Mumenin�, der F�hrer der Gl�ubigen.

Dazu machte sich Omar mit einer denkw�rdigen Tat am 4. April 1996: Da erschien der Ein�ugige auf einem Dach im Zentrum der Stadt, geh�llt in einen Umhang, der als Mantel des Propheten Mohammed verehrt und in einem Schrein in Kandahar aufbewahrt wird. Omar ma�te sich damit eine Art Statthalterschaft des Propheten an. Ein Jahr sp�ter wurde das Land umbenannt zum Islamischen Emirat Afghanistan.

Profan allerdings beruht Mullah Omars Macht auf der Kraft der Taliban-Truppen. Die waren 1994 als neue, vom pakistanischen Geheimdienst erfundene und von der CIA gep�ppelte Kriegspartei auf dem afghanischen Schlachtfeld erschienen, eroberten zun�chst die Provinz Kandahar und rollten das Land von S�den her auf.

In die Metropole Kabul trugen sie die mittelalterlichen Regeln des paschtunischen Dorflebens und setzten sie mit Gewalt durch. Heute beherrschen die Taliban 90 Prozent des Landes. Nur im Nordosten leistet noch eine Allianz fr�herer Mudschaheddin-Gruppen Widerstand.

Die Taliban-Herrschaft st�tzt sich auf die Volksgruppe der Paschtunen, die 40 Prozent der 25 Millionen Einwohner Afghanistans stellen. Milit�risch wichtig und politisch einflussreich sind auch ausl�ndische Gruppen, die �ber den Saudi Osama bin Laden ins Land kamen. Mindestens 6000 K�mpfer aus arabischen Staaten soll es in Afghanistan geben. Die werden gebraucht f�r die Kriegf�hrung.

Doch schon vor der akuten Bedrohung durch einen amerikanischen Milit�rschlag soll deren Einfluss unter nationalistisch gesinnten Taliban f�r Unmut gesorgt haben. Mullah Omar aber ist bin Laden eng verbunden. Er soll eine von bin Ladens T�chtern zur Frau genommen haben, und in Kandahar liegen ihre zweist�ckigen Wohnh�user in unmittelbarer Nachbarschaft.
 

 

Die Ahnungslosigkeit der Geheimdienste

 CIA und FBI wird Versagen vorgeworfen / Justizministerium und Bundespolizei pr�sentieren erste Ermittlungsergebnisse
Von Daniel Br�ssler

Es gibt Alarm, aber er kommt zu sp�t. Als Abfangj�ger des nordamerikanischen Luftverteidigungskommandos ihren Startbefehl erhalten, rast gerade die zweite Passagiermaschine ins World Trade Center. Amerikas Sicherheitskr�fte haben versagt � in einem Ausma�, wie es niemand f�r m�glich gehalten h�tte. Trotz hochger�steter Streitkr�fte, teurer Geheimdienste und einer riesigen Polizeistreitmacht waren die USA einer Bande von Flugzeugentf�hrern schutzlos ausgeliefert. Wie es dazu kommen konnte, wird Amerika lange besch�ftigen.

Der Erfolgsdruck auf die Nachrichtendienste ist enorm. Noch bevor das Ausma� der Katastrophe �berblickt werden kann, wird Kritik laut an jenen, die Amerika h�tten sch�tzen sollen. Die fehlende Vorwarnung sei �ein Geheimdienst-Versagen�, sagte der Vizechef des Senatsausschusses f�r Geheimdienste, der Republikaner Richard Shelby. Die CIA unter ihrem Chef George Tenet habe zu sehr auf Technik gesetzt und zu wenig f�r die Qualifikation ihrer Leute getan, hie� es in den Medien. �Chronisch unterfinanziert� sei die Ausbildung von Aufkl�rungsspezialisten bei den US- Geheimdiensten, kritisierte der britische Fachdienst Jane�s Weekly � und das, obwohl seit Jahren vor der Gefahr der �asymmetrischen Kriegsf�hrung� durch Terroristen gewarnt werde, welche die Schw�chen der westlichen Demokratien ausnutzten. Bei Geheimdiensten und bei Sicherheitskr�ften habe es �massive Fehler� gegeben, urteilte der Terrorismusexperte Mike Yardley. Er f�gte hinzu: �Jetzt m�ssen K�pfe rollen.�

Umso eiliger hatten es Justizminister John Ashcroft und FBI-Direktor Robert Mueller, der am 4.September seinen ersten Arbeitstag hatte, am Mittwoch zumindest Teilerfolge zu verk�nden. Mueller sagte, es sei gelungen, viele der Hijacker zu identifizieren, die an Bord der entf�hrten Flugzeuge in Gruppen von drei bis sechs Personen gearbeitet h�tten. Auch die Identit�t mehrerer Menschen in den Abflugorten, die mit der Entf�hrung zu tun haben k�nnten, sei festgestellt worden. Festnahmen habe es jedoch noch nicht gegeben. Ashcroft erg�nzte, einige Terroristen h�tten eine Flugausbildung in den USA absolviert.

Die Nachrichtenagentur AP berichtete, bei den Anschl�gen in New York und in Washington h�tten m�glicherweise vier Terroristengruppen zusammengearbeitet. Es werde untersucht, ob diese Gruppen, die in Verbindung mit dem Topterroristen Osama bin Laden stehen sollen, auch schon zuvor an Bombenanschl�gen beteiligt gewesen. Ermittler verwiesen auf den Selbstmordanschlag auf den US-Zerst�rer Cole im Jemen im vorigen Jahr und auf versuchte Anschl�ge w�hrend der Jahrtausendfeiern. Eine Gruppe soll �ber Kanada in die USA eingereist und von dort nach Boston weitergefahren sein, wo sie am Dienstag eine Maschine der American Airlines entf�hrte. Wie die Beh�rden best�tigten, wurde am Flughafen von Boston ein Wagen sicher gestellt, in dem Anleitungen zum Flugtraining in Arabisch lagen.

Das Auto geh�rte offenbar einem von zwei M�nnern, die im Sommer 2000 f�r einige Tage bei einem Ehepaar in Florida gewohnt hatten. Der Ehemann namens Charlie Voss sagte, er habe die M�nner bei sich aufgenommen, um damit seinem Arbeitgeber, einer Flugschule, einen Gefallen zu tun. Die beiden M�nner h�tten angegeben, sie seien kurz zuvor aus Deutschland eingereist. Im Zusammenhang damit �berpr�fte die Polizei in Hamburg am Mittwochabend eine Wohnung im Stadtteil Harburg. Von Juli 2000 bis Januar 2001 sollen sich in der Wohnung �eine unbestimmte Zahl Personen arabischer Herkunft aufgehalten haben�. Bei der �berpr�fung der Wohnung sei festgestellt worden, dass sie seit Februar 2001 unbewohnt sei.

In Boston st�rmten 50 schwer bewaffnete Polizisten und FBI-Beamte das Westin Hotel. In zwei Hotelzimmern fanden die Ermittler Hinweise auf einen Verd�chtigen, dessen Name auf der Passagierliste eines der entf�hrten Flugzeuge auftauchte. Bei ihm soll es sich um einen Anh�nger bin Ladens handeln.Auch andere Spuren f�hren nach Afghanistan, dem Zufluchtsort von bin Laden. �Wir haben Informationen, dass mit bin Laden in Verbindung stehende Leute �ber Ferngespr�che gemeldet haben, dass sie zwei Ziele getroffen haben�, verriet der republikanische Senator Orrin Hatch nach einer Unterrichtung durch das FBI. Die Erkenntnisse seien keineswegs so eindeutig, wie Hatch sie darstelle, sagte allerdings ein Geheimdienstmitarbeiter. Mit seiner Offenheit hat der Senator aus Utah offenbar zudem den Groll der amerikanischen Regierung auf sich gezogen. Sichtlich ver�rgert sagte US- Au�enminister Colin Powell dem Nachrichtensender CNN: �Wir sollten nicht dar�ber reden, wie die USA in so einem Fall Informationen sammeln.� Nicht best�tigen wollte Powell, dass es sich beim Islamisten bin Laden um einen Hauptverd�chtigen handelt. Dennoch wiesen auch seine Worte Richtung Afghanistan. Die Terroranschl�ge seien nur mit Hilfe von viel Geld und eines ausgekl�gelten Netzwerks m�glich gewesen. �ber beides verf�gt nach Auffassung der Vereinigten Staaten der Saudi Osama bin Laden. Schon seit Mitte der neunziger Jahre halten die USA Osama bin Laden f�r eine treibende Kraft im internationalen Terrorismus. Nach zwei Bombenanschl�gen auf amerikanische Botschaften in Ostafrika 1998 machten US-Ermittler bin Laden als Drahtzieher aus. Der damalige Pr�sident Bill Clinton veranlasste Luftangriffe auf eine Fabrik im Sudan und auf Lager des Arabers in Afghanistan. Bin Laden entkam. Ein von den USA ausgesetztes Kopfgeld von f�nf Millionen Dollar blieb ebenfalls wirkungslos. Unbeirrt gew�hrte ihm das Taliban-Regime sicheren Unterschlupf.

Das k�nnte sich nun �ndern � die Kabuler Machthaber f�rchten offenbar heftige Rache der Amerikaner. �Wir sind bereit, mit den Vereinigten Staaten �ber das Schicksal von Osama bin Laden zu verhandeln, aber die USA m�ssen uns zuerst gen�gend Beweise gegen ihn �bergeben�, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saif. Bei der Suche nach Beweisen sind die Amerikaner nicht auf sich allein gestellt. Mehrere Geheimdienste boten ihre Unterst�tzung an, darunter auch der russische. Nach Angaben des deutschen Kanzleramtsministers Frank-Walter Steinmeier sind sich die Nachrichtendienste Deutschlands, Frankreichs, Gro�britanniens und Israels einig, dass die Verantwortlichen f�r die Anschl�ge �im Umfeld� bin Ladens zu suchen seien. Allerdings berief er sich dabei nur auf Indizien: die Art der Tat, die Ziele und die �hochprofessionelle Vorbereitung.� Keiner der Geheimdienste will vor der Katastrophe �ber Hinweise auf die bevorstehenden Terroranschl�ge verf�gt haben.

Sollte sich der Verdacht gegen bin Laden erh�rten, steht George Bush vor einer schweren Entscheidung. Unwahrscheinlich ist, dass er sich auf langwierige Verhandlungen mit den Taliban einl�sst. Viele Regierungsvertreter seien der Meinung, dass das Ausma� des Terrors die M�glichkeiten von Strafverfolgungsbeh�rden �bersteige, berichtete die New York Times. Einem Angriff auf die nationale Sicherheit k�nne nur mit milit�rischen Mitteln begegnet werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16.09.2001

Pervez Musharraf 

Pakistans Pr�sident in schwieriger Lage

Hilfe f�r die USA 

Pakistan vor der Zerrei�probe

Pr�sident Musharraf verspricht den USA jede erdenkliche Unterst�tzung und verprellt damit die Konservativen. 
 

   

 

   

(SZ vom 17.9.2001) - Pakistan hat am Wochenende dem massiven amerikanischen Druck nachgegeben und sich bereit erkl�rt, den USA �in jeder erforderlichen Weise� � so der amerikanische Au�enminister Colin Powell � im Kampf gegen die Terroristen beizustehen.

Nach Angaben der offiziellen pakistanischen Nachrichtenagentur APP bedankte sich US-Pr�sident George W.Bush bei dem pakistanischen Pr�sidenten General Pervez Musharraf in einem Telefongespr�ch f�r die Unterst�tzung Pakistans bei der Verfolgung der Attent�ter und ihrer Hinterm�nner.

Was das pakistanische Zugest�ndnis konkret beinhaltet, war am Sonntag noch unklar. In Washington hie� es, Pakistan habe der ganzen Liste amerikanischer Forderungen zugestimmt. Die Amerikaner wollen erreichen, dass Pakistan seinen Luftraum offiziell f�r amerikanische Angriffe �ffnet. Die USA verlangen offenbar auch die Schlie�ung der Grenze zu Afghanistan f�r Waffen, Munition und Treibstoff.

Pakistan soll sogar der Stationierung von ausl�ndischen Truppen an der Grenze zu Afghanistan zustimmen, unter der Bedingung, dass diese international zusammengesetzt sind. Am wichtigsten f�r die USA w�re aber der Zugang zu den Erkenntnissen des pakistanischen Geheimdienstes ISI.

Pakistan hat die Taliban aufgep�ppelt und in jeder Hinsicht gef�rdert. Wenn jemand wei�, wo Osama bin Ladens Ausbildungslager in Afghanistan sind (und wohin sich ihre Insassen in Erwartung eines amerikanischen Gegenschlags verzogen haben), dann ist es der ISI.

F�rderer der Taliban

Musharrafs Strategie, sich in dem �neuen Krieg� gegen den Terrorismus ganz auf die Seite Amerikas zu schlagen, birgt gro�e Risiken f�r Pakistans Milit�rherrscher. Vier Stunden brauchten am Wochende Pakistans Kabinett und der Nationale Sicherheitsrat, um einer amerikafreundlichen Politik zuzustimmen. Wichtige Teile des pakistanischen Sicherheitsapparats sind direkt in den Aufbau von �Talibistan� involviert.

Sie werden ihren Einfluss und ihr Geheimwissen nur widerstrebend an die Amerikaner weitergeben, die Pakistan und den islamischen Koransch�lern zwar zu einem Sieg �ber die Sowjetunion verhalfen, die Region aber danach sich selbst �berlie�en.
In Pakistan befinden sich aber auch die ideologischen V�ter der Taliban. Sie betreiben hunderte von Ausbildungsst�tten und Schulen, die in Pakistan einen extremen islamischen Fundamentalismus predigen.

�Es ist die erste Pflicht der Muslime, gegen Amerika zu k�mpfen, denn Amerika ist der schlimmste Satan unserer Zeit�, sagt Maulana Sami el-Haq, der Chef der Dschamia Darul Ulum Haqqania in Westpakistan, die eine gro�e Zahl der heutigen Taliban-F�hrer hervorgebracht hat. Sami el-Haq stellt sich auch hinter die Fatwa, das Edikt von Osama bin Laden, wonach Amerikaner �berall auf der Welt zu bek�mpfen sind.

Mit viel Geld aus den �l produzierenden L�ndern des Nahen Ostens ausger�stet, verbreiten diese Schulen extremistische Ideen in einem Land, das kaum Geld hat f�r ein staatliches Bildungswesen. Junge Leute ohne anderweitige Schulung, ohne Perspektive in einem wirtschaftlich bankrotten Land erhalten hier das R�stzeug f�r eine Terroristenkarriere.

Pakistan in der Zwickm�hle

Pakistans Pr�sident Musharraf ist bem�ht um einen Konsens f�r seine neue Politik, die den Amerikanern helfen soll, die Taliban zu bezwingen. Ob ihn die islamischen Extremisten daran hindern k�nnen, bleibt abzuwarten. Die Islamisten haben zwar ein erhebliches Potenzial, wenn es darum geht, Unruhe und Unfrieden zu stiften. Sie haben aber bei Wahlen stets schlecht abgeschnitten.

Pakistan befindet sich in einer Zwickm�hle: Einerseits muss es dem Terrorismus abschw�ren, wenn es nicht den Zorn der USA auf sich ziehen will. Andererseits braucht es terroristische Mittel, um seinen Anspruch auf das zwischen Indien und Pakistan umk�mpfte Kaschmir durchzusetzen. Das bringt den Erzfeind Indien in eine komfortable Lage.

Im Kalten Krieg war Pakistan stets der Freund Amerikas, der die Vertreibung der Sowjets aus Afghanistan erm�glichte. Indien dagegen wurde in Washington stets mit gro�em Misstrauen betrachtet. Heute ist es umgekehrt: Indien mutierte zum verl�sslichen Freund der USA, w�hrend Pakistan mit seiner Verwicklung in fundamentalistische islamische Aktivit�ten Anlass zu Misstrauen gibt.

Die Opfer der ganzen Auseinandersetzung sind bereits bekannt: Die afghanische Bev�lkerung. Tausende Menschen sind bereit gefl�chtet. Mehr als zwanzig Jahre Krieg und mehr als drei Jahre D�rre haben Afghanistan zu einem Land gemacht, in dem bald niemand mehr leben kann � auch ohne amerikanische Bombenangriffe.
 


 
 

   

 

   

(SZ vom 17.9.2001) - Ohne sein Zutun ist Pakistans Pr�sident Pervez Musharraf �ber Nacht zur Schl�sselfigur bei dem geplanten Gegenschlag der USA gegen die Attent�ter von New York und Washington geworden.

Denn wenn der personifizierte Feind Amerikas Osama bin Laden ist, der im Schutze der Taliban in Afghanistan agierende islamische Fundamentalist, dann ist diesem Erzterroristen wohl erfolgversprechend nur mit Hilfe eines einzigen Mannes beizukommen � und das ist Musharraf.

Denn Pakistan hat, wohl dotiert mit amerikanischen Dollar-Milliarden, die islamischen Gotteskrieger gegen die damalige Sowjetunion ausger�stet und zum Sieg gef�hrt. Pakistan hat, nachdem die Mudschaheddin nach dem Sieg �ber die Sowjets sich selber zerfleischten, die Taliban erfunden und ihnen aktiv mit Kriegsmaterial und milit�rischen Beratern geholfen, das Land zu erobern.

Unklarheit �ber bin Ladens Aufenthaltsort

Pakistans Geheimdienst ISI (Inter Services Intelligence), dem die Amerikaner ihre enormen finanziellen Mittel blindlings anvertraut hatten, m�sste eigentlich alles �ber Afghanistan wissen, also auch wo sich Osama bin Laden aufh�lt und wo die schwachen Punkte der Taliban liegen.

Aber die Taliban haben sich nach dem Sieg �ber die zerstrittenen Mudschaheddin ziemlich verselbst�ndigt, und verselbst�ndigt hat sich im Lauf der Afghanistan-Kriege auch der Geheimdienst ISI. Selbst guten Willen vorausgesetzt, ist nicht sicher, ob Musharraf liefern kann, was die Amerikaner von ihm verlangen.

Der Armeechef, der vor gerade knapp zwei Jahren den gew�hlten Ministerpr�sidenten Nawaz Sharif aus seinem Amt vertrieb und sich inzwischen zum Pr�sidenten erkl�rte, wird M�he haben, sein Land auf den neuen Kurs zu trimmen: die von Pakistan aufgep�ppelten Taliban im Stich zu lassen und die Partei des bei vielen verhassten Amerika zu ergreifen.

Musharraf konnte Wirtschaftskrise nicht l�sen

�ber Musharraf sagen Beobachter in Islamabad, dass er immer die richtigen Dinge sagt, aber sie selten durchzusetzen vermag. Vor zwei Jahren hatten die Pakistaner mit Erleichterung und gro�en Hoffnungen die Macht�bernahme durch das Milit�r begr��t. Die zivilen Politiker � Benazir Bhutto und Nawaz Sharif, die sich im regelm��igen Reigen abl�sten � hatten abgewirtschaftet.

Aber inzwischen macht sich Ern�chterung breit. Musharraf ist es vor allem nicht gelungen, die Wirtschaftskrise zu l�sen. Nach wie vor steht Pakistan am Rande des Bankrotts, immer noch wird fast das gesamte Staatsbudget vom Schuldendienst und den Milit�rausgaben aufgefressen, weiterhin geht es den Pakistanern immer etwas schlechter statt besser.

Musharraf hat Anstrengungen gemacht, das Verh�ltnis zu Indien zu verbessern. Spektakul�r war im Juli seine Reise zu seinem Widersacher, dem indischen Premierminister Atal Bihari Vajpayee nach Delhi, wo Musharraf vor 58 Jahren geboren wurde. Spektakul�r war aber auch der Misserfolg dieses Gipfeltreffens.

Musharraf hat jetzt einen Zeitplan f�r die Demokratisierung des Landes verk�ndet. In diesem Prozess wird er aber eine entscheidende Rolle f�r die Armee und vor allem f�r sich selber reservieren wollen.
 

 

 

 

 

 


 
 

   

 

   

17.09.2001
Pakistan

Ein Jongleur, der mit Bomben hantiert

 

Geballte F�uste, Drohungen und Kampfparolen � Milit�rherrscher Pervez Musharraf zwischen den Forderungen der Amerikaner und dem Druck der Islamisten. Es ist eine ebenso hochm�gende wie illustre Runde, die da zum Tee zusammengekommen ist.

Pakistans wichtigste Politiker, Parteif�hrer, religi�se W�rdentr�ger und Meinungsmacher sitzen in den mit kostbaren Stoffen bezogenen Sesseln, trinken Tee aus teuren Tassen und h�ren aufmerksam einem Mann zu, der seine Argumente sehr konzentriert und doch gelassen vortr�gt.

Pakistans Milit�rpr�sident Pervez Musharraf ist an diesem Nachmittag in Zivil gekleidet, er tr�gt die landes�bliche Tracht aus Weste, Hemd und Pluderhosen und er schaut jeden einzelnen seiner G�ste aus der randlosen Brille immer wieder eindringlich an.

Und w�hrend er den Anwesenden seine Argumente vortr�gt und sie gegeneinander abw�gt, hebt er im Wechsel die Linke und die Rechte in die H�he und f�hrt sie dann immer wieder in kreisenden Bewegungen zusammen und auseinander.

Es ist ein regelrechtes Ballett der H�nde und der Argumente, und Musharraf erinnert in diesem Moment an einen Jongleur, der die B�lle geschickt auf und ab tanzen l�sst und doch wei�, dass er zu jeder Sekunde gef�hrdet ist, die Herrschaft �ber das kontrollierte Chaos zu verlieren.

Nur, die B�lle, mit denen der General hantiert, sind eigentlich keine B�lle. Im wirklichen Leben sind es politische Bomben, die der Polit-Jongleur Musharraf in seinen H�nden h�lt.

Und diese, das wei� er und das wissen seine G�ste, k�nnten in dem Moment explodieren, in dem die Amerikaner ihren Krieg gegen den mutma�lichen Terroristen Osama bin Laden und seine afghanischen Gastgeber beginnen.

Deshalb versucht Musharraf die anwesende politische Elite des Landes davon zu �berzeugen, dass Pakistan gar keine andere Wahl bleibt, als an der Seite der USA gegen die Taliban und ihren Gast Osama bin Laden zu stehen im erkl�rten Krieg des US-Pr�sidenten George Bush gegen die �Terroristen �berall auf der Welt�.

Allah als Supermacht

Nicht allzu weit von der feinen Teerunde entfernt, in Islamabads Nachbarstadt Rawalpindi, gibt es zum selben Zeitpunkt einen Vorgeschmack darauf, was passieren k�nnte, wenn Pakistans oberster Polit-Jongleur einen oder mehrere seiner B�lle fallen lie�e.

�Tod Amerika�, schreien die Menschen und �Allah ist die einzige Supermacht � Gott steht auf Seiten der Taliban�.

Hasserf�llte Gesichter, geballte F�uste, Kampfparolen gegen �die Verschw�rer der USA und der Zionisten�. Die Demonstranten lassen keinen Zweifel daran, dass sie Position bezogen haben: �Osama bin Laden, wir stehen zu dir� und �Wir opfern uns f�r die Taliban.�

Es ist eine Demonstration radikal-islamischer Parteien. Eine kleine nur, kaum mehr als 500 Menschen d�rften zusammengekommen sein auf der Kreuzung im Zentrum Rawalpindis.

Doch das Dutzend Religionsgelehrter, das die Kundgebung nahe dem Commitee-Chowk-Basar leitet, l�sst keinen Zweifel daran auf-kommen, was man den Menschen auf ihre Fahnen schreiben w�rde, sollten die USA den Taliban-Staat attackieren: �Den Dschihad gegen Amerika�, den heiligen Krieg der Muslime gegen die Ungl�ubigen.

Im Falle einer Beteiligung Pakistans an einer US-Milit�raktion gegen Afghanistan w�rde sich der Kampf auch gegen die �Helfer und Helfershelfer der USA� richten.

Dass in diesem Fall Pakistaner auf Pakistaner schie�en m�ssten, st�rt den Religionsgelehrten Ghazi Abdul Raschid wenig.

Im Gegenteil: �Das w�re kein Bruderkrieg, sondern die Rettung Pakistans vor all denen, die den Islam schon so lange missachten.�

Das islamistische Potenzial Pakistans ist einer der hochexplosiven Faktoren, mit denen Pakistans Pr�sident in diesen Tagen rechnen muss.

Einige der religi�sen Vertreter, die bei dem Treffen in Islamabad gleich mehrere Stunden mit ihm zusammensitzen, sind die F�hrungsfiguren eben jener radikalen Fundamentalisten-Szene.

Weit mehr als 5000 Koranschulen und Islam-Seminare gibt es in Pakistan. Zehntausende junger M�nner betreten j�hrlich diesen hochpolitisierten Campus Gottes.

Ebenso viele verlassen ihn nach jahrelangem Koranstudium und einer Ausbildung, die nach Meinung nicht nur westlicher Beobachter in vielen F�llen eher einer Gehirnw�sche als einer Ausbildung zum Theologen gleichkommt.

Faiz Ahmed, einer der Demonstranten von Rawalpindi, studiert an einer solchen Schule, und er sagt: �Wir sind alle Taliban und bereit, im Dschihad zu sterben.� Es hat wenig Zweck, Faiz Ahmed zu widersprechen.

Er hat eine feste Meinung, sie setzt sich zusammen aus grob behauenen Bausteinen: Da ist die Idee vom wahren Islam, die Vorstellung einer gegen die Muslime gerichteten amerikanisch-j�dischen Verschw�rung und der Irrglaube, niemand auf dieser Welt interessiere sich f�r das Leiden von Muslimen in Pal�stina, Tschetschenien oder Bosnien.

Faiz Ahmed wird in seiner anti-amerikanischen Kampfbereitschaft gest�rkt durch die unbestreitbare Tatsache, dass die Afghanen vor zehn Jahren die Supermacht Sowjetunion geschlagen und gedem�tigt haben.

Und er ist der festen �berzeugung, dass ihnen dies nun ebenso mit den USA gelingen werde.
Was der 21-J�hrige nicht sagt und vielleicht nicht einmal wei�: Die Afghanen konnten die Sowjets nur mit der milliardenschweren Waffen- und Finanzhilfe der Amerikaner vertreiben.

Im Kampf gegen die einzige Supermacht USA st�nden sie mit ihren Kalaschnikows heute alleine. Faiz Ahmed aber denkt dar�ber nicht nach. Er sagt: �Die Amerikaner sollten sich an das Beispiel der Sowjets erinnern. Osama bin Laden ist unschuldig. Wenn die Amerikaner angreifen, wird es Tausende neuer Osamas geben.�

Es sind Leute wie Faiz Ahmed, aus denen sich die Masse der Fundamentalisten Pakistans rekrutiert. Sie stammen aus denselben Koranschulen, aus denen auch die Mehrheit der Taliban, der regierenden Fundamentalisten in Afghanistan stammt.

Viele der Taliban-F�hrer haben am Haqqani-Seminar in Akora Attak studiert. Das Seminar, auf der halben Strecke zwischen Islamabad und der pakistanisch-afghanischen Grenzstadt Peschawar gelegen, gilt als �Oxford des radikalen Islams�.

Ihr Leiter, der Gelehrte Sami ul-Haq, sitzt an diesem Nachmittag ebenfalls mit Pr�sident Muscharraf beim Tee zusammen.

Sami ul-Haqs Sympathie f�r die regierenden Glaubensbr�der in Afghanistan ist bestens bekannt. Er sieht in dem r�ckst�ndigen Taliban-Regime �den wahren Islam� und die R�ckkehr zur Politik des Propheten Mohammed, der im siebten Jahrhundert in Arabien die islamische Idealgesellschaft regierte.

Was im Ernst sollte Pr�sident Musharraf, der als gl�ubiger, aber sehr liberaler Muslim bekannt ist, mit diesem religi�sen Eiferer besprechen k�nnen?

Sami ul-Haq hat bereits nebul�s angedeutet, dass �alles sehr bedrohlich� w�rde f�r Pakistan, wenn Musharraf den Amerikanern die Flugpl�tze �ffnen und ihnen Geheimdienstinformationen zukommen lie�e.

Kostenlose Koranschulen

�Der islamistische Virus hat die pakistanische Gesellschaft l�ngst infiziert�, sagt ein Journalist aus Islamabad. �Pakistan ist zu einem guten Teil l�ngst talibanisiert.�

Das wei� auch Musharraf. Besonders betroffen sind die Grenzprovinzen North-Western-Frontier-Province und Balutschistan.

Hier liegen die afghanischen Fl�chtlingslager, hier wird der Drogenschmuggel aus den Anbaugebieten in Afghanistan von den Hinterm�nnern koordiniert, hier finden sich auch die Koranschulen.

Mehr als zwei Millionen afghanischer Fl�chtlinge gibt es in Pakistan. Auch die meisten der afghanischen Taliban-K�mpfer stammen aus den Koranschulen der Grenzregion.

Von den afghanischen Fl�chtlingslagern Pakistans, in denen sie nach dem Einmarsch der Sowjets in bitterer Not aufwuchsen, schickten ihre Eltern sie in die Schulen und Seminare. Die Ausbildung ist kostenlos. Die Schulen sind Teil einer Art Wohlfahrtsnetzes, dessen sich Islamisten-F�hrer wie Sami ul-Haq f�r ihre Ziele bedienen.

Doch Musharraf muss seit dem Terrorinferno von New York und Washington noch ganz andere Faktoren unter Kontrolle behalten als die Fundamentalisten-Macht.

Sollte die zur Revanche entschlossene Supermacht USA mit dem Bombardieren des Tr�mmerstaates Afghanistan beginnen, w�rden sich riesige Fl�chtlingsstr�me nach Pakistan w�lzen.

Zwar haben Pakistan und Iran ihre Grenzen offiziell geschlossen. Doch angesichts einer solchen humanit�ren Katastrophe lie�e die 2500 Kilometer lange pakistanisch-afghanische Grenze sich nicht kontrollieren.

Schon jetzt stauen sich angeblich zehntausende Fahrzeuge und Menschen, die das Land aus Angst vor den US-Bomben verlassen, entlang der Stra�en zur Grenze.

Sollte der Krieg beginnen, drohte Pakistan im Fl�chtlingsstrom regelrecht zu ertrinken.
Von jenseits der Grenze droht dem un-gl�cklichen Politjongleur Musharraf aber noch weit mehr Unbill.

Auch die Taliban, die quasi von Stunde zu Stunde auf den amerikanischen Bombenhagel warten, drohen mit dem Heiligen Krieg.

Taliban-Chef Mullah Omar, der �F�hrer der Gl�ubigen�, hat die �ltesten und die Religionsgelehrten des Landes in Kabul und in Kandahar zusammengerufen, aus allen Teilen des Landes kommen sie in Jeeps �ber die im B�rgerkrieg zerschossenen Stra�en angefahren.

�Die �ltesten sollen entscheiden, ob Afghanistan im Falle einer US-Attacke den heiligen Krieg gegen die Amerikaner ausrufen soll�, so der �ffentlichkeitsscheue Mullah Omar.

Die Antwort auf diese Frage scheint angesichts des R�ckhalts, den er als �F�hrer der Gl�ubigen� in dem von den Taliban kontrollierten Gebieten genie�t, schon jetzt klar zu sein.

Da die Taliban aber vorerst kaum Gelegenheit haben d�rften, sich an den Amerikanern pers�nlich zu r�chen, w�rden sie sich f�rs Erste wohl auf die Pakistaner konzentrieren.

Ein Krieg zwischen den Bruderstaaten Pakistan und Afghanistan aber w�re ein Konflikt, in dem dem Jongleur im obersten Staatsamt die Kugeln alle gleichzeitig aus der Hand fallen w�rden.

Auf viele seiner G�ste beim Tee aber kann Musharraf sich nicht verlassen. Nicht nur vor den Fundamentalisten muss er sich in Acht nehmen.

Auch die F�hrer der weltlichen Parteien sind seine Gegner, hat er doch das Parlament aufgel�st und sie alle miteinander entmachtet. �Sie wittern die Chance, dem Milit�rchef zu schaden und wieder an die Macht zu kommen�, sagt der pakistanische Journalist. �Was Muscharraf schadet, kommt den Parteif�hrern kurzfristig zu Gute.�

�Fuchs, versteckt im Bau�

Angesichts all dieser Szenarien ist die Gelassenheit erstaunlich, mit der der General reagiert. Der 58-J�hrige galt lange als eher unpolitischer Kommisskopf, der au�er Waffen, Achselst�cken, Ordensb�ndern und sehr viel vaterl�ndischer Gesinnung wenig im Kopf hat.

An seinem Patriotismus und dessen Umsetzung auch mit bewaffneten Mitteln lie� er indes keine Zweifel. Es war Musharraf, damals Generalstabschef, der den j�ngsten Kleinkrieg mit Pakistans Erbfeind Indien inszenierte. Im Kampf um die umstrittene indische Muslimprovinz Kaschmir, die zu Indien geh�rt und die Pakistan um jeden Preis haben will, lie� er das Schie�en beginnen.

Es waren afghanische Taliban-Krieger und andere, von den Taliban ausgebildete �islamische Freiheitsk�mpfer�, die entlang der Grenze nach Kaschmir einen Grenzkrieg begannen und die beiden hochger�steten Nachbarstaaten an den Rand eines gro�en Krieges f�hrten.

Musharraf begann den Grenzkrieg gegen den Willen des damaligen Premierminister Pakistans Nawaz Sharif, der seine Milit�rs schlie�lich zum R�ckzug zwang.

Unter anderem wegen dieser Schmach putschte Musharraf wenige Monate sp�ter. Seitdem regiert er Pakistan und versucht sich an gem��ig-ten Reformen in dem von inneren Gegens�tzen zerrissenen Land.

Die Osama bin Laden und den Taliban zugeschriebenen Terroranschl�ge in den USA aber haben die ohnehin schwierige Aufgabe des pakistanischen Putsch-Pr�sidenten in eine Art russisches Roulette mit mehr als einer Kugel verwandelt.

Am Montag schickte Musharraf seinen Geheimdienstchef ins afghanische Kandahar: Der soll Taliban-F�hrer Mullah Omar davon �berzeugen, dass am Vorabend eines gewaltigen Luftschlages der USA nur ein Ausweg bleibe.

Afghanistan m�sse Osama bin Laden binnen dreier Tage ausliefern. Hoffnung, dass der Ober-Taliban darauf eingeht, d�rfte Musharraf selbst kaum haben. Mullah Omar hatte erst j�ngst sein Denken zusammengefasst: �F�r einen Muslim ist es besser, als ein M�rtyrer zu sterben denn als ein Fuchs, versteckt im Bau.�
 

Der Terror und die Folgen: Krieg, B�rgerkrieg, Krieg - die blutige Geschichte Afghanistans und das Leid seines Volkes insert_ende" alt="" />achtitel-->

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SPAN CLASS="Infoschrift">Quellen: sueddeutsche.de / Reuters

insertion:inhalt-->Von Andreas B�nziger

Ohne den pakistanischen Geheimdienst Inter Services Intelligence (ISI) g�be es die Taliban und Osama bin Laden, den Hauptverd�chtigen f�r die Attentate in den USA, vermutlich nicht. Der ISI war der eigentliche Organisator des afghanischen Widerstands gegen die Sowjets, die 1979 in das Land einmarschiert waren, um ein Moskau treues Regime zu st�tzen. Der Westen, insbesondere die USA wollten einen strategischen Durchbruch der Sowjets von Afghanistan aus zum Indischen Ozean verhindern.

Der zentrale Verb�ndete des Westens war Pakistan, und die Waffe waren die Mudschaheddin, die afghanischen Widerstandsk�mpfer. Bindeglied zwischen beiden wurde der ISI. Er verteilte die enormen Mittel, welche die Amerikaner f�r den Afghanistan-Krieg bereitstellten. Das waren nicht nur mehrere Milliarden Dollar, sondern auch moderne Waffen bis hin zu Stinger-Raketen, mit denen Flugzeuge in gro�er H�he abgeschossen werden k�nnen. Vor diesen m�ssen die USA noch heute Angst haben, wenn sie jetzt in Afghanistan angreifen wollen.

Die Freiheit, die der ISI bei der Verteilung der amerikanischen Unterst�tzung genoss, nutzte er, um vor allem die fundamentalistische Hizb-e- Islami-Fraktion von Gulbuddin Hekmatyar zu f�rdern. An der Seite Hekmatyars stand schon damals bin Laden. Der ISI achtete aber auch darauf, dass keine der verschiedenen Mudschaheddin-Gruppen zu stark wurde. Indem er die verfeindeten Mudschaheddin gegeneinander ausspielte, stellte er sicher, dass er die antisowjetischen Krieger kontrollieren konnte.

Predigt vom heiligen Krieg

Im Laufe des Afghanistan-Kriegs geriet der ISI selbst unter fundamentalistischen Einfluss. Der letzte ISI-Chef vor dem Abzug der Russen 1989 war General Hamid Gul. Gul predigt noch heute den Dschihad, den heiligen Krieg gegen den Westen. Denn nach dem Ende der sowjetischen Besetzung lie�en die USA Afghanistan im Stich; als die kommunistische Gefahr vor�ber war, wurden aus den Freiheitsk�mpfern gef�hrliche Islamisten. Allerdings ist Gul dagegen, dass Unbeteiligte zum Ziel des Dschihad gemacht werden. �Sogar, wenn nur eine unschuldige Person kaltbl�tig umgebracht wird, ist das nicht mehr Dschihad.�

Die Unterst�tzung aus Washington in Milliardenh�he machte aus dem ISI einen aufgebl�hten Apparat, der seinen eigenen Gesetzen gehorchte und von der Regierung nur schwer zu kontrollieren war. Die Amerikaner aber k�mmerten sich nicht um solche Details. Ihnen war alles recht, so lange die Sowjets in Afghanistan ihr Vietnam finden w�rden. Doch als Moskau 1989 seine Truppen nach gro�en Verlusten Hals �ber Kopf zur�ckzog, waren die Mudschahedin derart zerstritten, dass sie selbst �bereinander herfielen. Hekmatyar, der G�nstling des ISI, war zu schwach, um die Situation kontrollieren zu k�nnen. Statt eines befriedeten Afghanistan, das Pakistan den erhofften Korridor nach Zentralasien und Iran er�ffnet h�tte, gab es Chaos.

Den Ausweg bot eine neue Kraft: die Taliban, die Koransch�ler, die in den Koranschulen der afghanischen Fl�chtlingslager in Pakistan gro� geworden waren. Sie waren unverbraucht, motiviert, im islamistischen Sinn indoktriniert. Der ISI war wiederum dabei, als die Taliban 1994 Kandahar und bald darauf den gr��ten Teil Afghanistans eroberten. �ber den Geheimdienst lieferte Pakistan den Taliban Waffen, und pakistanische Milit�rs brachten den Gotteskriegern den Umgang mit modernem Kriegsger�t bei.

Bin Laden wechselte zu den Taliban und wurde ihr �Gast�, der nach paschtunischem Brauch unter allen Umst�nden Schutz genie�t. Jetzt soll derselbe ISI, der die Taliban gro� gezogen hat, seine Erkenntnisse mit den Amerikanern teilen, damit Washington bin Laden finden und seine Gastgeber bestrafen kann. Der Seitenwechsel, den Pakistan unter extremem amerikanischem Druck vollzieht, mag auf der Ebene der Regierung von Pr�sident und General Pervez Musharraf durchsetzbar sein. Fraglich ist, ob dies auch im Sumpf des Geheimdienstes und fundamentalistischer Hinterm�nner m�glich ist.

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Au�erdem in dieser Ausgabe:
Bericht : Nato sagt Amerika Beistand zu
Analyse : M�rderische Choreografie
Analyse : Immer wieder �Schwarzer September�
Bericht : Schadenfreude im Irak
Hintergrund : Senior-Chef eines blutigen Netzwerks
Hintergrund : � USA r�sten f�r die falschen Attacken�
Reportage : Das Schweigen im Tr�mmergebirge
Reportage : Eine Hauptstadt im Notstand
Bericht : �Heute sind wir alle Amerikaner�
Bericht : Beschwichtigende Worte, makabre Scherze
Bericht : �Jederzeit aktivierbar�
Bericht : In Gedanken in den Staaten
Bericht : Freunde in der Not
Bericht : Nato er�ffnet Weg zu gemeinsamer Milit�raktion mit den USA
Bericht : �Threatcon Delta�
Bericht : Kurz gemeldet
Bericht : Bush droht mit Vergeltung f�r �Kriegshandlung�
Bericht : Auch Deutsche get�tet
Bericht : Berlin ruft Deutsche zum Verlassen Afghanistans auf
Hintergrund : Treffer ins Innere der Konstruktion
Hintergrund : Airports mit Schwachstellen
Reportage : Erwacht im grauen Krieg
Kommentar : Der Blitz aus blauem Himmel
Kommentar : Bleierne Zeit, jetzt global
Kommentar : Amerikas Antwort
Kommentar : Fr�chte des Zorns
Kommentar : Das Symbol ist zerst�rt, nicht die Substanz

 

I was one of the Taliban's torturers: I crucified people  (30/09/2001)
In an astonishing interview with Christina Lamb, the Afghan leader's former bodyguard reveals the full brutality of the fundamentalist regime sheltering Osama bin Laden

 

"YOU must become so notorious for bad things that when you come into an area people will tremble in their sandals. Anyone can do beatings and starve people. I want your unit to find new ways of torture so terrible that the screams will frighten even crows from their nests and if the person survives he will never again have a night's sleep."

These were the instructions of the commandant of the Afghan secret police to his new recruits. For more than three years one of those recruits, Hafiz Sadiqulla Hassani, ruthlessly carried out his orders. But sickened by the atrocities that he was forced to commit, last week he defected to Pakistan, joining a growing number of Taliban officials who are escaping across the border.

In an exclusive interview with The Telegraph, he reveals for the first time the full horror of what has been happening in the name of religion in Afghanistan. Mr Hassani has the pinched face and restless hands of a man whose night hours are as haunted as any of his victims. Now aged 30, he does not, however, fit the militant Islamic stereotype usually associated with the Taliban.

Married with a wife and one-year-old daughter, he holds a degree in business studies, having been educated in Pakistan, where he grew up as a refugee while his father and elder brothers fought in the jihad against the Russians. His family was well off, owning land and property in Kandahar to which they returned after the war.

"Like many people, I did not become a Talib by choice," he explained. "In early 1998 I was working as an accountant here in Quetta when I heard that my grandfather - who was 85 - had been arrested by the Taliban in Kandahar and was being badly beaten. They would only release him if he provided a member of his family as a conscript, so I had to go."

Mr Hassani at first was impressed by the Taliban. "It had been a crazy situation after the Russians left, the country was divided by warring groups all fighting each other. In Kandahar warlords were selling everything, kidnapping young girls and boys, robbing people, and the Taliban seemed like good people who brought law and order."

So he became a Taliban "volunteer", assigned to the secret police. Many of his friends also joined up as land owners in Kandahar were threatened that they must either ally themselves with the Taliban or lose their property. Others were bribed to join with money given to the Taliban by drug smugglers, as Afghanistan became the world's largest producer of heroin.

At first, Mr Hassani's job was to patrol the streets at night looking for thieves and signs of subversion. However, as the Taliban leadership began issuing more and more extreme edicts, his duties changed.

Instead of just searching for criminals, the night patrols were instructed to seek out people watching videos, playing cards or, bizarrely, keeping caged birds. Men without long enough beards were to be arrested, as was any woman who dared venture outside her house. Even owning a kite became a criminal offence.

The state of terror spread by the Taliban was so pervasive that it began to seem as if the whole country was spying on each other. "As we drove around at night with our guns, local people would come to us and say there's someone watching a video in this house or some men playing cards in that house," he said.

"Basically any form of pleasure was outlawed," Mr Hassani said, "and if we found people doing any of these things we would beat them with staves soaked in water - like a knife cutting through meat - until the room ran with their blood or their spines snapped. Then we would leave them with no food or water in rooms filled with insects until they died.

"We always tried to do different things: we would put some of them standing on their heads to sleep, hang others upside down with their legs tied together. We would stretch the arms out of others and nail them to posts like crucifixions.

"Sometimes we would throw bread to them to make them crawl. Then I would write the report to our commanding officer so he could see how innovative we had been."

Here, sitting in the stillness of an orchard in Quetta sipping tea as the sun goes down, he finds it hard to explain how he could have done such things. "We Afghans have grown too used to violence," is all he can offer. "We have lost 1.5 million people. All of us have brothers and fathers up there."

After Kandahar, he was put in charge of secret police cells in the towns of Ghazni and then Herat, a beautiful Persian city in western Afghanistan that had suffered greatly during the Soviet occupation and had been one of the last places to fall to the Taliban.

Herat had always been a relatively liberal place where women would dance at weddings and many girls went to school - but the Taliban were determined to put an end to all that. Mr Hassani and his men were told to be particularly cruel to Heratis.

It was his experience of that cruelty that made Mr Hassani determined to let the world know what was happening in Afghanistan. "Maybe the worst thing I saw," he said, "was a man beaten so much, such a pulp of skin and blood, that it was impossible to tell whether he had clothes on or not. Every time he fell unconscious, we rubbed salt into his wounds to make him scream.

"Nowhere else in the world has such barbarity and cruelty as in Afghanistan. At that time I swore an oath that I will devote myself to the Afghan people and telling the world what is happening."

Before he could escape, however, because he comes from the same tribe, he spent time as a bodyguard for Mullah Omar, the reclusive spiritual leader of the Taliban.

"He's medium height, slightly fat, with an artificial green eye which doesn't move, and he would sit on a bed issuing instructions and giving people dollars from a tin trunk," said Mr Hassani. "He doesn't say much, which is just as well as he's a very stupid man. He knows only how to write his name `Omar' and sign it.

"It is the first time in Afghanistan's history that the lower classes are governing and by force. There are no educated people in this administration - they are all totally backward and illiterate.

"They have no idea of the history of the country and although they call themselves mullahs they have no idea of Islam. Nowhere does it say men must have beards or women cannot be educated; in fact, the Koran says people must seek education."

He became convinced that the Taliban were not really in control. "We laughed when we heard the Americans asking Mullah Omar to hand over Osama bin Laden," he said. "The Americans are crazy. It is Osama bin Laden who can hand over Mullah Omar - not the other way round."

While stationed in Kandahar, he often saw bin Laden in a convoy of Toyota Land Cruisers all with darkened windows and festooned with radio antennae. "They would whizz through the town, seven or eight cars at a time. His guards were all Arabs and very tall people, or Sudanese with curly hair."

He was also on guard once when bin Laden joined Mullah Omar for a bird shoot on his estate. "They seemed to get on well," he said. "They would go fishing together, too - with hand grenades."

The Arabs, according to Mr Hassani, have taken de facto control of his country. "All the important places of Kandahar are now under Arab control - the airport, the military courts, the tank command."

Twice he attended Taliban training camps and on both occasions they were run by Arabs as well as Pakistanis. "The first one I went to lasted 10 days in the Yellow Desert in Helmand province, a place where the Saudi princes used to hunt, so it has its own airport.

It was incredibly well guarded and there were many Pakistanis there, both students from religious schools and military instructors. The Taliban is full of Pakistanis."

He was told that if he died while fighting under the white flag of the Taliban, he and his family would go to paradise. The soldiers were given blank marriage certificates signed by a mullah and were encouraged to "take wives" during battle, basically a licence to rape.

When Mr Hassani was sent to the front line in Bagram, north of Kabul, a few months ago, he saw a chance to escape. "Our line was attacked by the Northern Alliance and they almost defeated us. Many of my friends were killed and we didn't know who was fighting who; there was killing from behind and in front. Our commanders fled in cars leaving us behind.

"We left, running all night but then came to a line of Arabs who arrested us and took us back to the front line. One night last month I was on watch and saw a truck full of sheep and goats, so I jumped in and escaped.

"I got back to Kandahar but Taliban spies saw me and I was arrested and interrogated. Luckily I have relatives who are high ranking Taliban members so they helped me get out and eventually I escaped to Quetta to my wife and daughter.

"I think many in the Taliban would like to escape. The country is starving and joining is the only way to get food and keep your land. Otherwise there is a lot of hatred. I hate both what it does and what it turned me into."

 

Bilder als Waffen Alle Artikel zum Thema

Die Taliban lie�en erstmals westliche Journalisten nach Afghanistan

Von Boris Kalnoky

Islamabad - Wer entsetzt starrte, als am 11. September die Szenen vom World Trade Center die Bildschirme f�llten, der wird sich beim Anblick der j�ngsten Bilder aus Afghanistan nicht besser f�hlen. Verst�mmelte Kinder, notd�rftig verbunden, in schmutzigen Krankenhauspritschen; der bittere, stumme Blick eines Vaters in die Kamera; ein Kleinkind im Koma. Es sind die ersten Bilder der Realit�t des Krieges in Afghanistan.

Bislang hatte die F�hrung der Taliban nur von zivilen Opfern gesprochen, aber keine gezeigt. Jetzt jedoch rollt eine Lawine an. Die ersten, herzzerbrechenden Aufnahmen aus Kabul stammten vom arabischen Sender Al Dschasira, der bislang einzigen Quelle f�r Fernsehbilder aus Afghanistan. Die Taliban sind sich bewusst, dass das nicht reicht.

Im Westen ist, zu Recht oder zu Unrecht, immer wieder Kritik an der Glaubw�rdigkeit des Senders aus dem arabischen Golf laut geworden, obwohl diese Station so ziemlich die einzige ist, die sich nicht der in der Region �blichen Zensur autorit�rer Regime unterwirft. Also haben sich die Taliban dazu durchgerungen, erstmals seit dem 11. September wieder westliche Journalisten ins Land zu lassen.

17 Journalisten bekannter TV-Sender und Nachrichtenagenturen wurden nach Jalalabad im Osten Afghanistans gebracht, um sich selbst ein Bild zu machen. Die Taliban wollten beweisen, dass ein Dorf von US-Bomben zerst�rt worden sei, mit angeblich mehr als 160 Todesopfern.

F�r die 250 Kilometer von Islamabad bis Jalalabad brauchte der Konvoi 36 Stunden. Das gr��te Hindernis waren nicht die afghanischen, sondern die pakistanischen Beh�rden. Erst wollten sie die erforderlichen Sondergenehmigungen nicht geben, hielten die Journalisten gar fest, dann wurden die Reporter mit ihren endlich erhaltenen Genehmigungen nicht durchgelassen. Das n�hrte Ger�chte, die Amerikaner h�tten Druck auf die Beh�rden ausge�bt. Wahrscheinlicher hatte die Regierung in Islamabad selbst Bedenken - Bilder unschuldiger Opfer d�rften die seit Wochen andauernden Demonstrationen gegen die US-Angriffe in Pakistan weiter anheizen.

Bilder ihrer Verbrechen am eigenen Volk zeigen die Taliban nat�rlich ebenso wenig wie Bilder von milit�risch relevanten Treffern der Amerikaner. Die Bilder des Leids sind f�r sie Waffen - eine der wenigen Waffen, die gegen den Westen Wirkung zeigen k�nnten.


 


 

 

All of a sudden, women are in the picture

The Telegraph (UK)
November 1, 2001

The regime is breaking its own taboos to try to sway Western opinion, writes Ahmed Rashid

THE Taliban's newly discovered concern for civilian victims of US bombing raids has left many Afghans appalled.

In seven years of Taliban rule, the regime has been characterised by an almost complete indifference to the welfare of the vast majority of the population. Around 90 per cent of the country's tiny budget is spent on making war, while opponents are tortured and summarily hanged. Munitions are routinely aimed at civilian areas and the air force often targeted non-combatants before it was destroyed by the Americans.

"The Taliban have not fed a single hungry Afghan, created a single job or done anything that would remotely resemble a sense of responsibility that rulers should have for their own people," said a former professor of Kabul University, who is now a refugee in Peshawar and asked not to be named.

"These media events that the Taliban are now staging for Western reporters are ironic to say the least. But they are for people who do not know anything about how the Afghan population have suffered over the past seven years," he said.

The Taliban have long been criticised for their lack of respect for basic human rights and their lack of any economic agenda for the country since they seized power in 1996. Taliban ministers who proposed creating an economic and job creation agenda in 1997 and 1998 were quickly sidelined and then sent to the front.

The only attempts at rebuilding Afghanistan's shattered infrastructure have been the repair of roads and the setting up of petrol pumps in some cities, although that may have been designed to improve the working conditions of smugglers who trade goods and drugs between Iran, Pakistan, Afghanistan and the rest of Central Asia.

More than 60 per cent of the Taliban's estimated �60 million budget is raised through taxes on smuggling. As drought, starvation and the collapse of agricultural production have worsened over the past year, UN and other relief agencies have fought running battles with the Taliban's religious police to keep working.

Since the US bombing began, the Taliban have looted the offices of all major relief agencies and terrorised their Afghan staff. Now for propaganda purposes the Taliban have broken a seven-year taboo against allowing women and children to be filmed.

"The whole world knows how the Taliban treat women and children, depriving them of food, education or occupation and they have never allowed women to be shown on TV before," said an Afghan female aid worker who is employed by a European aid agency.

"Now they are showing pictures of dead Afghan women and children. Why did they not allow TV cameras to film the living dead who were starving before these events took place?" said the woman. The Taliban have mastered the art of propaganda by allowing selective access for western television crews to destruction caused by bombing. But they have done little to alleviate the people's suffering.

More than 70 per cent of people in all major Afghan cities have fled to the countryside or the Pakistan and Iran borders to escape both the bombing and increased repression and forced conscription.

  • Ahmed Rashid is the bestselling author of Taliban: Militant Islam, Oil and Fundamentalism in Central Asia.


 

IN SPIEGEL ONLINE

 

Eine afghanische Amerikanerin betreut die �ffentlichkeitsarbeit der Taliban
Angeheiratete Nichte des fr�heren CIA-Chefs Richard Helms steht in afghanischen Diensten

31.10 .2001 Berliner Zeitung

Unter dem langen schwarzen Kittel schaut ein weinroter Rock hervor, Kopf und Gesicht sind unter einem weiten wei�en Schleier verborgen. Nur die schwarzger�nderte Brille und die dunklen Augen sind zu sehen von Laili Helms, Mitarbeiterin in der afghanischen Botschaft in Pakistans Hauptstadt Islamabad. Einer Frau, die als "Wunderwaffe" der radikalislamischen Gotteskrieger von Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar im Propagandakrieg mit der "Koalition gegen den Terrorismus" gilt. Denn Laila Helms ist nicht nur die einzige weibliche Mitarbeiterin in der Botschaft. Sie ist auch noch Amerikanerin. Und sie ist die Ehefrau eines Neffen des fr�heren CIA-Direktors Richard Helms.
Seit Anfang dieses Jahres Sanktionen gegen die afghanische Regierung verh�ngt wurden und ihre diplomatische Vertretung in New York schlie�en mu�te, betreut Laili Helms die politische �ffentlichkeitsarbeit der Taliban in den USA. Und wenn Botschafter Abdul Salam Zaeef in Islamabad die Journalisten f�r eine Afghanistan-Visite aussucht, entscheidet sie mit. "Viele Leute haben vergessen, wie es in Afghanistan aussah, bevor die Taliban die Macht �bernahmen", sagt sie als Begr�ndung f�r die Auswahl ihrer Klienten.

Wohnort: Jersey City bei New York

Die Tochter eines afghanischen Ministers aus der Zeit der Monarchie wuchs weit gehend in den USA auf. Mit ihrer Familie lebt sie in Jersey City bei New York. Nach Afghanistan kehrte sie als Mitarbeiterin einer nordamerikanischen Hilfsorganisation zur�ck. Als inoffizielle Botschafterin des Taliban-Regimes stellte sie wiederholt Kontakte zwischen den Mullahs und dem US-Au�enministerium her. "Onkel Dick", so beschreibt Laili Helms die Reaktion ihres Verwandten Richard Helms, "h�lt mich f�r verr�ckt."

Die international isolierten Taliban wissen ihre Dienste zu sch�tzen. Wenn Laili Helms versucht, das schlechte Image der Taliban aufzupolieren, werfen sie daher auch schon einmal einige ihrer islamischen Prinzipien kurzerhand �ber Bord. So war es in Afghanistan lange verboten, lebende Dinge zu filmen oder zu fotografieren. Nun aber werden vorzugsweise angels�chsische Fernsehteams ins Land geholt, die unter scharfer �berwachung die Folgen der Bombenangriffe dokumentieren sollen. Sie sollen verletzte Zivilisten filmen, ausgebombte D�rfer, elendige Lager voller Vertriebener.

Anfangs schien das Bem�hen von Frau Helms und der Taliban um einen guten Eindruck etwas verwegen. Doch inzwischen zeichnet sich eine immense humanit�re Krise ab. Washington kann so recht keine Erfolge des Krieges vermelden. Die Zahl der zivilen Opfern in Afghanistan w�chst. Dadurch gewinnen die Taliban propagandistisch Tag f�r Tag mehr Boden.

Au�erdem behindert Washington die Berichterstatter so viel wie m�glich und bietet als Ersatz meist nur �de Videoclips von Luftangriffen an. Erfolgsmeldungen �ber die "erfolgreiche Zerst�rung der Taliban-Luftwaffe" ernten bei Kennern dieser Streitkraft aber nur ein m�des L�cheln: Waffen und Ausr�stung sind v�llig �beraltert und schrottreif. "Genauso gut k�nnten die USA fliegende Teppiche bombardieren", spottet ein Kommentator in Islamabad.

Fatale Farbgebung

Der Luftkrieg, der den Taliban bislang nur geringe Verluste bereitete, erscheint als konzeptionslos. Die Propaganda-Initiativen der USA ernten bestenfalls Verwunderung. Ein Rundfunksender, der von einem �ber Afghanistan kreisenden Flugzeug ausstrahlt, hatte den Afghanen Ratschl�ge f�r den Fall einer Begegnung mit US-Soldaten erteilt. "Heben Sie die Arme!", hie� es dabei. "Versuchen Sie nicht, unsere Soldaten zu behindern!" Bislang tauchten nur einmal f�r ein paar Stunden US-Soldaten nahe Kandahar auf und r�ckten flink wieder ab.

Seit zwei Tagen konzentriert sich der Flugzeugsender nun auf ein anderes Thema. Afghanen wird erkl�rt, wie sie die abgeworfenen Lebensmittelpakete von den Minen unterscheiden k�nnen, die nordamerikanische Streubomben verteilen. Leider sind beide gelb. Die Taliban registrieren dieses Farben-Problem mit Befriedigung. Schlie�lich hatten sie schon am Anfang behauptet, die Nahrungspakete seien eine t�ckische Waffe: Die Pakete seien vergiftet oder enthielten Sprengs�tze.



 

AFGHANISTAN,  SPIEGEL ONLINE,


19. Oktober 2001


Taliban pl�ndern Hilfsorganisation

Taliban-Milizion�re haben im Norden Afghanistans f�nf B�ros einer schwedischen Hilfsorganisation �berfallen und dabei Autos und Computer gestohlen. Unterdessen hat die zweite Phase der US-Angriffe offenbar begonnen. Amerikanische Spezialtruppen sind auf afghanischem Boden gelandet.

Taliban-Milizion�re pl�nderten eine schwedische Hilfsorganisation
AP
Taliban-Milizion�re pl�nderten eine schwedische Hilfsorganisation

Washington/Kabul - Die afghanischen Angreifer h�tten Mitarbeiter des Schwedischen Komitees f�r Afghanistan geschlagen und sie gezwungen, ihre Aktivit�ten einzustellen, sagte der Direktor der Organisation, Sidney Petersson, am Freitag in Pakistan. Neben Computern, Druckern, Telefonen und M�beln sei fast die H�lfte der 80 Fahrzeuge des Komitees gestohlen worden. Die Hilfsorganisation betreibt Krankenh�user und Schulen in Afghanistan und unterst�tzt Bauern.

US-Spezialeinheiten nahe Kandahar

Ein Vertreter der US-Regierung best�tigte inzwischen den Einsatz von Spezialeinheiten im S�den Afghanistans. Sie seien dort abgesetzt worden, um die Bem�hungen des Geheimdienstes zur Untergrabung des Regimes der Taliban zu unterst�tzen. Das Einsatzgebiet befindet sich in der N�he der Taliban-Hochburg Kandahar. Damit wollen die US-Streitkr�fte offenbar eine neue Front aufmachen, um die oppositionelle Nordallianz, die im Norden des Landes gegen die Taliban k�mpfen, zu st�rken.

US-Pr�sident George W. Bush lehnte dagegen am Freitag jeden Kommentar zu Berichten �ber amerikanische Bodentruppen ab. Er werde sich nicht zu milit�rischen Operationen �u�ern, sagte Bush auf einer Pressekonferenz mit Chinas Staats- und Parteichef Jiang Zemin in Schanghai. Er betonte jedoch: "Wir werden alle notwendigen Mittel einsetzen, um unsere Ziele zu erreichen."

US-Bodentruppen trainieren auf Hawaii
AP
US-Bodentruppen trainieren auf Hawaii
Unter Berufung auf Milit�rkreise hatte die "Washington Post" in ihrer j�ngsten Ausgabe berichtet, eine "geringe Zahl" an Elitesoldaten sei in S�dafghanistan operativ aktiv geworden. "Das ist das sehr, sehr fr�he Stadium", hie� es in den Armee-Kreisen. Es sei der Beginn einer gr��eren Operation, berichtet die Zeitung. Der Einsatz von Bodentruppen war nach entsprechenden Andeutungen von US-Pr�sident George W. Bush und des britischen Premierministers Tony Blair erwartet worden. Nach den tagelangen Luftangriffen war zuvor die Luftabwehr der in Afghanistan regierenden radikal-islamischen Taliban laut US-Angaben ausgeschaltet worden.

Die Anzeichen f�r den Einsatz von Bodentruppen hatten sich in den vergangenen Tagen verdichtet. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte am Donnerstag in Washington erkl�rt, Kampfflugzeuge alleine k�nnten das Land nicht von den Taliban und dem Terrornetzwerk al-Qaida befreien. Denn sie k�nnten "nicht auf dem Boden herumkriechen und Leute fangen", sagte er in Anspielung auf US-Spezialeinheiten.

Neue Bombardements

Die Luftschl�ge auf Ziele in Afghanistan gingen unterdessen weiter. Die Taliban-Hochburg Kandahar und die Stadt Dschalalabad wurden nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN am sp�ten Donnerstagabend erneut heftig bombardiert. In Dschalalabad seien m�glicherweise eine Fernsehstation und ein Terroristenlager angegriffen worden. Die US-Streitkr�fte sind derweil dazu �bergegangen, Taliban-K�mpfer per Rundfunk aufzufordern, sich zu ergeben.

Ein Taliban-Sprecher teilte unterdessen mit, bei den Luftangriffen seit dem 7. Oktober seien zwischen 600 und 900 Menschen get�tet worden. Das US-Verteidigungsministerium wies diese Angaben als falsch zur�ck.

Schwindende Moral?

Verteidigungsminister Rumsfeld erkl�rte, er habe Geheimdienstinformationen erhalten, wonach das Dauerbombardement seit dem 7. Oktober allm�hlich Wirkung bei Taliban und al-Qaida zeige. Einige Mitglieder der Taliban "beginnen dar�ber zu entscheiden, dass sie nicht mehr l�nger zu den Taliban geh�ren wollen", sagte er. "Und wir haben einige Bewegung von Truppen gesehen, die wir f�r al-Qaida-Truppen halten, und sie werden besonders angegriffen, w�hrend sie sich bewegen."

Der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, wies Berichte �ber eine geringe Moral der Truppen zur�ck. "Solange noch ein Taliban in Afghanistan am Leben ist, kann Amerika uns nicht besiegen", sagte er. Er habe k�rzlich Bin Laden getroffen, dem es gut gehe, f�gte Saif hinzu.

 

 

Religi�se Verblendung und mediales Kalk�l

Die Taliban in Afghanistan �ben sich in Provokationen

In Afghanistan halten die Taliban 24 Mitarbeiter einer westlichen Hilfsorganisation wegen angeblicher christlicher Missionierung fest. Diesen drohen Geld-, Gef�ngnis- oder gar Todesstrafen. Die Taliban scheinen ihrer regressiv-puritanischen Auslegung des Korans Nachdruck verleihen zu wollen; denkbar sind aber auch andere Motive.

msn. Die Festnahme von sechzehn afghanischen und acht ausl�ndischen Mitarbeitern der westlichen Hilfsorganisation Shelter Now durch die Taliban scheint dazu geeignet, den Koransch�lern in ihrem Streben nach der Errichtungeines �wahren� Gottesstaates in Afghanistan erneut ein v�llig irrationales Verhalten zu bescheinigen. Denn die Hand an Ausl�nder zu legen - unter ihnen zwei amerikanische Staatsb�rger - und ihnen mit Haftstrafen oder gar dem Tod zu drohen, weil sie angeblich missioniert h�tten, treibt die Taliban nur weiter in die Isolation und ihr Land an den Rand des Abgrunds.

Die Hilfswerke als staatstragende St�tzen

Gef�hrdet ist nach dem j�ngsten Schlag der Koransch�ler die Arbeit der im Land verbliebenen ausl�ndischen Hilfsorganisationen undder Uno, vor allem auch, weil deren G�nner weiter entmutigt werden, Gelder in afghanische Projekte fliessen zu lassen. Ohne die T�tigkeit dieserOrganisationen jedoch w�rden im Herrschaftsgebiet der Taliban schon l�ngst kein sauberes Wasser und kein Strom mehr fliessen, kein Brot gebacken. Auch w�re keine �rztliche Grundversorgung mehr sichergestellt. Die Miliz unter ihrem geistigen F�hrer Mullah Omar beherrscht zwar dank Kriegsgl�ck, ausl�ndischer Unterst�tzung und einer relativ unsystematischenRepressionspolitik das von ihr kontrollierte Territorium - eine Regierungst�tigkeit im Sinn einer Staatsf�hrung zum Wohl der Bev�lkerung hat sie in den nunmehr fast sieben Jahren seit dem Beginn ihres kometenhaften Aufstiegs aber nichtentfaltet. Z�gen sich die Hilfsorganisationen zur�ck, w�rde dies mit Sicherheit die Macht der Taliban destabilisieren. Daran kann die Miliz kein Interesse haben.

Was also bewegt den in Kandahar sitzenden obersten F�hrungsrat zu einem solchen Schritt? Vordergr�ndig scheinen die Taliban ihrer �usserst puritanisch-regressiven Auslegung des Korans Nachdruck verschaffen zu wollen. In zahllosen Edikten ist diese gesetzlich bindend festgelegt und wird durch die Religionsw�chter des sogenannten Ministeriums zur F�rderung der Tugend und zur Bek�mpfung des Lasters �berwacht und durchgesetzt. Da es in Afghanistan aber fast nichts mehr gibt, was erlaubt w�re, werden diese Erlasse je nach Ort, Zeitpunkt und Individuum unterschiedlich ernst genommen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wissen um diese Biegsamkeit - anders w�re es nicht zu erkl�ren, dass es etwa in der N�he von Kabul ein von einer Deutschen geleitetes Spital gibt, in dem afghanische Frauen und M�nner sowohl als �rzte, Pfleger und Patienten ein und aus gehen.

Es ist guten Kontakten zu lokalen Taliban-Vertretern, Beharrlichkeit und viel Improvisationsverm�gen zuzuschreiben, dass es Nichtregierungsorganisationen wie dem InternationalenKomitee vom Roten Kreuz oder der Uno in m�hsamer Kleinarbeit doch immer wieder gelingt, sich durch das Dickicht von offiziellen Verboten einen Weg zu bahnen. Dass man die Arbeit auf eine wohlmeinend-naive, aber grob-fahrl�ssige Weise gef�hrdet, indem man Kinder im christlichen Glauben unterweist, ist schwer zu glauben. Viel mehr riecht die Festnahmeaktion der Shelter- Now-Mitarbeiter - wie schon die Statuenzerst�rung vom M�rz oder die Kennzeichnung nicht-muslimischer Afghanen durch ein gelbes Stoffband - nach einer neuerlichen Provokation durch die Taliban, die wiederum verschiedene Gr�nde haben kann.

Zyklen der Repression

Mit Blick auf die Vergangenheit zeigt sich, dass sich bei den aus den Koranschulen Belutschistans und S�dafghanistans stammenden �Studenten� Phasen der Verh�rtung und Repression zyklisch mit solchen gr�sserer �Toleranz� abl�sen. Dies h�ngt offenbar mit dem Kriegsverlauf und der Wahrnehmung der eigenen Machtf�lle zusammen. Erst Mitte Juli hat die Miliz im Nordosten des Landes die diesj�hrige Sommeroffensive gegen die vor allem von Russland, Iranund Tadschikistan unterst�tzte Nordallianz eingeleitet - und wie in den Jahren zuvor wird auchjetzt wieder grossmaulig vom �Endsieg� gesprochen. Faktisch jedoch treten die Taliban trotz umfangreicher milit�rischer Unterst�tzung durch Pakistan seit mehreren Jahren an Ort. Die s�dlich des Panjshir-Tals nach Kabul und von dort nach Norden verlaufende Front ist relativ stabil. Meist l�sen sich �spektakul�re� Eroberungen in den Folgetagen in Luft auf, oder aber es gelingt den gegnerischen Milizen unter der F�hrung des fr�heren Verteidigungsministers Ahmad Shah Masud, verlorenes Terrain wieder zur�ckzugewinnen.

Die L�nge des Krieges und die Unf�higkeit der Taliban, neben dem Kriegshandwerk auch noch staatliche Funktionen auszu�ben, rufen in der Bev�lkerung aber zunehmend Unwillen hervor.Krieg, Hunger, K�lte und schlimme D�rrekatastrophen haben Tausende in die Flucht getrieben, oft zum wiederholten Mal. Verschiedentlich ist es deswegen zu Aufst�nden und Hungerrevolten gekommen, oder lokale Clanf�hrer haben sich geweigert, den Taliban neue K�mpfer zur Verf�gung zu stellen. Heikel ist dies f�r die �berwiegend aus (sunnitischen) Paschtunen zusammengesetzte Milz vor allem in jenen Gebieten, wonicht-paschtunische Volksgruppen in der Mehrheit leben. Die Taliban m�ssen hier best�ndigf�rchten, dass die Nordallianz mit Erfolg infiltriert. Im letzten Winter machten in Peshawar Ger�chte die Runde, im Norden von Herat agitierten Anh�nger der Nordallianz unter den Tausenden aus dem Nordosten des Landes geflohenen Afghanen gegen die Taliban. Es sei Masud gelungen, an die 20 000 K�mpfer zu rekrutieren.

Die verst�rkte Repression im Innern und die konsequentere Durchsetzung religi�ser Edikte gegen�ber den internationalen Organisationen k�nnen als Reaktion der Taliban auf solche Erscheinungen interpretiert werden; auch die vonHuman Rights Watch den Koransch�lern im letzten Januar angelasteten Massaker an schiitischenHazara in Bamian - die traditionell in Gegnerschaft zu den Taliban stehen - liessen sich in diesen Kontext stellen.

Aufschwung der Hardliner?

Verschiedentlich wird auch von einem Machtkampf zwischen einem kompromisslos auf Konfrontation setzenden und einem �liberaleren� Fl�gel innerhalb der Miliz gesprochen. Nach dem angeblichen Krebstod des Kabuler Shura-Vorsitzenden und Stellvertreters von Omar, MullahRabbani, im Fr�hling sollen die Hardliner an Gewicht gewonnen haben. Rabbani, der 1998 demdamaligen amerikanischen Uno-Botschafter Richardson Zugest�ndnisse gemacht hatte, galt als gem�ssigt und soll deshalb in der F�hrungsriege zusehends an Einfluss eingeb�sst haben. Zus�tzlich d�rften die 1999 in Kraft getretenen und indiesem Jahr nochmals versch�rften Uno-Sanktionen den Falken Auftrieb verliehen haben, da ihre Aufhebung an Forderungen gekn�pft ist, die f�r die Taliban ohne eklatanten Gesichtsverlust kaum zu erf�llen sind. Kenner Afghanistans schliessen nicht aus, dass die Hardliner von �Ausl�ndern� unterst�tzt werden - also nicht-afghanischen Islamisten, die in Afghanistan das Vorbild f�r einen �echten Gottesstaat� erkennen und diesem in einem �heiligen Krieg� an anderen Orten der Region zum Durchbruch verhelfen wollen.

So gesehen w�ren die 24 Mitarbeiter das Opfer dieses Machtkampfes geworden - wobei die Festnahme (und Bestrafung) von westlichen (amerikanischen) Staatsb�rgern wegen eines religi�sen Vergehens eine besonders pikante Note erhielte. Dass sich ausl�ndische Extremisten auf dem Territorium der Taliban aufhalten und dort auch milit�rische Ausbildung erhalten, ist bekannt; ihr ber�hmtester Exponent ist der saudische Million�r Usama bin Ladin, dessen Auslieferung die USA verlangen. Wie gross freilich der Einfluss dieser Ausl�nder tats�chlich ist, l�sst sich kaum beantworten.

Heischen von Aufmerksamkeit

Nicht auszuschliessen ist schliesslich, dass sich die Koransch�ler mit den Festnahmen bewusst und recht geschickt nach Wochen des Vergessens erneut in die Schlagzeilen der internationalen Medien r�cken wollten. Es w�re bereits das dritte Mal in kurzer Zeit, dass es der einzig von Pakistan, Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten offiziell anerkannten Taliban-�Regierung� gelingt, trotz Uno-Sanktionen ausl�ndische Diplomaten nach Kabul zu locken. Erinnert sei an die in Kandahar nach pers�nlicherIntervention des indischen Aussenministers beendete Entf�hrung eines Airbusses der Indian Airlines am Silvester vor einem Jahr und an die Bitt- und Bettelmissionen hochrangiger Diplomaten diesen Fr�hling, um der Kulturg�terzerst�rung Einhalt zu gebieten. Nun sind es die Botschafter der USA, Australiens und Deutschlands,die sich dem nervenaufreibenden und entw�rdigenden pseudob�rokratischen Zirkus einer Visumserteilung durch die Taliban unterwerfen m�ssen.

Darin mitschwingen mag auch eine Form des Rachegef�hls der Koransch�ler daf�r, dass die Uno ihre Anstrengungen zur Reduktion der Rohopium-Produktion bisher �berhaupt nicht honoriert hat. In den entsprechenden Sanktionsresolutionen 1267 und 1333 wird unter anderem der Stopp des Schlafmohnanbaus gefordert. Die Uno-Drogenkontrollbeh�rde hat den Taliban zugebilligt, dieser Forderung in diesem Jahr weitgehend nachgekommen zu sein, auch wenn skeptische Stimmen auf die nach wie vor gut gef�lltenLagerh�user hinweisen und hinter dem Anpflanzverbot preisstabilisierende Absichten vermuten.

Machtvoll trotz Isolation

Dass sich die Taliban der Illusion hingeben k�nnten, mit der Festnahme ausl�ndischer Staatsb�rger und der versch�rften Unterdr�ckung der eigenen Bev�lkerung eine Aufhebung der Uno- Sanktionen zu erreichen, ist trotz ihrem nicht sehr ausgepr�gten aussenpolitischen Gesp�r unwahrscheinlich. Viel eher d�rften sie die Festnahmendazu benutzen wollen, der Welt und der entt�uschten einheimischen Bev�lkerung wieder einmal vorzuf�hren, wie �machtvoll� auch ein international v�llig isoliertes Afghanistan sein kann. F�r die festgenommenen Ausl�nder d�rfte diese �Prestigeaktion� wahrscheinlich glimpflich ablaufen - den inhaftierten Afghanen hingegen droht Schlimmes.

Karte: Afghanistan

�Talibanistan� - ein Staat der Sauberm�nner

Afghanistans Hauptstadt Kabul im Griff der Islamisten

Von Andreas R�esch*

Kaum ein Staat wirkt so obskur wie jener der Taliban, die zwei Drittel Afghanistans beherrschen. An der Spitze dieser Diktatur steht ein lichtscheuer Milit�rf�hrer, und seine Regierung besteht praktisch vollst�ndig aus unerfahrenen Geistlichen. Regieren heisst f�r sie, mit dem eisernen Besen alles �Unislamische� wegzufegen.

Nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban (�Studenten�) im September 1996 hat Afghanistan einen Medienrummel erlebt; Bilder von b�rtigen Kriegern und verschleierten Frauen gingen um die Welt. Mittlerweile ist das Mullah-Regime zwar aus den Schlagzeilen verschwunden, doch von seiner R�tselhaftigkeit hat es nichts verloren. Mitverantwortlich daf�r ist die Tatsache, dass sich der Taliban-F�hrer und viele seiner engsten Mitarbeiter der �ffentlichkeit schlicht verweigern. Mullah Mohammed Omar, unangefochtener Herrscher �ber zwei Drittel Afghanistans, tritt nie �ffentlich auf und gibt westlichen Medien keine Interviews. Es gibt weder ein Bild von ihm, noch haben seine Untertanen je seine Stimme am Radio geh�rt.

Religi�s verbr�mte Diktatur

Dass sich am Ende des 20. Jahrhunderts ein Staatschef - de facto ist Omar ein solcher - beharrlich vor der �ffentlichkeit verbirgt, ist nicht nur f�r informationsverw�hnte Beobachter im Westen eine Merkw�rdigkeit ohnegleichen. Auch Afghanen brennt die Frage auf der Zunge, wer ihr neuer �Emir� eigentlich ist, von dessen Anordnungen sie regelm�ssig �ber das Radio erfahren. Dass Omar im Schatten bleibt, gibt nat�rlich Ger�chten Auftrieb, er sei gar kein Afghane, sondern ein ausl�ndischer Usurpator. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Omar vermeiden m�chte, als Vertreter eines bestimmten Volkes oder eines einzelnen Stammes abgestempelt zu werden, und daher seine Wurzeln bewusst verschleiert. Angesichts der ethnischen, religi�sen und sozialen Trennungslinien in Afghanistan w�re eine solche Taktik verst�ndlich. Dazu passt, dass die Taliban-F�hrung, obwohl fast ausschliesslich aus Paschtunen bestehend, auf paschtunisch-chauvinistische Slogans verzichtet. Recherchen einiger Journalisten haben immerhin ein vages Bild von dem ein�ugigen Mullah ergeben, wobei nicht immer klar ist, wo die Welt der Legenden beginnt. Omar soll Mitte Dreissig sein und aus einer armen Familie im Distrikt Maiwand in der S�dprovinz Kandahar stammen. In den achtziger Jahren habe er gegen die Sowjets gek�mpft. Nach deren Abzug nahm er seine religi�sen Studien wieder auf, brach sie jedoch ab, als er, angeekelt von den Machtk�mpfen zwischen den afghanischen Milizen, 1994 wieder zu den Waffen griff und die Taliban-Bewegung gr�ndete.

Die weisse Flagge der Taliban wurde in der Folge zum Symbol f�r eine Gruppierung, die mit ihren Gegnern unbarmherzig abrechnete und in ihrem rasch wachsenden Herrschaftsbereich eine strenge, religi�s verbr�mte Diktatur aufbaute. Die Taliban verfechten eine traditionalistische Version des Islam, die stark von der konservativen Welt der paschtunischen D�rfer gepr�gt ist. Den Islam als politische Waffe benutzen zwar auch die Gegner der Taliban. Die Wurzeln des vom fr�heren Pr�sidenten Rabbani und von seiner Jamiat-e Islami propagierten Islamismus sind aber - �brigens wie jene der kommunistischen Bewegung - in den universit�ren Zirkeln Kabuls und den st�dtischen, dem Fortschritt durchaus zugewandten Mittelschichten zu finden. Das Denken der Taliban haben ferner die Lehren der Deobandi-Schule beeinflusst, deren orthodoxe Glaubenss�tze in vielen pakistanischen Religionsschulen, in denen Taliban studierten, verbreitet werden.

Die F�hrung �Talibanistans�, wie man das Reich der Studentenkrieger nennen k�nnte, besteht praktisch zu hundert Prozent aus Geistlichen. Zumindest schm�cken sich fast alle Minister mit dem Titel eines Mullahs (Prediger) oder Maulawi (Absolvent einer h�heren Religionsschule). Wie Omar, der sich �F�hrer der Gl�ubigen� (Amir al-Muminin) nennen l�sst, verf�gen aber viele Taliban-Exponenten nur �ber bruchst�ckhafte theologische Kenntnisse. Die Entscheidungsstrukturen sind f�r Aussenstehende kaum erkennbar. Omar hat eine Shura (Rat) als provisorische Regierung in Kabul eingesetzt, ist selber aber in Kandahar geblieben und zieht von dort aus die F�den. �ber die Resultate von Kabinettssitzungen werden keine Verlautbarungen gemacht, die �ber blosse Floskeln hinausgehen. �Talibanistan� ist ein Land ohne Fernsehen und ohne nennenswerte Zeitungen. Radio Scharia, das fr�here Radio Kabul, ist ein reiner Propagandasender.

Die restriktive Informationspolitik richtet sich auch gegen ausl�ndische Medien. Alle Journalisten, die nicht fest in Kabul stationiert sind, m�ssen in einem Hotel wohnen, das sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Dolmetscher werden von den Beh�rden ausgew�hlt und den Journalisten zugeteilt. Sie m�ssen detaillierte Berichte �ber die Gespr�chspartner, die besuchten Orte und die politische Einstellung der Ausl�nder abliefern. Diesen ist es auch untersagt, Einheimische in ihren Wohnungen zu besuchen, eine Bestimmung, die - wie uns ein Mullah sp�ter darlegt - ironischerweise eindeutig gegen den Koran verst�sst. Was die Taliban mit diesen und anderen Einschr�nkungen bezwecken, ist klar. Nachdem Berichte �ber Menschenrechtsverletzungen einen weltweiten Sturm der Entr�stung ausl�st haben, wollen die Taliban die Medien in den Griff bekommen.

Leere Kassen

Die Mullahs sind zwar milit�risch erfolgreich und sorgen f�r Ordnung. Ob sie aber trotz fehlender Erfahrung f�hig sind, eine effiziente Verwaltung zu organisieren und die Probleme des Wiederaufbaus zu meistern, ist eine andere Frage. Vorl�ufig rechtfertigen sie den mangelnden Leistungsausweis mit den anhaltenden K�mpfen, die alle Kr�fte absorbieren. Der stellvertretende Aussenminister Stanakzai verweist ferner auf die angeblich leeren Kassen. Z�lle und Verkaufssteuern reichten nicht aus, um den Bed�rftigen gen�gend zu helfen. Eine weitere �Einnahmenquelle� zapften die Taliban nach ihrem Einmarsch in Kabul an, indem sie H�user und eine grosse Zahl von Autos beschlagnahmten. Ausser Taxis und Taliban-Fahrzeugen verkehren in den Strassen der Hauptstadt kaum mehr Privatwagen; manche wurden rechtzeitig in den Norden in Sicherheit gebracht, andere werden, in demontiertem Zustand, von ihren Eigent�mern aus Angst vor dem Zugriff der Miliz versteckt. Trotz den Beschlagnahmungen w�re es falsch, sich die Taliban als marodierende Banditen vorzustellen. Im Gegenteil haben sie Pl�nderungen, wie sie unter der fr�heren Regierung an der Tagesordnung waren, unterlassen.

Oberstes - oder einziges - Ziel der Taliban ist es, ihre Vorstellung eines islamischen Staates dem ganzen Land aufzuzwingen. Entsprechend verstehen sie unter Regieren das Verk�nden und Durchsetzen st�ndig neuer Vorschriften, bei denen sie sich auf den Koran berufen. �Talibanistan� ist ein Staat der Gebote und Verbote, die das Volk tagt�glich �ber Radio Scharia oder in den Freitagspredigten zur Kenntnis zu nehmen hat: Frauen m�ssen sich von Kopf bis Fuss verschleiern, M�nner B�rte tragen; untersagt ist nat�rlich der Alkoholgenuss, aber auch Tanzen, Fussball, Fernsehen, der Besitz von Photoportr�ts (dies gilt als G�tzenverehrung), Papiers�cke (weil sie aus Altpapier hergestellt sein k�nnten, auf dem ein religi�ser Text stand), das Halten von Kanarienv�geln und vieles mehr. Angesichts der Vorschriftenflut erstaunt es nicht, dass Ans�tze einer Verwaltung am ehesten im Bereich der Sittenpolizei und der Gerichtsbarkeit zu erkennen sind.

Zu Gast beim Guten

Ein Besuch in der Beh�rde mit dem bezeichnenden Namen �Abteilung f�r die F�rderung des Guten und die Bek�mpfung des B�sen� f�hrt einen in die Welt der rastlosen Sittenw�chter. Laut ihrem stellvertretenden Leiter, Enayatullah Baligh, existierte die Abteilung bereits unter der Mujahedin-Regierung, erlangte aber erst unter den Taliban zentrale Bedeutung. �berall, wo gegen islamische Regeln verstossen werde, ob in Amtsstuben oder auf den Strassen, greife die Beh�rde ein. In Kabul seien vierzig Inspektoren st�ndig unterwegs, um beispielsweise Verst�sse gegen die Kleiderordnung oder die Gebetsvorschriften zu ahnden. Kein Mitleid zeigt Baligh gegen�ber jenen Frauen, die keinen Schleier tragen wollen - diese �kleine Minderheit� m�sse eben auswandern. Die Sittenw�chter verabreichen Misset�tern Stockhiebe oder f�hren sie mit geschw�rzten Gesichtern in der Stadt herum; wer gegen die Fastengebote handelt, dem drohen zwei Monate Gef�ngnis. Zum Missfallen der Sittenpolizei nehmen die oftmals blutjungen Taliban-K�mpfer das Recht nicht selten in die eigenen H�nde. So war beispielsweise zu beobachten, wie ein Milizion�r einen H�ndler aus unerfindlichen Gr�nden verpr�gelte oder ein anderer zur Gebetszeit in ein Haus nach dem andern eindrang, deren Bewohner hinausjagte und sie mit seinem schwarzen Lederriemen zur Moschee trieb.

Die Reaktionen der Bev�lkerung auf die neuen Machthaber sind gemischt. Ein im Westen ausgebildeter Mann ist der Meinung, dass sich Afghanistan unter den Taliban in einen Kerker verwandelt habe. Der P�bel regiere, und die Taliban h�tten keine Ahnung, wie sie das Land f�hren sollten. Andere �ussern sich positiver, hoffen vor allem auf einen baldigen Frieden. Die meisten Einwohner Kabuls f�rchten sich, ihre Meinung zu sagen, erkl�ren, es sei gef�hrlich, mit Ausl�ndern zu sprechen, oder fl�chten sich in Floskeln wie �Gott ist gn�dig�. Die allgemeine Verunsicherung ist mit H�nden zu greifen. Selbst die sch�rfsten Kritiker der Taliban anerkennen aber, dass sich die �ffentliche Sicherheit klar verbessert habe. In General Dostoms nordafghanischem Reich ist dies anders. Die Leute f�rchten sich dort in einem Masse vor der Kriminalit�t, dass manche an den Vorz�gen ihrer relativ liberalen Ordnung zweifeln. In Afghanistan seien Freiheit und Sicherheit eben Gegens�tze, meint ein Arzt, und ein Mathematiker erkl�rt, er sei gerne bereit, sich dem Diktat der Taliban unterzuordnen, wenn er daf�r endlich wieder in Frieden leben k�nne.

 

Karte Afghanistan

Neue Z�rcher Zeitung vom 15. M�rz 1997
* Der Autor ist Mitglied der NZZ-Auslandredaktion.

 

 

Islamismus

Islamisten an der Macht und in der Opposition

Victor Kocher
Die Islamische Republik entdeckt ihr Volk
Vielversprechende Reformen in Iran
Neue Z�rcher Zeitung, 13. April 1999

Bernard Imhasly
Ein weiterer Islamisierungsschritt in Pakistan
Die Verfassung wird den Vorschriften des Korans unterworfen
Neue Z�rcher Zeitung vom 31. August 1998

Bernard Imhasly
Terrorstaat Afghanistan?
Die USA lange Zeit der wichtigste Geldgeber der Islamisten
Neue Z�rcher Zeitung vom 22./23. August 1998

Bernard Imhasly
Osama bin Laden - ein radikaler Islamist
Der Saudi sieht sich als Mujahedin im Kampf gegen die USA
Neue Z�rcher Zeitung vom 18. August 1998

Andreas R�esch
Die Taliban in Afghanistan fast am Ziel?
Neue Z�rcher Zeitung vom 15./16. August 1998 (Kommentar)

Bernard Imhasly
Die Taliban fordern diplomatische Anerkennung
Scharfe Reaktion des Sicherheitsrats auf den Feldzug
Neue Z�rcher Zeitung vom 15./16. August 1998

Kristina Bergmann
Islamisten hinter den Attentaten in Ostafrika?
Neue Gruppe um den Terrorismus-Financier Osama bin Laden
Neue Z�rcher Zeitung vom 10. August 1998

Victor Kocher
Klarer Reformkurs Khatamis in Iran
Wettrennen mit den konservativen Gegenspielern
Neue Z�rcher Zeitung vom 17. Dezember 1997

Abbas Maroufi
Ein iranischer Prometheus?
Neue Z�rcher Zeitung vom 30. September 1997

Volker S. Stahr
Hassan at-Turabi - ein �b�rgerlicher� Islamist
Wortgewandter Ideologe des sudanesischen Regimes
Neue Z�rcher Zeitung vom 5. November 1996

Andreas R�esch
�Talibanistan� - ein Staat der Sauberm�nner
Afghanistans Hauptstadt Kabul im Griff der Islamisten
Neue Z�rcher Zeitung vom 15. M�rz 1997

Arnold Hottinger
Pakistan - Gottesstaat oder Staat f�r Muslime?
Aus politischen Gr�nden gef�rderter Islamisierungsprozess
Neue Z�rcher Zeitung vom 15. August 1997

Victor Kocher
Wenn der Islam ein Mittel zur Machtergreifung wird
Schwierige Ausrottung des religi�s verbr�mten Terrorismus in �gypten
Neue Z�rcher Zeitung vom 19. November 1997

Kristina Bergmann
Das Nahziel ist der Sturz der Regierung Mubarak
Sayyed Qutb und die Terrorgruppen Jihad und Jamaa
Neue Z�rcher Zeitung vom 18. November 1997

Volker S. Stahr
Ein Danton der islamischen Revolution
Scheich al-Badris Agitation gegen Intellektuelle
Neue Z�rcher Zeitung vom 28. Oktober 1996

J�rg Bischoff
�gypten bald eine Islamische Republik?
Die Ideologiedefizite der Regierung Mubarak
Neue Z�rcher Zeitung vom 9. November 1996

Anton Christen
Mit dem Koran auf Stimmenfang in Algerien
Der Weg der Islamisten vom Einzelk�mpfertum zur Massenbewegung
Neue Z�rcher Zeitung vom 6. Juni 1998

Anton Christen
Algiers Hinterland im W�rgegriff der Gewalt
Trotz Allgegenwart der Sicherheitskr�fte weiterhin Massaker
Neue Z�rcher Zeitung vom 31. Mai 1997

Beat Stauffer
Neuer Darsteller auf Rabats politischer B�hne
Die Islamisten haben sich als politische Kraft etabliert
Neue Z�rcher Zeitung vom 23. April 1998

Georg Brunold
Kostproben islamistischer Heilslogik
Zu Besuch bei der Hamas in Gaza
Neue Z�rcher Zeitung vom 15. Juli 1995

Arnold Hottinger
Laizismus und Re-Islamisierung in der T�rkei
Unterschiede zur arabischen und persischen Welt
Neue Z�rcher Zeitung vom 10. August 1996

Boubacar Boris Diop
Islamismus - Ursprung oder Ende der kulturellen Identit�t?
Beobachtungen in einem afrikanischen Land
Neue Z�rcher Zeitung vom 14. Oktober 1996


 

El Dschasira: Zehntausende Pakistaner schlie�en sich Taliban an
Anti-US-Demonstration

28.10 .2001 Berlin Online


Doha/Kairo/Karachi (dpa) - Nach einem Bericht des TV-Senders El Dschasira sollen sich bereits mehrere zehntausend bewaffnete Pakistaner den radikal-islamischen Taliban angeschlossen haben. Sie wollten sich dem von Taliban-Anf�hrer Mullah Mohammed Omar ausgerufenen �Dschihad� (Heiliger Krieg) anschlie�en, berichtete der in Katar ans�ssige arabische Sender am Samstag.
Der F�hrer der fundamentalistischen Partei Jamiat-Ulema-i-Islam, Abdul Samiul-Haq (l.) spricht vor Tausenden von Demonstranten in Karatschi (Pakistan).

Unterdessen kreisten erneut US-Flugzeuge �ber Kabul. Der Korrespondent des Fernsehsenders in der afghanischen Hauptstadt berichte unter Berufung auf Hilfsorganisationen, am Vortag seien durch die US-Angriffe in Kabul mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter acht Kinder.

Der Taliban-freundliche afghanisch-pakistanische Rat hat Pakistans Milit�rmachthaber Pervez Musharraf ultimativ aufgefordert, seine Unterst�tzung f�r die US-Milit�raktionen in Afghanistan zur�ckzuziehen.

�Sollte Musharraf nicht auf die Stimme des Volkes h�ren, werden wir zu einem landesweiten Generalstreik aufrufen und eine zivile Aufstandsbewegung zum Sturz seiner Regierung starten�, sagte Ratsvertreter Maulana Samiul Haq am Samstag in Karachi. Sollte sich Musharraf nicht bis zum 7. November beugen, werde zwei Tage sp�ter �ber Ma�nahmen wie Proteste, Stra�ensperren und zivilen Ungehorsam entschieden.

Der Rat ist ein Zusammenschluss von Taliban-Sympathisanten in Pakistan und steht hinter zahlreichen anti-amerikanischen Protesten der vergangenen Wochen, wobei es auch wiederholt zu Ausschreitungen gekommen war. Die religi�sen F�hrer der Vereinigung haben bereits zum Heiligen Krieg (Dschihad) gegen die USA und ihre Unterst�tzer aufgerufen.

 

Tausende K�mpfer wollen nach Afghanistan
Pakistan will ihren Grenz�bertritt verhindern

28.10 .2001 S�ddeutsche Zeitung


Pakistanische Anh�nger der Taliban wollen an der Seite der afghanischen Machthaber gegen die USA k�mpfen.

Die Angaben �ber die Anzahl der K�mpfer unterschieden sich. Ein Sprecher der Bewegung sprach von 10.000 M�nnern. Im pakistanischen Innenministerium war dagegen die Rede etwa 5000 K�mpfern und einem mehrere hundert Meter langen Konvoi aus Fahrzeugen.

Die mit Sturmgewehren ausger�steten Anh�nger radikaler muslimischer Gruppen aus dem Nordwesten des Landes seien mit Bussen, Pritschenwagen und Autos unterwegs in die afghanische Ost-Provinz Kunar. Sie verf�gten auch �ber Raketenwerfer.

Der Konvoi der pakistanischen K�mpfer, die die Taliban unterst�tzen wollen, windet sich durch die Berge. (AP )

Die Stammesgebiete im Nordwesten Pakistans unterliegen nur sehr beschr�nkt der Kontrolle der Regierung in Islamabad. Die Gegend wird haupts�chlich von Paschtunen bewohnt, die in Afghanistan die gr��te Bev�lkerungsgruppe und auch einen Gro�teil der herrschenden radikal-islamischen Taliban stellen.

Grenze schwierig zu �berwachen

Pakistans Innenminister Moinuddin Haider hatte j�ngst angek�ndigt, jeden Bewaffneten festnehmen zu lassen, der die Grenze nach Afghanistan �berschreite. Allerdings sei es schwierig, die 2500 Kilometer lange Grenze zu �berwachen.

Aus pakistanischen Sicherheitskreisen verlautete, die M�nner h�tten die Grenze nach Afghanistan noch nicht �berschritten, sondern kampierten zw�lf Kilometer davor. Die Armee werde versuchen, sie am Grenz�bertritt zu hindern.

Nach Angaben radikaler Muslime werden die Stammesk�mpfer von dem Extremisten Sufi Mohammad angef�hrt, der zum Heiligen Krieg gegen die USA aufgerufen hat. Ein Sprecher der von Mohammad gegr�ndeten Partei TNSM teilte mit, Mohammad habe bereits am Morgen eine Gruppe auf dem Weg nach Afghanistan angef�hrt.

Ein Bewohner des zwei Autostunden von der Grenze entfernten Ortes Timaragarh sagte, viele K�mpfer h�tten das Dorf im Laufe des Tages passiert. Sie seien mit Sturmgewehren bewaffnet. Flugabwehrgesch�tze seien jedoch nicht zu sehen gewesen.



 

Amin Farhang:   Strukturen und Ziele der Taliban. Zur Frage der Staatlichkeit der Taliban

1. Problemstellung

Als 1994 das erste Mal der Ausdruck "Taliban" in der Terminologie der afghanischen Politik auftauchte, vermochte noch niemand zu ahnen, dass diese neue Formation innerhalb von wenigen Jahren derma�en an Gewicht und Tempo gewinnen wird, dass sie bald nicht nur mehr als 90% des afghanischen Territoriums beherrschen, sondern dar�ber hinaus sich in einen gef�hrlichen Sicherheits- und Risikofaktor f�r die gesamte labile Region, ja sogar f�r die gesamte Weltpolitik verwandeln w�rde. Die daraus resultierten Effekte haben f�r Afghanistan, f�r das afghanische Volk und f�r die Aufnahmel�nder von afghanischen Fl�chtlingen eine Reihe von Fragen und Problemen aufgeworfen.

2. Entstehung der Taliban

Die Entstehung der Taliban ist in erster Linie das Ergebnis des Versagens der Mujaheddin, die nach der Macht�bernahme im April 1992 weder in der Lage waren einen nationalen Staat aufzubauen noch die Ziele erreichten, die von der pakistanischen Regierung schon in den Jahren des Widerstandes f�r ihre k�nftige Afghanistanpolitik gesetzt wurden.

Diese beiden Orientierungen, h�tten zu zwei entgegengesetzten Ergebnissen gef�hrt, wenn sie realisiert worden w�ren. Die erfolgreiche Schaffung eines Nationalstaates in Afghanistan durch die Mujaheddin h�tte verhindern k�nnen, dass Pakistan in Afghanistan und in der Region die Oberhand gewinnt. Andererseits w�re es dann �berhaupt nicht n�tig gewesen, das Ph�nomen "Taliban" zu schaffen und diese als eine neue politisch-milit�rische Kraft einzusetzen. Dies gilt besonders f�r das Duo Hekmatyar/Sayyaf, das in den Jahren des Widerstandes von den Pakistan als Lieblingss�hne betrachtet, bevorzugt mit Waffen und Geld versorgt und f�r die �bernahme der Rolle von Vasallen vorbereitet wurde. So ist die Entstehung der Taliban das direkte Produkt des Versagens von Hekmatyar/Sayaff, die gesetzten Ziele in Afghanistan der Nachkriegszeit zu verwirklichen .

3. Wesen der Taliban

Im Gegensatz zu den Mujaheddin, die freiwillig aus religi�ser �berzeugung und wegen des fremden �berfalls auf ihr Land zum Widerstand griffen, wurden die Taliban durch eine gezielte Anwerbung zum Teil aus der zweiten Generation der seit 1978 in den pakistanischen Fl�chtlingslagern lebenden afghanischen Fl�chtlingen und zum Teil aus den Absolventen pakistanischer religi�ser Madrasas (Islamische Lehranstalten) sindischer und pundjabischer Herkunft rekrutiert. Diese waren wiederum von den zahlreichen fanatischen islamischen Gemeinschaften wie die Djama`ate Islami-e- Pakistan (Islamische Gemeinschaft Pakistans), Djamiat-Ul-Ulame Pakistan (Gemeinschaft Pakistanischer Ulema) und �hnlichen gleichgesinnten Kr�ften in den arabischen L�ndern finanziell und ideologisch mit Wohlwollen der pakistanischen Regierung unterst�tzt wurden. In diesem Sinne bilden die Taliban ein religi�s-politisch-finanzielles Machtsystem, das mit der Nationalit�t und Heimatliebe nichts zu tun hat, sondern direkt und kompromi�los die Ziele verfolgt, die ihm gesetzt worden sind. Daher resultiert auch die unver�nderte und kompromi�lose Haltung der Taliban im Bezug auf Friedensverhandlungen und die Verfolgung einer harten Kriegslinie bis zum v�lligen Erreichung der gesetzten Ziele. Diese reichen von der religi�sen Rivalit�t zwischen Saudi-Arabien und dem Iran in der Region (Wahabismus versus Schiismus), �ber politische, geographische, demographische und wirtschaftliche Interessen Pakistans in Afghanistan und in Mittelasien bis hin zu den amerikanischen Interessen im Bezug auf den Iran und China.

4. Struktur der Taliban

    An der Spitze der Taliban-Administration, des sogenannten "Islamischen Emirats Afghanistan", steht der selbsternannte "Amir-Ul-Mo�Menin", d.h. der Emir aller Muslime mit dem Namen "Molla Mohammad Omar". Er ist ausger�stet mit s�mtlichen politischen, gesellschaftlichen sowie administrativen Kompetenzen und verf�gt �ber grenzenlose Macht, sowohl �ber das Land wie �ber den einzelnen Afghanen. Ihm untersteht der "Innere Rat", ("advisory council"), der anscheinend einem Ministerrat gleichzusetzen ist und aus dem die verantwortlichen Funktion�re f�r die unterschiedlichen Verwaltungsressorts kommen. Der Rat hat seinen Sitz in der Hauptstadt Kabul, w�hrend das Staatsoberhaupt Omar in der westlichen Provinzhauptstadt Kandahar residiert und noch nie in Kabul war. Den Vorsitz des Rates hatte bis zu seinem Tode (16.04.2001) der meist, aber irref�hrend, als gem��igt bezeichnete Molla Mohammad Rabbani inne.

    Das wichtigste Machtinstrument bei den Taliban f�r die Einhaltung von Ruhe und Ordnung ist die Organisation "Amre bel Ma�aruf und Nahye Menal Monker" (das Ministerium f�r die F�rderung der Tugend und Verhinderung des Lasters). Hierbei handelt es sich um das ausf�hrende Organ bestehend aus Jugendlichen Fanatikern, die einer strengen islamischen Gehirnw�sche in Pakistan unterzogen wurden und ihre Anweisungen direkt von Molla Omar erhalten. Die Organisation �berwacht gleichzeitig mit eiserner Hand die richtige Durchf�hrung der Erlasse und bestimmt willk�rlich die Strafen und deren Anwendung im Falle jeglichen Versto�es gegen die bekanntgegebenen Befehle und Gebote des Amir Ul Mo�Menin. Obwohl die gesamten au�enpolitischen Angelegenheiten direkt von Islamabad durch den in Kabul akkreditierten pakistanischen Botschafter, Aref Ayub, geregelt werden, tritt in der internationalen Presse Wakil Ahmad Mutawakel als verantwortlich f�r Au�enpolitik in Erscheinung, um die pakistanischen Einmischungen in die inneren Angelegenheiten des Landes zu tarnen.

    Es ist mit Nachdruck zu betonen, dass hinter dem gesamten Verwaltungsapparat die pakistanische Regierung und ihre daf�r zust�ndigen Regierungsstellen stehen, die die endg�ltigen Entscheidungen treffen und auch umsetzen. Diese Tatsache erkl�rt auch, warum im Taliban-System nicht zu unterscheiden ist zwischen einem gem��igten und einem Hardliner-Fl�gel, da das System Handlanger-Struktur im Dienste einer fremden Macht ist und infolge dessen auch nicht in der Lage ist, sich gegen diese zu stellen. Die Zerst�rung der Buddha-Statuen in Bamyan trotz nationaler und internationaler Proteste hat gezeigt, dass sich keine einzige Stimme innerhalb der Taliban-Bewegung gegen diese Entscheidung erhoben hat, um dieses einmalige afghanische Kulturerbe zu verteidigen oder das beispiellose Verbrechen zu verhindern. Daher besteht die berichtigte Frage wo denn die Gem��igten geblieben sind., falls es tats�chlich welche gibt?

    5.
    Ziele de Taliban

    Das Taliban-System strebt an, die folgenden Ziele zu erreichen:

    5.1. Wiederherstellung der durch die inner-parteilichen Machtk�mpfe gest�rten Ruhe und Ordnung.

    5.2. Verteidigung der territorialen Integrit�t von Afghanistan.

    5.3. Sicherstellung der islamischen Identit�t Afghanistans.

    5.4. Schaffung eines Staates nach dem urspr�nglichen Modell des Islams als Vereinigung von Religion und Politik, d.h. Errichtung eines Gottesstaates.

    5.5.
    Sicherstellung der Grundrechte der Afghanen nach den Prinzipien der heiligen Religion des Islams.

    5.6. Offizielle Garantie, dass die Befolgung der von ihm erlassenen Ge- und Verbote den Weg zum Paradies ebnen wird (religi�se Seelenmassage der Massen), um sie dadurch gef�gig zu machen. 

    Die wirklichen Ziele reichen aber weit dar�ber hinaus und sind von Pakistan der Reihe nach wie folgt gesetzt worden:

    5.7. Abschaffung der nationalen Identit�t Afghanistans durch systematische Zerst�rung der afghanischen Kultur und Geschichte. Beispiele: Teilung der Hauptstadtfunktionen zwischen Kabul, als dem Zentrum der historischen Einheit des afghanischen Volkes, und Kandahar als dem Geburtsort von Mulla Omar, um das Gef�hl der "Afghanit�t" zu schw�chen und letzten Endes zu beseitigen.

    5.8. Einf�hrung der Urdu-Sprache im Lande, beginnend mit der �nderung der -Aush�ngeschilder der Gesch�fte und Stra�ennamen.

    5.9. Massiver Ankauf von H�usern und L�ndereien �berwiegend durch Pakistanis sindischer und pundjabischer Abstammung mit dem Ziel, die Afghanen aus ihren Wohn- und Agrargebieten zu vertreiben.

    5.10. Systematische Zerst�rung der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Infrastruktur sowie die willk�rliche Verw�stung und Auspl�nderung des Kulturerbes Afghanistans, um die Abh�ngigkeit des Landes vom Pakistan zu forcieren.

    5.11. Zwangsdeportation der Bev�lkerung unter dem Vorwand von Sicherheitsgr�nden (z.B. Evakuierung der fast gesamten Bewohner des Schamali-Tals n�rdlich von Kabul nach Jalallabad).

    5.12. Sch�rung von ethnischen Konflikten, um durch Rivalit�ten zwischen verschiedenen Ethnien das Gef�hl der nationalen Einheit zu schw�chen.

    5.13. Einverleibung Afghanistans in die dominierende Atommacht Pakistan als dem Zentrum der islamischen Welt mit weiteren Expansionszielen sowohl in Indien wie in Zentralasien.

    6. Staatlichkeit in Afghanistan

    Die Frage der Staatlichkeit, Quasi-Staatlichkeit oder Nicht-Staatlichkeit der Taliban- kann nicht allein mit Kriterien und Ma�st�ben untersucht werden, die das V�lkerrecht und die Normen zur Bildung nationalen Staaten in der westlichen Welt zur Grundlage haben. Die Entstehung von nationalen Staaten hat in dieser Region unter anderen Voraussetzungen stattgefunden. Deshalb sollen im folgenden kurz der Prozess der Staatswerdung in Afghanistan an Hand von Kriterien erl�utert werden, die im Laufe der Geschichte den Prozess der "afghanischen Staatlichkeit" vorangetrieben haben.

    6.1. Erste These: Das Vertrauensverh�ltnis zwischen F�hrung und Volk definiert den Staat

    Der wichtigste Faktor f�r die Schaffung des afghanischen Staates ist das Vertrauen zwischen der F�hrungskraft und der Bev�lkerung. Dieses Vertrauen ist das Ergebnis eines langen Prozesses, der auf Gegenseitigkeit beruhte und bewirkte, dass zentrale F�hrung und Bev�lkerung Kompromisse schlossen, die es einerseits der F�hrung erm�glichte die Staatsgewalt auszu�ben und andererseits dem Volke die Zuversicht verlieh, dass es nicht in seiner Freiheit und seinen Rechten eingeschr�nkt wird. Die richtige Handhabung dieses Vertrauensverh�ltnisses hing immer von der Geschicklichkeit der F�hrung ab, Mi�verst�ndnisse zu vermeiden und zugleich von der Bereitschaft des Volkes, die F�hrung anzuerkennen.

    6.2. Zweite These: Traditionelle Strukturen sichern das Vertrauensverh�ltnis vom Staat und Gesellschaft

    Zum Verst�ndnis, wie das Zusammenspiel im einzelnen funktionierte, muss ein Blick auf die Sozialstruktur der afghanischen Bev�lkerung geworfen werden. An der Spitze der gesellschaftlichen Pyramide Afghanistans standen die kleine Schicht der Herrschenden (K�nigsh�user und ihre Regierungen, hohe milit�rische und administrative Funktion�re und Clan-Chefs), also eine schmale kleine Oberschicht. Ihr unterstand eine etwas breitere aber immer noch kleine Schicht der "Intermedi�ren", bestehend aus Geistlichen, Grundbesitzern, Notabeln (wie Arbabs, Bays, Kadkhudas etc.), Wei�b�rtigen und sonstigen Repr�sentanten von einflu�reichen gesellschaftlichen Kr�ften. Die breite Schicht der Massen, bestehend aus Bauern, Arbeitern, Handwerkern und anderen Berufsgruppen, bildet die unterste soziale Schicht.

    In dem Prozess der Vertrauensbildung zwischen der Spitze und der Basis spielte die Zwischenschicht der "Intermedi�ren" eine entscheidende Rolle. Es gab kaum direkten Kontakt zwischen der Spitze und der Basis, wenn man von den wenigen Rundreisen der Regierenden durch das Land absieht. Daher kam der Mittelschicht eine besonders wichtige Rolle beim Prozess der Staatswerdung zu. Sie pflegte sowohl mit den Regierenden wie auch mit den Massen regelrechte Kontakte und konnte als Botschafter des Guten, oder aber auch des B�sen, entweder zur Konsolidierung der Zentralmacht oder aber auch zu ihrer Schw�chung, ja sogar zu ihrem Zusammenbruch, beitragen. Die Behutsame und vorsichtige Machtaus�bung der F�hrungsschicht hat, wie die Geschichte Afghanistans es zeigt, die Mittelschicht ermutigt, ihre staatsbildenden f�rdernden Aktivit�ten voll zu entfalten. �bereilte und un�berlegte Handlungen seitens der F�hrungsschicht immer haben demgegen�ber immer wieder zu Katastrophen gef�hrt.

    Ein Beispiel daf�r sind die tragischen Ereignisse der Amanullah-�ra, die zum v�lligen Zusammenbruch des Staates im Jahre 1929 f�hrten, als sich die erw�hnte Vertrauensbasis zwischen Volk und Staat durch die ablehnende Haltung der Zwischenschicht aufl�ste. Auch die behutsamen Anstrengungen von K�nig Nader Schah und von seinem Nachfolger K�nig Zahir Schah, das verlorene Vertrauen wiederherzustellen und bis 1973 die Grundlagen eines afghanischen Nationalstaates zu legen, hatten keinen Erfolg.

    Eine besondere Stellung nimmt in dieser Entwicklung die sogenannte "Demokratie-Dekade" vom 1963 bis 1973 ein, die weitgehend auf der massiven und positiven Mitwirkung der Zwischenschicht zur Gewinnung des Volksvertrauens zu Gunsten der Zentralmacht beruhte. Es mu� mit betont werden, dass die Zwischenschicht dabei ihren Einfluss durch Inanspruchnahme von traditionellen afghanischen Institutionen wie Djirgas, Kangaschs, Schoras, Haschars und andere Versammlungen zur Geltung gebracht hat. Dadurch konnten wichtige Angelegenheiten in st�ndigen Konsultationen mit den Massen erledigt und diese an Staatsentscheidungen beteiligt werden. Diesem typisch afghanischen Prozess ist es meist gelungen, einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen der afghanischen Nation zu finden und zahlreichen Katastrophen vorzubeugen.

    Die durch die positive Einstellung der Zwischenschicht geschaffene Vertrauensbasis zwischen dem Staat und den Volksmassen - mittels der traditionell vorhandenen Beratungsinstitutionen - verlieh dem Staate die notwendige Legitimit�t, die Staatsgewalt verh�ltnism��ig reibungslos auszu�ben.

    So galt in den siebziger Jahren das ber�hmte Sprichwort "Du darfst Dich nicht mit dem Sarkar anlegen". Wobei mit der Bezeichnung "Sarkar" der Staat gemeint war. Die Institution Staat war damit selbst in den weit entfernt gelegenen Regionen des Landes in den K�pfen der Menschen verankert.

    6.3. Dritte These: Ersatz der Zwischenschicht durch andere Komponenten hat den Prozess der Staatswerdung in Afghanistan zum Stillstand gebracht

    Der Staatsstreich vom 17. Juli 1973 mit der Abschaffung der Demokratie in Afghanistan, der darauffolgende kommunistische Putsch vom 27. April 1978, die sowjetische Invasion am 27. Dezember 1979 und die Macht�bernahme durch die Mudjaheddin 27. April 1992 sind die politisch-milit�rischen Ereignisse, die die Verankerung des Staatsbewusstseins in Afghanistan zum Stillstand gebracht haben. So hat Pr�sident Daud nach der Ausrufung der Republik im Jahre 1973 die oben beschriebene Zwischenschicht in der afghanischen Gesellschaft durch ein "Zentralkomitee" ersetzt, das aus einigen den Massen v�llig unbekannten Putschisten gebildet worden war. Es war nicht in der Lage, die Rolle der Zwischenschicht zu �bernehmen. Das Ergebnis war, dass das Vertrauen zwischen dem Staat und der breiten Bev�lkerung schrumpfte.

    Die Kommunisten bezeichneten die fr�here Mittelschicht der Intermedi�ren als Feudalherren, Blutsauger, Ausbeuter und Konterrevolution�re. Sie ersetzten sie durch nachgeahmte Institutionen, wie den Revolutionsrat, das Politb�ro und das Zentralkomitee der Demokratischen Volkspartei. Das Vertrauen verschwand v�llig. Im Rahmen einer neuartigen Zusammenarbeit und eines B�ndnisses zwischen der Mittelschicht und den Massen entwickelte sich der afghanische Widerstand.

    Die Mudjaheddin lie�en den "Schura-e-Ahle-Hal wa Aqd" (der Rat der Kenner f�r L�sung und Beschlu�) einberufen; ein aus der Praxis der Moslembruderschaft �bernommenes und dem afghanischen Volke v�llig fremdes Beratungsgremium, das bis heute das verlorene Vertrauen zwischen der F�hrung von "Pr�sident" Rabbani und den Massen nicht wiederherstellen konnte, um der Zentralmacht eine gewisse Legitimit�t zu verleihen.

    6.4. Vierte These: Im Rahmen der Taliban-Bewegung mu� zwischen interner und externer Staatlichkeit unterschieden werden

    Auch die Taliban wollten nicht zu der alten gesellschaftlichen Struktur zur�ckkehren, schon um sich eine gewisse Legitimit�t zu verschaffen. Sie haben nicht nur die gesamte Staatsorganisation ge�ndert, sondern als Grundlage der Legitimit�t die sogenannte "Schurae Ulamaie Islami" (Gro�versammlung der Islamischen Ulemas) eingesetzt. Auch diese schaffte es nicht, das schon seit Jahren verschwundene Vertrauen zwischen der F�hrung (diesmal Taliban) und den Massen auch wieder aufzubauen. Zwar genossen die Taliban zu Anfang ihres Feldzuges in Afghanistan auf Grund der andauernden Machtk�mpfe zwischen den verschiedenen Mujaheddin-Gruppen ein gewisses Vertrauen beim Volk, doch schwand dieses bald in Folge der massiven Verst��e der Taliban gegen die elementaren Prinzipien der Menschenrechte, durch ihre Unf�higkeit au�er der behaupteten Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung. Immer noch nicht gelang es den Taliban in ihrem Territorium (90% des Landes) etwas f�r den Wiederaufbau des Landes zu tun oder das Elend des Volkes zu lindern. Gerade dies hat der Akzeptanz der Taliban bei der Bev�lkerung besonders geschadet. Auch hat sich die steigende �berzeugung der Menschen, dass die Taliban, wie die Kommunisten, nichts anders sind als Handlanger einer fremden Macht, diesmal Pakistans, hat sich verfestigt.

    Der Faktor "Islam" konnte zwar f�r einen l�ngeren Zeitraum daf�r sorgen, dass die Afghanen die massive Anwesenheit und Einflu�nahme der Pakistanis, von Osama Bin Laden und von anderen arabischen Extremisten Hilfe duldeten, doch scheint es so, dass diese Zeiten langsam vorbei gehen.

    Dennoch ist es nicht zu leugnen, dass die Taliban als die m�chtigste politisch-milit�rische Kraft in Afghanistan die Oberhand haben und die Staatsmacht f�r sich beanspruchen. Die Frage aber, ob dieser Anspruch mit der in Afghanistan g�ltigen und mit einer Zentralmacht verbundenen Legitimit�t einher geht, ist damit jedoch noch l�ngst nicht beantwortet.

    In Bezug auf die Staatlichkeit des Taliban-Regimes �hnelt die heutige Situation in gewissen Hinsichten der des kommunistischen Regimes nach der sowjetischen Invasion von 1979. Damals wurde das Regime durch die fr�heren kommunistischen Ostblockstaaten anerkannt und verf�gte damit �ber eine gewisse internationale Akzeptanz. Sie war gr��er als die des heutigen Taliban-Regimes, das lediglich von drei Staaten (Pakistan, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate) politisch anerkannt wurde.

    Das Taliban-Regime �bt allerdings im Rahmen gewisser Richtlinien die Pflichten und Aufgaben eines Quasi-Staates nach Innen aus, die folgenderma�en aufgegliedert werden k�nnen:

    6.4.1. Milit�rdienst

    Die Taliban berufen junge Afghanen f�r ihre Streitkr�fte f�r den Kampf gegen die Opposition ein. Hierbei handelt es sich nicht, wie bei normalen Staaten um den freiwilligen und gesetzlich vorgesehenen Milit�rdienst, der von B�rgern als eine nationale Pflicht empfunden wird, sondern, wie bereits unter den Kommunisten, um Zwangsrekrutierung.

    6.4.2. Steuereintreibung

    Dem Regime flie�en gro�e Summen an Geldern in Form von Zolleinnahmen zu. Die Handelsgesch�fte �ber die Grenz�berg�nge zu Pakistan, (in Torkham im Osten und Tschaman im S�dwesten), zu Iran (in Islam-Kala im Westen) und zu Turkmenistan (in Torghundi in Nordwesten) florieren. Es handelt sich dabei nicht um regelrechte Handelsbeziehungen zwischen Afghanistan und den drei genannten L�ndern, sondern um Re-Export-Gesch�fte, bei denen die Handelsware in Milliardenh�he nach Afghanistan importiert, verzollt und sofort in die genannten L�nder re-exportiert werden. Die gro�en Zolleinnahmen flie�en aber der Talibankasse zu und verschwinden �ber dunkle Kan�le im Ausland. Sonstige von der Administration eingesammelte Steuereinnahmen gibt es kaum.

    6.4.3. W�hrungspolitik:

    Auch unter den Taliban geht die Politik des ungedeckten Gelddrucks weiter. Sie treibt die Inflationsrate mit rasender Geschwindigkeit in die H�he. Im Bezug auf Wechselkurs sollte eigentlich der Wert der afghanischen W�hrung "Afghani" gegen�ber ausl�ndischer Devisen auf Grund der enormen Einnahmen aus dem Drogengesch�ft zunehmen. Das Gegenteil aber ist der Fall. Dies l�sst vermuten, dass diese Erl�se sofort in das Ausland, h�chstwahrscheinlich nach Pakistan oder in die Golfstaaten, transferiert werden.

    6.4.4. Gerichtsbarkeit

    Eine gewisse Aus�bung der Gerichtsbarkeit kann der Taliban-Administration nicht aberkannt werden. Dabei handelt es sich besonders um die juristische L�sung von hunderttausenden F�llen der durch das kommunistische Regime oder durch die Mujaheddin-Gruppen konfiszierten Besitzt�mer. Das zwangsweise weggenommene Eigentum von unschuldigen Menschen wird den rechtm��igen Eigent�mern zur�ckgegeben, soweit sie die entsprechenden Besitzdokumente vorlegen k�nnen. Auch Kopien von amtlich registrierten Besitzt�mern gen�gen, um das verlorene Verm�gen zur�ck zu bekommen. Andererseits wird die hier sichtbare Quasi-Staatlichkeit der Taliban dadurch geschm�lert, dass die die Taliban unterst�tzenden Pakistanis, Araber aber auch Taliban-Funktion�re selbst fremde H�user und L�ndereien zwangsweise usurpieren und ihre Eigent�mer unter Umst�nden liquidieren lassen. Dadurch, dass das Taliban-Regime dieses toleriert, verst��t es gegen das Prinzip jeder Staatlichkeit, wonach der Staat verpflichtet ist, seine B�rger gegen Ungerechtigkeit zu sch�tzen.

    6.4.5. Gesetzgebung:

    Obgleich die Taliban das gesamte zivile Gesetzgebung abgeschafft und Rechtsetzung sowie Rechtsprechung durch die strengen islamischen Gesetze und ihrer eigenen Auslegung der Scharia-Regeln ersetzt haben, ist dadurch im Vergleich zu der anarchischen Situation unter den Mujaheddin-Gruppen bei der Bev�lkerung ein gewisses Sicherheitsgef�hl entstanden. Dieses zu Anfang wachsende Gef�hl geht inzwischen durch die zunehmende Strenge der Taliban auch infolge der Missachtung der Menschenrechte, der Frauenunterdr�ckung und des Terrorismus zur�ck.

    Nach Au�en hin genie�t das Regime �ber keinerlei Akzeptanz und wird nicht als Staat angesehen, der den freien Willen der Afghanen widerspiegelt. Die folgenden Umst�nde spielen dabei eine Rolle:

    6.4.6. Drogenproduktion und Drogenhandel:

    Afghanistan ist zur Zeit eines der wichtigsten Zentren der Drogenproduktion in der Welt. Ca. 60% der Weltproduktion stammt aus diesem Lande. Die Welt und vor allem der Westen sieht darin eine der gr��ten Gefahren f�r ihre innere Sicherheit. Diese ist nach dem Verbotserlass von Mulla Omar vom vergangenen Jahr merklich zur�ckgegangen. Es bleibt aber nicht sicher, ob der R�ckgang vielmehr auf die seit zwei Jahren anhaltende D�rre zur�ckzuf�hren ist oder auf den Erlass des Amir-Ul-Mo�Menin. Zur Zeit weilt ein Expertenteam der UNO in Afghanistan, um zu untersuchen, worauf der Produktionsr�ckgang tats�chlich zur�ckzuf�hren ist. Sollte er die Folge des Erlasses sein, so wird dadurch die internationale Akzeptanz der Taliban merklich wachsen und ihnen ein gewisses Staatlichkeit nicht aberkannt werden k�nnen.

    6.4.7. Internationaler Terrorismus

    Seit geraumer Zeit lebt der weltbekannte Top-Terrorist Osama bin Laden in Afghanistan und genie�t den Schutz der Taliban. Die Amerikaner machen ihn verantwortlich f�r die Bombenexplosionen in den amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania im Jahre 1998 und suchen ihn steckbrieflich. Die Taliban haben sich mit dem Fall Bin Laden selbst in eine Sackgasse begeben, aus der es kein zur�ck mehr gibt. Um sich einerseits aus dieser Situation zu befreien und andererseits bei der Weltgemeinschaft einen gewissen Grad an Akzeptanz zu sichern, stehen sie vor drei Problemen:

    • Sollten die Taliban ihn ausliefern, so w�rden sie nicht nur einer ihrer potenziellen Finanzierer, sondern auch ihre gesamten Unterst�tzter in den extremistischen Zentren der islamischen Welt verlieren.

    • Eine Nichtauslieferung verst�rkt jedoch noch ihre Isolierung in der Weltgemeinschaft, begleitet von zunehmenden negativen Auswirkungen auf ihre Staatlichkeit.

    • Eine eventuelle stillschweigende Beseitigung Bin Ladens durch die Taliban - selbst unter dem Vorwand, er sei gestorben - w�rde ebenfalls zu einem Verlust der Glaubw�rdigkeit der Taliban bei ihren G�nnern f�hren.

    Ein Ausweg ist noch immer nicht in Sicht. Dementsprechend ist auch die internationale Anerkennung des Taliban-Regimes unter den gegebenen Umst�nden nicht zu erwarten.

    6.4.8. Versto� gegen die Menschenrechte:

    Der Versto� gegen die Menschenrechte durch das Taliban-Regimes ist ihre Akzeptanz durch die Weltgemeinschaft nicht so gravierend. Die Erfahrung zeigen immer wieder, dass die Verteidiger der Menschenrechte, vor allem in der westlichen Welt und in den USA, deren Einhaltung an eigenen, nationalen Interessen messen und sie in bestimmten F�llen als teilbar ansehen. Wo ihre Interessen es erfordern, dulden sie Diktaturen und totalit�re Regime (Saudi-Arabien, Kuwait etc.). Wo dies nicht der Fall ist, greifen sie ein und versuchen, missliebige Regime zu beseitigen (z.B. der Fall Irak im Golfkrieg). Infolgedessen wird diese Frage bei der internationalen Anerkennung des Taliban-Regimes keine so gro�e Rolle spielen, sobald dieses sich entschlie�t, die beiden oben erw�hnten Probleme im Sinne des Westens zu l�sen.

    7. Zusammenfassung und Schlussbetrachtung:

    • Die Aus�bung bestimmter staatlichen Aufgaben verleiht dem Regime der Taliban ein gewisses Ma� an Staatlichkeit nach Innen. Von einem legitimen Regime - gest�tzt auf den freien Wille des Volkes - kann aber keineswegs die Rede sein.

    • Auch im Falle einer internationalen Anerkennung des Regimes ist es schwer, zu glauben, das es sich auf die Dauer halten w�rde. Fr�her oder sp�ter wird sich die in der langen und turbulenten Geschichte Afghanistans immer wieder bew�hrte in der afghanischen Gesellschaft inne wohnende Dynamik, das Fremde zu vertreiben und das Land von fremdem Einfl�ssen zu befreien. Die ersten Anzeichen daf�r sind im Lande schon jetzt nicht zu �bersehen.

    • Der k�nftige afghanische Staat wird ein ganz anderer sein als der vergangene sein. Es ist bei den Menschen in Afghanistan bereits zu beobachten, dass die verschiedenen Ethnien den gesellschaftlichen Zusammenhalt aller Ethnien als eine unverzichtbare Garantie f�r einander ansehen, um damit eine Wiederholung der tragischen Ereignisse zu verhindern, die oft erst durch fremde Einmischungen eingetreten sind. Erst dann kann der Prozess der Erneuerung der Staatlichkeit in Afghanistan wieder und mit anderen Mitteln einsetzen.

    • Es ist den zust�ndigen Stellen in Deutschland zu �berlassen, welche Konsequenzen sie aus dem Dargelegten f�r die Anerkennung oder Ablehnung Tausender afghanischer Asylbewerber ziehen wollen. An Hand einiger Paralellit�ten zwischen dem kommunistischen Regime in den achtziger Jahren und dem Regime der Taliban in der Gegenwart wurde der Versuch unternommen., die Quasistaatlichkeit beider Herrschaftssysteme zu erl�utern. Unter den Kommunisten wurden afghanische Asylbewerber weitgehend anerkannt; sollte das f�r Opfer des Taliban-Regimes nicht auch gelten?

    Literaturverzeichnis:

    Monographien:
    Faiz-Zad, M. A.: Die gro�en nationalen Dijrgas von Afgahnistan. Lahore 1984.
    Farhang, M. S.: Afghanistan in den letzten f�nf Jahrhunderten, Band 3. Ghom 1992.
    Ghobar, M. G. Afghanistan im Laufe der Geschichte, Band 1. Ghom 1980.
    Sistani, M. A.: Einf�hrung �ber den Saur-Putsch und seine Folgen f�r Afghanistan. Schweden 1995.

    Zeitungen und Zeitschriften:
    Afghanistan-Spiegel. California, USA vom M�rz 1997
    Anis, Tageszeitung, Kabul vom 07.05.1978
    Omid, Wochenzeitung, California/USA vom 30.12.1992

    Aufs�tze
    Al-Saddawi, S.: Taliban und Washington; gemeinsame Interessen und unterschiedliche Programme. Wochenzeitung OMID, Virginia, USA, Nr. 234 vom 14.10.1996
    Djawad, S. T.: Die Rolle Nassrullah Baburs bei der Bestimmung der pakistanischen Afghanistanpolitik. OMID, Nr. 146 vom 06.02.1995
    Fazel, S. A.: Reaktionen auf General Musharafs Rede. Nationale Einheit, California, USA, Nr. 2, August 2000, S. 20-22
    Kaifi, M. S.: Auspl�nderung unseres Kulturerbes. Adler von Ariana, Nr. 12-13, April 2001, S. 40-45
    Osman, T.: Ausl�ndische Einmischungen. Nationale Einheit, California, USA Nr. 2, August 2000

    Dokumentationen:
    Radio BBC (British Broadcosting Corporation), Persisches Programm, Magazin f�r Mittelasien, vom 28.10.1996.
    K�niglich-Afghanisches Justizministerium: Berichte der Loya Djirga von 196. Kabul 1965.
    Die rasende Bewegung der Taliban. Teheran 1999

    Dr. Amin Farhang. 44801 Bochum

    Dr. Bernt Glatzer:   Ethnizit�t im Afghanistankonflikt

    1. Einleitung

    Die afghanische Gesellschaft in sehr viele ethnische und tribale Gruppen gegliedert. Unklare Vorstellungen vom ethnischen System Afghanistans sind f�r die internationalen Friedensbem�hungen gef�hrlich und k�nnen zu Fehlentscheidungen im Umgang mit afghanischen Fl�chtlingen f�hren.

    Afghanistan ist zwar bemerkenswert reich an kultureller, sprachlicher, religi�ser und sozialer Differenziertheit, was aber per se kein Grund f�r Feindschaft, Konflikte und Verfolgung sein muss und auch kein Hindernis f�r Frieden und soziale Integration. Vielmehr ist dies nach Durkheim, einem der V�ter der modernen Sozialwissenschaft, Voraussetzung f�r eine koh�rente Gesellschaft. Dennoch muss man heute leider feststellen, dass ethnische Differenzierungen in wachsendem Ma�e f�r politische Konflikte instrumentalisiert werden.

    Zu beachten ist auch, dass die bedeutendsten so genannten "ethnischen Gruppen" Afghanistans wie die Paschtunen, Tajiken, Hazaras und Uzbeken nicht f�r vergleichbare soziale Kategorien und auch nicht f�r politisch handelnde Einheiten halten darf. Weder die Paschtunen, Hazaras oder gar die Tajiken waren jemals geschlossene Gruppen, die in einem Konflikt gemeinsam und koordiniert als Ganzes h�tten agieren k�nnen. Sie konnten nicht einmal als Kollektiv �ber Frieden oder Feindschaft entscheiden. Die Tajiken z. B., oft als gr��ter Gegenpol der Paschtunen genannt, stellten nie eine soziale Gruppe dar; denn es gibt weder interne noch externe Kriterien, um die Tajiken von anderen klar genug zu unterscheiden.

    2. Ethnien in Afghanistan

    2.1. Paschtunen

    Die gr��te und politisch dominierende ethnische Gruppe in Afghanistan sind mit gesch�tzten 10 Mio. Menschen die Paschtunen. Sie bilden etwa die H�lfte der Bev�lkerung. Weitere 10 Mio. Paschtunen leben in Pakistan. Zuverl�ssige Zahlen gibt es nicht und offizielle Angaben waren immer politisch gef�rbt. Im Gegensatz zu anderen Ethnien zeichnen sich Paschtunen durch ein recht deutliches ethnisches Selbstverst�ndnis aus. Als Identifikationsmerkmale dienen vor allem die nord-ostiranische Sprache, das Paschtu oder Pakhtu, und das einheitliche Stammes-system auf der Grundlage eines umfassenden Stammbaums.

    Die �stlichen Paschtunen haben auch einen Kodex von sozialen Normen und Werten entwickelt, das pashtunwali, durch das sie sich positiv von anderen Ethnien zu unterscheiden glauben. In den meisten F�llen kommt kaum Zweifel auf, wer Paschtune ist. Lediglich an den Grenzen des traditionellen paschtunischen Siedlungsgebietes verschwimmen die Linien und es gibt interethnische Mobilit�t und Flexibilit�t. Die Paschtunen haben bisher die Herrscherh�user und politischen Eliten des Landes gestellt, auch w�hrend der kommunistischen Zeit (1978-92). Die Taliban sind ebenfalls vorwiegend Paschtunen, was ihnen den Vorwurf eingetragen hat, dass sie einen ethnischen Hegemonialkrieg zu f�hren w�rden.

    Die Paschtunen gliedern sich in ein kompliziertes Stammessystem auf der Basis patrilinearer Deszendenzgruppen, die sich von einem Ahnen ableiten. Dieser habe - nach der Legende - als Zeitgenosse des Propheten von Muhammad pers�nlich den Islam empfangen und wurde sein tapferster Glaubenskrieger. Viele Paschtunen sehen sich also in der Tradition der Muslime der ersten Stunde, die f�r den Islam gek�mpft hatten, w�hrend die anderen Ethnien Afghanistans demgegen�ber noch jahrhundertelang im Unglauben verharrten.

    Die paschtunischen St�mme dienen vor allem als ein System der sozialen Orientierung in dieser gro�en ethnischen Gruppe, die mit Ausnahme der kleinen politischen Elite sonst kaum soziale Differenzierungen aufweist. Auch wegen der gro�en r�umlichen Mobilit�t der Paschtunen haben sich soziale Gruppierungen und damit Identifikationen auf r�umlicher Basis nur in wenigen Gebieten herausgebildet. Erst vor etwas �ber 100 Jahren konnten die Paschtunen ihre Siedlungsgebiete in Afghanistan um das Doppelte ausweiten. Seither wurden gro�e Bev�lkerungsteile mehrfach umgesiedelt.

    Wenn man von der Fl�chtlingssituation absieht, sind etwa 90 % der Paschtunen Bauern und Viehz�chter, davon 10 bis 20% Nomaden, der Rest H�ndler, Transportarbeiter und -unternehmer, Beamte oder Staatsangestellte. Das Handwerk wird bei Paschtunen gering gesch�tzt, obwohl viele Fl�chtlinge auch solche Berufe ergriffen haben.

    Die gegenw�rtige Ministerliste der Taliban zeigt zwar ein deutliches �bergewicht an Paschtunen; eine Analyse der Stammeszugeh�rigkeiten der h�chsten Staatsfunktion�re l�sst aber keine Bevorzugung bestimmter paschtunischer St�mme erkennen.

    2.2. Tajiken (Tadschiken)

    In Kabul wird ein persisch sprechender, nichtpaschtunischer Sunnit ohne tribale Bindungen als Tajike bezeichnet. Gew�hnlich wird man in Kabul eher nach Berufsst�nden als nach Ethnien identifiziert.

    Im Panjshir-Tal und in Badakhshan wird die lokale l�ndliche Bev�lkerung als Tajik bezeichnet. Auch Sprecher anderer iranischer Sprachen sowie Ismailiten, also Nicht-Sunniten, werden darin eingeschlossen. Die meisten Tajiken gliedern sich in kleinere lokale Verwandtschaftsgruppen, identifizieren sich aber vorwiegend lokal mit ihren D�rfern und T�lern, nicht mit gro�en ethnischen Einheiten.

    Bei Tajiken im Hazarajat dagegen wird die Konfession zum entscheidenden Kriterium. Auch in den Provinzen Badghis und Ghor ist ein Tajike ein sunnitischer Nichtpaschtune und Nicht-Aymaq. Als Aymaq dagegen werden tribal organisierte sunnitische persisch sprechende Einwohner bezeichnet.

    In Herat mit seiner vornehmlich nichttribalen persisch sprechenden Bev�lkerung bestimmen eher Berufsst�nde und der Konfessionsunterschiede zwischen Sunna und Schia die soziale Identit�t. Der Ausdruck "Tajik" ist zwar nicht unbekannt, wird aber selten benutzt. Man bezeichnet sich eher als "Herati". Erst in j�ngster Zeit konnte der Verfasser feststellen, dass sich junge Leute aus Herat im Exil "Tajik" nennen, womit offensichtlich eine politische Haltung ausgedr�ckt werden soll.

    S�dlich von Herat in Shindand dagegen, der Heimat des tajikischen Mujahedin-F�hrers Ismail Khan, bezeichnen sich persisch sprechende sunnitische Bauern als Tajiken, um sich von ebenfalls persisch sprechenden sunnitischen Nomaden und zugleich von schiitischen Bauern, den Farsiwan, zu unterscheiden.

    In Ost-Afghanistan in Kunar, Paktia und Paktika siedeln auch Paschtu sprechende Tajiken, die sich von Paschtunen nur noch dadurch unterscheiden, dass sie sich keinem der anerkannten paschtunischen St�mme zuordnen und kaum Land besitzen.

    Nur ganz selten glauben Tajiken in Afghanistan, dass alle Tajiken eine gemeinsame Geschichte oder gar Abstammung haben.

    2.3. Hazara

    Sie geh�ren mit ca. 2 Mill. Menschen zu den Gruppen, die im gegenw�rtigen B�rgerkrieg eine besondere Rolle spielen, da viele Hazara starken Widerstand gegen die Taliban leisten und damit auch zu Opfern von Racheakten der Taliban werden.

    Ihre Heimat ist das Hazarajat, das Hochgebirge Zentralafghanistans, das ihnen jahrzehntelang Schutz vor den Kabuler Regimes gew�hrt hat. Innere Uneinigkeit f�hrten jedoch schlie�lich dazu, dass es 1998 den Taliban gelang Bamyan, das Zentrum des Hazarajat, zu erobern. Seither konnte der Hazara-Widerstand mehrmals Bamyan kurzzeitig zur�ckerobern, was die Taliban anschlie�end zum Anlass f�r f�rchterliche Massaker unter der Zivilbev�lkerung genommen haben. Erst vor etwa einem Monat sollen sich nach Auskunft des UNNHCR erneut Massaker im Fuladi-Tal abgespielt haben.

    Die Hazaras sind mehrheitlich Schiiten und sprechen ihren eigenen Dialekt des Persischen. An ihren zentralasiatisch wirkenden Gesichtsz�gen sind sie f�r andere Afghanen vermeintlich leicht erkennbar. Deshalb "vermeintlich", weil es auch andere Bev�lkerungsgruppen mit asiatischen Merkmalen in Afghanistan gibt und weil die Hazaras selbst eine vielschichtige Bev�lkerung sind, in der nicht jeder "wie ein Hazara" aussieht. Afghanischer Rassismus hat sich auch fr�her immer wieder gegen die Hazaras gerichtet.

    Die Hazaras sind horizontal in St�mme und vertikal in zwei Schichten gegliedert: die Sayids und die "einfachen" Hazaras. Sayids beanspruchen f�r sich, direkte Nachfahren des Propheten zu sein, und reklamieren damit politische und wirtschaftliche Privilegien.

    Das schiitische Bekenntnis hat die Hazaras auch schon vor dem B�rgerkrieg gelegentlich in Konflikt mit der sunnitischen Bev�lkerungsmehrheit gebracht. Es gibt jedoch auch in den afghanischen St�dten gro�e schiitische Minderheiten, die nicht zu den Hazaras geh�ren, z.B. etwa 50 % der Heratis. Aus diesem Grund lassen sich die Konfessionsunterschiede nie ethnisch definieren. Im Kampf um das Hazarajat haben die Taliban antischiitische Ressentiments ihrer K�mpfer jedoch bewusst verst�rkt, um die Kampfmoral zu erh�hen. Ihren pakistanischen Mitk�mpfern haben die Taliban sogar erkl�rt, es ginge im Hazarajat um den Kampf gegen Kommunisten und andere Ungl�ubige. Man erkennt, dass hier systematisch ethnischer Hass aufgebaut wird, der entsprechend mit ethnisch gepr�gtem Hass beantwortet werden d�rfte.

    �ber die schiitische Konfession gab es stets gute Beziehungen der Hazaras zum Iran, der seit 1979 Oppositionsparteien und Guerillak�mpfer der Hazaras unterst�tzt. Dies wiederum hat zu Misstrauen bei Regierungen und anderen Bev�lkerungsteilen gef�hrt, die dem Iran distanziert gegen�ber stehen.

    Wie die meisten Afghanen ist das Gros der Hazaras in der Landwirtschaft t�tig. Da das karge Hazarajat nicht alle seine Bewohner ern�hren kann, sind schon seit etwa 100 Jahren Hunderttausende als Landarbeiter in die Ebenen und als Proletariat und Tagel�hner in die St�dte abgewandert.

    2.4 Uzbeken

    Die turksprachigen Uzbeken (ca. 2 Mill.) leben im mittleren Nordafghanistan als Bauern und Viehz�chter. Die Vorfahren lebten z.T. schon seit Jahrhunderten dort. Eine neue gro�e uzbekische Einwanderungswelle erreichte erst in den 20er und 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts Nordafghanistan auf der Flucht vor der Sowjetisierung Mittelasiens. Fr�her waren sie stammesm��ig organisiert, heute spielen tribale Identit�ten nur noch eine untergeordnete Rolle. Dem uzbekischen Ex-General der kommunistischen Armee Kabuls Rashid Dostam gelang es nach 1992 eine uzbekische B�rgerkriegsarmee in Nordafghanistan aufzubauen, die im steten Wechsel mit anderen Kriegsparteien koalierte und schlie�lich gegen die Taliban kapitulieren musste. Es ist keinesfalls sicher, dass die Mehrheit der Uzbeken Anh�nger Dostams oder der Koalition sind, mit der Dostam gerade paktiert (z. Zt. Massouds Nordallianz).

    Wie bei den anderen ethnischen Gruppen gibt es auch bei den Uzbeken keine Institution, die eine Politik der afghanischen Uzbeken organisieren k�nnte. Die afghanischen Uzbeken sehen im benachbarten Staat Uzbekistan nicht ihr Hinterland oder ihren politischen R�ckhalt, denn das dortige Regime wird eher als Erbe des sowjetischen Systems gesehen, vor dem die Gro�eltern noch geflohen sind.

    Die Haltung gegen�ber den herrschenden Taliban ist geteilt. Schon in den 80-er Jahres des 20. Jh. gab es unter Uzbeken erste Vorformen der Taliban-Bewegung, und auch heute noch findet der radikale Islam hier viele Anh�nger. Daneben gibt es noch zahlreiche Anh�nger von Rashid Dostam. Da Erhebungen nicht m�glich sind, l�sst sich das Zahlenverh�ltnis nicht absch�tzen und d�rfte stark von pers�nlichen Loyalit�ten der lokalen Anf�hrer abh�ngen.

    3. Die Instrumentalisierung von Ethnien und St�mmen in Afghanistan

    Bereits der Ethnologe Fredrik Barth erkannte im Verlauf seiner Feldforschungen bei Paschtunen und Balutschen vor 30 Jahren, dass ethnische Identit�t in erster Linie ein Grenzph�nomen und nicht eine Frage inh�renter kultureller oder gar biologischer Unterschiede ist.

    In einem Essay, der die Ethnizi�tsforschung wesentlich beeinflusst hat, schrieb er:

    "The critical focus of investigation from this point of view becomes the ethnic boundary that defines the group, not the cultural stuff that is enclosed."

    Unter St�mmen verstehen wir Untergruppen oder Segmente von ethnischen Gruppen nach genealogischem Prinzip (Stamm-Baum), wobei aber nicht alle ethnischen Gruppen nach St�mmen gegliedert sind. Wie die ethnischen Gruppen sind St�mme kaum als "reale" soziopolitische Einheiten greifbar, die gemeinsam handlungsf�hig w�ren. Eher sind sie als ordnende Kategorien zur kognitiven Strukturierung einer gr��eren Gesellschaft zu verstehen.

    Aufgrund der Vorstellungen von gemeinsamer Abstammung erzeugt ethnische und tribale Identit�t Gef�hle von sozialer N�he und Geborgenheit, Gef�hle von "wir" und "Ihr". Unter Bedrohung dieser Wir-Sph�re k�nnen sehr aggressive Emotionen freigesetzt werden. Anf�hrer und Organisatoren unterschiedlichster Konflikte evozieren und benutzen Gef�hle von Ehre und Scham, die mit Ethnie und Stamm meist eng verbunden sind, als besonders effizientes Mittel, um Menschen im Kampf und Krieg zu motivieren und anzustacheln.

    In der Vergangenheit bildeten paschtunische Anf�hrer gro�e Stammeskonf�derationen wie die der Durrani und Ghilzay zu politischen und milit�rischen Zwecken. Ernsthafte Versuche, gr��ere Streitkr�fte auf Stammesebene wiederzubeleben oder neu zu erschaffen, sind aus j�ngerer Zeit jedoch nicht bekannt. Von bewaffneten Zusammenst��en im Paschtunengebiet auf beiden Seiten der afghanisch-pakistanischen Grenze ist h�ufig die Rede. Bei n�herem Hinsehen stellt sich heraus, dass es sich dabei meist um kleinere lokale Anl�sse dreht, um Auseinandersetzungen um Wasser und Landrechte, um Diebstahl und Schmuggel und um einzelne Mordf�lle, die nach Rache rufen. Um Mitk�mpfer zu rekrutieren, appellieren die Opponenten in diesen F�llen an die Stammessolidarit�t, ohne dass dies jedoch zu gro�en Stammeskonflikten ausuferte. Zu einem solchen Konflikt kam es allerdings vor einigen Jahren zwischen den Nurzay und Atsakzay s�dlich von Kandahar, bis die Taliban diesen lokalen Krieg beendeten. Bemerkenswert ist auch hier, dass w�hrend des Konflikts die Mehrheit der Nurzay und der Atsakzay unbeteiligt blieb.

    Es bleibt festzuhalten, dass die Taliban sich bem�hen, Tribalismus und Ethnizit�t herunterzuspielen. Sie versuchen durchaus, Nichtpaschtunen in ihre Reihen zu ziehen und appellieren dann eher an die muslimische Ummah als an ethnische oder Stammessolidarit�t. Allerdings verfolgen verschiedene Talibanf�hrer zu verschiedenen Zeiten auch schon mal verschiedene Ziele und/oder Taktiken.

    Ethnische Identit�t ist nicht beschr�nkt auf die eigenen Ansichten und Einstellungen, sondern schlie�t auch den Blick von au�en ein. Ob die Taliban dem zustimmen oder nicht, fest steht, dass sie mehrheitlich als eine vorwiegend paschtunische Macht angesehen werden. Das weckt antipaschtunische Ressentiments unter ihren Gegnern, die nun ihrerseits ethnische Merkmale betonen, um sich von den "paschtunischen" Taliban zu unterscheiden. Daher wird es fast unm�glich f�r Paschtunen, die die Taliban ablehnen, sich der nichtpaschtunischen Opposition anzuschlie�en. Die Situation wird weiter kompliziert durch Spaltungen in der Opposition, die zunehmend durch ethnische Argumente und Gef�hle aufgeladen werden. Es k�nnen Tendenzen beobachtet werden, die von einer urspr�nglich nicht-ethnischen Auseinandersetzung bis hin zu b�sartigen ethnischen Konflikten und sogar Massakern reichen wie bei den Zusammenst��en zwischen Taliban (hier handelte es sich diesmal tats�chlich vorwiegend um Paschtunen) und Uzbeken und Hazaras w�hrend der letzten zwei Jahre.

    4. Nation oder Ethnizit�t? Eine Umfrage

    Im Oktober und November 1996 f�hrte der Verfasser in Peshawar, NWFP, Pakistan, eine Umfrage �ber popul�re Konzepte von Lokalit�t, Ethnizit�t und Stamm unter Bauern, Handwerkern und H�ndlern durch, die gerade erst aus verschiedenen Teilen Afghanistans nach Peshawar gekommen waren und nach kurzem Aufenthalt in ihr Heimatland zur�ckkehren wollten. �berraschend legten alle Befragten ohne Ausnahme besonderen Wert auf die nationale Einheit Afghanistans, die alle ethnischen und religi�sen Gruppen umfassen sollte. Eine Teilung des Landes erschien als erschreckende Aussicht und sollte unbedingt vermieden werden. Im Herbst 1998 und im folgenden Jahr wurde die Umfrage mit der gleichen Fragestellung fortgesetzt. Jetzt konnte sogar ein noch st�rkeres Verlangen nach nationaler Einheit und zugleich ein anwachsen der Furcht vor ethnischen Konflikten festgestellt werden. Viele lobten die Taliban, weil sie den gr��ten Teil des Landes erfolgreich befriedet h�tten, kritisierten sie aber auch wegen ihrer ethnisch unausgewogenen Haltung und ihrer Unerfahrenheit in Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Mehr als die H�lfte der Interviewten stritten den Taliban sogar die religi�se Kompetenz ab.

    Aus dem Vorhandensein ethnischer Differenzen darf nicht auf un�berbr�ckbare Gr�ben zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft geschlossen werden, und man darf ethnische Einheiten nicht f�r reale, klar definierbare und unver�nderbare soziale und politische Gruppen halten. Im Kontext des afghanischen Konflikts wird Ethnizit�t bewu�t als Instrument eingesetzt, um die K�mpfer und die Bev�lkerung mit Gef�hlen und Emotionen gemeinsamer, quasi-famili�rer Abstammung zu polarisieren. Tats�chlich k�mpften die Konfliktparteien nicht um ethnische Dominanz, Ehre oder andere irrationale Werte, sondern um politische und religi�se Macht, Einflu� und Geld, wobei ausl�ndische Interessen eine gewichtige Rolle spielen.

    5. Ethnischer Proporz in einem k�nftigen afghanischen Staat?

    Eine Befriedung Afghanistans ist f�r den Verfasser nicht anders vorstellbar, als dass sich die Kriegf�hrenden Parteien Afghanistans auf eine Regierung mit m�glichst breitem Fundament in der Bev�lkerung einigen. Es w�re jedoch ein grober Fehler, sie dazu zu dr�ngen, eine Repr�sentation entsprechend den ethnischen Zahlenverh�ltnissen zu versuchen. Das w�rde nicht funktionieren, denn ethnische Gruppen in Afghanistan sind � wie schon mehrfach erkl�rt - weder klar zu definieren, noch zahlenm��ig zu erfassen. Selbst wenn es einen Zensus wie in Indien und Pakistan g�be, k�nnte man kaum feststellen, ob die Tajiken 25, 35 oder 45% ausmachen oder ob sie sich �berhaupt als ethnische Einheit betrachten. Welche Autorit�t k�nnte entscheiden, ob die Taymani, Firuzkuhi oder die anderen kleineren Ethnien zu den Aymaq, den Paschtunen oder Tajiken geh�ren, oder als eigenst�ndige ethnische Gruppen aufgefasst werden m�ssen? Auch unter ihnen selbst w�rde sich dar�ber kaum �bereinstimmung erzielen lassen. Der Versuch, eine ethnische ausgewogene Repr�sentation im Parlament oder in der Regierung zu schaffen, w�rde eine h�chst fragw�rdige Festschreibung bislang flexibler und noch weithin undefinierter sozialer Gruppierungen bedeuten. Dies w�rde dann wirklich zu einem Krieg der Ethnien f�hren.

    Die gleiche Argumentation trifft auch auf die humanit�re Hilfe zu: Es w�re ausgesprochen sch�dlich, einen Verteilungsschl�ssel anhand ethnischer Zugeh�rigkeiten zu entwickeln ("ethnisch ausgewogen"), denn dadurch w�rde nur neue Ungerechtigkeit geschaffen. Davon abgesehen hie�e das, ethnische Differenzen und Spannungen zu zementieren.

    Es w�rde den gegebenen sozialen und politischen Verh�ltnissen in Afghanistan besser entsprechen, wenn sich eine Volksvertretung und eine k�nftige Regierung auf eine lokale und regionale Repr�sentation statt auf ethnischen Proporz st�tzen k�nnten; au�erdem m��te ausgeschlossen werden, dass ausschlie�lich Mitglieder nur einer einzigen sozialen Gruppierung - sei sie ethnisch, religi�s oder lokal - einer Beh�rde oder staatlichen Institution vorstehen.

    Die afghanische Geschichte hat gelehrt, dass pragmatische und weithin akzeptierte L�sungen gefunden werden k�nnen, wenn die Akteure das wirklich wollen, doch gerade das ist im Moment leider nicht der Fall.

    6. Ethnizit�t als Fluchtgrund

    Ethnizit�t d�rfte selten der einzige Fluchtgrund f�r Afghanen sein. Nach Erfahrungen des Verfassers bedient sich politische Verfolgung subtiler Methoden und besteht bei n�herem Hinsehen aus einem B�ndel von Ma�nahmen der staatlichen und politischen Institutionen, die das Leben einzelner Menschen im Lande unm�glich machen. Man kann unversehens mit oder ohne eigenes Zutun in den Verdacht geraten, Gegner des Regimes oder herrschender lokaler Machthaber zu sein, um ohne Gerichtsurteil ermordet oder gefoltert und f�r unbestimmte Zeit ins Gef�ngnis geworfen zu werden. Welches die Gr�nde waren, erf�hrt der Verfolgte meist nicht. Der Anlass kann tats�chlich politische Aktivit�t gewesen sein oder auch nur die Verwechslung mit einem Regimegegner, die Freundschaft oder Verwandtschaft mit einem Oppositionellen. Im Falle der Fl�chtlinge aus dem Schamali n�rdlich von Kabul gen�gte es, aus D�rfern auf der falschen Seite der Kriegsfront zu stammen, um �ber ein Jahr unter unmenschlichen Bedingungen in ein Internierungslager gesperrt zu werden. Wenn die Machthaber unter Angeh�rigen einer ethnischen Gruppe Opposition vermuten, kann man stellvertretend "bestraft" werden, wenn man dieser ethnischen Gruppe angeh�rt. Welchen Stellenwert Ethnizit�t bei politischer Verfolgung gespielt hat, k�nnen die Verfolgten oft selbst nicht klar beurteilen, da ihnen die Informationen der anderen Seite fehlen. Politische Verfolgung kann durchaus in eine Form ethnischer Verfolgung gekleidet sein.

    Dr. Bernt Glatzer, Deutsche Stiftung f�r Entwicklungspolitik, Bad Honnef

    Franz-Josef Vollmer:   Die Taliban und das afghanische Fl�chtlingsproblem

    1. Entstehung, religi�se Orientierungen, wirtschaftlicher Hintergrund und 
        ethnische Zusammensetzung der Taliban

      Bei den Taliban handelt es sich um Sch�ler bzw. Studenten, genauer um Religionssch�ler. Talib ist man in einer Koranschule, einer Madrasa. In Pakistan entstanden solche Koranschulen unmittelbar nach der Unabh�ngigkeit, d.h. in den 50er und 60er Jahren. Es gab einige hundert Koranschulen, an denen die einfache Geistlichkeit ausgebildet wurde, d.h. Dorfmullahs. Die angehende h�here Geistlichkeit, Imame und Maulanas wurden schon damals nicht an den Madrasas ausgebildet, sondern an den islamischen Universit�ten. Die Madrasas erfuhren keinerlei staatliche F�rderung. Sie lebten von Spenden und von der k�rperlichen Arbeit der Taliban (Gartenbau, Landwirtschaft, Viehwirtschaft). Erst unter Zia ul Haq begann in Pakistan eine aktive F�rderung der Madrasa. Ihre Zahl erh�hte sich auf einige Tausend.

      Nach 1980, d.h. nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan und dem steilen Anstieg der Fl�chtlingszahlen in Pakistan, begannen auch afghanische Jungen die pakistanischen Madrasa zu besuchen. Talib zu sein war jedoch nicht mit einem Statusvorteil verbunden. Es waren die S�hne von Dorfmullahs, die Taliban wurden, oder S�hne von landlosen Tagel�hnern oder Jungen, deren V�ter im Krieg umgekommen waren. Die Assoziation Talib = Angeh�riger der Unterschicht ist erlaubt.

      Mit der zunehmenden Islamisierung Pakistans in den 80er und 90er Jahren stieg die Zahl der Madrasa und die Zahl der Taliban weiter an. Derzeit gibt es mindestens 10.000 Madrasa in Pakistan. Gleichzeitig kam es zu einer Differenzierung zwischen den Schulen. Es gab und gibt eine gro�e Zahl von Madrasa, die �rmlich und klein sind, sowie eine kleine Zahl von materiell gut ausgestatteten gro�en Madrasa. Die wichtigste Madrasa f�r die afghanischen Taliban ist die Haqqania, zwischen Peshawar und Rawalpindi gelegen, mit derzeit etwa 13.000 Studenten. Die Haqqania wurde 1948 gegr�ndet und nahm nach 1980 bevorzugt Sch�ler aus afghanischen Fl�chtlingsfamilien auf. Die Haqqania erhielt erhebliche finanzielle Unterst�tzung aus den Golfstaaten. Aus der Haqqania nahmen schon in den 80er und in den beginnenden 90er Jahren Studenten w�hrend der Schulferien als Mujaheddin an den K�mpfen in Afghanistan teil. Eine Reihe von prominenten F�hrern der Taliban-Bewegung und etwa 6 der derzeitigen Minister der derzeitigen Talibanregierung sind ehemalige Taliban der Haqqania.

      Die Curricula sowie Methodik und Didaktik der Madrasa sind ausgesprochen einfach. Es handelt sich nicht, wie in westlichen Medien oft angegeben, um theologische Hochschulen. Es handelt sich vielmehr um Seminare zur Ausbildung der Dorfgeistlichkeit. Man muss nicht lesen und schreiben k�nnen, um eine Madrasa zu absolvieren. Selbst der Begriff Koranschule ist in vielen F�llen zu hoch gegriffen: Es wird nicht eigentlich der Koran gelehrt, sondern nur die Sharia, d.h. die islamische Rechtstradition, die �berlieferung, tradiertes Verhalten. Viele derzeit g�ltige Regierungsverordnungen in Afghanistan haben keinen koranischen Hintergrund. Der Bildersturm, die Zerst�rung sog. nichtislamischer Kunstwerke, ist das neueste und spektakul�rste Beispiel. Weniger spektakul�re Verbote, wie das Verbot Musik zu h�ren oder Polo zu spielen oder Drachen steigen zu lassen, oder das Verbot, sich den Bart zu schneiden, haben nichts mit dem Islam zu tun. Es handelt sich vielmehr um kulturelle Normen, die mit der paschtunischen Stammesethik zu tun haben. Die Sharia erlaubt, da sie nicht kodifiziert ist, gro�en Interpretationsspielraum. Gleichzeitig wird die jeweilige Auslegung nicht hinterfragt, da die Erziehung zu kritischem Denken nicht Teil des Curriculums einer Madrasa ist. So ist es zu erkl�ren, dass Mullah Omar die Anordnung zur Zerst�rung der Buddhafiguren in Bamian als fatwa erkl�ren und ver�ffentlichen kann. Wenn hohe islamische Theologen in �gypten, in Indien oder im Iran sich von einer solchen fatwa distanzieren (wie dies im Februar geschehen ist), so ist dies f�r die Talibanf�hrer nur ein Indiz, dass in jenen L�ndern orthodoxe Interpretation der Sharia stattfindet.

      F�r den Gro�teil der Taliban, die an Madrasa in Pakistan ausgebildet werden, f�hrt der Weg zum wahren Islam �ber den Kampf, �ber den djihad, den Heiligen Krieg. Talib wird gleichgesetzt mit Soldat f�r den Islam. Die Welt ist ein Schlachtfeld, das erobert und islamisiert werden muss. �berall sind Feinde: Amerikaner, Russen, die Schiiten im Iran, die gottlosen Saudis, die �ber ihren Petrodollars Allah vergessen haben, und die marxistischen Chinesen, die die gl�ubigen Uiguren bek�mpfen.

      2. Zum wirtschaftlichen Hintergrund der Taliban

      Durch das bisher Gesagte wird bereits deutlich, dass die Taliban nicht eigentlich in Afghanistan selbst, sondern in Pakistan, d.h. im Ausland entstanden sind. Aus dem Ausland kam auch die wirtschaftliche Unterst�tzung f�r die Taliban-Bewegung und zwar sowohl f�r die milit�rischen Ausgaben als auch f�r die zivilen Kosten. Ohne ausl�ndische Unterst�tzung w�re es den Taliban nicht m�glich gewesen, in einer so kurzen Zeit Kabul und einen gro�en Teil des Landes zu erobern und mit einer rudiment�ren Verwaltungsstruktur zu �berziehen.

      Direkte Wirtschaftshilfe erhielten die Taliban zumindest ab 1994 von der pakistanischen Regierung bzw. von der pakistanischen Armee, genauer gesagt vom milit�rischen Nachrichtendienst der pakistanischen Armee, dem ber�chtigten ISI. Es kann vermutet werden, dass der ISI dabei einen wichtigen "back donor", d.h. einen Hintergrundspender ("back donor") hatte, die CIA. Die Interessen der USA und Pakistans trafen sich an einem wichtigen Punkt: Beide Regierungen w�nschten, dass der B�rgerkrieg in Afghanistan ein Ende f�nde und eine neue Ordnungsmacht installiert w�rde. Pakistan hatte und hat ein lebhaftes Interesse am Handel mit den mittelasiatischen L�ndern und braucht Afghanistan dringend als Transitland. Die Pl�ne f�r einen durchg�ngigen Ausbau der Handelsstrasse Karachi �Quetta � Kandahar - Herat hinein nach Turkmenien und Usbekistan waren fertiggestellt. F�r ein solches Projekt braucht man jedoch ein befriedetes Land. �hnlich war die Interessenlage bei den Amerikanern: Der amerikanische �lmulti UNOCAL hatte gro�e Erd�l- und Erdgasfelder in Turkmenien prospektiert und Vorvertr�ge f�r den Abbau geschlossen. Die Schwierigkeit bestand darin, eine wirtschaftlich rentable Pipeline bis zum Persischen Golf zu bauen. Der Iran schied wegen der au�erordentlich gespannten Beziehung zu den USA als Transitland aus. Daher bot sich der Bau einer Pipeline durch den Westen Afghanistans an. UNOCAL schaffte es, die amerikanische Regierung bzw. den CIA von diesem Vorhaben zu �berzeugen. Die amerikanische Regierung stellte daraufhin die Unterst�tzung f�r die bisherigen B�rgerkriegsparteien ein und entschied sich f�r die neue Ordnungsmacht Taliban.

      Massive Wirtschaftshilfe gab es in den Anfangsjahren auch von Saudi-Arabien. Saudi-Arabien und Pakistan sind auch die einzigen L�nder, die bisher das Talibanregime anerkannt haben. Die Wirtschaftshilfe durch Saudi-Arabien kam allerdings zu einem abrupten Abbruch, als die Taliban Osama bin Laden Gastrecht in Afghanistan gaben.

      Inzwischen kann davon ausgegangen werden, dass die Taliban auf Wirtschaftshilfe aus dem Ausland nicht mehr angewiesen sind. Es gibt inzwischen in dem von den Taliban beherrschten Territorium Afghanistans ein rudiment�res Steuer- und Abgabesystem. Nach der Ernte m�ssen 10-20% an den �rtlichen Kommandanten der Taliban abgeliefert werden. Auch beim Verkauf von Vieh wird eine Abgabe erhoben. Weiterhin werden Wegez�lle und Geb�hren f�r Passierscheine usw. erhoben. Es gibt jedoch dar�ber hinaus zwei weitere wichtige Einnahmequellen der Taliban, die als ihre eigentliche wirtschaftliche Grundlage angesehen werden k�nnen:

      a) Drogenanbau, Drogenproduktion und Drogenhandel

      b) Waffenhandel und Terrorismus.

      Zu a) Afghanistan ist in den vergangenen f�nf Jahren zum gr��ten Herstellerland von Opium avanciert. Hauptproduktionsgebiete sind der Nordosten (Badakshan) und Ostafghanistan (Nuristan / das Kunartal). Aus einem Hektar Mohn kann man in Afghanistan 50 kg Rohopium gewinnen. Dies ist die h�chste Produktivit�t pro Hektar weltweit. Inzwischen findet auch die Verarbeitung in Afghanistan selbst statt, so dass reines Heroin exportiert werden kann. �ber die j�hrlichen Handelsmengen gibt es Expertensch�tzungen, die ich nicht beurteilen kann. Eines ist jedoch klar: Die staatlichen Einnahmen aus dem Anbau und Vertrieb von Opium �berschreiten alle fr�heren Einnahmen, die Afghanistan jemals aus Steuern und Z�llen gehabt hat.

      Zu b) Die Taliban sind inzwischen auf mehreren internationalen Kriegsschaupl�tzen vertreten und verdienen durch Waffenhandel und S�ldner gleicherma�en. Zu erw�hnen sind u.a. Tschetschenien, der Kashmirkrieg, der Konflikt im S�den der Philippinen sowie die islamische Heilsfront in Algerien. Handel mit Kriegsmaterialien und Handel mit Heiligen Kriegern geh�ren ebenfalls zu den wichtigsten internationalen Aktivit�ten der Taliban und sind wirtschaftlich bedeutsam. �hnliches gilt f�r den Terrorismus insgesamt, an dem die Taliban mittelbar oder unmittelbar beteiligt sind. Als Hauptfinancier wird immer wieder Osama bin Laden genannt. Es gibt sicherlich auch andere Auftraggeber, die das diesbez�gliche Know-how der Taliban in Anspruch nehmen.

      Sowohl der Drogenhandel als auch der internationale Terrorismus sind internationale Probleme. Die beiden Probleme allein sind Grund genug, sich mit Afghanistan auseinanderzusetzen.

      3. Die ethnische Zusammensetzung der Taliban

      Wie erw�hnt, entstand die Taliban-Bewegung in den pakistanischen Madrasa. Die afghanischen Sch�ler, die die Madrasa besuchten, waren ganz �berwiegend Paschtunen (auch: Pachtungen), da auch die �berwiegende Zahl der Fl�chtlinge in den 80er Jahren Paschtunen waren. Die Mehrzahl der Fl�chtlinge hielt sich in der Nordwest-Provinz, in NWFP auf, wo Paschtu Umgangssprache ist. Zwischen den pakistanischen Pathanen und den afghanischen Paschtunen gibt es keinen ethnischen Unterschied. In den Madrasa in NWFP wird in Paschtu unterrichtet. Auf diesem Hintergrund ist klar, warum die Taliban-Bewegung in erster Linie eine paschtunische Bewegung ist.

      Konsequenterweise hat Mullah Omar seinen Regierungssitz nicht in die Hauptstadt Kabul gelegt, sondern nach Kandahar, d.h. in das Zentrum der Paschtunen. Alle f�hrenden Mullahs sind Paschtunen, alle Minister - mit zwei Ausnahmen - sind Paschtunen. Alle Dekrete werden in Paschtu ver�ffentlicht. Wer nicht Paschtune ist, wird nicht als richtiger Afghane angesehen.

      Der traditionelle Ehrenkodex der Paschtunen, das Pashtunwali, ist die eigentliche ideologische Grundlage der Taliban. Die Behandlung der Frauen l�sst sich nicht ohne weiteres aus der Sharia und aus dem Koran herleiten, wohl aber aus den ungeschriebenen Gesetzen des Pashtunwali. In der dumpfen Radikalit�t und intellektuellen Bed�rfnislosigkeit der Taliban gibt es allerdings keinen Unterschied zwischen Religion und volkst�mlichem Brauchtum. Islam und Tradition sind eins, wie dies im Abendland bis zum Ende des Mittelalters auch der Fall war.

      Auch im alten Afghanistan, zu K�nigs Zeiten und zu Zeiten der Republik, waren die Paschtunen das afghanische Staatsvolk. Sie stellen etwa zwei Drittel der Bev�lkerung und besiedeln den gr��eren Teil des Landes. Alle afghanischen K�nige seit der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Paschtunen aus der Sippe der Durrani. Auch Daud war Paschtune.

      Zwischen der damaligen paschtunischen Vorherrschaft und dem heutigen Talibanregime gibt es allerdings sehr gravierende Unterschiede:

      a) In Zeiten der Monarchie und der Republik gab es eine paschtunische Aristokratie, die sich zwar auf Feudalbesitz gr�ndete, aber ausgesprochen modern war. K�nig Amanullah, der 1921 den Schleierzwang f�r Frauen abschaffte und zum ersten Mal ein Parlament einrichtete, war Paschtune. Die paschtunischen Aristokraten orientierten sich nicht an der mittelalterlichen Tradition des Paschtunwali, sondern eher an reformerischen Pers�nlichkeiten wie Kemal Atat�rk und den F�hrern der Moslemliga in Britisch-Indien.

      b) Die Paschtunen in der Monarchie und in der Republik bedienten sich bewusst der intellektuellen Eliten auch aus den anderen afghanischen V�lkern, wie den Tadschiken, Turkmenen und den Usbeken. Paschtu war die Kommandosprache in der Armee, aber in der �ffentlichen Verwaltung wurde Farsi gesprochen und geschrieben. Ohne die Mithilfe der tadschikischen B�rokraten w�re es nicht m�glich gewesen, im 20. Jahrhundert das afghanische Erziehungswesen, das Gesundheitswesen, die Provinzverwaltungen und die Steueradministration aufzubauen.

      c) Afghanistan war und ist ein Vielv�lkerstaat und seit der Antike Treffpunkt verschiedener kultureller Str�mungen. Dieser Gegebenheit hat die fr�here paschtunische F�hrungsschicht immer Rechnung getragen. Es gab einen multiethnischen Proporz bei der Besetzung �ffentlicher �mter, bei der Bestellung von Botschaftern und Provinzgouverneuren, bei der Vergabe von Direktorenposten in staatlichen Unternehmungen und bei der F�rderung der Kultur.

      Die Taliban negieren den multiethnischen Hintergrund Afghanistans v�llig. Sie erkl�ren alle nichtpaschtunischen V�lker zu Nichtafghanen. Die Verfolgung der Tadschiken und der Hasara hat nicht nur damit zu tun, dass diese beiden Volksgruppen Widerstand gegen die Taliban leisten, sondern auch damit, dass sie als unafghanisch, als nicht zum afghanischen Volk zugeh�rig angesehen werden. Die Taliban-Bewegung hat faschistoide Z�ge. Ihr Nationalismus ist engstirnig und negiert die Existenzberechtigung anderer V�lker.

      Es muss wiederholt werden: die Taliban stellen eine Bewegung dar, die aus der Unterschicht stammt und sich bewusst jedem intellektuellen Urteil verweigert. Das Klima, das die paschtunische Soldateska der Taliban verbreitet, hat dazu gef�hrt, dass auch die letzten Vertreter der Intelligenz das Land verlassen haben.

      4. Fl�chtlinge und Vertriebene

      4.1. Fl�chtlinge in Pakistan

      Pakistan ist seit �ber 20 Jahren Hauptaufnahmeland f�r afghanische Fl�chtlinge. In den 80er Jahren, nach der sowjetischen Invasion, waren zeitweise �ber 3 Mio. afghanische Fl�chtlinge in Pakistan. Die derzeitige Zahl l�sst sich nicht genau bestimmen. Die pakistanische Regierung geht immer noch davon aus, dass sich etwa 2 Mio. afghanische Staatsb�rger in Pakistan aufhalten. Diese Zahl ist wahrscheinlich �bertrieben. Die pakistanische Regierung wei� inzwischen aus Erfahrung, dass bestimmte pauschale Zuwendungen der Weltbank, der asiatischen Entwicklungsbank und des UNHCR sich an der Globalzahl der Fl�chtlinge orientieren. Daher hat die pakistanische Regierung ein Interesse daran, die Zahl m�glichst weit oben zu notieren. Es kann jedoch realistischer Weise davon ausgegangen werden, dass sich etwa 1,5 Mio. afghanische Fl�chtlinge in Pakistan aufhalten. Diese lassen sich grob untergliedern in

      - etwa 1,2 Mio. "alte" Fl�chtlinge aus den 80er und der ersten H�lfte der 90er Jahre,

      - etwa 300 000 "neue" Fl�chtlinge aus den Jahren 1999/2000.

      Eine Registrierungspflicht f�r Fl�chtlinge gibt es in Pakistan nur bedingt. Die Grenz�berg�nge �ber die P�sse im Suleiman-Gebirge und in Belutschistan sind relativ durchl�ssig. Pachtungen/Patanen d�rfen sich mit ihren Tieren hin- und herbewegen und dabei auch Hausrat mitnehmen. Besonders dann, wenn sie darauf hinweisen k�nnen, dass sie Weiderechte f�r ihr Vieh auf der jeweils anderen Seite der Grenze haben. Nur in extremen Ausnahmesituationen werden Grenzen geschlossen.

      Wenn mit der Registrierung keine Leistung seitens des pakistanischen Staates verbunden ist (Lebensmittel, Zelte, Decken, medizinische Versorgung), so ist der Anreiz, sich registrieren zu lassen, relativ gering. In den Jahren des B�rgerkriegs waren die einzelnen Mujaheddin-Gruppen an den Registrierungen interessiert, weil sie auf diese Art und Weise Parteig�nger und K�mpfer fanden. In vielen F�llen haben die damaligen Exilparteien die Registrierungen selbst vorgenommen und sie dem pakistanischen Commissioner for Refugees �bermittelt. Inzwischen gibt es keine regelm��igen materiellen oder finanziellen Zuwendungen mehr, sondern nur noch sporadische Unterst�tzungen. Nur in diesen F�llen ist die Vorlage eines Fl�chtlingsausweises erforderlich. Der Ausweis wird normalerweise nur f�r das Familienoberhaupt ausgestellt oder allenfalls f�r die erwachsenen, m�nnlichen Mitglieder der Familie/Sippe. Es ist in das Ermessen des Familienoberhaupts gestellt, die Zahl der zur Familie geh�rigen Frauen und Kinder anzugeben. Eine genaue �berpr�fung kann nicht stattfinden ohne den Intimbereich der Familien zu verletzen.

      �hnlich ist die Situation bei Arbeitsgenehmigungen. Nur ein verschwindend kleiner Teil der afghanischen Fl�chtlinge geht einer formellen Besch�ftigung nach. Der gr��ere Teil der Fl�chtlinge ist im informellen Sektor besch�ftigt, entweder selbst�ndig oder informell bei einem pakistanischen Handwerker, im Kleingewerbe, in der Landwirtschaft oder auf dem Basar. Lizenzpflichtig sind Unternehmungen wie der Betrieb einer Omnibuslinie, eines Taxis, die Er�ffnung eines Restaurants, eines Gesch�fts oder die Er�ffnung einer Arztpraxis, ebenso wie die Gr�ndung einer Firma zusammen mit einem pakistanischen Partner. In diesen F�llen muss eine Arbeitserlaubnis eingeholt werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass diese F�lle nur 5 bis10% der Fl�chtlingsbev�lkerung betreffen.

      Die "alten" Fl�chtlinge sind, wenn sie bereits in den 80er Jahren nach Pakistan gekommen sind, inzwischen integriert. Die damals erbauten Lager sind heute kaum noch als solche zu erkennen. Sie �hneln heute eher afghanischen D�rfern oder vorst�dtischen Siedlungen. Die Fl�chtlinge haben sich im Eigenbau Lehmh�user mit einer Feuerstelle errichtet; oft mit einem kleinen K�chengarten. B�ume, die vor 15 Jahren gepflanzt worden sind, sind inzwischen gro�. Es gibt Wasserzapfstellen, an denen die Frauen aus den umliegenden Gassen Wasser holen. Es gibt Teestuben, Fahrradreparaturwerkst�tten, einen Hufschmied, meistens eine Grundschule und fast immer eine kleine Moschee. Insoweit sind die Unterschiede zwischen der Fl�chtlingsbev�lkerung und der normalen einheimischen Bev�lkerung gering.

      Dennoch bestehen Spannungen zwischen der einheimischen Bev�lkerung und den Fl�chtlingen, die gelegentlich zu handfesten Konflikten f�hren. So beklagen sich die Einheimischen dar�ber, dass es im Umfeld von Lagern kaum noch m�glich ist, Brennholz zu finden, da die Fl�chtlinge die ohnehin kargen Wald- und Buschbest�nde inzwischen kahl geschlagen haben. �hnliches gilt f�r die vorhandenen sp�rlichen Weidefl�chen. In fast allen Lagern ist die Zahl der Tiere (Schafe, Ziegen, K�he, Esel, Pferde) ebenso hoch wie die Zahl der Menschen. Wenn dazu noch jahreszeitliche Nomaden kommen, die mit ihren Herden ebenfalls Anspruch auf das knappe Weideland erheben, geht dieser Konkurrenzkampf oft zu Ungunsten der afghanischen Fl�chtlinge aus.

      Dieses Problem war und ist besonders in Belutschistan akut und wird dadurch versch�rft, dass ein Gro�teil der afghanischen Fl�chtlinge keine ethnischen Belutschen sind. Belutschistan ist sowohl auf der afghanischen als auch auf der pakistanischen Seite eine Region mit traditioneller Wasserknappheit. Da im Rahmen der Fl�chtlingshilfe eine gro�e Zahl von Brunnenbohrungen niedergebracht wurden, ist der Grundwasserspiegel gro�fl�chig abgesunken. Auch die einheimischen Bauern und Viehz�chter mussten daher ihre Brunnen vertiefen, was zu erheblichen Mehrkosten f�hrt. Verst�ndlicherweise entstehen dadurch Konflikte zwischen der einheimischen Bev�lkerung und den Fl�chtlingen.

      Das Verh�ltnis der Fl�chtlinge zu ihrem Gastland ist aber nicht nur bestimmt durch Alltagserlebnisse und den wirtschaftlichen Verteilungskampf zwischen den Migranten und den Einheimischen. Das Verh�ltnis wird auch bestimmt durch die allgemeine politische Situation und durch globale, weltpolitische Konstellationen. In diesem Kontext muss gesehen werden, wie sich die afghanische Fl�chtlingsfrage f�r Pakistan insgesamt darstellt. In den 80er Jahren, d.h. unmittelbar nach der sowjetischen Invasion, wurde Pakistan f�r die westliche Welt zum Frontstaat. Die Grenze zum Sowjetimperium verlief am Khyberpass. Die USA und die NATO-L�nder hatten ein vitales Interesse daran, die weitere Expansion der Sowjetunion einzud�mmen. Pakistan profitierte von dieser Konstellation. Es erhielt massive Milit�r- und Wirtschaftshilfe und eine relativ gro�z�gige Entsch�digung f�r die Anwesenheit der afghanischen Fl�chtlinge auf pakistanischem Territorium. Diese Situation �nderte sich schlagartig mit dem R�ckzug der Roten Armee aus Afghanistan 1989 und dem anschlie�enden Zerfall der Sowjetunion. Die westliche Unterst�tzung f�r Pakistan wurde drastisch reduziert, obwohl das Fl�chtlingsproblem wegen des in Afghanistan herrschenden B�rgerkriegs bestehen blieb.

      Eine aktuelle Analyse verdeutlicht, dass die Anwesenheit einer gro�en afghanischen Fl�chtlingsbev�lkerung f�r Pakistan �berwiegend Nachteile bringt:

      - Die afghanischen Fl�chtlinge f�hren zu wirtschaftlicher Benachteiligung der einheimischen Bev�lkerung.

      - Der ungeregelte und informelle Grenzverkehr zwischen Afghanistan und Pakistan vergr��ert die M�glichkeiten des Schmuggels, des Schwarzhandels, des Waffenhandels, des Drogenhandels.

      - Die zunehmende Militanz der j�ngeren m�nnlichen Fl�chtlinge hat zu einer Kalaschnikowkultur gef�hrt, die auch unter den j�ngeren Pakistanis Anh�nger gefunden hat.

      - Die Verbindungen der Taliban mit den Warlords (S�ldnerf�hrer/Kommandanten von Freicorps) in Kaschmir und in Karachi f�hren nicht nur zu erh�hter Kriminalit�t, sondern vor allem zu zunehmender Unregierbarkeit. Die Ohnmacht des pakistanischen Staatschefs Musharraf in der Kaschmirfrage beweist diese Feststellung.

      - Pakistan selbst wird zunehmend selbst talibanisiert. Die radikalen Islamisten nehmen zu und verschaffen sich politisches Geh�r mit Bomben und Attentaten.

      - Die ohnehin latent vorhandene Gefahr des Separatismus in Pakistan wird durch afghanische Fl�chtlingsgruppen verst�rkt. Dies gilt f�r die Tribal Agency in NWFP und noch mehr f�r Belutschistan.

      Die Nachteile und Belastungen, die Pakistan zu ertragen hat, sind damit manifest, auch wenn in offiziellen Verlautbarungen immer noch von der islamischen Gastfreundschaft und der Solidarit�t zwischen den beiden V�lkern gesprochen wird. Pakistan muss ein massives Interesse daran haben, die afghanische Fl�chtlingsfrage zu l�sen.

      4.2. Fl�chtling in Iran

      �ber die afghanische Fl�chtlingsbev�lkerung im Iran ist wenig bekannt. Die iranische Regierung hat nie um internationale Hilfe zugunsten der afghanischen Fl�chtlinge nachgesucht. Sie andererseits aber auch nie westlichen Medienvertretern oder Mitarbeitern internationaler Fl�chtlingshilfswerke erlaubt, afghanische Fl�chtlingslager im Iran zu besuchen. Es gibt nur wenige Augenzeugenberichte und Aussagen von afghanischen Fl�chtlingen, die nach Afghanistan zur�ckgekehrt oder in andere L�nder weitergewandert sind.

      Der Iran war schon in den 60er und 70er Jahren, als unter dem Schah ein steiler Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen war, ein attraktives Aufnahmeland f�r afghanische Gastarbeiter. Afghanische Bauhilfsarbeiter arbeiteten in Teheran, an den Gro�baustellen am Persischen Golf, beim Bau der Atomkraftwerke. Aber auch in der iranischen Landwirtschaft gab es schon in den 70er Jahren afghanische Saisonarbeitskr�fte, zumindest in den Erntezeiten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Iran f�r afghanische Fl�chtlinge zum Asylland wurde.

      Zutreffende Zahlenangaben sind noch schwieriger zu machen als im Falle von Pakistan. �bereinstimmende Angaben gehen davon aus, dass Ende der 80er Jahre etwa 1,5 Mio. afghanische Fl�chtlinge im Iran lebten. Es ist dabei nicht klar, inwieweit die jeweiligen Berichterstatter hier voneinander abgeschrieben haben. Einigkeit herrscht auch �ber die Tatsache, dass diese Zahl in den vergangenen 10 Jahren erheblich abgesunken ist. Wahrscheinlich halten sich aber immer noch etwa 500.000 Afghanen im Iran auf. Wie im Falle von Pakistan ist diese Zahl nicht stabil, sondern Schwankungen unterworfen. Die Fl�chtlingszahlen steigen, wenn die Taliban Gebiete in Zentralafghanistan erobern oder zur�ckerobern. Die Zahlen fallen, wenn Gebiete, die bisher von den Taliban okkupiert waren, wieder befreit werden. Daneben gibt es jahreszeitliche Schwankungen und Fl�chtlingsbewegungen, die mit Naturkatastrophen zusammenh�ngen. Die anhaltende D�rre des vergangenen Jahres brachte einen erheblich vergr��erten Exodus von Fl�chtlingen aus der Gegend von Farah und aus dem westlichen Hindukusch bzw. aus Herat mit sich.

      Alle derzeitigen Lager f�r afghanische Fl�chtlinge sind im Osten des Iran, in der Provinz Khorasan mit der Hauptstadt Mashad. Es darf als sicher angenommen werden, dass der ganz �berwiegende Teil der afghanischen Fl�chtlinge aus dem Westen Afghanistans oder aus Zentralafghanistan stammt. Der Gro�teil der afghanischen Fl�chtlinge sind Farsi-Sprecher, d.h. keine Pachtungen, sondern Tadschiken, Hasara sowie Angeh�rige der beiden kleineren V�lker der Aimaq und der Farsiwan.

      Die afghanischen Fl�chtlinge im Iran leben in Lagern. Die Fl�chtlinge werden entweder zu �ffentlichen Arbeiten herangezogen oder finden selbst informelle Besch�ftigungsm�glichkeiten. Es ist bekannt, dass einige gro�e Infrastrukturprojekte wie der Ausbau der Eisenbahnlinie von Mashad nach Merv und der Bau der �berlandstra�e von Mashad nach Islam Qala mit afghanischen Hilfsarbeitern durchgef�hrt wurden. Es wurde auch beobachtet, dass afghanische Fl�chtlinge in St�dten als Kulis, d.h. als Lastentr�ger arbeiten oder Bew�sserungskan�le ausbessern oder unterirdische Kareze reinigen. Auch andere unliebsame Arbeiten wie das Reinigen von Latrinen und das Abdecken toter Tiere werden offensichtlich an afghanische Fl�chtlinge vergeben.

      Die Beziehungen zwischen dem Iran und den Taliban sind �u�erst gespannt. Die schiitischen Imame distanzieren sich bei jeder Gelegenheit von den Taliban. Die iranische Regierung hat nach wie vor diplomatische Beziehungen zur Nordallianz und unterst�tzt deren F�hrer Rabbani und Mahsud. Bei der Einnahme von Masar-i-Sharif durch die Taliban im Sommer 1999 wurde das iranische Konsulat gest�rmt. 8 iranische Diplomaten und Journalisten kamen dabei um.

      Als die Taliban-Regierung im vergangenen Jahr den Antrag stellte, Mitglied der Organisation Islamischer Staaten (OIC) zu werden, wu�te der Iran dies zu verhindern. Die Taliban-Regierung erhielt nur Beobachterstatus.

      Der Vollst�ndigkeit halber muss erw�hnt werden, dass es auch afghanische Fl�chtlinge in Tadschikistan gibt. �ber ihre Zahl oder �ber ihre Aufenthaltsorte ist dem Verfasser jedoch nichts bekannt.

      4.3. Inlandsvertriebene

      Im Zuge der milit�rischen Operationen der Taliban kommt es immer wieder zu Fl�chtlingsbewegungen innerhalb des Landes. Einzelne Regionen in Zentralafghanistan und in Nordafghanistan haben in den vergangenen 4 Jahren mehrfach die Herrschaft gewechselt. Sie wurden von den Taliban erobert - nach einiger Zeit fand eine R�ckeroberung durch die Nordallianz oder durch die Hesbe Wahdat statt - danach wieder eine R�ckeroberung durch die Taliban. Fast immer waren und sind diese milit�rischen Ver�nderungen mit Fl�chtlingsbewegungen verbunden. In einigen F�llen verlassen die Fl�chtlinge ihre D�rfer oder ihre Talschaft selbst, in anderen F�llen werden sie von den Taliban vertrieben. In vielen F�llen werden ihre Nahrungsmittelvorr�te gepl�ndert und/oder ihr Vieh geraubt. Damit wird ihnen die Lebensgrundlage entzogen, so dass nur die Flucht als Alternative bleibt.

      In der Regel fl�chten Inlandsvertriebene nach Kabul bzw. an die Stadtr�nder von Kabul. Im vergangenen Jahr hat es auch eine Fluchtbewegung nach Herat gegeben. Mit der Flucht in die St�dte haben die Vertriebenen die M�glichkeit, internationale Beobachter bzw. die Mitarbeiter der UNO-Dienststellen auf sich aufmerksam zu machen und damit Unterst�tzung zu erhalten. Dies ist oft ihre einzige �berlebenschance.

      Zu einer spektakul�ren Vertreibungsaktion kam es im Fr�hsommer 2000, als das gesamte Shamali, d.h. die fruchtbare Ebene zwischen Kabul und Charikar, und das Panjirtal von den Taliban zur�ckerobert wurden. Der Weizen, der fast erntereif auf den Feldern stand, wurde angez�ndet, Obstb�ume und Weinst�cke wurden ausgerissen und verbrannt. Bew�sserungskan�le wurden zerst�rt, d.h. alle Lebensgrundlagen der Bev�lkerung vernichtet. Die Bev�lkerung des Shamali und des Panjirtals besteht fast ausschlie�lich aus Tadschiken. Der Gro�teil von ihnen fl�chtete nach Kabul, ein kleinerer Teil �ber den Khyberpass nach Peshawar. Etwa 250 000 Menschen werden derzeit in und um Kabul vom World Food Programm mit Grundnahrungsmitteln versorgt und erhalten Kleidung, Decken sowie Heizmaterial von den wenigen noch in Kabul t�tigen Nichtregierungsorganisationen.

      Die Gesamtbev�lkerung von Kabul ist auf etwa 1,5 Mio. angewachsen. Fast die H�lfte davon sind Leute, die nicht aus Kabul stammen, sondern im Zuge von Binnenwanderung oder Vertreibung nach Kabul gekommen sind.

      Internationale Beobachter der Vertreibungsvorg�nge der vergangenen eineinhalb Jahre haben die Aktionen der Taliban mit den ethnischen S�uberungen auf dem Balkan verglichen. Bei der Vertreibung der Shamali-Bev�lkerung und bei der Zerst�rung ganzer Talschaften im Hasarajat dr�ngt sich tats�chlich diese Analogie auf. Es kann jedoch derzeit noch nicht beobachtet werden, dass eine paschtunische Besiedlung dieser Gebiete stattfindet. Eine Paschtunisierung ist �berall festzustellen, aber es gibt derzeit noch keine paschtunische Kolonisation in den eroberten Gebieten. Die Taliban sind immer noch eine Eroberungsbewegung. Sie befinden sich noch im Krieg, beherrschen das Land jedoch nicht zur G�nze. Ihr aggressiver paschtunischer Nationalismus l�sst jedoch mit Recht die Vermutung aufkommen, dass es nach einer v�lligen Eroberung des Landes keinen Platz f�r andere afghanische V�lker mehr geben wird. Die �ngste der Tadschiken, der Hasara und der kleineren V�lker sind deshalb durchaus begr�ndet und m�ssen ernst genommen werden.

      Franz-Josef Vollmer; 79194 Gundelfingen

      UNO-Kommissarin Robinson best�tigt Pl�nderungen in Kabul
      Geldwechsler in Kabul beklagen Raub von Millionen-Summen bei Taliban-Abzug
      Reuters/PASCAL VOLERY

       
        Kabul/Neu Delhi - Nach dem Abzug der radikal-islamischen Taliban aus Kabul hat es am Dienstag erste Berichte �ber Pl�nderungen in der afghanischen Hauptstadt gegeben. Hilfslieferungen der Vereinten Nationen seien in dem Durcheinander w�hrend des Einmarsches der oppositionellen Nordallianz in Kabul geraubt worden, teilte UNO-

      Geldwechsler beklagen Millionenraub

      Geldwechsler auf dem Devisenmarkt in Kabul berichteten der Nachrichtenagentur AFP, dass beim Abzug der Taliban Millionen US-Dollars geraubt worden seien. Ob in die Pl�ndereien Angeh�rige der Taliban oder der Nordallianz verwickelt waren, blieb zun�chst unklar. "Sogar unsere Computer, Teppiche und Teekannen sind weg. Das ist ein Verbrechen gegen Afghanistan", sagte Amin Djan Khosti, Chef einer Geldwechselagentur. Den Gesamtverlust bezifferte Khosti auf 1,5 Millionen US-Dollar (1,68 Mill. Euro/23,1 Mill. S) und hundert Millionen pakistanische Rupien (rund 24,5 Millionen S). Alle 80 Wechselgesch�fte seien gepl�ndert worden, die Diebe h�tten das Geld mit Lastwagen abtransportiert.

      Ein weiterer Geldwechsler wies darauf hin, dass viele normale Einwohner Kabuls nun ihre Ersparnisse verloren h�tten: "Der Markt war eine Art inoffizielle Bank. Die Leute haben ihr Geld bei uns angelegt, weil sie den staatlichen Banken nicht vertrauen." (APA/AFP/Reuters)

       

       

      Soldiers of Islam: Origins, Ideology and Strategy of the Taliban

      - Aabha Dixit, Research Associate, IDSA

      Introduction

      Labelled variously as soldiers of Islam, a militia in pursuit an obscurantist fundamentalist ideology, the greatest destabilising threat to the Central Asian Republics, the Taliban�s rise to pre-eminenece in Afghanistan necessitates an understanding of their origins, ideology and strategy in the quest for unrivalled power in the country.

      Creation of the Taliban

      They emerged from anonymity in 1993 and in the span of four years have radically changed the complexion of the Afghan civil war by becoming the notable political elite. Essentially, the Taliban grew out of the turf battle between the Inter-Services Intelligence (ISI) and Interior Ministry in Islamabad during Benazir Bhutto�s second term. The Establishment had resisted their creation and reportedly criticised Benazir Bhutto for the use of the Taliban for their November 1994 operation in rescuing the trade caravan on its way to Central Asia that had been captured by the local warlord of Kandahar. The ISI which had run the Afghan operations with complete autonomy since the late 1970s, was averse to the Taliban because they had continued to pin faith on the Hizb-i-Islami under Hikmatyar to dislodge the Rabbani government. More importantly, the ISI viewed the Taliban as yet another Benazir Bhutto ploy to reduce its role in Afghan affairs. But Maj. Gen.(Retd) Nasrullah Babar who had assumed a mandate from the Bhutto government to attempt a parallel track, which offered the possibility of opening new options in Afghanistan, relentlessly pursued the Talib option, which initially led to the weakening of the hold of the ISI on the conduct of Islamabad�s Afghan policy. Eventually, the remarkable success of the Taliban forced the ISI to coopt itself into training and guiding the Taliban ranks. Despite persistent denials by the Benazir Bhutto government, there is little doubt that the Taliban have been created, trained and equipped by the ISI and Interior Ministry special forces. According to some estimates, the Taliban require $70 million on a monthly basis to keep the militia in functional order and a �major part of this money is provided from across the Afghan-Pak border. Recent purchases by the Taliban of tanks, artillery pieces and armoured personnel carriers ( APC ) have come from illegal tax checkpoints that have been raised along the trade routes linking Pakistan to the Central Asian Republics. The Taliban have become a more cohesive force, stocked with adequate weapons, including an Air Force, as a result of the ISI�s vigorous assistance. There have also been reports that Pakistani Army personnel are already present in Taliban ranks, taking part in operational and tactical missions. Today the

       


       

      Taliban are over 50,000 strong, with 300 tanks, APCs and a squadron of MiG aircraft.1

      While there has been no doubt that most of the funding for the Taliban has come from Saudi Arabia, the Kandahar based organisation has not been able to resist using drug production to fund its activities. Despite controlling a majority of poppy producing areas and publicly maintaining an anti-drug profile, recent reports from the UN Drug Control Programme (UNDCP) indicate poppy was harvested from 55,000-58,000 hectares during 1996, which is slightly higher than 1995. Despite political uncertainty, new routes from Afghanistan to Europe and beyond were used.2

      The nucleus for the Taliban have been Afghan Talibs (students) who were studying in large numbers in madrassas throughout Pakistan. Studying in madrassas offered a way out of the dreary living conditions inside Afghanistan, as most madrassa chieftains supported the Talibs during their stay at the madrassas in a bid to increase adherents to their particular sect. Between 1989 and 1991, a few thousand Mujahideen, disillusioned with the post-Soviet withdrawal fighting amongst the various Mujahideen� groups also joined these madrassas. In creating the Frankenstein monster, the brilliance of General Babar�s accurate analysis of understanding the prevailing sense of despondency amongst ordinary Afghans will have to be acknowledged. Until the emergence of the phenomenon of the Taliban, the Pakistani Establishment either overestimated the strength of the various Mujahideen groups in different regions of Afghanistan or preferred to achieve their objectives by placing implicit faith of resolving the Afghan conflict in their favour by pushing one group the Hizb-i-Islami under Culbuddin Hikmatyar. General Babar, therefore perceptively recognised the role of the madrassas in being the fertile ground for indoctrinating the Afghan Talibs to find a new way of establishing a new order. Closer interaction with numerous madrassas all over Pakistan and specially those belonging to the Deobandi denomination, because these were funded by the Saudis, saw the first beginnings of a new puritanical group that would seek to cleanse the country of its corrupt Mujahideen leaders.

      At the same time, there was realisation in Islamabad which questioned the ability of major Mujahideen factions to retain fighters. Surplus weapons or religious ideology were no longer inducing these fighters to remain loyal to faction leaders. Like all protracted civil war conditions, once there is a dilution of revolutionary zeal among the foot soldiers, the only manner in which the leaders could retain their loyalty is through money. This condition had become evident in Afghanistan from 1993 when reports of the growing role of faction leaders in playing in the volatile money markets of Kabul, Herat, Kandahar and Peshawar became well known. It was also during Najibullah�s post-Soviet rule that frequent desertions by local commanders became common practice. Najib used it with great success to repulse the Pakistan aided attacks on Jalalabad and Khost in 1992.

      As a result, when the Taliban, supported by Islamabad entered the Afghan arena, there was a clear strategy of targetting local commanders of regional warlords in a piecemeal fashion. This would explain in large measure their blitz through southern and central Afghanistan, capturing 14 provinces without encountering resistance. Even in 1997, this policy has been pursued with even greater success in sensuring that their non-Pashtun opponents like Ahmed Shah Masood, Abdul Rashids Dostam, Karim Khalili and Syed Naderi have been� weakened not through battles but by desertion of men, local commanders and equipment. The Taliban�s recent entry into Salang was facilitated after a local commander, Bashir Salangi, switched sides. Similarly, in Uzbek territory, the Taliban took advantage of the brewing crisis. between General Dostam and Abdul Malik to "buy off" the latter, along with a string � of his local commanders. The fall of Mazar-i-Sharif and the fleeing of a once very powerful Dostam took place only after his entire frontline commanders switched sides for large sums of money.

      Support Base of the Taliban in Pakistan

      Initially, the Taliban�s principal supporter was Fazlur Rahman, the Jamaat-i-Ulema-Islam (JUI) leader from Baluchistan. The first batches of Talibs from seminaries run by Maulana Fazlur Rahman were trained by the Frontier Constabulary Corps and the Sibi Scouts in training camps near the Baluch border with Afghanistan. Subsequently, reinforcements for the Taliban militia came from other seminaries located in other parts of Pakistan. The most important seminary is located in New Town area of Karachi called Jamiat-ul-Uloom-il-Islamiyyah. Run by Maulana Mohammed Yusuf Binnori, the seminary has 8,000 students from different nationalities. There have been unconfirmed reports that the Taliban supremo, Mullah Omar, studied at this seminary. But the seminary has assumed a prominent place within the Taliban hierarchy based in Kandahar, with three seminary members within the ruling six-member council. Even during the recent call by the Taliban leadership for sending more men into the frontlines following the reversal at Mazar-i-Sharif, it is believed that the elusive Mullah Omar had spoken to the "Binnori" Madrassa in New Town.

      Mullah Omar clearly acts as primus inter paruts within the six-member council in Kandahar. Sketchy details of Omar have become available. Apart from making his mark in fighting the Soviets, Omar is reported to have lost one eye, but is well built (over 6 feet 6 inches tall) and is in his early forties. Well versed in Farsi, Omar is not a cleric. He was associated with Nabi Mohammadi�s Harkat group which was close to the Saudis. He is reportedly influenced by the Deobandi school of thought.

      The growth chart of the Taliban has run parallel to the mushrooming of sectarian madrassas in Pakistan in recent years. The Punjab government had conducted a secret survey in 1997 which revealed staggering figures. As revealed in a micro-study of one sectarian organisation, the Muridke (Sheikhupura district) based madrassa belonging to the Sipah-i-Sahaba Pakistan (SSP) had spread its tentacles with 28 centres in Punjab alone. This madrassa is of recent origin having begun its functioning in 1987. Today, it has spread its tentacles into Baluchistan with 3 centres, 3 centres in interior Sind, 43 centres in Karachi alone, besides having representative bodies in various universities. At a macro-level, the mushrooming of sectarian bodies has been documented in another survey conducted in 1996. There were 2,512 functioning deeni madrassas, representing all schools of sectarian thought in Punjab. This figure sharply contrasts with the creation of 868 madrassas between 1947 and 1975. All these madrassas were reported to have a student enrolment of over 2 lakh students. A nation-wide survey would reveal the overwhelming influence that madrassas have come to assume in Pakistani politics as well as in the Taliban�s growth chart.

       

      Taliban�s Route to Power in Afghanistan

      The rise of the Talibs is thought to have begun with the capture of the small town of Doorahi on the outskirts of Kandahar, although other reports have indicated that Talibs were initially used along border areas to prevent cross border smuggling of goods. From there the Talibs moved to Spin Boldak, a town controlled by Mullah Akhtar Jan who owed allegiance to Hikmatyar. After Spin Boldak, it was a remorseless movement towards the periphery of Kabul, capturing 10 provinces in the process. The unexpected success meant requiring more Talibs for operations. As a result, in less than six months after Spin Boldak, their ranks swelled from 2,500 to over 30,000 by the time they were perched at the gates of Kabul. But significantly, they had to fight no major battle, as bribery accounted for most turnarounds. They fought two battles in 1995 to gain Farah and Nimroz provinces.3 But without battle experience, Masood�s forces were able to keep them at bay along the perimeter of Kabul for over a year. Before the capture of Kabul, they suffered a few defeats when the Rabbani forces pushed them out of Zabul and parts of Hilmand province.4

      Their capture of Kabul in September 1996 was a combination of several factors, which significantly did not include exhibiting their military prowess on the battlefield. Rapid desertions amongst the Pashtun militia. then aligned with Masood for the defence of Kabul, the failure of Dostam to switch sides from the Taliban into Masood�s camp, thereby relieving pressure on the Afghan capital from the north-west and the slow but steady progress made by the Taliban to cut Masood�s links with Jalalabad, forced the Tajik militia to make a strategic retreat from Kabul. In the post-Kabul capture scenario, buoyed by their recent successes, they pushed ahead into Jabal-us-Siraj, Gubahar and Bagram. But they suffered humiliating defeats near the Salang Tunnel. These reverses forced the Taliban to undertake the now familiar strategy of encouraging defections amongst local commanders before making their advances. In February 1997, their move into the Ghorband Valley, which lies adjacent to the Panjshir Valley, came after local commanders switched sides, along with their equipment. This weakened Masood and the Shia forces of the Hizb-i-Wahdat, located near the Shiber Pass. In their push through the Chorband Valley, a month later, they were able to split the Hizb-i-Wahdat by having two key commnanders desert Khalili, allowing the Taliban an open route towards Mazar-i-Sharif. These two key commanders had belonged to a faction of the Hizb-i-Wahdat led by Haji Diljo, with whom the Taliban had nearly clinched an accord in July 1997 in Maidan Shahr.�5 Azizullah and Gafoor, two commanders from the Ghorband Valley who belonged to Masood defected during the same period, weakening the Masood-Khalili alliance.

      In simultaneous negotiations with Uzbek leaders belonging to the Rasul Pahalwan faction, the Taliban had been successful in weaning away Abdul Malik Pahalwan and Gul Mohammad, the younger brothers of Rasul. By exploiting natural differences between Dostam and the Pahalwan faction for leadership of the Jumbush Milli as well as agreeing to pay Abdul Malik a staggering sum of $200 million, the Taliban ensured that most of Dostam�s field commanders on the frontline deserted Dostam, forcing the Uzbek warlord to flee Mazar-i-Sharif. Failure to understand the sensitivities of the Uzbeks and the Shia population, led to the Taliban being counter-attacked by Abdul Malik and Karim Khalili�s forces, exposing the Taliban�s poor record in actual fighting.

      Ideology of the Taliban

      Initially metamorphosed into a militia by using disenchantment amongst the ranks with existing Mujahideen leaders, the Taliban revealed their Islamic ideology only after the capture of Kandahar. Between Doorahi and Kandahar, the ISI cultivated the Taliban amongst their principal backers viz" Saudia Arabia and the US with a "catch all" philosophy. To the US and Pakistan, the Taliban�s attempts to curb poppy growing and heroin refinement was a welcome step as their own attempts to break the nexus between the smuggler and drug producer were unsuccessful. If the anti-drug programme undertaken by the Taliban provided tacit backing from Washington, pushing for a pristine Islamic society found favour with the Saudis, who were not only bankrolling the madrassas inside Pakistan, but were now reported to be funding the Taliban as well. The only discordant voice came from the Iranians, who along with other ethnic minority groups like the Tajiks, Hazaras and Uzbeks perceived the entry of the Taliban as an attempt to reintroduce Pashtun hegemony in Afghanistan, undermining the plural character of Afghan society.

      In areas controlled by the Taliban, efforts to impose a very narrow interpretation of the Shariah were made. All Western technological advances including TVs, VCR, photography, films were condemned and individual items destroyed and publicly displayed. Capital punishment was used frequently and the position of women and children was reduced to pathetic proportions. All these efforts, dubbed as "obscurantist", came in for strong criticism from the West, forcing countries like the USA to refrain from recognising the Taliban regime in Kabul. But in the past year, the Taliban leadership has shown some sensitivity to world opinion by seeking to re-define its interpretation of women and children. Similarly, they have modified their strong objection to photography and routinely allow the foreign Press to film Taliban fighters. The top leadership, however, remains adamant about not being captured on film. Another indication of the Taliban bowing to international pressure was the recent controversy over blowing up Buddha statutes in Bamiyan. A spate of criticism finally forced the Taliban leadership to issue a denial. A third indication of the Taliban leadership becoming less doctrinnaire in their approach is the recent 3-point offer by Mullah Omar to the northern Opposition alliance which recognises the multi-ethnic character of Afghanistan and seeks political accommodation. Such a change of tactics has taken place undoubtedly with prodding from Pakistan, which now places a greater premium on getting a semblance of order and peace in the country to facilitate closer links with Central Asia. The Taliban are not isolationist in approach, and have offered closer contacts with the rest of the world. These have largely been conditioned by the fact that there has been negative publicity about their implementation of Shariah laws.6

      But there has been sharp reaction from human rights groups in Europe and the US. Ulrich Fischer of the Greens Party accused the Taliban of creating a "religious police state� and that Western countries should be very conservative in their official recognition of the Taliban." The presence of the Saudi terrorist, Osama bin-Laden, in Afghanistan, proved embarrassing for the Taliban as well. Initially, the Taliban confirmed that Laden was in Afghanistan, but when pressures for his extradition increased, the Taliban leadership refused extradition, but announced that Laden would not be allowed to use Afghan soil to target other countries.

      Divisions within the Taliban

      In these four years of existence, the Taliban have been successful in maintaining a monolithic image, with Mullah Omar as the head of the movement. But a closer analysis of the Taliban leadership structure would reveal that there are factions within the organisation. The first such divide came to notice during the siege of Kabul in 1996. There were reports that some factions of the Taliban were not averse to doing local deals with the Rabbani government, while the Kandahar based leadership shunned all contacts with Kabul. In one such instance, the local commander of the Taliban forces had agreed to an "unofficial" 10-day ceasefire, which pro-Rabbani leaders within the Taliban were reported to have resorted to, so as to �test the sincerity of the Rabbani government." This ceasefire had been brokered by a Pakistan political leader, Mohammad Khan Sherani, and was done to secure the release of 85 Talibs.7 Elsewhere, specially around their strongholds in Kandahar, the Taliban had spurned all offers to cease fires with Rabbani. A Kandahar based Taliban leader, Mullah Rabbani, had been quoted as saying that "we don�t believe in talks with Rabbani as long as he is in power."8 In another instance, fighting between Rabbani�s forces and the Taliban broke out in Dilaram area of western Afghanistan, when an unofficial ceasefire came into effect in other areas where they faced each other.9

      In another instance, there was an instant rejection of proposals made by the Kabul regime by the Quetta based Taliban spokesman, which in turn had come within hours of Islamabad officially rejecting them as �backward". But the Kandahar based leadership council under Mullah Omar agreed to meet the Kabul delegation in their first official contact in October 1995. The Kandahar group is more purist in its approach demanding that Afghans keep beards among other edicts that they have issued, �while the other centres of the Taliban, mainly the Pakistan based ones, want a less doctrinnaire imposition of Islamic values and life styles.

      When UN Special Envoy Mehmoud Mestiri had resumed his peace parleys in Afghanistan in March 1996, he had been assured by the political leadership of the Taliban, represented by Maulvi Mohammad Rabbani, who also commanded the forces encircling Kabul, that the Taliban were ready for discussions with the Rabbani government. With this perceived shift in the Taliban�s strategy, Mestiri had moved to Kabul to tie up other details. This would explain in large measure the Taliban�s removal of heavy weaponry from areas surrounding Kabul very recently. But no sooner had Maulvi Rabbani given this assurance to the visiting UN envoy, the religious leadership based in Kandahar rejected talks with Kabul, scuttling Mestiri�s efforts. In an bid to shore up their support bases, the Taliban leadership called. an Ulema Shoora in Kandahar comprising 1,500 delegates, which in turn declared Maulvi Omar, the 37-year-old founder of the movement, as the next Amirul Momineen.

      During the recent forward move into Nangrahar in September 1996, hardliner elements in the Taliban leadership like Mullah Mohammad Ghaus and Maulvi Wakeel Ahmed, who have been favouring a tougher stance against the Kabul government, brushed aside the neutrality claims of the Shoora-i-Mashreqi and virtually walked into the capital, Jalalabad.

      With the passage of time and after the incorporation of local commanders who �had defected from other Mujahideen groups, the Taliban leadership has been exposed to more dissensions. Broadly, two types of divisions exist in the organisation. The first division is between factions of the Taliban itself, with some factions, notably those led to Mullah Ghous and Maulvi Ehsanuilah, plugging a more moderate line. Another faction, led by Maulvi Khairullah and Maulvi Rabbani, are believed to be more orthodox and are presently supported by Mullah Omar. The second split is between the new entrants and the older leadership. Differences in the comings days would be magnified with newer warlords being inducted into the Taliban organisational set-up.

      Conclusion

      Several conclusions can be drawn from this detailed study of the Taliban First, their embryonic connection with Pakistan is well known and widely acknowledged within Pakistan. Further proof has been provided by Islamabad�s recognition of the Taliban government in Kabul. Second, despite the desire of the Taliban to put into place a conservative and orthodox regime, there have been numerous examples of the Taliban making concessions to improve their international image. Third, in the past four years, the Taliban have shown the capability to build a massive force in comparison to their opponents, but their performance on the battlefield has been less than satisfactory. The Taliban have not been able to coalesce into a fighting force capable to crushing its opposition. Fourth, despite their present dependence on Islamabad, the Taliban have given enough indication that they would seek to operate independently once in control of the country. Fifth, for Pakistan, the rise of the Taliban might have helped to break the logjam that had been created because of the indecisive intra-Mujahideen fighting since the Soviet withdrawal. But unleashing into the civil war an unknown element has radically altered the character of the civil war. But this by itself does not guarantee Islamabad a feeling that it would achieve its objectives in Afghanistan.

      NOTES

      1. Hindustan Times, September 26, 1995.

      2. The News, March 18, 1997.

      3. Frontier Post, May 14, 1995.

      4. Muslim, May 14,1995.

      5. "Taliban Confirm Accord with Hezb-i-Wahdat", The News, July 16.,1996.

      6. The Frontier Post, February 22, 1997.

      7. The News, June 21, 1995.

      8. Muslim, June 1, 1995.

      9. Frontier Post, June 14, 1995.

      Afghanistan - INTRODUCTION

      Afghanistan is an impoverished, landlocked Asian country that has experienced two decades of constant warfare. High mountains and desert make for extremes of climate. Many roads are barely passable. The current civil war has pitted the Taleban militia, which controls the southern two-thirds of the country, against an alliance of opposition forces in the north. The U.S. Embassy in Kabul is closed indefinitely due to security conditions, and no country represents the United States in Afghanistan. Former President Rabbani claims to be the head of the Government and controls most of the country's embassies abroad and retains Afghanistan's UN seat after the U.N. General Assembly deferred a decision on Afghanistan's credentials.

      Afghanistan in 1997 continued to experience civil war and political instability. There was no central government. The mostly Pashtun Taleban forces battled the opposition Northern Alliance, which includes the country�s next three largest ethnic groups, on various fronts and as the year progressed the ethnic divide became increasingly bitter. Political killings, torture, rape, arbitrary detention, looting, abductions and kidnapings for ransom are committed by armed units, local commanders, and rogue individuals. At the end of the year, about one million Afghan refugees were believed to be in Pakistan and about 1.4 million living in Iran.

      Formal economic activity remains minimal and is inhibited by recurrent fighting and roads blocked by local commanders. The northern areas all suffer from brigandage. Commercial trade is impeded in certain non-Taleban areas, as local commanders continue to demonstrate their control over the roads by demanding road tolls and sometimes closing roads. Despite these obstacles, many people continue to travel relatively freely, with buses plying routes in most parts of the country. Agriculture, including high levels of opium poppy cultivation, is the mainstay of the economy. Afghanistan remains the second largest opium producer in the world. Trade is mainly in fruits, minerals, and gems, as well as goods smuggled to Pakistan. There are also rival currencies, both very inflated.

       

       

       

      Ethno-Linguistic and Religious Composition

       

      Afghanistan has long been a country in turmoil. For decades, Islamic movements, communists and tribal warriors have struggled for control of a nation that is geographically and ethnically fragmented. Afghanistan is still largely a tribal society, divided into many tribes, clans and smaller groups. Considerable variation in the types of terrain, and obstacles imposed by high mountains and deserts, account for the country's marked ethnic and cultural differences. Muslims comprise 99 per cent of the population of Afghanistan , approximately 80 per cent of them Sunni and the remainder Shi�a followers. The Shi�a minority is concentrated in central and western Afghanistan.
      • The Pashtuns (also called Pathans) are the largest single ethnic group constituting some 40 % of the population of Afghanistan . They are predominantly Sunni Muslims and live mainly in the center, south and east of the country. The British-drawn Duran Line of 1893 demarcated the border of modern-day Pakistan and Afghanistan with little or no thought to the Pashtun people who lived on either side.
      • The Tajiks are the second largest group, whose language is Persian. Most of them are Sunni Muslims, but Shi�a Muslim Tajiks are also found in the West of the country (around and in the city of Herat), and in Kabul.
      • The Hazaras are of Eastern Turkic origin and followers of the Shi�a Muslim confession using Farsi as their lingua franca.
      • The Uzbeks and Turkomans are followers of the Sunni Muslim tradition and are ethnically and linguistically Turkic.
      • Other Afghan Turkic groups include the Kypchak, Kazakh, Aimaq, Wakhi and Kirghiz. The Nuristanis live in the middle of the Hindu Kush mountain range in four valleys, with each valley having its own district language/dialect - Kati, Waigali, Ashkun and Parsun. The Baluchis and Brahuis practise Sunni Islam and their languages are Brahui and Baluchi.

       

       

      Cold War Developments

       

      Mohammad Zahir Shah reigned as monarch from 1933 to 1973. In 1964, King Zahir Shah promulgated a liberal constitution that produced few lasting reforms, but permitted the growth of unofficial extremist parties of both left and right. This included the communist People's Democratic Party of Afghanistan (PDPA), which had close ideological ties to the Soviet Union. In 1967, the PDPA split into two major rival factions: the Khalq (Masses) faction headed by Nur Muhammad Taraki and supported by the military, and the Parcham (Banner) faction led by Babrak Karmal. The split reflected deep ethnic, class, and ideological divisions within Afghan society.

       

      Zahir's cousin, Sardar Mohammad Daoud, served as his Prime Minister from 1953 to 1963. Amid charges of corruption and malfeasance against the royal family and poor economic conditions caused by the severe 1971-72 drought, former Prime Minister Daoud seized power in a military coup on July 17, 1973. Daoud abolished the monarchy, abrogated the 1964 constitution, and declared Afghanistan a republic with himself as its first President and Prime Minister. His attempts to carry out badly needed economic and social reforms met with little success, and the new constitution promulgated in February 1977 failed to quell chronic political instability.

      Seeking to exploit more effectively mounting popular disaffection, the PDPA reunified with Moscow's support. On April 27-28, 1978, the PDPA initiated a bloody coup which resulted in the overthrow and death of Daoud and most of his family. Nur Muhammad Taraki, Secretary General of the PDPA, became President of the Revolutionary Council and Prime Minister of the newly established Democratic Republic of Afghanistan. Opposition to the Marxist government emerged almost immediately. During its first 18 months of rule, the PDPA brutally imposed a Marxist-style "reform" program which ran counter to deeply rooted Islamic traditions.

      By the summer of 1978, a major revolt in the Nuristan region of eastern Afghanistan spread into a country-wide insurgency. In September 1979, Hafizullah Amin, who had earlier been the Prime Minister and minister of defense, seized power from Taraki after a palace shootout. Over the next two months, instability plagued Amin's regime as he moved against perceived enemies in the PDPA. By December, party morale was crumbling, and the insurgency was growing.

      The Soviet Union moved quickly to take advantage of the April 1978 coup. In December 1978, Moscow signed a new bilateral treaty of friendship and cooperation with Afghanistan, and the Soviet military assistance program increased significantly. The regime's survival increasingly was dependent upon Soviet military equipment and advisers as the insurgency spread and the Afghan army began to collapse.

      By October 1979, however, relations between Afghanistan and the Soviet Union were tense as Hafizullah Amin refused to take Soviet advice on how to stabilize and consolidate his government. Faced with a deteriorating security situation on December 24, 1979, large numbers of Soviet airborne forces, joining thousands of Soviet troops already on the ground, began to land in Kabul under the pretext of a field exercise. On December 26, these invasion forces killed Hafizullah Amin and installed Babrak Karmal, exiled leader of the Parcham faction, as Prime Minister. Massive Soviet ground forces invaded from the north on 27 December 1979.

      But soon it became apparent to the Soviets and the rest of the world that crushing the resistance was not a task that could be accomplished easily or quickly. Following the invasion, the Karmal regime, although backed by an expeditionary force of about 120,000 Soviet troops, was unable to establish authority outside Kabul. As much as 80% of the countryside, including parts of Herat and Kandahar, eluded effective government control. An overwhelming majority of Afghans opposed the communist regime, either actively or passively. Afghan freedom fighters (mujahidin) made it almost impossible for the regime to maintain a system of local government outside major urban centers. Poorly armed at first, in 1984 the mujahidin began receiving substantial assistance in the form of weapons and training from the U.S. and other outside powers.

      In May 1985, the seven principal Peshawar-based guerrilla organizations formed an alliance to coordinate their political and military operations against the Soviet occupation. Late in 1985, the mujahidin were active in and around Kabul, launching rocket attacks and assassinating high government officials. The failure of the Soviet Union to win over a significant number of Afghan collaborators or to rebuild a viable Afghan army forced it to bear an increasing responsibility for fighting the resistance and for civilian administration.

      Soviet and popular displeasure with the Karmal regime led to its demise in May 1986. Karmal was replaced by Muhammad Najibullah, former chief of the Afghan secret police (KHAD). Najibullah had established a reputation for brutal efficiency during his tenure as KHAD chief. As Prime Minister, though, Najibullah was ineffective and highly dependent on Soviet support. Undercut by deep-seated divisions within the PDPA, regime efforts to broaden its base of support proved futile.

      By the mid-1980s, the tenacious Afghan resistance movement--aided by the United States, Saudi Arabia, Pakistan, and others--was exacting a high price from the Soviets, both militarily within Afghanistan and by souring the U.S.S.R.'s relations with much of the Western and Islamic world. Although informal negotiations for a Soviet withdrawal from Afghanistan had been underway since 1982, it was not until 1988 that the Governments of Pakistan and Afghanistan, with the United States and Soviet Union serving as guarantors, signed an agreement settling the major differences between them.

      Following the 14 April 1988 agreement between Afghanistan, Pakistan, the USSR and the US, the departure of Soviet forces commenced in mid-1988 and was completed in 1989. The agreement, known as the Geneva accords, included five major documents, which, among other things, called for U.S. and Soviet non-interference in the internal affairs of Pakistan and Afghanistan, the right of refugees to return to Afghanistan without fear of persecution or harassment, and, most importantly, a timetable that ensured full Soviet withdrawal from Afghanistan by February 15, 1989. About 14,500 Soviet and an estimated one to two million Afghan lives were lost between 1979 and the Soviet withdrawal in 1989.

      Significantly, the mujahidin were neither party to the negotiations nor to the 1988 agreement and, consequently, refused to accept the terms of the accords. As a result, civil war did not end with the Soviet withdrawal, completed as scheduled in February 1989. Instead, it escalated. Najibul-lah's regime, though failing to win popular support, territory, or international recognition, was able to remain in power until 1992.

      Post-Cold War Developments

      The supply of arms to both sides (the U.S. and Pakistan to the mujahedin and the Soviet Union to the regime in power) was not halted and violent conflict continued. Under pressure from their US, Pakistani, and Saudi Arabian supporters, the Sunni groups chose an Afghanistan Interim Government-in-exile (AIG) at a shura (council) held in Pakistan in 1989 as the last Soviet troops were departing. With the help of the US Central Intelligence Agency (CIA) and of the Pakistani military intelligence, new military campaigns were launched by the mujahedin in the latter half of 1990. As the civil war continued, ethnic divisions prevailed, within both the army and groups of the mujahedin, between the majority Pashtuns and minority ethnic groups such as the Uzbeks and the Tajiks.

      The Soviet-supported Najibullah regime remained in power through the defection of General Abdul Rashid Dostam and his Uzbek militia in March 1992. However, as the victorious mujahidin entered Kabul to assume control over the city and the central government, a new round of internecine fighting began between the various militias, which had coexisted only uneasily during the Soviet occupation. With the demise of their common enemy, the militias' ethnic, clan, religious, and personality differences surfaced, and the civil war continued.

      Seeking to resolve these differences, the leaders of the Peshawar-based mujahidin groups agreed in mid-April to establish a 10-member leadership council composed of mujahidin leaders and presided over by the head of the Jamiat-i-Islami, Professor Burhanuddin Rabbani, pending elections. In June the Leadership Council elected Rabbani as President.

      Heavy fighting broke out in August 1992 in Kabul between forces loyal to President Rabbani and rival factions, particularly those who supported Gulbuddin Hekmatyar's Hezb-i-Islami. On 28 December 1992 the Najibullah regime installed by the Soviets collapsed. After Rabbani convened a highly controversial council to extend his tenure in December 1992, fighting in the capital flared up in January and February 1993.

      After the so-called Islamabad Accord of March 1993, Afghanistan was formally ruled by President B. Rabbani from Jamiat-i Islami. The post of Prime Minister went to the leader of Hizb-i Islami, G. Hekhmatyar. The Islamabad accord failed to have a lasting effect, and a follow-up agreement, the Jalalabad accord, called for the militias to be disarmed but was never fully implemented. Through 1993, Hekmatyar's Hezb-i-Islami forces, allied with the Shi'a Hezb-i-Wahdat militia, clashed intermittently with Rabbani and Masood's Jamiat forces. Cooperating with Jamiat were militants of Sayyaf's Ittehad-i-Islami and, periodically, troops loyal to ethnic Uzbek strongman Abdul Rashid Dostam.

      Renewed intense fighting broke out on 01 January 1994, when Prime Minister G. Hikmatyar, in a new alliance with Uzbek General Dostum (who headed his own National Islamic Movement in northern Afghanistan) attempted to force President B. Rabbani from office. Soon after taking power in Kabul, fierce and devastating factional fighting started to flare up in the capital. Kabul, remained divided, with different parts of the city in the hands of different factions and groups. The administrative centrality of the state collapsed and complete chaos and anarchy prevailed over the country.

      By the end of 1997 the Pashtun-dominated ultra-conservative Islamic movement known as the Taleban controlled over two-thirds of the country, including Kabul, the capital and largest city. General Abdul Rashid Dostam, an ethnic Uzbek, controlled several north-central provinces, having driven out his rival Uzbek commander, General Abdul Malik. The Hezb-i-Wahdat faction led by Usted Karim Khalili, composed of the Shi'a Hazara ethnic minority, controlled Bamiyan and parts of eight surrounding provinces in the mountainous center of the country, which is known as the Hazarajat. Former President Burhanuddin Rabbani and his military commander, Ahmed Shah Masood, both Tajiks, controlled only three northeastern provinces. Masood's forces, however, continue to threaten Taleban-held Kabul and remain within rocket range of the city. At year's end, there was a rough military stalemate following the failure of the Taleban to take Mazar-i-Sharif, the last major city remaining outside of their control, on two separate occasions. The Taleban, however, remained the country's primary military force.

      As of mid-1998 military operations, sometimes involving intense fighting, frequently take place, especially around Kabul and in Takhar, Kunduz, and Baghlan provinces in the northeast and Faryab and Badghis provinces in the northwest, areas that have been recently or repeatedly contested or mark the dividing lines between competing armed groups. The City of Mazar-I-Sharif has been the site of repeated fighting between rival militias, as well as between the Taliban and the northern alliance. The City of Kabul occasionally experiences rocket attacks. Dostam's forces bombed Kabul in January 1997, and Masood's forces continue to bombard Kabul, though probably with less effect. Military encounters, including aerial bombing, rocketing, and artillery shelling occur sporadically and unpredictably, particularly in the northern half of the country. Westerners remain vulnerable to politically and criminally motivated attacks and violence, including robbery, kidnapping and hostage-taking. Land mines are still prevalent throughout the countryside. Close to ten million land mines and unexploded ammunition pose a danger to all visitors to Afghanistan.

       

       

       

       

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